Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kann man beweisen, dass es Gott gibt? Das wurde schon oft versucht, vor allem von Theologen im Mittelalter.
Einer dieser so genannten Gottesbeweise geht so: Die Welt, die Natur, das Universum - alles ist so wunderbar gemacht, dass es einfach einen Schöpfer-Gott geben muss, der dahinter steht. Und manche Ergebnisse der modernen Naturwissenschaften scheinen das zu bestätigen. So ist es enorm unwahrscheinlich, dass unsere Erde und das Leben einfach so aus Zufall entstanden sind. Das schreibt zum Beispiel der der Astro-Physiker Harald Lesch in einem seiner Bücher. Die Wahrscheinlichkeit, dass man aus allen Sandbergen der Sahara ein ganz bestimmtes Sandkorn herauspickt, ist viel größer, als dass sich auf unserer Erde von alleine Leben entwickeln konnte, sagt er (Die Kürzeste Geschichte allen Lebens, S. 204-207)

Für mich ist das ein Hinweis darauf, dass bei der Entstehung des Lebens nicht der Zufall, sondern Gott seine Hand im Spiel gehabt hat. Aber es ist eben nur ein Hin-weis, kein Be-weis. Und so ist das mit all diesen Gottesbeweisen. Es sind interessante Überlegungen, die mehr oder weniger einleuchten. Aber sie überzeugen nie völlig. Und es lassen sich für alle Beweise immer auch Gegenargumente finden.
Aber wie kann man dann zu der Überzeugung kommen, dass es Gott gibt?  Ich denke: durch die Erfahrungen, die ich mit Gott mache. „Glaube braucht Erfahrungen", hat der Theologe Gerhard Lohfink einmal gesagt. Und wer Gott erfährt, der ist sich sicher, dass es ihn gibt. Diese Erfahrungen mit Gott sind also auch eine Art Gottesbeweis. Allerdings keiner, der sich mit einem naturwissenschaftlichen Experiment nachvollziehen lässt. Aber dass ich Dinge erfahren muss, um sie für wahr halten zu können, das gibt es im Leben oft: Gibt es die Liebe? Wer Liebe erfährt, ist sich ganz sicher, dass es sie gibt. Und auch ob ein Essen gut schmeckt, weiß ich erst, wenn ich es probiert habe.
Wir feiern in unserer Gemeinde ein Mal im Monat einen Abendgottesdienst. In diesem Gottesdienst gibt es einen Teil, in dem die Besucher, wenn sie wollen, von ihren Erfahrungen mit Gott berichten können. Neulich hat eine Frau erzählt, dass ihr Mann schon seit längerer Zeit trockener Alkoholiker ist. Dass er es nach vielen Jahren der Abhängigkeit geschafft hat, nicht mehr zu trinken, ist für sie ein Geschenk Gottes, und jeder Tag, an dem er es wieder schafft, ein Beweis, dass es Gott gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10050
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