Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mir fällt auf: Wenn man die Menschen so reden hört auf der Straße , beim Frisör, im Wirtshaus, dann muss man den Eindruck bekommen, dass sehr viele Menschen schlechte Menschen sind. Aber wenn man eine Woche lang zu allen Beerdigungen geht und alle Nachrufe liest, dann möchte man meinen, dass es keine schlechten Menschen gibt, dass alle Väter und Mütter ideale Väter und Mütter sind und dass es nur herzensgute Eheleute gibt, liebevoll und treu-sorgend. Niemals steht in einer Todesanzeige: „Er war ein Ekel" oder „Sie war ein Biest". Eine Todesanzeige finde ich nachdenkenswert: „Sag Gutes über ihn nicht erst am Grabe! Schenk ihr Rosen solange sie lebt!" Oh -Ja: Die Unzulänglichkeiten des menschlichen Wesens! Mir gefällt auch dieses Gedicht von Otto Reutter. Es erinnert daran, die Gegenwart wahrzunehmen und ernst zu nehmen. „Ach was sind wir dumme Leute - wir genießen nie das Heute. Unser ganzes Menschenleben - ist ein Hasten, ist ein Streben, ist ein Bangen, ist ein Sorgen - heute denkt man schon an morgen. Morgen an die spät're Zeit - und kein Mensch genießt das Heut. Auf des Lebens Stufenleiter - eilt man weiter, immer weiter. Nutz den Frühling deines Lebens - leb den Sommer nicht vergebens. Denn gar bald gehst Du im Herbste - bis der Winter naht, dann sterbste. Und die Welt geht trotzdem heiter - immer weiter, immer weiter."

 

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