Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Geburtstagsbesuch - und unser Sohn quengelt und benimmt sich unmöglich. Wenn Sie Kinder haben, wissen Sie, wie das ist. Dabei geht es auch anders. Ich habe das vor ein paar Wochen gelernt. Ziemlich anstrengend allerdings, aber immerhin. Jetzt bin ich klüger. Bis zum nächsten Mal jedenfalls...
Wir hatten unserem Kleinen schon auf der Hinfahrt eingeschärft, wie er sich zu verhalten habe: bitte kein Gequengel und keine negativen Kommentare über das Essen.
Die Autofahrt haben wir auch gut überstanden, aber danach ging alles schief: Erst schmeißt Jan sich bäuchlings auf den Boden, sobald ein Erwachsener ihn nur anschaut. Und dann bricht er in Tränen aus, als der Opa ihn auf den Arm nehmen will. Und das festliche Essen lief von Jans Seite her auch nicht besser.
„Diesmal sind wir die mit der schlechten Erziehung", meinte mein Mann abends auf der Rückfahrt.
„Wir haben es ihm aber auch nicht leicht gemacht", fällt mir ein. Erst haben wir Druck aufgebaut, größer als ein Dreijähriger vielleicht tragen kann; und dann haben wir ihn in einen unbekannten Raum voller Erwachsener gestellt, die ihm alle ziemlich fremd sind - schließlich sieht er sie höchstens zweimal im Jahr. Bei diesem Stehempfang müssen sie ihm wie Riesen vorgekommen sein - wirklich keine schöne Situation für unseren Sohn.
Was willst du, dass ich dir tun soll? Das hat Jesus einmal einen Hilfesuchenden gefragt. Von diesem Wort versuche ich mich leiten zu lassen in meinem Leben.Einfach, indem ich versuche, mich in die Situation, die Ängste und Wünsche des Anderen hineinzuversetzen und ihm Gutes zu tun. Plötzlich, auf der Heimfahrt von der missglückten Geburtstagsfeier merke ich: Wenn ich dies bei meinem Sohn beherzigt hätte, dann wäre wahrscheinlich manches anders gewesen.
Am nächsten Tag waren wir bei Freunden zum Kaffee eingeladen. Mit einem unguten Gefühl brachen wir auf. Wie würde das nun werden - nach den Erfahrungen des Vortags und der langen Rückfahrt in der Nacht zuvor?
Aber diesmal habe ich mich von dem Jesus-Wort leiten lassen. Ich habe Jan auf den Arm genommen und ihm alle Gäste auf Augenhöhe vorgestellt. Und dann habe ich mich erst einmal mit ihm in die Spielecke zurückgezogen. Es hat keine 10 Minuten gedauert, dann war Jan angekommen, fröhlich, liebenswert und bis abends kaum mehr von uns Erwachsenen gesehen.
Was willst Du, dass ich dir tun soll? Eigentlich ist es ganz einfach.

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