Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich mag keine Veränderungen. Und ich verstehe nicht so recht, warum die Dinge nicht einfach bleiben können wie sie sind. Meinetwegen hätte das Kabelfernsehen nicht erfunden werden müssen. Die meisten Kreisverkehre haben mir als Kreuzungen besser gefallen. Und auch, dass meine Haare immer weniger werden, ist eine Veränderung, auf die ich gut verzichten könnte.
Aber es hilft alles nichts. „Das Leben ruhet nimmer", hat der Reformator Martin Luther einmal gesagt. Veränderungen gehören einfach zum Leben dazu. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute verändert sich etwas - auch heute wird das wieder so sein.
Dass die Dinge sich ändern, ist nicht zu ändern. Ich denke, das Entscheidende sind auch gar nicht die Veränderungen selbst, sondern, was sie in mir auslösen. Das Vertraute gibt mir Sicherheit, Veränderungen dagegen machen Angst, eben weil man nicht weiß, was einen erwartet.
Aber die Bibel zeigt in vielen Geschichten, dass Gott, ein Gott ist, der mit uns Menschen in die Veränderungen des Lebens geht. Er scheut sich nicht vor Veränderungen. Gott ist kein statischer Gott. Das dachten die Menschen in Jerusalem vor 2500 Jahren. Sie dachten, Gott hat einen festen Ort, an dem er zu finden ist, nämlich im Tempel. Sie waren davon überzeugt: im Tempel wohnt Gott. Und deshalb war es eine Katastrophe, als Jerusalem von feindlichen Armeen erobert wurde. Die Stadt wurde zerstört, der Tempel, die Wohnung Gottes, in Schutt und Asche gelegt, und die Bevölkerung wurde verschleppt in ein fremdes Land. Alles wurde auf einen Schlag anders: Die Heimat weg und Gott weg.
Aber dann haben die Israeliten etwas erfahren, womit sie nicht gerechnet hatten. Sie haben verstanden, dass Gott eben nicht an einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit gebunden ist. Sie haben begriffen, dass er ein Gott ist, der in die Veränderungen des Lebens mitgeht. Sie haben Gott auch in der Ferne, im Exil erfahren. Sie haben gemerkt, Gott ist auch bei uns hier in der Fremde. Gott ist kein statischer Gott, sondern einer, der seine Menschen begleitet wie ein guter Hirte, über die Höhen, aber auch durch die finsteren Täler des Lebens hindurch.
Ich glaube, wie Gott damals sein Volk begleitet hat, so begleitet er auch heute noch Menschen. Er geht mit, um mir die Angst zu nehmen. Und in allem, was sich in meinem Leben täglich verändert, habe ich jemanden, auf den ich mich verlassen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10048
weiterlesen...