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Heute ist ein berühmter Komponist in Mainz: John Rutter! Er kommt aus England und hat schon viele wunderbare geistliche Werke geschrieben. Sie waren zum Beispiel in London bei den königlichen Hochzeiten von Willam und Harry zu hören oder beim Thronjubiläum von Queen Elizabeth. Aber auch hier bei uns werden seine Stücke immer wieder aufgeführt, bei deutschen Chören sind sie richtig beliebt. Ich hab auch schon manches von ihm gesungen, zum Beispiel sein berühmtes Segenslied, „The Lord bless you and keep you“, „Der Herr segne und behüte dich“.
Heute wird John Rutter in Mainz einen Probentag leiten und abends das Abendlob im Dom dirigieren – leider ist der Dom schon seit Wochen restlos ausgebucht. Aber ich werde mir zur Feier dieses Besuches von John Rutter in Mainz wieder einmal Stücke von ihm auf CD oder im Internet anhören. Und ich werde auch an ihn denken, wenn ich dieses Wochenende mit anderen zusammen singe, bei der Chorprobe und im Gottesdienst. Denn dass die Menschen zusammen singen, ist John Rutter wichtig. Er hat einmal gesagt: „Das Singen im Chor hat einen besonderen Wert, weil es Menschen in Harmonie zusammenführt, in einer Zeit, in der es in der Politik so viele Dissonanzen gibt.“
Vielleicht ist das Singen mit anderen tatsächlich nicht nur gut für mein eigenes, persönliches Wohlbefinden – das weiß ich nämlich auf jeden Fall, mir tut Singen immer gut. Vielleicht ist das Singen mit anderen auch deswegen so wichtig, weil es unterschiedliche Menschen und Stimmen und Stimmungen zusammenführt. Gerade in einer Zeit, in der es oft schwerfällt, andere Meinungen und Stimmen anzuhören und zu ertragen. Beim Chorsingen wird klar: Es braucht ja gerade die unterschiedlichen, vielfältigen Stimmen, damit ein gemeinsamer großer Klang entsteht. Harmonie: Die stellt sich dann in der Musik ein und auch im Miteinander der Menschen.
Ich wünsche John Rutter und allen, die mit ihm heute singen oder ihm zuhören, solche wunderbaren Harmonie-Erfahrungen! Und überhaupt allen, die an diesem Wochenende Musik machen und Musik genießen, wo auch immer.
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„Jetzt sind wir wieder daheim!“ Mein Vater hat das früher immer gesagt, wenn wir aus dem Urlaub nachhause kamen und das Auto in unsere Einfahrt eingebogen ist. Wir waren erfüllt von wunderbaren Ferienerlebnissen, aber irgendwie auch froh, wieder zuhause zu sein. Und bis heute geht mir das durch den Kopf, wenn ich aus dem Urlaub nachhause komme. Im August zum Beispiel nach großartigen Wandertagen in den Bergen. „Jetzt bin ich wieder daheim!“ Es tut gut, in die eigenen vier Wände zurück zu kommen.
In dem Papierstapel aus meinem Briefkasten, den mir mein Nachbar auf den Tisch gelegt hatte, war ein Spendenaufruf von der UNO Flüchtlingshilfe, für die gebe ich immer mal wieder was. Und als ich diesen Spendenaufruf sah, ist mir
wieder klar geworden: Es ist gar nicht selbstverständlich, ein Zuhause zu haben, in das ich zurückkehren kann. So viele Menschen auf der Welt haben eben kein Dach über dem Kopf. Sogar bei uns in Deutschland leben Tausende auf der Straße. Und auf der ganzen Welt sind es 120 Millionen Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten und nicht wieder dorthin zurückkehren können. Weil dort Krieg und Gewalt herrschen, weil sie verfolgt wurden, weil Klimakrise und Umweltkatastrophen ihnen die Lebensgrundlagen entzogen haben. Oft haben die Menschen nur mitnehmen können, was sie am Leib tragen.
Gott sei Dank gibt es Organisationen wie die UNO Flüchtlingshilfe oder auch kirchliche Hilfswerke wie die Caritas oder Misereor, die für Menschen auf der Flucht da sind. Sie bauen Unterkünfte, in denen Geflüchtete Sicherheit und Schutz finden, sie verteilen Lebensmittel, Wasser, Medikamente, sie unterstützen die Menschen dabei, in anderen Ländern Fuß zu fassen. Sie geben den Menschen Würde zurück. Schon in der Bibel steht: „Gott liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung – auch ihr sollt die Fremden lieben, denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“ (Dtn 10,18-19)
Ich bin dankbar dafür, ein Zuhause zu haben, in das ich immer wieder zurückkehren darf. Und ich denke dabei auch an die Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und ihr Zuhause verloren haben.
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Im September riechen die Natur und die Schöpfung oft richtig gut, finde ich: Die Luft ist frischer und erdiger als noch im Hochsommer. In den Gärten und auf den Feldern duftet das Obst: Äpfel und Birnen, Aprikosen und Pflaumen. Und auf dem Wochenmarkt gibt’s jetzt im September so viel verschiedenes Gemüse, direkt vom Bauern aus der Region, auch das verbreitet herrliche Düfte: Zucchini und Tomaten, Auberginen und Bohnen. Der September ist ein besonderer Monat, um die Schöpfung zu erleben und zu genießen. Und auch ein besonderer Monat, um die Schöpfung zu schützen.
Seit dem 1. September und noch bis Anfang Oktober begehen die Kirchen die so genannte „Schöpfungszeit“. Sie laden in diesen Wochen dazu ein, besonders hinzuschauen und hinzuhören – vielleicht auch: hinzuriechen - auf die Schöpfung. Und zu überlegen: Wie kann ich die Schöpfung noch mehr bewahren? Viele Menschen tun das ja schon, auf vielen unterschiedlichen Wegen. Eine Freundin von mir hat sich zum Beispiel vorgenommen, Plastik zu vermeiden. Sie kauft jetzt noch mehr mit eigenen, mitgebrachten Taschen ein, auf dem Wochenmarkt oder am Gemüseregal im Supermarkt. Eine andere Freundin ist aufs E-Bike umgestiegen und fährt jetzt viel weniger Auto. Sie erzählt: Das tut ihr selber gut – und sie hat dazu noch das wunderbare Gefühl, der Schöpfung und dem Klima etwas Gutes zu tun.
Für mich gehört das im September zusammen: die Schöpfung genießen, den wunderbaren Duft von Obst und Gemüse einatmen – und zugleich: die Schöpfung schützen, indem ich zum Beispiel mit Stofftaschen einkaufen gehe oder möglichst viel Rad fahre oder zu Fuß unterwegs bin. Schon in der Bibel finde ich beides: Da wird Gott aus vollem Herzen gelobt für seine wunderbare Schöpfung, die der Mensch genießen und nutzen darf, Pflanzen, Berge und Flüsse (vgl. Psalm 104). Und zugleich heißt es schon am Anfang der Bibel: Ihr sollt diese Erde bewahren, ihr seid quasi die Statthalter Gottes in dieser Welt, passt auf sie auf! (vgl. Genesis 1,18-29) In diesem Sinne wünsch ich mir und Ihnen jetzt im September: eine wunderbare Schöpfungszeit!
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Vor zwei Wochen ging‘s in meinem Blumenladen um die Heilige des heutigen Tages. Genau genommen wurde vor ihr gewarnt. „Warten Sie mal lieber noch ein bisschen, bevor sie Kräuter auf den Balkon setzen“, hat die Verkäuferin gesagt. „Am besten bis zur kalten Sophie!“ Heute, am 15. Mai, ist endlich dieser Tag: der Tag der heiligen Sophie. Glückwunsch übrigens allen, die so heißen, zum Namenstag!
Der Gedenktag der heiligen Sophie ist der letzte der so genannten Eisheiligen. Das sind traditionell die Tage, an denen es noch mal richtig kalt werden kann in unseren Breiten. Danach verabschiedet sich der Winter üblicherweise endgültig – und ich kann meine Kräutertöpfe endlich auf den Balkon stellen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie erfrieren.
Ich freu mich auf die Kräuter auf meinem Balkon. Und überhaupt darauf, dass es jetzt im Mai endgültig wärmer wird. Es gab ja noch einige kalte Tage in den letzten Wochen. Und manchen hat das dazu gebracht zu vermuten: Mit dem Klimawandel kann es dann ja doch nicht so schlimm sein. „Die reden von Klimaerwärmung, und ich muss hier noch mal die Heizung anwerfen“, das konnte ich oft im Internet lesen. Aber das ist natürlich kein Argument: Wetter ist nicht gleich Klima. Und die durchschnittlichen Temperaturen steigen eben trotz des gefühlten Spätwinters im Frühjahr. Die Wissenschaft ist da leider glasklar: Die Klimakrise ist längst da. Und tatsächlich gab‘s in den letzten Wochen ja schon wieder furchtbare Überschwemmungen: In Kenia und in Brasilien sind Hunderte Menschen ums Leben gekommen.
Für mich ist das wärmere Wetter nach den Eisheiligen deswegen auch eine Einladung: In meinem kleinen Bereich will ich tun, was ich tun kann für mehr Klimaschutz! Noch mehr als sonst bin ich jetzt zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs. Und auf meinen Balkon: Da wachsen nicht nur wieder Petersilie und Schnittlauch. Sondern auch alle möglichen Blütenpflanzen, die Wespen und Bienen anlocken. All das macht meine Stadt ein bisschen grüner und ein bisschen klima- und schöpfungsfreundlicher.
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Im Moment guck ich besonders gerne bei mir aus dem Fenster. Vom Sofa aus oder auch von meinem Schreibtisch. Von dort aus sehe ich nämlich auf die hoch gewachsenen Lindenbäume hinterm Haus. Und die erstrahlen jetzt im Mai in so fantastischem Grün! Es ist ein großes Vergnügen für meine Augen, mein Herz und meine Seele. Dieses dichte und leuchtende Blätterwerk! Es strahlt für mich eine solche Kraft aus.
Grünkraft: Das ist ein Wort der heiligen Hildegard von Bingen. Die Kraft der Natur – für Hildegard ist sie auch die Kraft, mit der Gott die Welt erschaffen hat. Die Grünkraft ist die göttliche Kraft, die in der Schöpfung steckt, und ich kann sie deswegen in der Schöpfung und in der Natur erleben, auch in mir selbst. Gerade jetzt im Mai!
Die Zeiten sind im Moment ja eher kraftraubend. So viele Krisen und Kriege, die einem Angst machen können. Mir macht auch Sorge, wie die Europawahl in ein paar Wochen wohl ausgehen mag. Und private Sorgen und Päckchen hat ja auch jede und jeder zu tragen.
Dinge, die nicht Kraft rauben, sondern Kraft schenken, sind da wichtig. Und jetzt im Mai ist das für mich eindeutig: das Grün an den Bäumen. Oder auch das satte Grün auf den Wiesen und an den Sträuchern. Es tut mir gut, es gibt mir Kraft. Manchmal stelle ich mich sogar bewusst unter einen Baum, schaue hinauf in die hell leuchtende grüne Baumkrone und genieße das. Lege vielleicht sogar meine Hand an den Baumstamm. Ich spüre dann eine Verbindung zu diesem Baum, zur Schöpfung, zu Gott. Manche belächeln so etwas vielleicht. Für mich ist es Teil meiner Frömmigkeit, meiner Spiritualität. „Alles ist miteinander verbunden, alles steht in Beziehung“, das hat Papst Franziskus einmal gesagt in seinem Schreiben über die Schöpfung.
Und auch ich fühl mich verbunden mit etwas Größerem, wenn ich in die Bäume schaue und sie berühre. Verbunden mit einer Energie, die alles durchdringt und alles miteinander verbindet. Eine Grünkraft, die mir Kraft schenkt.
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Am kommenden Sonntag, an Pfingsten, wird in den Kirchen der Heilige Geist gefeiert – und die Vielfalt. Denn die spielt in der Geschichte von Pfingsten und vom Heiligen Geist eine große Rolle.
Die Bibel erzählt: Als der Heilige Geist in Sturm und Feuerbraus auf die Jünger Jesu herabkommt, da laufen in Jerusalem Menschen aus allen Völkern unter dem Himmel zusammen. Die Bibel zählt auf: Menschen aus Mesopotamien, aus Ägypten, aus Rom, aus Libyen und von der arabischen Halbinsel. Eine riesige Vielfalt also aus Sprachen, Hautfarben und Kulturen. Und all diese Menschen sind jetzt fassungslos vor Staunen, denn: Der Heilige Geist schafft es, dass sie sich verstehen. Sie alle hören die Jünger Jesu in ihren Sprachen reden. Der Heilige Geist und die Botschaft Jesu kommen zu ihnen in ihrer jeweiligen Sprache und Kultur.
Ich find das bemerkenswert. Von Anfang an gilt im Christentum: Vielfalt ist etwas Wunderbares. Keiner muss seine Sprache aufgeben. Die christliche Botschaft spricht alle Sprachen. Bis heute gilt in meiner katholischen Kirche das Prinzip: Vielfalt in der Einheit. Immerhin hat Gott diese Vielfalt ja auch geschaffen am Anfang der Welt. Natürlich ist sie trotzdem auch in der Kirche nicht immer einfach zu leben. Wie gehen wir damit um, dass wir unterschiedlicher Auffassung sind, unterschiedliche Sprachen sprechen? Was verbindet uns, auch wenn wir verschieden sind?
In unserer Gesellschaft ist das ja auch gerade ein großes Thema: Wie halten wir es aus, dass wir unterschiedlicher Meinung sind? Dass wir Menschen aus allen Völkern in unserem Land haben, die ihre Sprachen und Kulturen mitbringen? Und selbst in unseren Familien ist die „Vielfalt in der Einheit“ gelegentlich ein Problem.
Mich ermutigen da Pfingsten und der Heilige Geist: Die Vielfalt muss etwas Gutes sein, weil Gott selbst sie geschaffen hat und will. Der Heilige Geist weht da, wo wir versuchen, dem anderen zuzuhören, ihn zu respektieren, vielleicht sogar: seine Sprache zu sprechen. Der Heilige Geist ist ein Geist der Vielfalt.
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Frieden ist unmöglich! Wie oft denke ich das in diesen Tagen. Vor allem, wenn ich in den Nachrichten die Bilder aus der Ukraine sehe. Zerstörte Häuser, tote und verletzte Menschen. Zwei Jahre ist es schon her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Es gibt so viele furchtbare Kriege und Konflikte auf der ganzen Welt. Aber mit dem Ukraine-Krieg ist auch uns der Krieg noch mal näher gerückt. Über eine Million Menschen sind von dort zu uns nach Deutschland geflüchtet. Und viele Experten sagen mit Sorge: Wenn Russland in der Ukraine gewinnt, dann sind auch andere europäische Länder in Gefahr, dann dringt der Krieg womöglich noch weiter in Europa vor. Mir macht das Angst. Und vor allem hab ich den Eindruck: Es ist überhaupt keine Lösung in Sicht, es erscheint einfach unmöglich, aus diesem Krieg wieder herauszukommen – wie aus anderen Kriegen und Konflikten auch. Frieden scheint ganz und gar unmöglich.
Wenn ich überlege, was mir Hoffnung macht in dieser Situation: Dann ist da zum einen der Blick auf frühere große Kriege und Kriegsgegner. Was haben Frankreich und Deutschland zum Beispiel erbittert gegeneinander gekämpft. Erzfeinde waren wir. Aber schon als ich in den 80ern als Jugendliche im Schüleraustausch war, konnte ich das kaum noch glauben: Jetzt sind wir doch Freunde und Nachbarn. Ja, es ist möglich, dass Feinde sich wieder die Hände reichen. Und dann ist da für mich zum andern auch: die Bibel. Sie kennt große Kriege und Konflikte. Aber eben auch: großartige Friedensvisionen. „Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern.“ (Jesaja 2,4) Oder: „Wolf und Lamm weiden zusammen und der Löwe frisst Stroh wie das Rind.“ (Jesaja 65,25)
Ich finde, sie sind immens wichtig: solche Visionen vom Frieden. Und natürlich braucht es Menschen, auch Politikerinnen und Politiker, die daran glauben: Frieden ist möglich. Wir müssen uns für ihn einsetzen, zumindest Schritte auf ihn hingehen, im Großen wie im Kleinen. Ich will es mit dem Frieden versuchen, zuerst in meinem Umfeld, und ich bete für Frieden in der Welt und heute vor allem: für Frieden in der Ukraine.
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Heute mal kein Fleisch! In der katholischen Kirche haben solche Vorschläge bzw. Vorschriften eine lange Tradition. In meiner Kindheit zum Beispiel gab es freitags nie Schnitzel oder Wurst. Der Freitag war der Tag für Fisch oder Süßspeisen – was ich übrigens als Kind gar nicht so schlecht fand. Mal für einen Tag oder auch länger auf Fleisch verzichten: Heutzutage ist das ein Vorschlag, der die Gemüter erhitzen kann. Wenn eine Partei einen Veggie-Tag vorschlägt oder eine Mensa oder Kantine sagt: Wir bieten weniger Fleisch an: Dann gibt das meistens einen richtigen Shit-Storm.
Interessanterweise gerade von Menschen, die Wert auf Tradition legen. Wir lassen uns doch unser Fleisch nicht verbieten! Fleischessen ist Tradition! Dabei, wie gesagt, haben gerade Speise-Vorschriften eine lange Tradition. In der katholischen Kirche gibt’s nicht nur den Freitag ohne Fleisch. Es gibt auch Fast- und Abstinenztage wie Aschermittwoch und Karfreitag. Und natürlich: die Fastenzeit jetzt, die 40 Tage vor Ostern.
Weniger Fleisch essen: Schon in der Bibel hat das weniger mit Abnehmen zu tun. Sondern vor allem damit, solidarisch zu sein mit Menschen, die wenig zu essen haben. In der Bibel gehört zum Fasten immer das Teilen und die Gerechtigkeit. Beim Propheten Jesaja heißt es zum Beispiel: „Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: … den Hungrigen dein Brot auszuteilen.“ (Jesaja 58,5-7)
Heute kann das heißen: Was ich einspare, wenn ich bewusst mal auf Fleisch verzichte, das spende ich an arme Menschen hierzulande oder in den Hungergebieten dieser Welt. Und weniger Fleisch essen in Europa, das nutzt den Hungrigen dieser Welt auch noch auf andere Weise. Es braucht dann etwa weniger von den riesigen Soja-Monokulturen in Südamerika, die das viele Viehfutter für uns liefern.
Auch kirchliche Hilfswerke wie Misereor rufen dazu auf, weniger Fleisch zu essen. Und wenn, dann hochwertiges, am besten von Bauern aus der Region. Viele tun das ja auch, der Fleischkonsum geht seit einigen Jahren zurück in Deutschland. Ich kenne Menschen, die es sich zum Beispiel jetzt für die Fastenzeit vorgenommen haben: weniger oder gar kein Fleisch essen. Heute, am Freitag in der Fastenzeit, wird es bei mir jedenfalls Pfannkuchen mit Apfelmus geben. Die mochte ich schon als Kind freitags am liebsten.
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„Aber Mama, dann bin ich ja ganz allein in der Kita!“ Die Tochter einer Bekannten ist drei Jahre alt. Und in ihrer Kita-Gruppe: Da sind türkische Kinder, Kinder aus der Ukraine, Kinder, die zuhause mit ihren Eltern polnisch oder italienisch sprechen. In der Kita spielen sie alle zusammen und verstehen sich prächtig. Meine Bekannte hat ihrer kleinen Tochter erklärt, warum sie zu den großen Demonstrationen in ihrer Stadt geht: Weil es Leute gibt, die Erwachsene und Kinder, die noch nicht so lange in Deutschland sind, die anders aussehen oder eine andere Religion haben, wieder in ihre Ursprungsländer zurückschicken wollen. Die Dreijährige kann es kaum fassen. Und es macht ihr Angst.
Und nicht nur ihr. Auch ich finde den Gedanken furchtbar, dass Menschen mit Migrationsgeschichte dazu gezwungen werden sollen, in ihre Herkunftsländer zurückzuziehen. „Remigration“ nennen das die Rechtsextremen, in Potsdam im November sollen sie dazu Pläne geschmiedet haben. Ich denke dabei auch an die Menschen, die in meiner katholischen Kirche zu den so genannten „muttersprachlichen Gemeinden“ gehören, also eine andere Muttersprache sprechen als Deutsch. In Frankfurt sind das über 40.000, jeder dritte Katholik dort hat einen Migrationshintergrund, es gibt eine äthiopische, indische oder koreanische Gemeinde. Und auch dort geht die Angst um.
Eine Umfrage hat gezeigt: Über die Hälfte der Menschen mit Migrationsgeschichte fürchtet sich sehr vor diesen Plänen zur „Massenabschiebung“. Für diese Menschen, auch für die Familien in der Kita ihrer Tochter, will meine Bekannte demonstrieren. Und auch ich geh auf die Straße. Ich will nicht, dass Menschen unser Land verlassen sollen, die doch zu unserem Land dazu gehören. Sie leben und arbeiten hier. Sie kochen für uns Essen, sie pflegen uns in den Krankenhäusern oder sie fahren uns mit dem Bus nachhause. Sie zahlen Steuern und Sozialabgaben und ihre Kinder werden unsere Renten mit bezahlen. Es gibt so viele Gründe, warum sie bei uns leben dürfen und sollen. Für mich sind es auch religiöse Gründe: Alle Menschen sind Gottes Ebenbilder und haben die gleiche Würde und ein Recht auf Heimat, egal, welche Herkunft, Hautfarbe oder Religion sie haben.
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Der erste Samstag im Advent ist heute, und die Läden werden voll sein: Das Weihnachtsgeschäft geht in die heiße Phase. Manche, die kaufen, und viele, die verkaufen, werden sich womöglich ein bisschen wie Sklaven fühlen, getrieben und gestresst. Aber unsere Weihnachtseinkäufe haben noch auf ganz andere Weise mit Sklaverei zu tun. Und daran möchte ich heute erinnern: Heute ist nämlich nicht nur erster Adventssamstag, sondern auch: Internationaler Tag zur Abschaffung der Sklaverei.
Sklaverei gibt es leider auch in unserem 21. Jahrhundert noch. Menschen müssen auf unwürdige Weise schuften. Arbeitsrechte und Menschenrechte gelten für sie nicht. In Bergwerken, wo Rohstoffe für unsere Handys aus der Erde geholt werden. Auf Plantagen, auf denen Kakao für Schokolade angebaut wird. Selbst bei der Herstellung von Kinderspielzeug gibt es sklaverei-artige Arbeitsbedingungen. Und ganz schlimm: Auch viele Kinder leiden darunter. Terre des Hommes, das Hilfswerk für Kinder, meldet: Zehn Millionen von ihnen müssen heute wie Sklavenarbeiten.
Was also kann ich tun? Ich habe mir vorgenommen: Ich will gerade bei meinen Weihnachtseinkäufen darauf achten, wo und wie sie hergestellt werden. Bei Schokolade ist das noch relativ einfach: Da gibt es mittlerweile sogar im Supermarkt viele Tafeln mit dem Fair-trade-Siegel. Bei anderen Sachen ist das schon schwieriger. Bei Kleidung zum Beispiel wird es komplizierter. Aber es existieren immerhin doch einige Labels, die klar sagen: Wir produzieren so fair wie möglich. Und beim Kinderspielzeug: Da bin ich auf die Aktion „Fair spielt“ gestoßen: Die setzt sich dafür ein, dass in der Spielzeugindustrie die Menschenrechte beachtet werden.
Ich weiß: Fair produzierte Sachen sind oft ein bisschen teurer. Und mancher wird sagen: Das kann ich mir nicht leisten. Andererseits will ich an Weihnachten keine Freude machen mit Dingen, für die andere Menschen wie Sklaven ausgebeutet wurden. Und ich kann es ja meinen Freundinnen und Freunden und meiner Familie an Weihnachten so erklären: Das ist jetzt vielleicht ein kleines, aber sehr feines Geschenk: Für dieses Geschenk musste kein Mensch wie ein Sklave arbeiten.
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