Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Nächsten Sonntag ist Pfingsten. Das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes.
Als Kind habe ich mich an Pfingsten immer auf die Kirche gefreut, doch tatsächlich, weil es nämlich meistens etwas zu Lachen gab.
Sonst ja nicht so oft.
Aber an Pfingsten, da gab es eine eingebaute Unterhaltungsgarantie.
Denn die Pfingstgeschichte ist ein echter Zungenbrecher. Beim Verlesen der Apostelgeschichte Kapitel 2. kann, ja muss man sich so herrlich die Zunge verknüppeln.
Und da es ohne die schöne Geschichte nicht geht, ist meine Spannung immer groß gewesen.
Gefragt habe ich mich dann immer nur, an welcher Stelle es diesmal passieren wird, beim Verlesen der ganzen Völker und Rassen, die da in Jerusalem zusammen waren, als die große Begeisterung ausbrach. Aus aller Herren Länder waren sie ja zusammen:
die Parther und Meder und Elamiter, die aus Mesopotamien und Kappadozien, sogar aus Phrygien und Pamphylien!
Spätestens bei denen aus Pamphylien kam dann meistens auch der Versprecher. Da konnte man sicher sein.
Und wenn es dann endlich passiert war und sich der oder die Leser endlich verhaspelt hatten, dann gab es so ein menschliches, schön verschmitztes Schmunzeln.
Pfingsten ist komplett kompliziert mit all diesen Völkern und Nationen, die da dabei sind.
Sagenhaft, sogar Leute aus Rom sollen dort gewesen sein, Kreter und Araber natürlich, als der Geist kam.
Wortakrobatik an Pfingsten, weil alle dabei sind und dazu gehören.
Da mischt sich alles, da kommt sich alles Fremde ganz nah, da wird die Verständigung schwer.
Bis heute ist das so:
Was Fremd ist, das befremdet.
Und doch kann es gut gehen wie an Pfingsten.
An Pfingsten in Jerusalem, da wird die Verschiedenheit nicht abgeschafft, sondern gestärkt, gewürdigt, mit Begeisterung wahrgenommen.
Da versteht nämlich Jedermann und jede Frau dass Gott für alle da ist, weil man es nicht in einer Fremdsprache, sondern in seiner Muttersprache hört.
So gehört sich das.
Geistreich ist, dem Volk aufs Maul zu schauen!
Nur dann geht Pfingsten. Nur dann geht Pfingsten gut aus.
Wird niemand ausgegrenzt.
Gottes Geist verbindet alle, er ist der wahre Globalisierer, der ganze Globus ist sein Sendegebiet, die ganze Welt liegt auf seiner Wellenlänge. Davon kann man sich ruhig viel versprechen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10798
weiterlesen...