Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Menschen sind zu allem fähig. Gott sei Dank. Ich denke an den Mann, der ein unglaublich fürsorglicher Partner ist, jetzt, wo seine Frau so krank geworden ist. Ich hätte nie gedacht, dass der das kann.
Menschen sind zu allem fähig. Leider aber eben auch zu allem Bösen. Einer bricht sein Versprechen, eine andere lässt sich mitreißen, weil sie endlich auch was vom Leben haben will. Und dann tun sie Dinge, die sie selber nie für möglich gehalten hätten.
In den Tagen vor seiner Hinrichtung hat Jesus geahnt, wozu einer seiner engsten Freunde fähig sein würde:

Zitat 4:
Unterwegs sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle an mir irrewerden, denn es heißt: Ich werde den Hirten töten und die Schafe werden auseinander laufen. Aber wenn ich vom Tod auferweckt worden bin, werde ich euch vorausgehen nach Galiläa.« Petrus widersprach ihm: »Selbst wenn alle andern an dir irrewerden - ich nicht!« Jesus antwortete: »Ich versichere dir: Heute, in dieser Nacht, bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.« Da sagte Petrus noch bestimmter: »Und wenn ich mit dir sterben müsste, ich werde dich ganz bestimmt nicht verleugnen!« Das Gleiche sagten auch alle andern.


Vielleicht nicht alle – aber viele nehmen sich Großes vor. Koste es, was es wolle, sagen sie, das kriegen wir hin. Oder: Nie wieder ein Tropfen, du kannst dich darauf verlassen. Bis dass der Tod uns scheidet, versprechen sie, ich lasse dich nicht im Stich. Wie gut, wenn man einem anderen vertrauen kann: Solches Vertrauen ist ein tragfähiges Fundament, auf dem man ohne Angst leben kann.
Und was für eine Enttäuschung, wenn einer sein Versprechen bricht. So wie Petrus. Wir wissen ja, wie das weiterging. Wie er dann eben doch behauptet hat: „Ich kenne diesen Menschen gar nicht!“
Petrus war so erschrocken über sich selbst, dass er bitterlich geweint hat, erzählt die Bibel. Auch für ihn war das eine Katastrophe. Ich bin gescheitert und habe die verletzt, die auf mich gebaut haben.
Wer wird mir jetzt noch vertrauen? Kann ich mir überhaupt selbst vertrauen?
Ist es also besser, nichts zu versprechen? Wer nichts verspricht, kann nicht scheitern. Aber kann man leben ohne Vertrauen in sich selbst und in andere?
Jesus hat später wieder großes Vertrauen in Petrus gesetzt. Er wusste ja: der ist zu allem fähig. Ich möchte das gern neu lernen: Menschen zu vertrauen, die mich enttäuscht haben. Und das andere auch: meine Nähe versprechen - obwohl ich weiß, dass ich zu allem fähig bin.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1020
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