Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Zieh deine Schuhe aus, denn der Ort, da du stehst, ist heiliges Land, sagt Gott zu Mose in der Geschichte vom brennenden Dornbusch (im 2. Buch Mose, Kapitel 3).
Gott ermahnt Mose - könnte sein, er bittet ihn auch:
Tritt nicht herzu, denn der Ort, da du stehst ist heiliges Land.
In diesem ‚Schuhe ausziehen' steckt viel mehr als sich bücken, die Schnürsenkel oder den Klettverschluss lösen und aus den Schuhen schlüpfen.
Zieh deine Schuhe aus - das meint auch: Lass mit diesen Schuhen alles zurück, durch das du in der vergangenen Woche gegangen bist. Leg auch das ab, worin du gerade steckst. Ob das klappt mit der neuen Arbeitsstelle. Ob es noch eine andere Lösung gibt mit den Kindern. Leg das jetzt einfach ab.
Auch die Rollen, die du zu spielen hast, in der Familie, im Beruf. Woher du kommst und wohin du unterwegs bist, lass das alles für einen Augenblick los. Es gehört zu dir, aber jetzt hat es keinen Anspruch auf dich.
Jetzt und hier bin ich da, sagt Gott. Und wo er ist, ist ein anderer Ort und eine besondere Zeit. Ich finde, daran kann der Sonntag erinnern. Es ist der besondere Tag und die Kirchen sind besondere Orte, so waren sie zumindest einmal gedacht. Sie laden ein, von diesem Vor-Ort-Sein, von dieser Gegenwart Gottes etwas zu erfahren.
Dafür genügt es, dass wir zuerst einmal die heilsame Abgrenzung vom Alltag akzeptieren. Das fängt an mit: schalt dein Handy aus und schreib jetzt keine SMS. Im Gottesdienst sollte das selbstverständlich sein. Und dann kann man spüren: es kommt jetzt nur darauf an, dass du ganz da bist. Nur du und deine Sehnsucht nach dieser Nähe und Tiefe.
Dazu gehört für mich, dass ich mir eingestehe, wie sehr ich dieses andere suche, das für mich im tiefen Sinne auch Gott ist. Wie sehr ich es brauche, dass ich zu diesem anderen gehöre. Dass ich nicht vergessen bin, vom Leben und seinem Erfinder.
Wie es gehen kann, an so einem besonderen Ort, das erzählt die Geschichte von Mose, der am Dornbusch seine Schuhe auszieht. Hier bin ich, sagt er, und damit fällt er Gott gewissermaßen in die Arme. Lässt sich finden, überlässt sich Gott. Mit allem worin er gerade feststeckt und mit aller Offenheit für das was kommt.
Hier bin ich, sagt er. Nimm mich so, wie ich bin. Wie einer der weiß, dass er hier nichts zu spielen braucht, dass er so sein darf, wie er ist und einfach nur kommen und sagen: Hier bin ich. Und Gott ist da bei mir.

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