SWR4 Abendgedanken BW

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Immer wenn Christen Abendmahl feiern, erinnern sie sich an die letzte Mahlzeit Jesu mit seinen Jünger. Aber am heutigen Gründonnerstag ist diese Erinnerung besonderes intensiv.
Wie war das damals in Jerusalem?
Wie fast immer in den Tagen des Passahfestes quoll die Stadt über von Pilgern. In den Herbergen und Unterkünften musste man zusammenrücken.
Das geht auch für die Nacht, aber jede Pilgergruppe braucht auch einen Raum für das Passahmahl. Deshalb öffnen die Leute von Jerusalem ihre Häuser und stellen Räume für diese Feiern zur Verfügung.
Als Jesus von seinen Jünger gefragt wird: Wo sollen wir das Passahmahl für dich vorbereiten? sagt er: Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt ihm: Der Meister lässt dir sagen: bei dir will ich mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern.
Mich wundert, dass der Name des Hausbesitzers in der Bibel nicht genannt wird.
Denn in dem Raum, den er zur Verfügung stellte, geschah ja etwas, das grundlegend geworden ist für den christlichen Glauben.
Und es soll auch der Raum gewesen sein, in dem sich die Jünger nach der Kreuzigung einschlossen und in dem ihnen dann der Auferstandene begegnete.
Auf der Suche nach einem Raum - das erinnert an Joseph und die hochschwangere Maria, die keinen Raum in der Herberge fanden und in den Stall mit der Krippe ausweichen mussten.
Diesmal scheint es kein Problem zu sein. Jesus und seine Jünger finden einen Raum.
Keinen Festsaal, aber er reicht aus. Es ist kein Diener da, um ihnen die Füße zu waschen, nachdem sie den ganzen Tag in offenen Sandalen durch den Schmutz der Straßen gegangen sind. Aber überraschenderweise übernimmt Jesus diese Aufgabe. Der Meister macht sich zum Diener.
Es wird ein schlichtes Mahl, aber Wein ist da und Brot. Und sie sind noch einmal alle beieinander, auch Judas mit seinen dunklen Plänen.
Jesus als Gast in einem fremden Haus und als Diener und als Mittelpunkt der Tischgemeinschaft.
Wir sind gewohnt zu sagen, Jesus sei der Gastgeber beim Abendmahl. Das muss man auch betonen, wenn darüber gestritten wird, wer eingeladen ist und wer das zu bestimmen hat.
Aber es gibt auch die andere Wahrheit: Jesus bittet um Raum und Einlass und um unsere Gastfreundschaft. So heißt es im Buch der Offenbarung:
„Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer auf meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich einkehren und das Mahl mit ihm halten und er mit mir."
Wieder einmal wird alles auf den Kopf gestellt: wir drinnen und er draußen. Er klopft an, bittet uns um Einlass und möchte sich mit uns an einen Tisch setzen.

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