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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

24FEB2024
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Frieden ist unmöglich! Wie oft denke ich das in diesen Tagen. Vor allem, wenn ich in den Nachrichten die Bilder aus der Ukraine sehe. Zerstörte Häuser, tote und verletzte Menschen. Zwei Jahre ist es schon her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Es gibt so viele furchtbare Kriege und Konflikte auf der ganzen Welt. Aber mit dem Ukraine-Krieg ist auch uns der Krieg noch mal näher gerückt. Über eine Million Menschen sind von dort zu uns nach Deutschland geflüchtet. Und viele Experten sagen mit Sorge: Wenn Russland in der Ukraine gewinnt, dann sind auch andere europäische Länder in Gefahr, dann dringt der Krieg womöglich noch weiter in Europa vor. Mir macht das Angst. Und vor allem hab ich den Eindruck: Es ist überhaupt keine Lösung in Sicht, es erscheint einfach unmöglich, aus diesem Krieg wieder herauszukommen – wie aus anderen Kriegen und Konflikten auch. Frieden scheint ganz und gar unmöglich.

Wenn ich überlege, was mir Hoffnung macht in dieser Situation: Dann ist da zum einen der Blick auf frühere große Kriege und Kriegsgegner. Was haben Frankreich und Deutschland zum Beispiel erbittert gegeneinander gekämpft. Erzfeinde waren wir. Aber schon als ich in den 80ern als Jugendliche im Schüleraustausch war, konnte ich das kaum noch glauben: Jetzt sind wir doch Freunde und Nachbarn. Ja, es ist möglich, dass Feinde sich wieder die Hände reichen. Und dann ist da für mich zum andern auch: die Bibel. Sie kennt große Kriege und Konflikte. Aber eben auch: großartige Friedensvisionen. „Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern.“ (Jesaja 2,4) Oder: „Wolf und Lamm weiden zusammen und der Löwe frisst Stroh wie das Rind.“ (Jesaja 65,25)

Ich finde, sie sind immens wichtig: solche Visionen vom Frieden. Und natürlich braucht es Menschen, auch Politikerinnen und Politiker, die daran glauben: Frieden ist möglich. Wir müssen uns für ihn einsetzen, zumindest Schritte auf ihn hingehen, im Großen wie im Kleinen. Ich will es mit dem Frieden versuchen, zuerst in meinem Umfeld, und ich bete für Frieden in der Welt und heute vor allem: für Frieden in der Ukraine.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

23FEB2024
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Heute mal kein Fleisch! In der katholischen Kirche haben solche Vorschläge bzw. Vorschriften eine lange Tradition. In meiner Kindheit zum Beispiel gab es freitags nie Schnitzel oder Wurst. Der Freitag war der Tag für Fisch oder Süßspeisen – was ich übrigens als Kind gar nicht so schlecht fand. Mal für einen Tag oder auch länger auf Fleisch verzichten: Heutzutage ist das ein Vorschlag, der die Gemüter erhitzen kann. Wenn eine Partei einen Veggie-Tag vorschlägt oder eine Mensa oder Kantine sagt: Wir bieten weniger Fleisch an: Dann gibt das meistens einen richtigen Shit-Storm.

Interessanterweise gerade von Menschen, die Wert auf Tradition legen. Wir lassen uns doch unser Fleisch nicht verbieten! Fleischessen ist Tradition! Dabei, wie gesagt, haben gerade Speise-Vorschriften eine lange Tradition. In der katholischen Kirche gibt’s nicht nur den Freitag ohne Fleisch. Es gibt auch Fast- und Abstinenztage wie Aschermittwoch und Karfreitag. Und natürlich: die Fastenzeit jetzt, die 40 Tage vor Ostern.

Weniger Fleisch essen: Schon in der Bibel hat das weniger mit Abnehmen zu tun. Sondern vor allem damit, solidarisch zu sein mit Menschen, die wenig zu essen haben. In der Bibel gehört zum Fasten immer das Teilen und die Gerechtigkeit. Beim Propheten Jesaja heißt es zum Beispiel: „Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: … den Hungrigen dein Brot auszuteilen.“ (Jesaja 58,5-7)

Heute kann das heißen: Was ich einspare, wenn ich bewusst mal auf Fleisch verzichte, das spende ich an arme Menschen hierzulande oder in den Hungergebieten dieser Welt. Und weniger Fleisch essen in Europa, das nutzt den Hungrigen dieser Welt auch noch auf andere Weise. Es braucht dann etwa weniger von den riesigen Soja-Monokulturen in Südamerika, die das viele Viehfutter für uns liefern.

Auch kirchliche Hilfswerke wie Misereor rufen dazu auf, weniger Fleisch zu essen. Und wenn, dann hochwertiges, am besten von Bauern aus der Region. Viele tun das ja auch, der Fleischkonsum geht seit einigen Jahren zurück in Deutschland. Ich kenne Menschen, die es sich zum Beispiel jetzt für die Fastenzeit vorgenommen haben: weniger oder gar kein Fleisch essen. Heute, am Freitag in der Fastenzeit, wird es bei mir jedenfalls Pfannkuchen mit Apfelmus geben. Die mochte ich schon als Kind freitags am liebsten.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

22FEB2024
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„Aber Mama, dann bin ich ja ganz allein in der Kita!“ Die Tochter einer Bekannten ist drei Jahre alt. Und in ihrer Kita-Gruppe: Da sind türkische Kinder, Kinder aus der Ukraine, Kinder, die zuhause mit ihren Eltern polnisch oder italienisch sprechen. In der Kita spielen sie alle zusammen und verstehen sich prächtig. Meine Bekannte hat ihrer kleinen Tochter erklärt, warum sie zu den großen Demonstrationen in ihrer Stadt geht: Weil es Leute gibt, die Erwachsene und Kinder, die noch nicht so lange in Deutschland sind, die anders aussehen oder eine andere Religion haben, wieder in ihre Ursprungsländer zurückschicken wollen. Die Dreijährige kann es kaum fassen. Und es macht ihr Angst.

Und nicht nur ihr. Auch ich finde den Gedanken furchtbar, dass Menschen mit Migrationsgeschichte dazu gezwungen werden sollen, in ihre Herkunftsländer zurückzuziehen. „Remigration“ nennen das die Rechtsextremen, in Potsdam im November sollen sie dazu Pläne geschmiedet haben. Ich denke dabei auch an die Menschen, die in meiner katholischen Kirche zu den so genannten „muttersprachlichen Gemeinden“ gehören, also eine andere Muttersprache sprechen als Deutsch. In Frankfurt sind das über 40.000, jeder dritte Katholik dort hat einen Migrationshintergrund, es gibt eine äthiopische, indische oder koreanische Gemeinde. Und auch dort geht die Angst um.

Eine Umfrage hat gezeigt: Über die Hälfte der Menschen mit Migrationsgeschichte fürchtet sich sehr vor diesen Plänen zur „Massenabschiebung“. Für diese Menschen, auch für die Familien in der Kita ihrer Tochter, will meine Bekannte demonstrieren. Und auch ich geh auf die Straße. Ich will nicht, dass Menschen unser Land verlassen sollen, die doch zu unserem Land dazu gehören. Sie leben und arbeiten hier. Sie kochen für uns Essen, sie pflegen uns in den Krankenhäusern oder sie fahren uns mit dem Bus nachhause. Sie zahlen Steuern und Sozialabgaben und ihre Kinder werden unsere Renten mit bezahlen. Es gibt so viele Gründe, warum sie bei uns leben dürfen und sollen. Für mich sind es auch religiöse Gründe: Alle Menschen sind Gottes Ebenbilder und haben die gleiche Würde und ein Recht auf Heimat, egal, welche Herkunft, Hautfarbe oder Religion sie haben.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

02DEZ2023
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Der erste Samstag im Advent ist heute, und die Läden werden voll sein: Das Weihnachtsgeschäft geht in die heiße Phase. Manche, die kaufen, und viele, die verkaufen, werden sich womöglich ein bisschen wie Sklaven fühlen, getrieben und gestresst. Aber unsere Weihnachtseinkäufe haben noch auf ganz andere Weise mit Sklaverei zu tun. Und daran möchte ich heute erinnern: Heute ist nämlich nicht nur erster Adventssamstag, sondern auch: Internationaler Tag zur Abschaffung der Sklaverei.

Sklaverei gibt es leider auch in unserem 21. Jahrhundert noch. Menschen müssen auf unwürdige Weise schuften. Arbeitsrechte und Menschenrechte gelten für sie nicht. In Bergwerken, wo Rohstoffe für unsere Handys aus der Erde geholt werden. Auf Plantagen, auf denen Kakao für Schokolade angebaut wird. Selbst bei der Herstellung von Kinderspielzeug gibt es sklaverei-artige Arbeitsbedingungen. Und ganz schlimm: Auch viele Kinder leiden darunter. Terre des Hommes, das Hilfswerk für Kinder, meldet: Zehn Millionen von ihnen müssen heute wie Sklavenarbeiten.                                                                                         

Was also kann ich tun? Ich habe mir vorgenommen: Ich will gerade bei meinen Weihnachtseinkäufen darauf achten, wo und wie sie hergestellt werden. Bei Schokolade ist das noch relativ einfach: Da gibt es mittlerweile sogar im Supermarkt viele Tafeln mit dem Fair-trade-Siegel. Bei anderen Sachen ist das schon schwieriger. Bei Kleidung zum Beispiel wird es komplizierter. Aber es existieren immerhin doch einige Labels, die klar sagen: Wir produzieren so fair wie möglich. Und beim Kinderspielzeug: Da bin ich auf die Aktion „Fair spielt“ gestoßen: Die setzt sich dafür ein, dass in der Spielzeugindustrie die Menschenrechte beachtet werden.

Ich weiß: Fair produzierte Sachen sind oft ein bisschen teurer. Und mancher wird sagen: Das kann ich mir nicht leisten. Andererseits will ich an Weihnachten keine Freude machen mit Dingen, für die andere Menschen wie Sklaven ausgebeutet wurden. Und ich kann es ja meinen Freundinnen und Freunden und meiner Familie an Weihnachten so erklären: Das ist jetzt vielleicht ein kleines, aber sehr feines Geschenk: Für dieses Geschenk musste kein Mensch wie ein Sklave arbeiten.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

01DEZ2023
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Jetzt geht er endlich los: der Advent! Ich hab mich tatsächlich dieses Jahr besonders auf ihn gefreut. Es ist gerade so viel Dunkelheit und Angst in der Welt, so viele Krisen, Kriege und so viel Trauer. Der Advent ist für mich die Zeit, die dem etwas entgegenzusetzen versucht: Licht und Hoffnung. Ich freu mich drauf, die Kerzen an meinem Adventskranz anzuzünden. Und immer mal wieder in Ruhe sein warmes Licht zu genießen. Ich freu mich drauf, jeden Tag die Türchen an meinen beiden Adventskalendern aufzumachen. Der mit Schokolade. Und der mit den wunderschönen Bildern und Texten. Ich freu mich drauf, auf meinem Sofa diese Texte zu lesen. Und auch die Geschichten aus der Bibel, die jetzt im Advent dran sind. Sie sagen mir immer wieder: Hab keine Angst! Fürchte dich nicht! Gott kommt auf diese Welt. Diese Welt ist nicht verloren.

 Ich freu mich darauf, die alten Adventslieder zu hören und zu singen. Auch die erzählen davon: Dass die Welt eben nicht verloren ist. Dass Gott kommt, um uns zu retten. In „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, heißt es zum Beispiel: „All unsre Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt.“ Auch das Lied ist übrigens – auch, wenn man das bei dem Freudenaufruf gar nicht glauben mag - in großer Krisenzeit entstanden. Der Text ist mitten im Dreißigjährigen Krieg geschrieben worden. Denn natürlich sind wir nicht die ersten und einzigen Menschen, die im Advent ganz besonders viel Hoffnung und Trost gebrauchen können.

Ich will mich in den kommenden Adventswochen wirklich von diesem Trost und Licht beschenken lassen. Will mir reichlich Kerzenschein und Musik gönnen. Das heißt nicht, dass ich den Dunkelheiten und schlechten Nachrichten dieser Tage ausweiche. Aber ich weiß auch: Ich kann mit ihnen besser umgehen, wenn ich immer wieder Positives tanke. Ich kann auch selbst wieder Licht sein und anderen Licht schenken, wenn ich mich vom Licht und von der Hoffnung bescheinen lasse.

In dem Sinne wünsche ich mir und Ihnen eine leuchtende und gesegnete Adventszeit!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

30NOV2023
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Heute startet sie in Dubai: die 28. Weltklimakonferenz. Zum ersten Mal sollte diesmal sogar ein Papst dabei sein. Aber leider musste Papst Franziskus kurzfristig absagen, aus gesundheitlichen Gründen. Ich denke, er wird trotzdem Wege finden, sich zu Wort zu melden! Denn das Thema ist ihm enorm wichtig. Immer wieder hat er in den letzten Jahren eindringlich zum Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen.

2015 schon hat er als erster Papst ein Schreiben nur zum Thema Umwelt und Schöpfung veröffentlicht. Vor ein paar Wochen hat er dann nachgelegt, „Laudate Deum“ heißt sein aktuelles Schreiben. Es geht um das Lob auf die wunderbare Erde, die Gott uns geschenkt hat – und um die Verantwortung, die wir als Menschen für diese Erde haben.

Der Papst spricht Klartext, wenn er sagt: „Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor … Tatsache ist, dass Millionen von Menschen aufgrund der verschiedenen Folgen des Klimawandels ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Anstieg des Meeresspiegels, Dürreperioden und viele andere Phänomene, die den Planeten heimsuchen, haben etliche Menschen in Bedrängnis gebracht.“ (LD 5 / 10)

Natürlich kommt es vor allem auf die Politik an. Aber Papst Franziskus spricht auch jeden und jede einzelne von uns an. „Ich lade einen jeden ein, diesen Weg der Versöhnung mit der Welt, die uns beherbergt, zu begleiten und ihn mit einem eigenen Beitrag zu bereichern“ (LD 69), schreibt er. Ja, das will auch ich tun. Ich will in diesen Tagen, in denen in Dubai über das Weltklima beraten wird, auch wieder selbst überlegen: Was kann mein Beitrag sein, um unsere Erde zu bewahren? Kleine Dinge sind das: die Heizung etwas runterdrehen. Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Mal wieder in den Unverpackt-Laden einkaufen gehen. Ich träume davon und ich glaube fest daran: Wenn viele Länder und wenn viele Menschen mitmachen, dann ist diese Erde, Gottes Schöpfung doch noch zu retten.

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26AUG2023
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Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung: das Packen für meine Hüttentour in den Bergen. Ich freu mich immer riesig auf die Tour, auch in diesem Sommer, es geht auf den Lechtaler Höhenweg mit unserer kleinen Truppe aus Freundinnen und Freunden. Von Hütte zu Hütte wandern wir und erleben dabei fantastische Berglandschaft. Das Gepäck für diese Wanderwoche haben wir auf unseren Schultern immer mit dabei. Und deswegen ist das Packen eine größere Sache: Es braucht eben kleines Gepäck.

Ich stehe dann also in meinem Wohnzimmer und überlege ganz genau: Brauche ich wirklich noch ein drittes Paar Socken? Und reicht vielleicht doch der eine Fleecepulli? Ich weiß: Wenn ich zu viel in den Rucksack packe, werd ich das sehr bereuen. Dann keuch ich irgendwann einen Anstieg hinauf und denke: Hättest du doch weniger dabei! Manchmal setze ich zum Rucksack-Packen deswegen sogar die Küchenwaage ein. Um zu prüfen: Wieviel Gramm hat jetzt dieses oder jenes Kleidungsstück. Es ist anstrengend, dieses Packen mit der Waage. Aber ich finde es auch faszinierend. Vor allem, weil ich am Ende staune, mit wie wenig Gepäck ich auskomme. Wie wenig ich brauche, wenn ich eine Woche unterwegs bin. 

Mich inspiriert dieses Packen für die Hüttentour immer wieder auch für den ganz normalen Alltag zuhause. Auch da frag ich mich manchmal: Wieviel brauche ich eigentlich? Was ist wirklich nötig, was nutze ich, woran hängt mein Herz? Die vielen Dinge in meiner Wohnung und in meinem Keller muss ich zwar nicht mit mir herumschleppen. Aber sie belasten mich manchmal auch. Weil ich sie pflegen, entstauben, den Überblick über sie behalten muss. Es tut gut, immer wieder auszusortieren, auszumisten, Dinge wegzugeben oder vielleicht gar nicht erst anzuschaffen. Ich muss das nicht mit der Küchenwaage tun. Aber ich merke: Jedes Kilo, das ich weniger besitze, erleichtert mich. Kleines Gepäck, leichtes Gepäck: Mir tut das nicht nur auf meiner Hüttentour gut, sondern auch im ganz normalen Leben.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

25AUG2023
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Bunter Himmel Foto: Beate Hirt

Was sieht das toll aus! Ein bunter Himmel über Mainz. Ich geh jetzt immer wieder gerne durch die Rotekopfgasse in der Mainzer Altstadt.  Seit Juni schweben dort rund 350 Regenschirme in Rot, Grün, Orange oder Blau über der Gasse. Wenn man darunter steht und noch dazu die Sonne scheint, dann wirkt das einfach fantastisch. Viele haben solch einen bunten Himmel schon mal in anderen Urlaubsländern gesehen, in Portugal oder Frankreich. Jetzt haben wir ihn auch in Rheinland-Pfalz, den so genannten „Umbrella sky“, den Regenschirm-Himmel.

Ein bunter Himmel: Für mich ist das ein tolles Bild. Ich glaube: Auch der Himmel, den Gott will, ist bunt. „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen“, sagt Jesus einmal (Johannes-Evangelium 14,2). Weil im Himmel Platz sein soll für alle. Für Menschen mit allen Hautfarben, mit den verschiedensten Charakteren oder sexuellen Identitäten. Bunt geht es im Himmel zu, und bunt soll auch schon das Himmelreich hier auf Erden sein. Dieses Himmelreich, das Jesus damals verkündet und das mit ihm begonnen hat. Die Menschen, mit denen Jesus sich getroffen hat, waren unterschiedlich und vielfältig. Er hat gerade nicht nur mit den Frommen am Tisch gesessen, sondern zum Beispiel mit dem Zöllner Zachäus, mit dem keiner essen wollte. Oder er hat lange Gespräche geführt mit Frauen aus andren religiösen Traditionen, gleich doppelt anstößig war das für die Männer um ihn herum. Jesus hat niemanden ausgegrenzt. Sein Himmelreich ist bunt und vielfältig.

Ich erlebe solch einen bunten Himmel auch heute, wenn Menschen offen und respektvoll miteinander umgehen. Wenn wir einander in unserer Unterschiedlichkeit sehen und schätzen. Und es schaffen, keine Angst mehr zu haben vor dem anderen, sondern auf ihn zuzugehen. Ich genieße solch einen bunten Himmel. Und ich genieße ihn auch, wenn ich in Mainz unter den bunten Regenschirmen der Rotekopfgasse gehe. Noch bis Mitte Oktober ist dort der bunte Himmel zu sehen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

24AUG2023
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Vor unserem Mietshaus wächst gerade ziemlich viel Unkraut, am Treppengeländer und in den Ritzen auf dem Bürgersteig. Ich war kurz davor, dem Hausmeister Bescheid zu geben oder selbst zu rupfen – bis ich einen Artikel über das Unkraut von Santiago de Compostela gelesen habe. An dem berühmten Wallfahrtsort war es während der Pandemie plötzlich leer, und auf dem Platz vor der Kathedrale wucherte Unkraut in den Pflasterritzen. Man hat dann festgestellt: Solches Unkraut senkt die Temperaturen am Boden um bis zu 28 Grad. Und das kann wirklich ein Segen sein, wenn die Hitze im Sommer die Menschen stresst. Es geht ja gerade immer wieder darum zu überlegen: Wie bekommen wir die Städte in der Klimakrise kühler? Wie verhindern wir, dass Menschen sogar an der Hitze sterben, vor allem die älteren?

Da find ich die Erkenntnis wunderbar: Auch Kleinigkeiten können helfen. Unkraut stehen lassen zum Beispiel. Jedes bisschen Grün sorgt dafür, dass es nicht zu heiß wird. Die Kräuter kühlen, weil Wasser aus den Blättern verdunstet, und sie speichern CO 2 und produzieren Sauerstoff, auch das ist gut fürs Klima. In den Blumenkästen auf meinem Balkon lass ich es jetzt auch öfter einfach mal wachsen. Und freu mich, wenn Pflanzen wuchern, ohne dass ich was eingesetzt hab. Mit einer Pflanzen-App hab ich rausgefunden: Da wächst sogar manches, was weniger Unkraut als Heilkraut ist.

Übrigens gibt es schon in der Bibel eine Geschichte, die sagt: Lasst das Unkraut einfach mal wachsen! Sonst reißt ihr womöglich mit dem Unkraut auch die guten Pflanzen aus. (vgl. Matthäus-Evangelium 13,24-30) Und wer kann schon immer gleich unterscheiden, was gut oder schlecht ist? Für mich lautet die Botschaft: Es ist zwar etwas ungewohnt, das Grün stehen zu lassen, das man für Unkraut hält, gerade wenn man es grundsätzlich eher ordentlich und sauber mag. Aber auch Unkraut hat eben sein Gutes. Und mal ehrlich: Wann war Klimaschutz so bequem? Ich muss nur die Füße hochlegen und das Kraut wachsen lassen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

31MAI2023
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Seit einem Monat fahre ich wieder mehr Fahrrad. Und das hat auch mit einer Aktion zu tun, die am 1. Mai gestartet hat: „Mit dem Rad zur Arbeit“, heißt sie und wird organisiert von Krankenkasse und Fahrradclub. Man meldet sich allein oder als Team an und sammelt Fahrradkilometer. Es ist also auch eine Art Wettbewerb, denn natürlich schaut man: Welches Team oder welche Firma radelt besonders viel? Unsere Teams aus dem Bistum Mainz haben letztes Jahr insgesamt immerhin über 25.000 Kilometer zusammengebracht. Das hat nicht nur viele Kalorien verbrannt und war gut für die Gesundheit – es hat natürlich auch viel CO 2 gespart. Über viertausend Kilo CO 2 waren es bei unseren kirchlichen Teams.

Mir macht das Fahrradfahren jetzt im Mai wieder richtig viel Spaß, es ist wunderbar, in der Frühsommer-Luft unterwegs zu sein, an leuchtend grünen Bäumen entlang zu radeln. Aber mich motivieren auch besonders diese vielen Kilo CO 2, die wir einsparen. Das Thema Klimakrise wird ja immer drängender. Mir macht es wirklich Sorge, wohin wir mit der Erderwärmung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steuern und welche Erde ich meinen Nichten und Neffen hinterlasse. Im Bereich Verkehr ist der CO 2-Ausstoß ja immer noch besonders hoch. Dabei ließe sich so viel sparen, gerade, wenn man kurze Strecken mit dem Rad statt mit dem Auto zurücklegt. Klar lässt sich nicht jeder Autokilometer vermeiden. Aber doch so einige.

Für mich ist das immer auch eine religiöse Frage: Wie kann ich die Schöpfung noch besser bewahren, die uns Gott anvertraut hat? Fahrradfahren ist da etwas, was vergleichsweise leichtfällt und eben auch: gut tut. Ich kenne einige Kolleginnen und Kollegen, die das Radfahren über die Aktion richtig liebgewonnen haben und auch danach im Herbst am liebsten mit dem Rad zur Arbeit kommen.

Ich bin jedenfalls gespannt, wie viele tausend Kilometer wir diesen Sommer fahren werden. Und wie viele Kilo CO2 wir dabei am Ende gespart haben.

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