Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute ist Gründonnerstag. Die Evangelien berichten vom „Abendmahl", vom letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngerinnen und Jüngern: Jesus spricht den Lobpreis auf Gott, das Dankgebet zu seinem Vater. Dann teilt er Brot und Wein aus und sagt: „Esst, das ist mein Leib . . . trinkt, das ist mein Blut." Gemeint ist: „Esst und trinkt, das bin ich für euch." (Markus 14,22-25) Es ist der letzte Abend im Leben Jesu. Und wie Jesus diesen letzten Abend im Kreise seiner engsten Freundinnen und Freunde begeht, finde ich in vielem nachdenkenswert. Jesus möchte nicht allein sein, er zieht sich nicht zurück. Dass er sterben muss, das ist für ihn längst absehbar. Das kommt nicht überfallartig an jenem Karfreitag. Das zeichnet sich schon lange ab: Die eigenen Leute haben ihn nicht mehr verstanden. Die religiöse und politische Elite hat ihn abgelehnt.  Aber dass er sterben muss, dieser Gedanke hat ihn nicht voll und ganz beherrscht. Er feiert mit den Seinen. Jesus feiert das letzte Mahl nicht in den eigenen vier Wänden, sondern in einem angemieteten Saal. Für mich ein Zeichen dafür: Auf dieser Welt gibt es kein endgültiges Zuhause. Wir sind nur Gast auf Erden. Und dann diese seltsame Tischgemeinschaft. Frauen, die ihn durch die Städte und Dörfer begleitet haben. Für die damalige Zeit völlig ungewohnt und entsprechend anstößig. Einige bleiben bei ihm. Die Männer, die ihn begleitet haben, und die in einigen Stunden fliehen und Jesus nicht mehr kennen wollen. - Und was bewegt Jesus an diesem letzten Abend in dieser Runde? Das, was ihn immer bewegt hat: Liebe! Bis heute feiern Christen das Abendmahl. Die, die heute feiern, sind nicht besser als die damals. Sie sind auch nicht schlechter dran als Jesu Jüngerinnen und Jünger. Dieses Mahl ist auch heute kein Mahl für die „Starken". Es ist ein Mahl der „Stärkung" auf unserem Lebensweg. Nicht die Kirchen haben hier Gastgeberrechte zu verteilen; den einen die Gastfreundschaft zu gewähren, den anderen nicht. Gastgeber ist und bleibt Jesus Christus. Und wie ich ihn verstehe, erwartet er von uns nicht in erster Linie den wahren Glauben und Moral, sondern Vertrauen und Liebe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10455
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