Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Morgen öffnen in unserem Bundesland wieder einmal die Wahllokale. Ich hoffe, Sie machen doch alle Ihr Kreuzchen - oder? Parteien und ihre Kandidaten haben sich ja mächtig ins Zeug gelegt. Sind Sie sich schon im Klaren, wem Sie Ihre Stimme geben? In der Bibel stieß ich auf eine Wahlempfehlung, die ich gerne an Sie weitergebe: Der Psalm 112 preist den „Redlichen" - ja ich weiß, diesen altmodischen  Begriff muss man heute erst mal „googeln"! Der Redliche ist einer, der glaubwürdig zu dem steht, was er sagt. Erkennbar wird er, so heißt es in diesem Psalm, an drei Tugenden: Der Redliche ist der „Gnädige" - einer also, der selbst empfängt, sein Herz auftut, offen ist für göttliche Eingebung. Ein solcher Kandidat, eine solche Kandidatin wird auch den Menschen gegenüber „gnädig" sein, freundlich und zugewandt. Menschen dieses Schlags spielen nicht mit der Arroganz der Macht, die uns in der Politik so nervt. Die Redlichen in den Parlamenten und Regierungen - das sind nicht die großen Macher, Macker, Technokraten, Aristokraten. Sie bleiben vielmehr empfindsam für Gott und die Menschen, und notfalls gilt immer: „Gnade vor Recht!" Der Redliche, so fährt der Psalmist fort, ist ein „Barmherziger". Er weiß, dass er ohne Barmherzigkeit selbst nicht überleben würde. Solche Politiker und Politikerinnen lassen die Not der Menschen an sich heran, nehmen sie in sich auf, leiden mit. Sie haben ein großes Herz vor allem für die Schwachen und Notleidenden. Sie spiegeln das Erbarmen Gottes. Und an dritter Stelle erweist sich der Redliche als ein „Gerechter". Er scheut sich nicht,   den Kampf aufzunehmen um sozialen Ausgleich zwischen Starken und Schwachen,  Reichen und Armen. Ungerechtigkeit treibt ihn auf die Palme. Redliche Frauen und Männer in unseren Parlamenten werden in der sozialen Gerechtigkeit ihren wichtigsten Auftrag erkennen. Denn sie ist das Erkennungs- und Markenzeichen Gottes. „Redliche" haben es in der Politik allerdings schwer. Sie ecken ständig an, werden leicht zerrieben im Poker um die Macht und im Gestrüpp politischer Intrigen. Darum möchte ich solch redlichen Frauen und Männern die Zusage dieses Psalmisten nicht vorenthalten: „Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht". Ihnen wird also Erleuchtung zuteil. Das macht ihren Weg hell und ihre Schritte sicher.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10275
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