Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Zum Leben braucht man so mancherlei. Nahrung und sauberes Wasser, ein Dach über dem Kopf und was zum Anziehen, regelmäßiges Einkommen, auf das man sich verlassen kann. Und dann natürlich tausend Dinge, die mehr oder weniger lebensnotwendig sind. Auto, Telefon, PC, der Teddybär, der Lippenstift, der Kaffee zum Frühstück. Für jeden ist es etwas anderes, das man als lebensnotwendig erlebt. Für mich sind es gute und bequeme Schuhe, mit denen ich zu Fuß notfalls ganz weit käme.
Aber das ist noch längst nicht alles. Um gut und gern zu leben, brauche ich mehr, viel mehr. Denn man kann nicht nur körperlich verhungern, sondern auch seelisch. An Pfingsten erinnern sich Christen daran, dass sie all das geschenkt bekommen, was sie brauchen, um nicht nur zu vegetieren, sondern wirklich zu leben. Die kirchliche Tradition spricht von den Gaben des Heiligen Geistes und nennt sie Verstand, Weisheit, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Ehrfurcht vor Gott. Altertümlich klingen diese Begriffe, heute würde man es anders sagen. Vielleicht so: Der Verstand lässt mich die Dinge nüchtern sehen, damit ich mich nicht blenden lasse vom Schein der Oberfläche und von aufgeblasener Wichtigkeit. Die Weisheit ist der Blick der Liebe, der hinter die Fassade schaut und barmherzig ist mit allem, was da zum Vorschein kommt. Die Stärke gibt mir die Fähigkeit, mir selbst treu zu bleiben. Den aufrechten Gang, der sich nicht einschüchtern lässt. Die Gabe des Rates bewahrt mich vor Sturheit und Besserwisserei, macht mich offen für andere Sichtweisen. Frömmigkeit und Ehrfurcht vor Gott ist das Wissen, dass ich letztlich nichts in der Hand habe, sondern darauf angewiesen bin, dass Gott mich in seiner Hand hält und trägt und schützt und führt. 
Die Gaben des Geistes. Was sich so altmodisch anhört, ist doch unglaublich aktuell. Es sind Fähigkeiten und Haltungen, die Menschen brauchen, um seelisch so einigermaßen gesund zu sein oder gesund zu werden. Es ist fast so was wie eine Überlebensausstattung. Und das Beste daran: Diese Ausrüstung fürs Leben wird mir geschenkt, von Gott, von seinem Geist, von seiner Lebenskraft. Ich bitte ihn oft darum, und meistens bekomme ich genau das und genau so viel davon, wie ich gerade brauche. Nicht für morgen, sondern für heute.  

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10862
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