Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Baden Württemberg hat gewählt. Die einen werden mit dem Ergebnis zufrieden sein. Die anderen eher enttäuscht. Ich finde: Jetzt kommt es darauf an, dass die Männer und Frauen, die in Zukunft unser Land regieren, sich nicht einsperren lassen in scheinbare Sachzwänge, sondern nochmals neu und quer zu denken wagen und auch ungewöhnliche Wege einschlagen, um eine nachhaltige Politik zu machen.
Dazu wünsche ich ihnen Weisheit und Mut, Gesundheit und Rückhalt in ihren Familien und Treue bei ihren Freunden.
Und mir wünsche ich von den Gewählten eine neue Sprache. Worte, die auf neue Gedanken bringen und nicht Worte, die einsperren und nichts Neues zulassen. So ein Wort, das einsperrt, das ist für mich zum Beispiel das Unwort des Jahrs 2010: alternativlos. Das will sagen: es gibt keine andere Möglichkeit. Wir müssen, was wir nicht wollen. Das Wort alternativlos finde ich irgendwie gottlos. Denn bei Gott gibt es immer noch eine Alternative, eine zweite Chance, eine andere Möglichkeit zu leben -  und das riecht nach Freiheit.
Vielleicht würde uns die Freiheit, nach der wir uns sehnen, zuerst nicht etwas bringen, sondern etwas abverlangen. Vielleicht müssten wir uns endlich entscheiden, wie wir leben wollen und was wir dafür brauchen. Ich denke zuerst an ganz alltägliche Gewohnheiten beim Essen und Trinken, beim Autofahren und Einkaufen. Vielleicht gehört dazu auch ausziehen aus einem Haus, raus aus Vorstellungen und Plänen, die inzwischen viel zu groß und zu teuer geworden sind. Ich denke auch an Vorurteile, die wir uns erst einmal zugeben müssen.
Da meine ich, ich hätte gar keine, sagt eine Bekannte und lacht, und dann stutze ich bei der Frage, ob eine Rechtsanwaltsgehilfin ein Kopftuch tragen darf.
So wie wir ihn von der Bibel kennen, ist Gott ein Gott, der in die Freiheit führt. Er hat immer noch eine Alternative. Oft denken wir viel zu eng, wir planen ängstlich und  sind sehr darauf bedacht, dass alles so bleibt wie es ist.
Dabei kann es auch anders sein, und es kann ganz anders werden und auch gut sein. Wir müssen uns nicht durch Worte einsperren. Lieber möchte ich Worte sagen und hören, die nach Freiheit riechen. Den Mut dazu wünsche ich auch den Männern und Frauen in der Landespolitik.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10337
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