SWR1 3vor8

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„Hauptsache Arbeit!" Ich versteh sehr gut, wenn jemand das sagt. Arbeit ist wichtig. Für den Lebensunterhalt und für den Lebenssinn. Sogar wenn sie kein Traumjob ist. Ich kenne auch Situationen, wo ich mich mit Arbeit wieder aufbaue. Wenn man etwas zu tun hat, kann man auch Durststrecken überwinden. Und es ist nach biblischen Maßstäben nicht gerecht, wenn Menschen mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht verdienen können. Arbeit ist wichtig fürs Leben.
Aber, „Hauptsache Arbeit"? Nein, da möchte ich meine Zweifel anmelden. Gerade heute am 1. Mai. Die Hauptsache im Leben ist m.E. die Arbeit nicht. Schon gar nicht jede Arbeit. Warum? Ich versuche es zu begründen mit einer Ostergeschichte aus der Bibel. An sie wird heute in den evangelischen Gottesdiensten erinnert.
Sie erzählt von Petrus und seine Freunden. Jesus ist tot, ihre Hoffnungen von einem Leben, das mehr ist als ihr Job als Fischer am See scheinen mit seinem Tod sind geplatzt. Was jetzt? Sie tun, was ich wohl auch gemacht hätte:
Sie gehen zurück, ins alte Leben. Arbeiten. „Ich gehe fischen" sagt Petrus. „Wir kommen mit" antworten die Freunde. Bevor sie betteln gehen oder trübsinnig werden, retten sie sich lieber in die Arbeit.
Aber Arbeit kann einem das Leben nicht retten, erzählt die Geschichte weiter. Schon gar nicht eine Arbeit, so ohne jede Freude. Sie fangen nichts. Meinen Hunger nach Lebenssinn sollte ich nicht mit Arbeit zu stillen versuchen, heißt das für mich. Arbeit ist wichtig, aber nicht Lebenszweck und Lebensziel.
Arbeit bekommt ihren Sinn, wenn sie zu etwas Gutem beiträgt. Wenn sie Gottes Erde bewohnbarer macht. Wenn sie zum Leben hilft. Wenn sie vielleicht andere glücklich macht. Das Leben etwas besser, gerechter. Dass Arbeit einen Spalt in die Zukunft öffnet, wenigstens ein kleines bisschen, darauf sollten wir schauen, bei dem was wir arbeiten. Tut meine Arbeit auch gut?
Und dann erzählt die Ostergeschichte aus der Bibel noch etwas, was mir zeigt, dass Arbeit wichtig ist, aber nicht die Hauptsache.
Petrus und seine Freunde sind ein zweites Mal raus auf den See. Dieses Mal mit Lust. Und ihre Arbeit bringt Ertrag. Da erkennen sie am Ufer den Freund, von dem sie dachten, er sei tot. Jesus. Er ruft ihnen zu: „Kommt essen und bringt eure Fische mit." Das ist die Hauptsache: Dass ich verbunden mit Gott und anderen leben kann. Leben feiern. Genießen. Wenn Arbeit dazu dient, dann ist es gut.

Simon Petrus sagte zu den anderen: "Ich gehe fischen!" Sie antworteten ihm: "Wir kommen mit." Sie ..stiegen ins Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts....
Da sagte Jesus zu ihnen:"Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus. Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen....Jesus sagte zu ihnen: "Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt."....Da sagte Jesus zu ihnen: "Kommt! Es gibt Frühstück!"
(Johannes 21, 3-12 in der Übersetzung der Basisbibel)

 

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