Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal bricht der Tod ganz unerwartet ins Leben ein. Eine Krankheitsdiagnose - ein Schicksalsschlag. Was dann? Wie kann man sich verhalten, wenn der Tod vor der Tür steht?
Die Schriftstellerin Marlen Haushofer starb mit 50 Jahren an Krebs. Als sie die Krebsdiagnose erhielt, hat sie sich völlig zurückgezogen und alle Beziehungen abgebrochen, die es in ihrem gesunden Leben gegeben hatte. Fast so, als wollte sie ihrer eigenen Romanfigur nacheifern. Ihr Roman „Die Wand" handelt von einer Frau, die gefangen ist hinter einer gläsernen Wand, für immer getrennt von allen Menschen, die ihr etwas bedeutet haben. - Kurz vor ihrem Tod zieht Marlen Haushofer bittere Bilanz: "ein sachlicher Abschied, alles vergebens - wie bei allen Menschen vor dir."
Aber es kann auch anders sein, wenn der Tod ins Leben einbricht:
"Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag." Dietrich Bonhoeffer schrieb diese Worte im Bewusstsein seines Todes Silvester 1944 in einem Berliner Gefängnis. Wenige Monate später geht er seiner Hinrichtung entgegen. Seine Bilanz vor dem Tod: "Das ist das Ende... - und der Beginn des Lebens."
Zwei Lebensbilder, zwei Sterbensbilder. Ein Leben geprägt von Hoffnungslosigkeit und Beziehungslosigkeit. Und das andere Leben geprägt von Hoffnung.
Was unterscheidet diese beiden Menschen, dass sie zu solch unterschiedlichen Lebens- und Sterbensbildern kommen? Schwere Schicksalsschläge begleiten beide Biographien, die Leichtigkeit des Lebens kann es also nicht sein. Aber was sie unterscheidet ist ihre Überzeugung. Die Überzeugung von Marlen Haushofer, dass alles menschliche Leben angesichts des Todes sinnlos und nutzlos wird. Und die Überzeugung von Dietrich Bonhoeffer, dass das menschliche Leben wertvoll ist und wertvoll bleibt, weil Gott seine Geschöpfe nicht loslässt - nicht im Leben und nicht im Sterben. Der Apostel Paulus beschreibt das so: Denn wenn wir leben, leben wir mit Gott. Und wenn wir sterben, sterben wir mit Gott. Ob wir also leben oder ob wir sterben - wir gehören zu Gott (Röm 14,8).
Gott steht zu seinen Geschöpfen - er steht zu Ihnen und zu mir! Vom Tag unserer Geburt an, durch alle Schicksalsschläge und Lebensabschiede hindurch - bis in die Ewigkeit ist Gott da, um uns zur Seite zu stehen. Diese Überzeugung trägt mich - im Leben und im Sterben. Darauf vertraue ich ganz fest.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10127
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