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SWR3 Gedanken

25APR2024
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Es ist eine Art Casting-Show. Sie spielt zur Zeit des Alten Testaments um das Jahr 1000 vor Christus. Gesucht wird der nächste König von Israel. Die Bewerber sind acht Brüder. In der Jury sitzt der Prophet Samuel. Er hat prominente Hilfe, denn Gott selbst schaut ihm über die Schulter.

Das Casting beginnt. Bruder Nummer eins sieht in Samuels Augen vielversprechend aus: groß, stark und muskulös. Der Juror denkt sich: Ja, das ist er bestimmt. Aber Gott fährt dazwischen und flüstert: „Na, na, nicht so schnell!“ Daraufhin lässt Samuel den nächsten antreten. Auch ihn möchte er sofort zum König küren, weil er gutaussehend uns smart ist. Doch Gott ist wieder dagegen. Dasselbe Spiel mit den Kandidaten Nummer drei bis sieben. Jedes Mal muss Gott auf die Bremse treten.

Dann fragt Samuel den Vater der sieben Brüder: „War das alles?“ Dieser entschuldigt sich: „Ja also, wir hätten da schon noch einen, den Jüngsten. Aber der hütet gerade Schafe und ich glaube kaum…“ Doch Samuel lässt ihn holen. Sein Name ist David und Gott sieht sofort, dass er das Zeug zum König hat.

Und dann verrät Gott, was wichtig ist, wenn man jemanden beurteilt. Er sagt: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht mitten ins Herz.“ Samuel soll sich nicht blenden lassen von Äußerlichkeiten, sondern tiefer blicken: Ist dem Menschen Gerechtigkeit wichtig? Wie ehrlich, ausgleichend und weise ist er? Ein Tipp nicht nur für Casting-Shows, und gar nicht so einfach umzusetzen, denn die Fassade drängt sich gerne in den Vordergrund. Ein erster Schritt könnte sein: Nicht dem ersten Impuls nachgeben, sich Zeit nehmen und eine Schippe tiefer graben. Oder wie Gott sagt: mitten ins Herz schauen.

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SWR3 Gedanken

24APR2024
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In Sigmaringen im Donautal hat sich ein kleines Wunder ereignet. Manche sagen auch: ein großes. 1945 hatten der Bürgermeister und der Pfarrer erfahren, dass die Stadt bombardiert werden solle – unter der Auflage, es streng geheim zu halten. Am Sonntag hat der Pfarrer in seiner Predigt mit eindringlichem Unterton den Sigmaringern vorgeschlagen: „Gott hat uns heute so einen schönen Tag geschenkt. Geht alle hinaus in den Wald, nehmt eure Lieben mit, bleibt über Nacht und dankt Gott dafür.“ Sie haben wohl geahnt was das bedeutet und sind deshalb wirklich alle in den Wald aufgebrochen zum Übernachten.

Am nächsten Morgen zieht plötzlich dicker Nebel auf. Die Leute im Wald hören das Dröhnen von Jagdbombern. Sie wissen, was das bedeutet, und sie zittern vor Kälte und vor Angst um ihre Stadt. Doch der Lärm zieht vorbei, der Nebel ist einfach zu dicht. Die Sigmaringer sind bis heute überzeugt: „Es hat nie wieder einen Frühling mit so dickem Nebel gegeben wie damals. Der Heilige Fidelis hat uns beschützt.“

Der Heilige Fidelis ist der Stadtheilige von Sigmaringen. Er wurde dort vor fast 450 Jahren geboren, und man kann heute noch seine Wiege besichtigen. Er war Seelsorger im 30-jährigen Krieg, und bis heute gibt es ein Stipendium für arme Studierende aus seiner Heimatstadt. Wie viele Heilige war er so etwas wie eine Brücke zwischen Himmel und Erde. Heilige machen erfahrbar, dass es mehr gibt als nur das, was wir mit unseren Sinnen erfahren können. Leider passiert es nicht sehr oft und auch nicht auf Bestellung. Aber 1945 in Sigmaringen wurde auf wunderbare Weise eine Katastrophe verhindert. Und so wurde - trotz dichten Nebels - ein bisschen vom Himmel spürbar.

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SWR3 Gedanken

23APR2024
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Die Jünger von Jesus kommen in der Bibel gar nicht so gut weg, wie man denken könnte. Heute ist jeder von ihnen ein Promi unter den Heiligen, aber damals waren sie ja noch einfache Fischer.

Die Enttäuschung über Jesu Tod steckt den Jüngern noch in den Knochen. Sie wissen zwar, dass er auferstanden ist, aber so richtig trauen sie dem Braten noch nicht. Jesus ist ihnen zwar schon ein paar Mal wie aus dem Nichts erschienen, aber genauso schnell war er auch wieder weg.

Eines Nachts fahren sie zum Fischen auf den See hinaus. Doch der Erfolg ist ebenso verhalten wie ihre Stimmung: null, nada, kein einziger Fisch hängt im Netz - und es wird schon langsam hell. Da taucht am Ufer ein seltsamer Typ auf und ruft ihnen zu, sie sollten mal das Netz auf der anderen Seite des Bootes auswerfen. „Besserwisser“, knurrt Petrus, aber versuchen kann man´s ja mal. Und was soll ich sagen? Das ganze Netz übervoll mit Fischen. Und dann macht´s klick: „Leute, es ist der Herr!“ Als sie das Boot an Land ziehen, brennt schon ein Kohlenfeuer am Strand, und der Fremde sagt zu ihnen: „Kommt her und esst.“ Und spätestens jetzt sind sie sich sicher, denn Essen teilen war schon immer das Markenzeichen von Jesus.

Das ist eine typische Umdenk-Geschichte: Verlass die ausgetretenen Pfade, fisch´ mal auf der anderen Seite, auf zu neuen Ufern, Strandgrillen statt Abendmahl. Probier was Neues und löse dich von Gewohnheiten. Man kann ja mal klein anfangen: die Stammplätze am Küchentisch durchwechseln, sich im Café mittenrein setzen und im Kino in die erste Reihe. Das verändert den Blickwinkel und das Denken. Die Jünger hat es beseelt, und mich kann es verändern.

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SWR3 Gedanken

22APR2024
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„O mein Gott!“, sagt der Realitystar, als er von der kniffligen Mutprobe erfährt. „O mein Gott!“ sagt die Influencerin, als sie den Gürtel mit der Glitzerschnalle auf dem Tablet entdeckt. Und „O mein Gott!“ sagen auch meine Söhne, wenn sie einen krassen Zaubertrick bei Youtube sehen.

Jetzt könnte ich als Theologe natürlich anfangen zu schimpfen auf die ganze „O mein Gott!“-Sagerei. Tu ich aber nicht. Es heißt zwar, du sollst den Namen Gottes nicht gedankenlos benutzen, aber „O mein Gott!“ ist für mich ein Gebet. Und wem sollte ich das Beten verbieten!

Klar, je mehr es von Herzen kommt und je ehrlicher es gemeint ist, desto eher kann man auch von Gebet sprechen: „O mein Gott, wie viel Leid muss Tante Gisela noch ertragen?“ Oder: „O mein Gott, wie reißt mich diese Band mit!“ Oder: „O mein Gott, wie bunt blüht diese Blumenwiese!“

Der Ausruf „O“ steht dafür, dass etwas aus mir rausbricht, ich muss es einfach loswerden, was mich bedrückt, freut oder staunen lässt. Und das „mein“ steht dafür, dass Gott auch mir gehört, oder zumindest zu mir gehört. Dass er mein ist. Und das ist der beste Hinweis darauf, wo ich ihn suchen kann: Wohl weniger in der Realityshow, im Schaufenster oder bei Youtube. Sondern tief in mir, in meinem Herzen. O mein Gott!

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SWR3 Gedanken

21APR2024
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Die letzten drei Tage waren für viele eine echte Herausforderung. Zumindest für über 100.000 junge Leute, die deutschlandweit bei der kirchlichen „72-Stunden-Aktion“ mitgemacht haben.  Sie haben dabei erfahren, dass helfen nicht nur Sinn, sondern auch Spaß macht.

Rückblende: Am Donnerstagnachmittag stehen 25 Kinder und Jugendliche aus Baden-Baden mit gespannten Mienen vor Rebekka und beobachten, wie sie endlich die Karte mit der Aufgabe aus dem Umschlag zieht. Rebekka liest vor: „In den nächsten 72 Stunden sollt ihr rauskriegen, was „Stolpersteine“ sind. 500 davon sind im ganzen Stadtgebiet verlegt und schon ziemlich verwittert. Organisiert geeignete Putzpaste, Schwämmchen und Lappen und bringt alle Stolpersteine wieder auf Hochglanz.“

Dann geht es los. Die Gruppe überlegt, recherchiert und telefoniert mit Firmen, die Material zur Verfügung stellen. Das Gemeindehaus dient als Hauptquartier. Hier laufen die Fäden zusammen, hier wird aber auch gekocht und gegessen. Schnell haben die Jugendlichen rausgekriegt, dass „Stolpersteine“ überall dort verlegt sind, wo Menschen gewohnt haben, die durch die Nazis ermordet oder deportiert wurden. Und bald schon ziehen sie in kleinen Putztrupps durch die Stadt. Sie suchen, reinigen und fotografieren die kleinen Mahnmale im Boden. Heute Nachmittag werden sie mit dem Rabbiner von Baden-Baden durch die Stadt spazieren und Orte besuchen, die für die deutsch-israelische Geschichte von Bedeutung sind.

Die Mitorganisatorin Rebekka freut sich, dass die jungen Menschen so begeistert und tatkräftig mitmachen. Sie sagt: „Es ist so schön zu sehen, dass die kids sich für Frieden und andere Menschen einsetzen und dabei gleichzeitig Gemeinschaft und fröhliche Momente entstehen.“ Und das nicht nur in Baden-Baden, sondern die letzten 72 Stunden in ganz Deutschland.

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SWR3 Worte

30MRZ2024
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Die Zukunftsforscherin Maja Göpel wünscht sich ein neues Verhältnis zur Natur. Sie sagt:

 

Wir sollten wieder lernen, die Natur in uns zu spüren. Alles, was wir atmen, trinken, essen ist schon viele Male in unterschiedlicher Form entstanden und vergangen. Wir sind eingebettet in einen regenerativen Zyklus – das ist die Lesart für unser Leben, die ich mir wünsche. Auch, weil dadurch die Verbundenheit mit Menschen in anderen Gesellschaften stärker wahrnehmbar wird.

 

Quelle:

Zeitschrift Galore Interviews, hg.v. Michael Lohrmann, Dialog GmbH Dortmund, Ausgabe 39 Galore (03/2020)  S.58.

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SWR3 Worte

29MRZ2024
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Manche Menschen ziehen viel Trost und Kraft daraus, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Der Tübinger Klinikseelsorger Joachim Schmid erlebt das immer wieder. Er sagt:

 

Neulich sagte mir eine Tumorpatientin, die (…) eine unsichere Prognose hat, dass sie gerade in der Zeit um den Karfreitag herum auch eine Dankbarkeit für das Leben spüre, das ihr noch geschenkt ist.

 

Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen ihr Leid (…) in den Horizont des Leidens Jesu am Kreuz bringen: Da ist einer, der selbst leidet, ja sogar den grausamen Foltertod stirbt, und der mich nicht verlässt in dem, was mir widerfährt, sondern mir zur Seite steht.

 

Quelle:

SWR2 „Zum Feiertag Karfreitag“ vom 10.04.2020. Interview mit Joachim Schmid, nachzulesen auf https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=30716

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39573
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SWR3 Worte

28MRZ2024
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Heute ist Grüdonnerstag, der Tag, an dem Jesus zum letzten Mal das Brot mit seinen Jüngern geteilt hat. Dazu eine Brot-Geschichte:

 

In einer schweren Notzeit (…) war der Herr Professor einmal sehr krank (…). Die (…) Ärzte murmelten etwas von „kräftiger Nahrung“, wohl wissend, wie schwer es war, überhaupt etwas zum Essen zu beschaffen.

 

Aber gerade da schickte ein Bekannter einen halben Laib Brot. So sehr der Professor sich darüber freute – er aß das Brot nicht (…), sondern gab es an eine verwitwete Frau weiter (…). Die Witwe trug es zu ihrer Tochter, die (…) mit ihren beiden Kindern in einer Kellerwohnung hauste. Diese (…) erinnerte sich daran, dass ein paar Häuser weiter der Professor krank war (…). Sie nahm das Brot und ging damit zu seiner Wohnung. (…)

 

Als der Herr Professor das Stück Brot in der Hand hielt und von dessen Wanderung hörte, war er sehr bewegt und sagte: „So lange noch diese Liebe unter uns ist, habe ich keine Angst um die Menschheit.“

 

Quelle:

Referat Kirche und ländlicher Raum im erzb. Seelsorgeamt der Erzdiözese Freiburg (Hg): Wo Milch und Honig fließen – Materialien für den Erntedankgottesdienst 2015, Freiburg 2015, S. 28

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39572
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SWR3 Worte

27MRZ2024
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Sich selbst zu lieben, das war für Charlie Chaplin ein Schlüssel zum Glück. In einer seiner Geburtstagsreden hat er gesagt:

 

Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, dass ich mich in allen Umständen stets zur rechten Zeit am richtigen Ort befinde und alles genau zum richtigen Zeitpunkt geschieht. Von da an konnte ich gelassen sein.

 

Quelle:

http://mentalpower.ch/chaplin-rede-selbstliebe-70-geburtstag/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39571
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SWR3 Worte

26MRZ2024
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Drei Fragen, die man sich stellen sollte, bevor man aufbraust – die stellt eine Psychologin in einem Roman von Frederik Backmann. Sie sagt:

 

Eine Technik, die ich in diesem Fall gerne als Hilfestellung empfehle, besteht darin, sich selbst drei Fragen zu stellen, bevor man aufbraust:

  1. Handelt die (andere) Person mit der Absicht, mich persönlich zu verletzen?
  2. Besitze ich alle nötigen Informationen über die Situation?
  3. Hat dieser Konflikt irgendeinen Nutzen für mich?

 

Quelle:

Frederik Backmann, Eine ganz dumme Idee, Goldmann Verlag, München, S. 133

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39570
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