Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In besonders schlimmen Situationen, weiß man oft nicht, was man tun soll. Was kann ich sagen? Wie mich verhalten? Ich möchte den betroffenen Menschen gern helfen. Aber was hilft ihnen wirklich? Und womit mache ich es für sie bloß noch schlimmer?
Es gibt eine Notiz in der Bibel, die erzählt: In schlimmen Situationen sollte man das Naheliegende tun. Ganz praktisch. Das hilft den Betroffenen am meisten.

Zitat 7:
Nachdem Jesus gestorben war, kam am Abend ein reicher Mann aus Arimathäa; er hieß Josef und war gleichfalls ein Jünger von Jesus geworden. Er ging zu Pilatus und bat ihn, den Leichnam von Jesus freizugeben. Da befahl Pilatus, ihn auszuliefern. Josef nahm den Toten, wickelte ihn in ein neues Leinentuch. und legte ihn in sein eigenes Grab, das in einen Felsen gehauen und noch unbenutzt war. Dann rollte er einen schweren Stein vor den Grabeingang und ging fort. Maria aus Magdala und die andere Maria blieben dort und setzten sich dem Grab gegenüber nieder.


Nur ein paar verzweifelte Frauen hatten bei Jesus ausgehalten. Seine Jünger waren davon gerannt: kopflos und schockiert. Die Frauen hatten seinem qualvollen Tod zusehen müssen. Jetzt waren auch sie am Ende. So geht es vielen, wenn ein Schicksalsschlag sie trifft. Dann bricht zunächst einmal alles zusammen.
Für die Frauen damals war es ein Segen, dass dieser Josef kam. Er behielt einen klaren Kopf. Er begriff, was zu tun war. Er tat, was nötig war. Es tut gut, wenn es in so einer Situation jemanden gibt, der das Nötige tut. Wenigstens diese Last kann Josef den Trauernden abnehmen. Sie haben genug zu tragen an ihrem Schmerz.
Das Selbstverständliche tun. Das kann auch heißen: erst mal fragen „was ist denn passiert?“ und zuhören. Man muss gar nicht viel sagen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“ das ist eine selbstverständliche Reaktion. So geht es dem Traurigen ja auch. Der erwartet jetzt keine Erklärungen. Wenn einer schon gleich weiß, wie man das alles sehen muss und verstehen kann – dann fühlt ein Trauriger sich gar nicht ernst genommen, fürchte ich.
Trost, habe ich gelesen, hat mit Treue zu tun. Ein wirklicher Trost ist es, wenn jemand mir treu bleibt, auch wenn ich kein erfreuliches Gegenüber bin in meiner Trauer. Wenn einer bei mir bleibt, auch wenn ihn das Kraft kostet und belastet. Wenn einer mir abnimmt, was ich selbst jetzt nicht schaffen kann. Das macht es mir leichter. Dann drückt mich die Trauer ein bisschen weniger.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1023
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