Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eigentlich folgen in dieser Woche zwei Feiertage unmittelbar aufeinander: heute ist Fronleichnam und morgen ist Johannistag. Beide Feiertage haben etwas miteinander zu tun: Sie bringen die gute Nachricht von Jesus unter die Leute.
Leider ist der Johannistag etwas in Vergessenheit geraten. Er geht zurück auf den biblischen Täufer Johannes. Der verstand sich selbst als ein Vorbote Jesu.
Und diese Nachricht trug er an die Öffentlichkeit. „Nach mir", sagte er, „wird einer kommen, der wird die Welt verändern. Darauf sollt ihr euch heute schon vorbereiten", predigte er den Leuten." Darum tut Buße, ändert euer Leben, lasst Euch taufen". Er vergab den Leuten in Gottes Namen ihre Schuld und taufte sie, als Zeichen für das neue Leben, im Jordan. Auch Jesus ließ sich übrigens dort von ihm taufen.
Johannes der Täufer muss ein ziemlich extremer Typ gewesen sein.
In der Bibel steht, er habe sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt. Ein kratziges Gewand aus Kamelhaaren soll er auch angehabt haben. Sein entschiedenes öffentliches Auftreten aber hat nicht allen gepasst. Er hat nämlich auch gefordert, dass der Glaube an Gott öffentliche Konsequenzen haben muss.
Als Johannes den Herrscher von Galiläa, Herodes Antipas kritisierte, wegen dessen Ehe mit der Schwägerin Herodias, wurde er ins Gefängnis geworfen und auf Wunsch seiner Stieftochter Salome sogar enthauptet(Mt 3).Ein grausiges Schicksal, das Johannes der Täufer mit vielen Anhängern des neuen christlichen Glaubens teilte. Damals konnte ein öffentliches Bekennen des eigenen Glaubens lebensgefährliche Konsequenzen haben.
Bei uns in Deutschland gehört das Recht auf den eigenen Glauben zu den Menschenrechten. Aber mit seinem Glauben auf die Straße zu gehen, das kann und will auch heute nicht jeder. Vom eigenen Glauben reden, scheint vielen peinlich. Für katholische Christen ist heute an Fronleichnam der Tag ihres öffentlichen Bekenntnisses an Christus. Sie gehen mit dem Evangelium, mit der guten Nachricht von Jesus auf die Straße. Sie zeigen damit: die Liebe Gottes, die Jesus den Menschen gebracht hat, die gehört unter die Leute. Diese gute Nachricht soll nicht nur hinter Kirchenmauern verkündet werden.
Auch wenn wir evangelischen Christen unseren Glauben heute nicht mit einer festlichen Prozession durch die Straßen zum Ausdruck bringen wie unsere katholischen Geschwister. Die Überzeugung, dass das, was Jesus in die Welt gebracht hat, öffentlich wichtig ist, das verbindet uns. Und das verbindet auch diese beiden Feiertage: Fronleichnam heute und Johannistag morgen.

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