Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Meine Tasse Kaffee zum Frühstück ist mir besonders wertvoll. Im Lauf des Tages kommen dann noch einige dazu. Aber die beim Frühstück ist mir besonders wichtig. Bis vor kurzem hätte ich gesagt, die ist mir heilig. Aber dann sind mir ein paar Dinge klar geworden.
Z.B.: In der Tasse Kaffee steckt viel mehr Wasser drin, als ich lange Zeit geahnt habe. Weitaus mehr als die eine Tasse, die ich sehen kann: ‚Virtuelles' Wasser.
Virtuell nennt man das Wasser, das für Wachstum und die Produktion nötig ist. Kaffee ist besonders wasserintensiv. Für jede Tasse Bohnenkaffee braucht es virtuell 140 Liter Wasser. 140, weit mehr als in eine Badewanne passt, für jede Tasse Kaffee.
Wobei, ‚virtuell' ist eigentlich nicht das richtige Wort. Die 140 Liter Wasser werden ja wirklich verbraucht, teilweise auch verschmutzt.
Es ist ein langer Weg von der Kaffeepflanze bis auf meinen Frühstückstisch. Zum Wachsen braucht sie erst mal Wasser. Und dann vor allem bei der Verarbeitung: Die Früchte müssen gereinigt werden. Geschält. Damit die Bohnen zum Vorschein kommen. Das ist anscheinend sehr wasserintensiv. Dann der Transport nach Deutschland, Rösterei und schlussendlich auf meinen Tisch. So läppert es sich zusammen. Insgesamt 140 Liter Wasser. http://www.virtuelles-wasser.de/kaffee_tee.html
Kann ich da noch sagen, die Tasse Kaffee ist mir heilig? Doch eher das Wasser, nicht ‚mein' Kaffee. Wasser ist kostbar, viel zu kostbar, dass ich es selbstverständlich nehmen darf. Wasser ist nicht irgendwas in Gottes Schöpfung. Mit Wasser schenkt er Leben, ganz elementar. Was wichtig und heilig ist, dafür hat man eine besondere Verantwortung, wenn man es gebraucht oder verbraucht.
Zu dieser Verantwortung gehört auch die Frage:
Ist dieser virtuelle Wasserverbrauch eigentlich gerecht?
Das meiste wird ja im Herkunftsland verbraucht, nicht bei uns. Das bedeutet: In jeder Kaffeebohne importieren wir indirekt auch Wasser aus Brasilien, aus Tansania.
Na und, könnte man sich trösten. So ist das beim weltweiten Handel. Man nimmt, aber gibt ja auch was dafür. Und Wasser: Gibt es davon nicht genug?
Leider nicht für alle Menschen. Viel zu viele Menschen auf der Welt kommen nicht ans gute Wasser. Weil es keines gibt, oder weil es zu teuer ist. Und wenn das daran liegen würde, dass zu viel von uns verbraucht wird?
Wenn einem Wasser heilig ist, dann muss man es achtsam gebrauchen und sparsam verbrauchen. Nebenbei: so viel Kaffee soll ja auch nicht gesund sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10630
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