Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das Evangelium erinnert mich an meine Steuererklärung. Denn Evangelium heißt „gute Nachricht". Und eine gute Nachricht habe ich neulich in Sachen Steuererklärung bekommen.
Mit der war ich nämlich inzwischen vier Jahre im Rückstand. Ich war mir sicher, dass mir der Lohnsteuerjahresausgleich für mindestens zwei Jahre durch die Lappen gegangen ist. Aber dann hab ich erfahren: Für die freiwillige Steuererklärung hat man nicht mehr zwei Jahre Zeit, wie früher. Jetzt sind es vier, genau die vier Jahre, die ich  brauche! Ich hab mich riesig gefreut und mich bei der nächsten Gelegenheit gleich an die Erklärung gemacht.
Ich finde, mit dem Evangelium Gottes ist es ein Bisschen so wie mit der guten Nachricht von der Fristverlängerung. In seiner Guten Nachricht sagt mir Gott auch: Es ist nicht zu spät für Dich. Die Zeit, in der Du aus Deinem Leben etwas machen kannst, ist nicht vorbei. Du bist kein hoffnungsloser Fall. Ich schenke dir einen neuen Anfang.
So wie Jesus das zu Zachäus gesagt hat. Der war ein hoffnungsloser Fall - jedenfalls in den Augen der Anderen. Als Zöllner hat er ihnen mehr Geld abgeknöpft als recht war. Und weil er auch noch mit den römischen Besatzern zusammengearbeitet hat, waren die anderen fertig mit ihm. Nur Jesus nicht. Es gab viele angesehene und rechtschaffene Leute in Jericho, aber zu ihnen ist Jesus nicht gekommen. Besucht hat er den Zachäus.
Eine Chance zu bekommen, mit der man nicht mehr gerechnet hat, das motiviert. Das war bei mir so: Ich habe mich sofort an meine Steuerklärung gemacht. Und das war auch bei Zachäus so. Dass Jesus nicht fertig mit ihm war, hat ihn richtig in Gang gesetzt. Was er bisher nicht hinbekommen hatte, das ging jetzt plötzlich: Er hat einen Haufen Geld für arme Leute gespendet und die, die er betrogen hatte, hat er entschädigt.
In einer Sache geht die gute Nachricht Gottes aber weiter als die gute Nachricht von der Steuererklärung: Gott gibt mir nicht nur eine neue Chance, sondern er ermutigt mich auch und unterstützt mich dabei, sie zu nutzen. Und das wäre ja wohl die noch bessere Nachricht in Sachen Steuererklärung: „Lieber Herr Föhl, Ihre Frist haben wir auf vier Jahre verlängert und außerdem schicken wir Ihnen jemand vorbei, der ihnen beim Ausfüllen hilft."

 

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