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SWR Kultur Wort zum Tag
Corona braucht niemand mehr – die Pandemie mit vielen Kranken und Toten, mit Lock Down, geschlossenen Schulen und Bahnhöfen – und sogar die Kirchen waren eine Zeit lang zugesperrt. Gottesdienst sonntags nur online oder im Radio oder am Fernsehen. Braucht niemand mehr – obwohl: ein paar Erlebnisse von damals würde ich mir schon nochmal wünschen.
Einen Sonntag mal kurve ich mit dem Rad auf die Piazza vor unserer Kirche – und kann gerade noch bremsen, bevor ich in die Warteschlange fahre. Alle Plätze für die Sonntagsmesse ausgebucht und reserviert – und wer unangemeldet gekommen ist, muss erst mal abwarten. Das war in der zweiten oder dritten Corona-Phase; da durften wir wieder in die Kirchen – aber nur mit Abstand, höchstens auf jeden dritten Platz. Gemeinsames Singen verboten, Friedensgruß oder andere Nähe sowieso. Und tatsächlich gab es Gedränge, gelegentlich. Weil das mit anmelden, Test-Ergebnis vorzeigen, Impfstatus und so einfach bisschen länger dauerte.
Wir werden uns wundern, hab ich damals gesagt, wie leer unsere Kirchen sein werden, wenn sie wieder voll sein dürfen, nach Corona also und allen seinen Folgen. Und tatsächlich: viele haben anscheinend gemerkt, dass es sonntags auch ohne Kirche geht. Die verzichten seither auch weiterhin – ich wünsche ihnen, dass sie die gewonnene Zeit aber auch gut für sich und andere nutzen. Und eigentlich vermisse ich sie!
Manche Kirchen-Gemeinden haben aber auch für sich was gelernt. Bei uns war es so: Ja, die Eingangskontrollen waren lästig in der Corona-Zeit. Aber irgendwie doch auch ganz schön: immer hat dich jemand begrüßt, wenn du in die Kirche kamst. Sollen wir das jetzt auch wieder lassen? In meiner Gemeinde haben sie sich anders entschieden: Jeden Sonntag – oder fast jeden Sonntag – stehen ein oder zwei Menschen vor der Kirche, begrüßen die Leute freundlich, die da kommen, halten die Türen auf, wünschen einen guten Sonntag…
Keine Kontrolle, aus welchem Grund auch immer – einfach nur: herzlich willkommen, schön, dass du da bist – dann lass uns gemeinsam feiern. Denn das ist doch Kirche: jede und jeder ist willkommen – und richtig Sonntag ist jedenfalls für mich nur, wenn wir Gottes Dienst an uns auch gemeinsam feiern. Mir tut es nämlich richtig gut für mein Leben.
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Vor achtzig Jahren haben die Nazis Gottfried Könzgen ermordet – kurz vor ihrem eigenen Ende, am 15. März 1945 noch. Im Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich hatten sie ihn – schwer krank schon – Steine schleppen und behauen lassen. Verhaftet hatte die Gestapo Könzgen im August vierundvierzig. Aber schon lange und jetzt wieder lautete der Vorwurf: „unverbesserlicher Katholik“. In den Augen der Hitlerei hatte Könzgen aber noch einen weiteren Makel. „unverbesserlicher Katholik und Zentrumsmann“ war er. Also politisch unterwegs in der damals vor allem katholischen Zentrumspartei, ein bisschen einem Vorläufer der heutigen CDU und CSU. Für die war er im Stadtrat und ein paar Jahre im Landtag …
Für die Nazis gefährlich aber: Gottfried Könzgen, gelernter Weber, studierter Jurist und BWLer, hatte eine führende Rolle in den katholischen Arbeitervereinen. Da hat er vor allem Bildungs-Arbeit gemacht, Vorträge gehalten – und zwar selbstverständlich im Sinne der katholischen Soziallehre; die spricht von der Würde jedes Menschen, von Frieden und Gerechtigkeit, von Mitwirkungs-Rechten der Arbeiterschaft… Es müsse damit gerechnet werden, heißt es in einem Gestapo-Bericht, „dass er in seinen Vorträgen immer wieder in irgendeiner Form gegen die nationalsozialistische Weltanschauung Stellung nehmen wird.“ Da hatte Könzgen sich einer Nazi-Schlägertruppe widersetzt, die einen ArbeiterBildungsVortrag zerschlagen wollten.
Seltsam, dass er dann doch noch lange weitermachen konnte – nur Redeverbot bekam er. Gezielte Einschüchterungs-„Besuche“ hatte die Familie aber immer wieder.
Erst als das Ende des angeblich tausendjährigen Reiches schon ziemlich klar ist, verhaften sie ihn und verschleppen ihn ins KZ. Könzgen schreibt aus der Haft an seinen Sohn von seiner Hoffnung auf Frieden – aber er wusste wohl, dass er dessen Ausbruch kaum noch erleben würde. „Dann werden wir schon klar erkennen,“ heißt es in dem Brief, „dass gerade in der dunkelsten Nacht des Leidens uns am besten und schönsten die Sonne der göttlichen Liebe bestrahlt.“
Eigentlich dringend, dass die Kirche diesen Märtyrer auch ausdrücklich selig spricht und sein Andenken deutlich höher hält – und auch das von manchen anderen Christenmenschen im Widerstand. Gerade in Zeiten wie diesen.
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Er muss sich bedanken bei Polizei und Feuerwehr: Alle haben sich um ihn und sein neunmonatiges Kind nach dem Unfall „super gekümmert“, meint André L. am Tag danach. Sein Auto war mit einem anderen Auto zusammengestoßen. Belebte Straße, viele Schlaglöcher, alles bisschen eng da Der andere Fahrer war schuld – oder hat jedenfalls ein Problem gehabt. André L. hat ein Schleudertrauma – und der kleine Sohn wohl erst mal nur einen Schrecken, höchstens. Alles gut bei beiden.
Allerdings: André sieht – mehr aus dem Augenwinkel zunächst – er hat jedenfalls mitbekommen, dass das gegnerische Auto nach der Kollision wohl ganz außer Kontrolle geraten ist; gerade versinkt es im Weiher neben der Straße. Und weil er selbst und das Kind offenbar kein größeres Problem haben, steigt der Vater aus seinem Wagen aus, springt ins Wasser, taucht kurz und rettet den 89-jährigen Fahrer vor dem Ertrinken.
Keine Ahnung, was André glaubt; gehandelt hat er jedenfalls ziemlich christlich: Sieht einen Menschen in Not oder Gefahr – und greift ohne große Rücksicht auf sich selbst ein und zieht ihn da raus. Das ist „Nächstenliebe“ - gelebte Nächstenliebe.
Der Ort des Geschehens ist übrigens auch neben der Straße ziemlich belebt: Naherholungsgebiet in der Stadt. Ein Café gleich nebenan. Warum bleiben die vielen Leute da in der Sonne auf der Terrasse sitzen, statt einzuspringen? „Nichts gemerkt“ ist ne schlechte Entschuldigung. Smartphones haben einige gezückt; Fotos geschossen oder gefilmt, was da zu sehen war. So was will ich doch schnell verbreiten… Wenigstens behindert haben sie die Rettung hoffentlich nicht!?
Es ist gruselig – da gibt es keine Ausrede. Unabhängig von irgendeiner Religion: Helfen und mithelfen wäre doch einfach nur menschlich gewesen. Jemand hätte sich um das Kleinkind kümmern können, während der Vater den alten Mann rettet. Jemand hätte die Unfallstelle absichern müssen und Polizei und Krankenwagen rufen, sowieso. Nix gesehen – da musst du dich schon wegdrehen, in so einer Situation.
Jesus in der Bibel kommentiert solche Geschichten so: Was ihr dem Geringsten getan habt, also einem Ertrinkenden, einer Hungrigen, anderen ohne Wohnung und Hilfe… was ihr denen getan habt, das habt ihr mir getan; oder eben nicht.
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Glückwunsch – schon einen halben Monat haben sie doch wohl gehalten, die guten Vorsätze aus der Silvester-Nacht und vom Neujahrs-Tag. Hoffentlich. Also weniger am Computer oder am Tablet gesessen und gedaddelt; weniger oder gleich gar kein Alkohol mehr und sowieso keine Zigaretten… Solche typischen Neujahrs-Vorsätze. Und mehr Bewegung, also dreimal die Woche für eine halbe Stunde stramm laufen oder schwimmen; Länger schlafen… Ist doch total vernünftig, oder?
Ja – und leider leider: bei einigen schon wieder vorbei, vergessen, leider keine Zeit gehabt oder gefunden und und und – die Erklärungen und Entschuldigungen sind mindestens so beliebt wie das Lotto mit den GutenVorsätzen in der Silvesternacht.
Die Wissenschaft kann erklären, warum es allzu häufig so läuft – obwohl jede und jeder weiß, wie dringend die eine oder andere Veränderung wäre. Und es schon erlebt hat. Wie schön es war, nach der Arbeit heimzukommen in die eigene Wohnung ohne Räuchergestank. Bisschen lockerer auf den Beinen zu sein, mit dem ersten Kilo weniger. Es sind die Gewohnheiten, egal ob gute oder schlechte; auch die schlechten belohnt sich der Mensch immer wieder mit den sogenannten Glückshormonen – auch wenn er oder sie das als falsch erkannte trotzdem weiter tut oder das Richtigere doch seinlässt. Das hat sich tief in die Seele eingraviert; und das macht es sehr anstrengend, sowas zu löschen oder wenigstens zu überschreiben mit neuen besseren Gewohnheiten.
Aber ja: es gäbe einen Weg, sich selbst und das eigene Leben zu bessern; nachhaltig und ohne das blöde Gefühl von „war wieder nix“. Da ist ein Gefühl „Ich muss was ändern“ – manchmal von anderen angestupst; das bringt zum Nachdenken: Was habe ich davon für Vorteile? Manchen hilft es, mit jemand anders darüber zu reden. Christenmenschen tun das gelegentlich in der Beichte – und lassen sich da noch zusätzlich Gottes Unterstützung und Segen zusagen.
Dann braucht es einen Plan mit kleinen konkreten Schritten – und vielleicht finde ich auch jemand, die oder der mich unterstützen könnte. Und dann: üben üben üben – mit möglichst viel Geduld. Und wie gesagt: in kleinen Schritten. Gelegentlich mal fünf Minuten zur Ruhe kommen; bewusst abends auf den Tag zurückblicken und vielleicht sogar beten.
Irgendwann darfst du dich freuen – über die eigene Stärke und vielleicht sogar über das Geld, das jetzt mehr in der Kasse bleibt…
Nochmal anfangen damit? Ist ja erst Mitte Januar heute…
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An der Wand hinter meinem Schreibtisch hängt ein Krippen-Kreuz; aus Holz, schlicht geschnitten, wie mit einer leichten Abwärts-Bewegung an den beiden Armen… Krippen-Kreuz, habe ich es eben genannt. Denn das ist schon besonders an diesem Teil: Das Holz ist mindestens zum dritten Mal verwendet und wiederverwendet – auch schon deswegen also ein sehr nachhaltiges Kreuz. Zwischendurch war es mal Teil einer Weihnachtskrippe…
Ursprünglich eingesetzt war es wohl im Bergbau, unter Tage – als Stütze für das Gestein, unter dem die Bergleute die Kohle weggebaggert hatten. Das Holz haben sie dann rausgeholt und über Tage weiter gebraucht; häufig verfeuert – manchmal aber auch verbaut. In meiner Heimatgemeinde im Ruhrgebiet etwa im Stall einer riesigen Krippenlandschaft – mit hunderten Figuren abenteuerlich und liebevoll gestaltet, echt sehenswert.
Bei einer gründlichen Renovierung gab es dann einen neuen Stall – bisschen weniger wuchtig; und das Holz von Dach und Wänden haben sie nochmal weiter gebraucht: Daraus haben findige Heimwerker und andere Profis eben Kreuze gefräst, gehobelt, gesägt und zusammengefügt – eins davon ist das in meinem Arbeitszimmer. Wobei mir wichtig ist: nur das Kreuz – kein Gekreuzigter, kein Crucifixus. Weil das leere Kreuz mir sagt: Jesus ist durch den Tod hindurch in das neue Leben gegangen. Ja: Er ist da ermordet worden, vor den Augen der ganzen Welt. Aber wie er solidarisch mit allen Menschen gestorben war, so ist er den Menschen voraus zu Gott und in Gottes Liebe hineingegangen und lebt für die Menschen – bleibt mit uns auf dem Weg, immer.
Mein Krippenkreuz erinnert daran und an meinen Glauben; und weil es mal Teil des Stalles in der Krippe war, verbindet es Tod und Auferstehung nochmal handgreiflich mit dem Kind Jesus, dessen Geburt unter widrigen Umständen und ganz ohne Himmelbettchen und Babywippe die Christenheit an Weihnachten gefeiert hat.
Und das Krippenkreuz geht ja noch ein Stück weiter: Unter Tage, in der Steinkohle hat es schwere Lasten getragen und Menschen geschützt – war einfach Teil der menschlichen Arbeitswelt. Leben und Tod und Auferstehung gehören zusammen – dürfen Christenmenschen glauben und hoffen; und dass das ganze Leben und die ganze Welt gut aufgehoben ist in Gottes liebevoller Hand.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41407SWR Kultur Wort zum Tag
Ob er so heiter war, wie sein Name suggeriert? Könnte ja sein: Hilarius hat er geheißen; der Heitere. Bischof ist er gewesen, jedenfalls der erste uns noch heute bekannte in der Christlichen Gemeinde im römischen Pictavium – heute Poitiers in Westfrankreich. Als Bischof hat er übrigens auch den Ex-Offizier Martinus getauft, das ist der, der seinen Mantel geteilt hatte – aber heute blicken wir mehr auf den Skeptiker Hilarius.
Weil der 13. Januar ist nämlich auch der Internationale Tag der Skeptiker; und Skeptiker war Hilarius im vierten Jahrhundert auch. Hatte Philosophie studiert – hatte also jedenfalls einen kritischen Blick entwickelt auf menschliche Fragen und Lebensumstände. Und mit diesem kritischen Blick das Christentum für sich entdeckt – das muss damals viel rationaler erschienen sein als die römisch-keltische Götterwelt um ihn herum.
Er ist aber skeptisch geblieben und kritisch – aufmerksam und gläubig. Hat sich in einem nur scheinbar theologischen Streit gegen den Kaiser aufgestellt und ist prompt verbannt worden – Wahrheit war ihm wichtiger als Gehorsam. Gesunde Skepsis, jedenfalls aus heutiger Sicht. Und das bei einem Menschen mit einer wichtigen Rolle in der Christenheit?
Das scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch – eigentlich ist doch „Glauben“, dass ich auch Unbeweisbares für wahr halte; das glatte Gegenteil von Skepsis. Ja und Amen – das gilt als Kurzformel des Glaubens. Ein Skeptiker oder eine Skeptikerin wird doch zumindest vorsichtiger sein: Vielleicht ist es aber doch nicht ganz so oder ein wenig anders… – statt die Sachen und die Lehren und Behauptungen einfach zu akzeptieren.
Ehrlich gesagt, würde ich mich eher auf der vorsichtigen Seite sehen, eher auf der Skeptiker-Seite – am liebsten allerdings heiter dabei. Wenn wir über Fragen von Glauben und Kirche diskutieren: immer mit der Haltung: könnte sein, dass du doch mehr Recht hast als ich. Wenn beide Seiten das mit einem Lächeln sagen – natürlich ohne gleich vom eigenen Standpunkt abzurutschen – also mit einer gewissen Heiterkeit: dann wären sie am Internationalen Skeptiker-Tag nah bei Hilarius, dem heiteren Bischof von Poitiers.
Ich wünsche allen, gerade auch den skeptischen Menschen einen heiteren Montag!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41406SWR Kultur Wort zum Tag
Könnte schon sein, dass sie tatsächlich nur Legende ist; aber die römische Kirche hat sich trotz aller Bedenken dann doch noch mal umentschieden. Keine Spur von Unfehlbarkeit. Erst ist die heilige Barbara aus dem Kalender gestrichen worden; da gab es Protest, vor allem aus dem deutschen Sprachraum und da vor allem von den Bergleuten. Denen hatte die Kirche ja einfach mal die Schutzpatronin gestrichen – wie kann das denn. Also durfte sie wieder gefeiert werden – erst mal im Regional-Kalender. Und paar Jahre später steht sie wieder im offiziellen Plan – heute, am vierten Dezember.
Unzählige Legenden gibt es über sie; der Vater habe sie in einem Turm eingesperrt, damit sie Jungfrau bleibt und er sie gut verheiraten kann. Aber sie hat sich mit einem Christen getroffen, hat sich entschieden, Christin zu werden und sich heimlich taufen lassen. Ist dem Vater irgendwie entkommen, hat sich bei einem Schafhirten versteckt, der hat sie verraten. Unzählige Folterqualen – die Gewalt-Phantasie der Männer war schon immer genau so grenzenlos wie die der Geschichten-Erzähler. Und der Vater, der sie schließlich hingerichtet hat – eigenhändig der Vater die Tochter!!! – den Vater traf gleich drauf der Blitz…
Wg Blitz und Sprengung ist Barbara übrigens auch Patronin der Bergleute und soll vor Gewitter und Donnerschlag schützen. Und dann noch die Geschichte mit den Barbara-Zweigen: Auf dem Weg ins Gefängnis verhakte sich ein Ästchen in ihrem Mantel; sie hat es mitgenommen und ihr weniges Wasser in der Zelle mit dem Zweiglein geteilt. Es ist aufgeblüht und war so ein zusätzliches Zeichen der Hoffnung auf ein neues Leben nach all der Quälerei und dem schrecklichen Tod, der auf sie wartet.
Beim Abendgebet in unserer Kirche geben wir heute jeder und jedem einen kleinen Barbara-Zweig mit. Den können sie zu Hause in eine Vase stellen, vielleicht noch ein paar eigene Frühblüher-Zweige dazu tun – und mit genug Wasser und bisschen Glück blüht der Strauß ziemlich pünktlich zu Weihnachten – sind ja noch zwanzig Tage bis zum Heiligen Abend.
Ich freue mich über dieses Stück Hoffnung oder Zuversicht. Weil es zeigt: Im Winter – bei aller Kälte und Nässe, bei allem Schrecken durch Kriege und Gewalt – im Winter ist angelegt, was bald zum Blühen kommen will; fast ganz von selbst – wie von Gott geschenkt; ich darf es gern ein bisschen pflegen und mit Wasser versorgen…
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41124SWR Kultur Wort zum Tag
Einmal hat er nach Rom berichtet, dass ihm der rechte Arm abends so weh tut – „weil ich so viele Menschen getauft habe“. Ein bisschen eine stolze Klage eines Missionars, der unterwegs war in Indien, später in Japan und beinahe bis nach China. Franziscus Xaverius war einer der Gründer des Jesuitenordens. Und war stehenden Fußes aufgebrochen, um das Christentum zu den sogenannten „Heidenvölkern“ zu bringen.
Andere hatten denen bis dahin einfach den Glauben übergestülpt, allzu oft mit zweifelhaften Methoden, leider. Franz Xaver hat neue Wege beschritten, um den Leuten die Botschaft seines Evangeliums auch verständlich zu machen. Hat versucht, die Botschaft und den Glauben auch in der Sprache der neuen Umgebung weiterzugeben. Bei den Kolonialmächten, übrigens, stieß das oft auf wenig Gegenliebe. Brachte zu wenig Gold und andere Schätze in die Staatskassen… Na gut – hinduistische Rituale im christlichen Gottesdienst waren sogar für Franz Xaver ein NoGo – bei aller Nähe zu den Menschen…
Heute meint „christliche Mission“ ganz was anderes. Christenmenschen wollen ja eigentlich vor allem für andere da sein, stehen besonders an der Seite von Menschen in materieller oder seelischer Not, in Armut und Hunger oder irgendwie anders am Rand ihrer Gesellschaft.
Gute Mission engagiert sich heute bedingungslos – und macht sichtbar, warum sie das tut: Weil der Gott der christlichen Bibel eben die Menschen liebt.
Wer für den Glauben einsteht und ihn weitergeben will, spricht mit den Menschen und hört ihnen zu; entdeckt mit ihnen gemeinsam, wie viel von christlicher Hoffnung auch in deren Leben schon immer aktiv ist oder nur geschlummert hat.
Da ist Mission heute ein ganzes Stück weiter als Franz Xaver damals – einerseits. Und bleibt andererseits eher in der Nähe. Denn Deutschland und Europa sind inzwischen selbst wieder Missions-Land. Ich spüre irgendwie, dass immer noch viele Menschen beinah darauf warten, dass jemand ihnen die christliche Botschaft neu bringt – gern in ihrer eigenen Sprache und in neuen Formaten. Also ein bisschen doch wie damals Franz Xaver.
Sein Arm (der rechte, der Tauf-Arm) liegt als Reliquie in der Jesuitenkirche in Rom; und heute ist Namenstag – Glückwunsch allen Xavers und Franz Xavers!
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Der Weihnachtsbaum ist wahrscheinlich schon geschlagen; oder er steht sogar schon im Hof oder im Keller – oder gleich im Wohnzimmer, wo er schon mal da war. Manche haben auch schon die Lichter dran. Vorweihnachtszeit geht dann – nahtlos sozusagen – in die Weihnachtstage über. Und nach dem Fest fliegt der Baum sowieso bald raus. …
Schon klar: Weihnachtsbaum kann ruhig schon im Advent stehen. Als Vorweihnachtsbaum in der Vorweihnachtszeit. Draußen auf Straßen und Plätzen sind die Jahresendzeitbeleuchtungen schon seit Mitte November oder spätestens Anfang Dezember eingeschaltet. Hat mit dem Fest in zweiundzwanzig Tagen nur am Rande zu tun; es geht mehr ums Geschäftliche. Manche Geschäftszweige machen in diesen sechs Wochen ein Drittel oder mehr ihres Jahresumsatzes. Und Leuchtreklame oder Leuchten und Lichterketten gehören zu dieser Art Handwerk einfach dazu wie sonst das Klappern.
Ist schon recht. Denn was eigentlich im Hintergrund dieser Zeit steht, also hinter Konsum- und Umsatz- und GeschenkeRausch bis Weihnachten, das lässt sich ja immer noch entdecken. Jedenfalls mit bisschen Anstrengung und einem etwas genaueren Blick.
Weihnachten ist ja tatsächlich die Erinnerung daran, dass Gott die Menschen unendlich liebt; so sehr, dass er der Welt deswegen das größte denkbare Geschenk macht – oder eigentlich das größte undenkbare Geschenk: Da wird ja gefeiert, dass Gott sich selbst herschenkt. Einer von uns wird, als Mensch, als Kind, dem seine Eltern sogar die Windeln wechseln müssen, ganz ohne Abstand.
Eigentlich macht jedes Geschenk das nach, mit dem Menschen andere Menschen beglücken. Und richtig glücklich macht so eine Gabe doch sowieso nur, wenn etwas von mir drinsteckt in dem, was ich der oder dem anderen schenke. Unpersönliche Austausch-Geschäfte könnten wir uns beiderseits doch eigentlich lieber … schenken
Und dann ist egal, wie lang die so genannte Vorweihnachtszeit sich ausdehnt. Andererseits: Ist doch gut, mich noch mal ausdrücklich erinnern zu lassen, von wie großen Geschenken ich eigentlich lebe. Ich würde sagen: Am liebsten am Weihnachtsfest. Und deswegen kommt bei mir auch der Baum erst zum Fest ins Haus.
Ich wünsche auch Ihnen einen guten Advent – Gott kommt auf uns alle zu. Immer!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41122SWR Kultur Wort zum Tag
Die Trierer Eintracht hat ein Problem – also der Fußball-Verein SV Eintracht Trier. Gleich vier Spiele in der Regionalliga Südwest sind Sonntags angesetzt – kurz hintereinander im Oktober und November. Schlecht für die Fans und für den Verein – schon allein deswegen, weil der Sicherheitsdienst Sonntagszulagen bekommt. Aber vor allem die Fans: sind ja häufig selbst aktiv, als Amateure in unteren Spielklassen; und die spielen eigentlich sonntags.
Moment mal – sonntags war doch mal noch was anderes dran!? „Tag des Herrn“ – Christenmenschen versammeln sich am Sonntag zum Gottesdienst und manchmal auch noch zum WeiterFeiern. Sonntags-Pflicht heißt das in der katholischen Kirche – darf auch am Vorabend absolviert werden, Samstag abends; also zur besten Bundesliga-Zeit…
Schon klar: das Argument zählt nur noch sehr bedingt. Obwohl immer noch mehr als doppelt so viele Menschen Samstag/sonntags zur Kirche gehen wie am ganzen Wochenende zur Bundesliga. Absehbar allerdings, dass die Kirchenbesucher-Zahlen noch schneller sinken als die anderen steigen… Aber es gibt ja durchaus Gemeinsamkeiten: Gottesdienst und Bundesliga sind eher freiwillig und weniger Pflicht; wenn’s gut läuft, dient auch ein schönes Fußballspiel der seelischen Erbauung. Manche Fan-Blocks feiern schon beinah richtige Liturgien – mit Gesang und Choreografie. Und wo es im Stadion Eintrittsgeld kostet, geht‘s in der Kirche um Kollekten und andere Geld-Sammlungen.
Jedenfalls gibt es aber auch Zeit-Konkurrenz – und nur selten wird die aufgelöst, so dass beides möglich wäre; dass die heranwachsenden Kinder Zeit für Kirche hätten und zum Sport auf’n Platz oder in die Halle gehen – ein Gewinn für alle… Wäre nur mit ein wenig Aufwand verbunden.
Beim Lamento um die Sonntags-Spiele der Trierer Eintracht geht es allerdings eher um eine interne Konkurrenz – die Profis könnten die Amateure kannibalisieren? Fußball Gucken gegen aktiv Spielen – und noch bisschen Familienzeit auch für die Profis. Na gut – werden die irgendwie hinkriegen.
Ich kümmere mich inzwischen mit anderen zusammen darum, dass der Gottesdienst in unserer Kirche wenigstens ein bisschen attraktiv bleibt, ansprechend für die Menschen – für junge und alte, alteingesessene und zugezogene, alleinlebende und Familien. Finde ich interessant und wichtig – auch für mich selbst; jenseits aller Sonntags-Pflichten lasse ich mich gern ansprechen von der Guten Nachricht des Jesus von Nazaret – auch morgen wieder.
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