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SWR3 Worte
Die Dichterin und Theologin Dorothee Sölle hat in einem Brief an ihre Enkelkinder geschrieben:
Eins von euch, ich glaube, es war Caroline, hat mal beim Besuch einer scheußlichen Kirche, in die wir euch bei Reisen schleppten, trocken gesagt: „Ist kein Gott drin.“ Genau das soll in eurem Leben nicht so sein, es soll „Gott drin sein“, am Meer und in den Wolken, in der Kerze, in der Musik und natürlich in der Liebe.
Quelle
Andere Zeiten e.V.: Freude, Andere Zeiten e.V. Hamburg 2014, S. 47
https://www.kirche-im-swr.de/?m=42006SWR3 Worte
Der Bestseller-Autorin Juli Zeh ist eine Sache ganz wichtig. Sie sagt:
Wenn man jemandem Schaden zugefügt hat, ist es höchste Zeit, sich zu entschuldigen. (…) Manchmal bedanke ich mich, dass mich jemand auf etwas aufmerksam gemacht hat, das ich selbst nicht gemerkt hätte. Für Freundschaften ist es meist förderlich, wenn Fehler passieren und man sich danach entschuldigt. Hinterher hat man sich, so habe ich es erlebt, dann noch mehr lieb (…).
Wenn ich meinen Kindern eine Sache vorlebe und beibringe, dann ist es die Fähigkeit, sich entschuldigen zu können.
Quelle
Zeitschrift Galore Interviews, hg.v. Michael Lohrmann, Dialog GmbH Dortmund, Ausgabe 47 Galore (06/2021) S.10 f.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=42005SWR3 Worte
Die Fantasy-Autorin Cornelia Funke sagt:
Ich glaube, der Tod ist nur eine Tür und dahinter ist ein weiteres Abenteuer.
Quelle
KNA-Notizblock vom 22.10.2023
https://www.kirche-im-swr.de/?m=42004SWR3 Worte
Es war ein spannendes Experiment: Die nichtgläubige Journalistin Valerie Schönian erlebt die Ostertage zusammen mit einem katholischen Priester. Diese Tage sind ihr nachdrücklich in Erinnerung geblieben, und sie beschreibt sie so:
Ostern, das waren drei Tage durchstrukturierte Sinnhaftigkeit. Drei Tage nur diese eine Geschichte, diese eine Geschichte mit dem Mega-Happy-End. Drei Tage lang die Aussicht darauf, drei Tage lang alles gut; und was nicht gut ist, auch egal. Drei Tage zwischen unendlich gut gelaunten Menschen, die sich freuen, wie man sich halt so freut, wenn man ewig leben kann.
Quelle:
Valerie Schönian: Halleluja - Wie ich versuchte, die katholische Kirche zu verstehen, Piper Paperback Verlag, München, 4. Auflage 2018, Pos 3162)
SWR3 Worte
Die Journalistin Valerie Schönian hat von klein auf eigentlich nichts mit Glaube oder Kirche am Hut gehabt. Sie beschreibt in ihren Worten, wie sie Ostern versteht:
AUFERSTEHUNG. So, wie ich es verstanden habe, heißt das etwas wie: Der Mensch, den man am meisten liebt, ist tot – und dann plötzlich wieder da. Und dann multipliziert man dieses Gefühl mit, ähm, fünf, weil man sicher sein kann, dass es wahr ist: Wir sind nie allein, aber immer geliebt, und zwar, egal was wir tun. Und noch einmal mit fünf, weil wir jetzt wissen, dass auch wir nicht sterben werden. Wieder fünf, weil wir alle, die jemals gestorben sind, wiedersehen. Wir sind gerettet, wir und die ganze Welt; und alles, was schwer ist, kann uns egal sein – multipliziert mit ich weiß nicht wie viel. Das wäre ja tatsächlich verrückt, ein Wunder.
Quelle:
Valerie Schönian: Halleluja - Wie ich versuchte, die katholische Kirche zu verstehen, Piper Paperback Verlag, München, 4. Auflage 2018, Pos 3133)
Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Mein Papa ist gestorben. Er war fast 88 Jahre alt, und es ging alles ganz plötzlich – ohne Vorwarnung. Wir waren schockiert. Aber nach der ersten Trauer hat sich bei mir bald ein Gefühl der Dankbarkeit breitgemacht. Und ich glaub ich weiß auch, woran das liegt.
Mir ist aufgegangen, dass Papa mir ganz viel mitgegeben hat - und damit auch meinen Kindern: seine Begeisterung für Fußball, für die Musik, sein Sinn für Humor oder auch seine religiöse Ader.
Was auch geholfen hat war, dass er ganz offen mit dem Thema Tod umgegangen ist. Meine Mutter und er haben sich oft übers Sterben unterhalten. Nicht nur über das Testament oder wie er sich den Grabstein und die Beerdigung vorstellt. Sondern auch darüber, wie es wohl ist, wenn man stirbt.
Und da kommt der dritte Punkt ins Spiel. Mein Vater war sich hundertprozentig sicher, dass er – wenn er stirbt – Jesus begegnet. Und auch allen Menschen, die vor ihm gestorben sind. Er fand das spannend, war geradezu neugierig auf diesen Zustand und wem er da alles begegnen wird - seinen Eltern und Vorfahren, aber auch berühmten Persönlichkeiten.
Ich bewundere ihn für diesen festen Glauben. Ich selbst glaube auch an das ewige Leben, aber immer wieder mischen sich auch Zweifel in diesen Glauben. Was wäre, wenn´s doch nicht so ist? Diese Gedankenspiele sind ja ganz normal, aber sie enden bei mir jedes Mal mit einem Szenario, das ich mir gar nicht weiter ausmalen möchte. Und deshalb breche ich es meistens ab.
Ich habe mal einen schwerkranken Pfarrer besucht, der genau wusste, dass er sterben muss. Und selbst der hat zu mir gesagt: „Das ganze Leben lang verkündigst du, dass Jesus uns erwartet, wenn wir sterben. Aber wenn es dann soweit ist, dann kriegst du doch Angst und bist so klein mit Hut.“ Und dann kommt da mein Papa mit voller innerer Überzeugung daher und sagt: „Ich bin gespannt und neugierig, was mich nach dem Tod erwartet.“
Ich kann seine Zuversicht nur bewundern. Und mir vielleicht etwas davon abgucken. Nicht nur von diesem festen Glauben, sondern auch davon, meinen Kindern etwas mitzugeben und immer offen mit dem Thema Sterben umzugehen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41951SWR1 Anstöße sonn- und feiertags
Wenn man vor einem Scherbenhaufen steht, fragt man sich, wo Gott war, als all die kleinen oder großen Katastrophen passiert sind, die dazu geführt haben. Kriege produzieren die größten Scherben. Aber es gibt auch die kleineren, die sich für viele sogar schlimmer anfühlen, weil sie näher sind: wenn man sich jahrelang abgerackert hat und plötzlich entlassen wird, wenn einem das eigene Kind plötzlich den Rücken kehrt, eine Fehlgeburt, ein Abschiedsbrief, ein Suizid im Freundeskreis. All das sind Situationen, die schwer zu ertragen sind. Und viele Leute, die vor solchen Scherbenhaufen stehen, fragen: Wo bist du jetzt, Gott? Jetzt, wo ich dich ein Mal bräuchte!
Jesus ist es an seinem Todestag ganz ähnlich ergangen. Auch er hatte einen Scherbenhaufen vor sich: Erst wurde er von Judas verraten, dann von seinen Jüngern im Garten Getsemaneh im Stich gelassen. Und später hat ihn sein bester Freund verleugnet: „Diesen Jesus? Ich schwör, den kenn ich nicht!“ Jesus wurde von den Gaffern verspottet, von den Soldaten gedemütigt, und er musste unglaubliche Schmerzen ertragen. Als er dann schließlich am Kreuz hängt, da reagiert er auf eine Weise, die ich voll und ganz nachvollziehen kann. Mit letzter Kraft schreit er heraus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Diese Frage passt auch zu allen anderen Katastrophen, die mich wütend, ohnmächtig oder traurig machen.
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – diese Frage drückt nicht nur aus, dass Jesus enttäuscht ist und sich verlassen fühlt. Sie hat noch eine andere Dimension. Jesus zitiert den Anfang von einem alten Gebet, dem Psalm 22, den er als gläubiger Jude gut gekannt hat. Vielleicht hätte er ihn auch noch weiter gebetet, wenn er gekonnt hätte. Zu Beginn heißt es tatsächlich: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bleibst fern meiner Rettung?“ Aber später dann nimmt der Psalm eine hoffnungsvolle Wendung und geht so weiter: „Du, Gott, hast mir geantwortet. Du hast mich nicht verachtet, dich nicht verborgen. Du hast mich gehört als ich zu Dir geschrien habe.“
Darauf will ich hoffen: scheinbar von Gott verlassen, und doch hört er und sieht er und weint er mit. Vielleicht weil er erstmal nur das kann.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41950Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Gasthausatmosphäre in einer Kirche – das hat unser Gemeindeteam letztes Jahr am Gründonnerstag versucht hinzukriegen. Ein paar Leute haben sich darüber aufgeregt, aber die meisten fanden es ein spannendes Experiment.
Die Ehrenamtlichen haben keinen Kneipenabend in der Kirche veranstaltet. Sie wollten einfach Leute in die Kirche locken, dass sie hautnah miterleben können, wie das damals beim letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern gewesen sein könnte. Und die Atmosphäre sollte möglichst so sein, wie sie vermutlich in der Zeit Jesu auch war. Damals ging es wahrscheinlich weder besonders feierlich zu noch hoch offiziell oder tieftraurig. Da es ein jüdischer Feiertag war, wo es ums gemeinsame Essen und Trinken geht, stelle ich es mir sehr gesellig vor, wenn da die engsten Freunde von Jesus zusammenhocken. Gasthausatmosphäre eben.
Wir haben in unserer Kirche eine akustische Dauerschleife laufen lassen, auf der Gläser- und Besteck-Klirren zu hören war. Dazu Stimmen, die sich angeregt unterhalten und ab und zu Klänge von einem Bar-Piano. Und dann war da eine große Tafel aufgebaut mit Tischdecke, Blumen, Kerzenleuchter und unterschiedlichstem Geschirr. In der Mitte haben wir einen Papp-Jesus platziert. Drum herum viele bunt zusammengewürfelte Stühle.
Den ganzen Tag über sind Leute in die Kirche gekommen – mal in Gruppen, mal allein. Sie konnten sich einen Stuhl und Geschirr aussuchen und sich dann an den Tisch setzen – weit weg oder direkt neben Jesus – je nachdem wie nahe sie ihm kommen wollten. Und schließlich konnte man seine Gedanken in ein Gästebuch notieren.
Die meisten Gäste hat unser Experiment berührt, weil so greifbar wurde, dass es damals ganz gemütlich und gesellig begonnen hat. Später wird dann eine Katastrophe aus dem Abend. Dann nämlich, als Jesus den Party-Crasher gibt und verkündet: „Einer von euch wird mich verraten.“ Und noch viel später hat sich dieses Abendmahl zur Eucharistiefeier entwickelt, wie sie heute Abend und sonntags in vielen Kirchen gefeiert wird. Und genau da vermisse ich oft die Freude, die Geselligkeit und das Miteinander. Aber eines habe ich aus diesem Gründonnerstags-Experiment mitgenommen: dass es ursprünglich um Essen, Trinken, viel Freude und ein Fest ging.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41949Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Ein Labyrinth aus Kerzen in einem Knast – das haben Inhaftierte in der Justizvollzugsanstalt Freiburg aufgebaut. Und sie haben es nicht nur aufgebaut, sondern sind auch durchgelaufen. 700 Meter lang ist der Weg durch das Kreislabyrinth mit seinen 16 Metern Durchmesser.
Die Idee zu dem Projekt hatte der Gefängnisseelsorger Martin Vrana, weil er immer wieder von Inhaftierten hört: „Wenn ich hier rauskomme, dann nehme ich den geraden Weg.“ Aber Martin Vrana hält dagegen: „Der gerade Weg – was soll das für einer sein? Lebenswege sind nun mal nicht gerade.“ Und deshalb ist er auf die Idee mit dem Labyrinth gekommen.
Schon der Aufbau zusammen mit ca. 20 Gefangenen war eine Art Meditationsübung. In der Gefängnis-Sporthalle haben sie Teelicht an Teelicht gestellt, möglichst gleichmäßig, über 1000 Stück bis das Labyrinth nach dem Vorbild aus der Kathedrale von Chartres fertig war. Während des Aufbaus sind immer wieder Angestellte vom Schließdienst vorbeigekommen und haben interessiert zugeschaut. Und dann am frühen Abend ist alles angerichtet. Die Kerzen werden nach und nach entzündet, und am Schluss das grelle Neonlicht ausgeschaltet. Und plötzlich entsteht da in der Halle mit den Turnmatten und den Sprossenwänden eine magische Atmosphäre, und alle werden ganz ruhig, fast andächtig.
Die Inhaftierten machen sich einzeln auf den Weg, schön langsam und mit einem Windlicht in der Hand. Einer sagt später: „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und habe an meine Familie gedacht.“ Ein anderer gesteht: „Ich dachte, das nimmt ja kein Ende hier – genau wie im Knast.“
Der Gefängnisseelsorger ist überzeugt: „Es gibt keinen besseren Ort, an dem das Symbol des Labyrinths besser passt als im Gefängnis. Denn hier stellt man sich die Frage, ob man in einer Sackgasse gelandet ist, oder ob die Haft doch eher ein Stück eines Weges ist, der wieder eine neue Wende nehmen kann.“
Genau für diesen Gedanken steht das Labyrinth – und ganz bestimmt nicht nur für Inhaftierte: Es gibt immer einen Weg aus dem Schlamassel raus, Lebenswenden gehören zum Leben dazu, umkehren ist immer möglich. Und die kleinen Lichter rechts und links des Weges - die helfen, weil sie Orientierung geben. Und das nicht nur in hellen Phasen, sondern gerade dann, wenn man mal auf der dunklen Seite des Lebens steht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41948Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Ich bin im Experimentier-Museum auf ein total interessantes Spiel gestoßen. Während die Kinder Zahnräder zum Laufen und Glühbirnen zum Leuchten bringen, suchen meine Frau und ich nach einer Entspannung. Und die finden wir auch – für Füße und Gehirn. In einer Ecke liegen ein paar Sitzsäcke, auf denen wir es uns bequem machen. Sie sind Teil eines Spiels für Erwachsene, die auf die Kinder warten. Es heißt „Mindball“ und ist ein Entspannungswettbewerb – gerade das richtige für uns.
Zuerst muss man sich ein Stirnband mit Sensoren aufsetzen. Damit wird gemessen, wie aktiv die Hirnströme sind. Und dann geht´s los: Je weniger man denkt desto besser. Desto schneller bewegt sich nämlich ein Ball in die Hälfte des anderen auf eine Ziellinie zu. Und wessen Ball als erstes über die Ziellinie geht, der gewinnt und wird mit einem Piepton und einem Punkt belohnt. Dazu eine blecherne Stimme: „Gratulation, Sie haben gewonnen!“
Das hört sich eigentlich ganz leicht an, ist es aber gar nicht. Die ersten Runden gehen alle an meine Frau - egal, wie bequem ich mich in den Sitzsack fläze oder versuche abzuschalten. Irgendwann hab ich meine Frau gefragt, wie sie das macht, dass sie immer gewinnt. Und etwas widerwillig hat sie ihr Erfolgsrezept verraten: „Schatz, du musst einfach ganz bewusst ein- und ausatmen.“
Da ist mir ein Trick der Ordensleute eingefallen. Wenn die meditieren, dann atmen sie auch ganz bewusst. Sie versuchen an gar nichts zu denken. Und wenn sich doch ein Gedanke einschleicht, dann versuchen sie ihn beim Ausatmen höflich wieder zu verabschieden. Zum Beispiel so: „OK, liebe Grübelei, schön dass du meine Gedankenwelt besuchst, aber jetzt darfst du auch gerne wieder weiterziehen.“ Die Ordensleute möchten sich mit dieser Methode frei machen von allem, was sie dabei stört, sich auf Gott zu konzentrieren. Sie waren immer überzeugt, dass Gott sich im Menschen drin finden lässt, tief in seinem Innern. Und wenn ich alles ausblende, was mich von mir selbst ablenkt, dann kann ich auch besser verstehen, was Gott mir mitteilen möchte.
Ich hab´s dann im nächsten Mindball-Match gegen meine Frau direkt ausprobiert: Augen zu, schön tief in den Bauch rein atmen, an gar nichts denken, und alle störenden Gedanken beim Ausatmen höflich wieder verabschieden und – Piiiiep, „Gratulation, Sie haben gewonnen!“ Wow! Gott ist mir beim Mindball zwar nicht begegnet, aber vielleicht beim nächsten Versuch, an rein gar nichts zu denken.
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