Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Habe ich einen Anspruch auf ein DANKE", hat mich vor ein paar Tagen eine Frau gefragt, „oder ist meine Erwartung falsch? Eigentlich geht es mir mein ganzes Leben lang schon so", schreibt sie weiter, „ich helfe gerne und auch gleich, lasse alles fallen und setze mich ein, hab 15 Jahre meine Eltern gepflegt, hab all meine Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt, auf die komplette Freizeit verzichtet.......und hab ich einen Anspruch auf ein DANKE? Ich habe meine Aufgaben erfüllt, meinen Auftrag erledigt.....aber einen Anspruch habe ich wohl keinen auf ein Danke? Ich versuche damit klar zu kommen," schreibt sie, „aber, Frau Panzer, es ist nicht einfach".
Ich verstehe die Frau gut. Ich war auch schon oft enttäuscht, weil ich so gern ein Danke gehört hätte. Aber ich glaube wirklich: Ansprüche auf Dank gibt es nicht.
Natürlich haben Menschen Ansprüche auf gerechten Lohn, wenn sie in einem Arbeitsverhältnis stehen und ihre Arbeit machen. Das wird (hoffentlich) fair ausgehandelt und dann hat man einen Anspruch. Es ist schlimm, wenn es dabei nicht gerecht zugeht. Es ist schön, wenn die Arbeitnehmer dann auch noch die Wertschätzung und den Dank der Arbeitgeber erfahren. Aber einen Anspruch darauf gibt es nicht.
Genauso wenig Anspruch gibt es auf Dank für eine freiwillige Hilfeleistung, für die kein Lohn verabredet wurde. Natürlich ist es ein Gebot der Höflichkeit und ein Akt der Wertschätzung, wenn man sich bedankt. Nur: einen Anspruch darauf gibt es eben nicht, genauso wenig, wie es einen Anspruch auf Liebe gibt. Liebe ist ein Geschenk, darauf hat man keinen Anspruch, auch wenn das weh tut. Und genauso ist es mit dem Dank.
Und ich helfe ja auch nicht, weil ich etwas dafür haben will. Die meisten, die helfen, würden sagen: „Aber das ist doch selbstverständlich", womöglich sogar: „das ist doch nicht der Rede wert!".
Dass Menschen freiwillig helfen, ist Zeichen ihrer Freiheit: Es gibt Dinge, die tun wir nicht, weil wir dafür bezahlt werden, sondern einfach so - aus Nächstenliebe. Dass er diese Freiheit hat, gibt dem Menschen Würde und adelt ihn.
Ich verstehe, dass es weh tut, wenn Menschen sich nicht bedanken, denen man geholfen hat. Das ist auch wirklich sehr gedankenlos. Mehr noch - es ist lieblos, finde ich. Deshalb tut es so weh. Aber ich fürchte, wer sich darüber ärgert, dem bleibt nur eins: beim nächsten Mal nicht helfen. Aber ob ich das will? Einen Anspruch auf Dank gibt es jedenfalls nicht.
Aber gibt es so einen Anspruch vielleicht wenigstens bei Gott? Ich glaube: Bei ihm brauchen wir ihn nicht. Gott liebt seine Menschen - nicht weil wir etwas Gutes tun. Sondern, weil er seine Geschöpfe liebt. Sie auch. Und mich.

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