Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Herzlichen Glückwunsch allen, die Josef heißen! Sie haben heute Namenstag, so wie am 6. Dezember die Menschen, die Nikola heißen oder Nikolaus, Niklas oder Nils. Heute ist Josefstag. Schade eigentlich, dass der Name so aus der Mode gekommen ist. Ich glaube, es wäre gut, wenn wir uns an Josef erinnern würden und ihn vielleicht sogar zum Vorbild nehmen. Und zwar nicht bloß die Männer, sondern auch wir Frauen.
Josef, der Mann der Maria, der Ziehvater von Jesus, der hat verstanden, was Familie bedeutet - und das, gewissermaßen, unter ganz besonders schwierigen Bedingungen. Erst wollte er sich deshalb ja wohl auch davon machen, als ihm Maria ihre ungewöhnliche Schwangerschaft gebeichtet hat. Aber dann hat er es doch nicht getan. Gott selbst, erzählt die Bibel, hat ihn dazu bewegt, zu seiner Verlobten zu stehen und zu ihrem Kind. Dafür musste er wahrscheinlich auf eigene Pläne verzichten. Anscheinend hatte er etwas anderes vor mit seinem Leben. Beinahe hätte er sich deshalb geweigert, Vater zu sein. Aber dann hat er es doch getan. Josef hat sich auf ein Leben mit anderen und vor allem auch für andere eingelassen. Da muss man flexibel sein und mutig. Kaum ist das Kind auf der Welt, wird das Leben abenteuerlich und vorbei ist es mit der Ruhe bei geregelter Arbeit. Ich finde, so muss man die Geschichte von Maria und Josef auf der Flucht vor dem bösen König auch mal sehen. Und wofür das alles? Am Ende ist Josef der, der bloß daneben steht. Der einem gar nicht wichtig vorkommt. Anscheinend. Und doch: was wäre aus Maria und ihrem Kind geworden ohne ihn?
Und was hat er davon, dieser unfreiwillig freiwillige Vater? Ich will nicht über das Familienleben von Maria und Josef spekulieren. Und manchmal scheitern Familien, das ist wahr. Das wird damals nicht anders gewesen sein als heute. Aber ganz oft sind sie auch eine Quelle von Geborgenheit und Verlässlichkeit und Liebe. Und das Gefühl, gebraucht zu werden und für andere wichtig zu sein? Kann man das noch irgendwo so unmittelbar spüren wie in einer Familie ganz egal, ob eine Tochter für ihre Eltern da ist oder der Vater für seinen Sohn.
Josef hat sich nicht auf sein eigenes Leben versteift und die eigene Karriere. Im Zweifelsfall waren ihm die anderen, war ihm die Familie wichtiger. Im Grunde hat er das getan, was bis heute meistens die Frauen tun. Er hat sich auf das Abenteuer Familie eingelassen und seine eigenen Pläne dafür aufgegeben. Ich habe große Hochachtung vor allen, die es wie Josef machen. Herzlichen Glückwunsch zu der Entscheidung. Und Segen dafür und Kraft, nicht bloß denen, die Josef heißen.

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