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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

04JAN2023
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Jona ist ein biblischer Prophet, ein Übermittler von Gottes Wort. Und Gott hat eine Aufgabe für ihn: Er soll nach Ninive gehen. Die Stadt gilt zu biblischer Zeit als verdorben und gefährlich. Selbst vor Kriegen schreckt der König nicht zurück. Und Jona soll nun ausgerechnet den Bewohnern dieser Stadt Unheil verkünden.

Jona fühlt sich überfordert und hat Angst. Er flieht ans Mittelemeer, besteigt ein Schiff, stürzt während eines schweren Sturms über Bord und wird von einem Wal verschluckt. Auf wundersame Weise überlebt er und dankt Gott für seine Rettung.

Danach zieht er gehorsam nach Ninive und führt seinen Auftrag aus. Er ruft den Leuten von Ninive zu, dass Gott sie bestrafen wird, wenn sie sich nicht ändern. Und er gibt ihnen 40 Tage Zeit. Zeit ihr Leben zu verändern und Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Und aufzuhören Kriege zu führen.

Und dann geschieht etwas Erstaunliches: Tatsächlich begreifen die Menschen von Ninive, dass es so nicht weitergehen kann. Zu viele sind schon gestorben. Verbrechen und Diebstahl rauben der Stadt alles, was sie einst groß gemacht hat. Und die Kriege, die sie führen, töten auch Soldaten und die Zivilbevölkerung ihrer eigenen Stadt. Bisher haben sie gedacht, dass sie da nichts machen können und sich sowieso nichts ändern wird. Aber der Mahnruf von Jona hat sie aufgeweckt und ihnen klar gemacht: Egal wie klein der Schritt ist. Es ist nie zu spät Verantwortung zu übernehmen und etwas zu verändern. Und so hören die Leute auf, in den Krieg zu ziehen. Selbst der König läuft in Sack und Asche, entschuldigt sich für seine Taten und gelobt Besserung.

Und die Stadt wird gerettet. Gott freut sich, aber Jona ist wütend. Er fürchtet um seine Glaubwürdigkeit. Er hat doch verkündet, dass die Stadt zerstört wird. Aber Gott bleibt strikt. Er macht Jona klar, dass es im Leben immer die Möglichkeit gibt umzukehren. Ob im Großen oder im Kleinen. Alle haben eine zweite Chance verdient. Menschen, Gesellschaften, Regierungen. Auch eine Stadt, die von Ausbeutung und Kriegen gelebt hat. Veränderung und Umdenken sind möglich. Und eine zweite Chance im Leben ist es auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36811
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

04JAN2023
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Jona ist ein biblischer Prophet, ein Übermittler von Gottes Wort. Und Gott hat eine Aufgabe für ihn: Er soll nach Ninive gehen. Die Stadt gilt zu biblischer Zeit als verdorben und gefährlich. Selbst vor Kriegen schreckt der König nicht zurück. Und Jona soll nun ausgerechnet den Bewohnern dieser Stadt Unheil verkünden.

Jona fühlt sich überfordert und hat Angst. Er flieht ans Mittelemeer, besteigt ein Schiff, stürzt während eines schweren Sturms über Bord und wird von einem Wal verschluckt. Auf wundersame Weise überlebt er und dankt Gott für seine Rettung.

Danach zieht er gehorsam nach Ninive und führt seinen Auftrag aus. Er ruft den Leuten von Ninive zu, dass Gott sie bestrafen wird, wenn sie sich nicht ändern. Und er gibt ihnen 40 Tage Zeit. Zeit ihr Leben zu verändern und Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Und aufzuhören Kriege zu führen.

Und dann geschieht etwas Erstaunliches: Tatsächlich begreifen die Menschen von Ninive, dass es so nicht weitergehen kann. Zu viele sind schon gestorben. Verbrechen und Diebstahl rauben der Stadt alles, was sie einst groß gemacht hat. Und die Kriege, die sie führen, töten auch Soldaten und die Zivilbevölkerung ihrer eigenen Stadt. Bisher haben sie gedacht, dass sie da nichts machen können und sich sowieso nichts ändern wird. Aber der Mahnruf von Jona hat sie aufgeweckt und ihnen klar gemacht: Egal wie klein der Schritt ist. Es ist nie zu spät Verantwortung zu übernehmen und etwas zu verändern. Und so hören die Leute auf, in den Krieg zu ziehen. Selbst der König läuft in Sack und Asche, entschuldigt sich für seine Taten und gelobt Besserung.

Und die Stadt wird gerettet. Gott freut sich, aber Jona ist wütend. Er fürchtet um seine Glaubwürdigkeit. Er hat doch verkündet, dass die Stadt zerstört wird. Aber Gott bleibt strikt. Er macht Jona klar, dass es im Leben immer die Möglichkeit gibt umzukehren. Ob im Großen oder im Kleinen. Alle haben eine zweite Chance verdient. Menschen, Gesellschaften, Regierungen. Auch eine Stadt, die von Ausbeutung und Kriegen gelebt hat. Veränderung und Umdenken sind möglich. Und eine zweite Chance im Leben ist es auch.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

03JAN2023
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Saulus ist ein gläubiger Jude. Er kennt die Weisungen Gottes und die meisten jüdischen Gesetze. Er verfolgt Christen und Christinnen, denn er ist davon überzeugt, dass sie einer Sekte angehören und sich in ihrem Glauben irren. So steht es in der Bibel.

Aber dann verändert sich alles. Saulus stürzt vom Pferd und hat eine Vision: ein Fremder erscheint ihm und erzählt ihm von Jesus Christus und seinen Worten und Taten. Und genau in dem Moment weiß Saulus: Hier passiert was Besonderes. Die Energie, die er spürt, haut ihn um und verändert sein Leben für immer. Er ändert sogar seinen Namen: aus Saulus wird Paulus.

Von da an ist Paulus der wichtigste Prediger für die Sache von Jesus Christus. Er besucht viele Regionen in Südeuropa und Kleinasien. Er begegnet Menschen in Städten und auf dem Land und gründet Gemeinden. Dabei ist ihm eines immer besonders wichtig: Er ermahnt die Menschen und sagt: Christinnen und Christen soll man an ihren Taten erkennen. Sie sollen sich gegenseitig unterstützen und anderen gegenüber respektvoll sein: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst!“ Dieses höchste Gebot von Jesus nimmt er ernst.

Dafür ist Paulus sogar ins Gefängnis gegangen. Die Römer haben ihn eingesperrt.
Und obwohl er selbst Gewalt erlebt, hält Paulus daran fest: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde es durch das Gute!“  (Römer 12,21) Das schreibt er in einem seiner Briefe. Und hat dabei seine eigene Geschichte vor Augen.

Früher ist er derjenige gewesen, der grausam gehandelt hat. Im Gefängnis hat er Zeit, sich an sein früheres Ich zu erinnern und zu begreifen, wie sehr er sich damals geirrt hat. Gleichzeitig ist er dankbar, dass er die Chance bekommen hat, sich zu ändern. Er hat eingesehen: Nächstenliebe ist der bessere Weg und führt zu einem guten Leben für alle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36810
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

03JAN2023
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Saulus ist ein gläubiger Jude. Er kennt die Weisungen Gottes und die meisten jüdischen Gesetze. Er verfolgt Christen und Christinnen, denn er ist davon überzeugt, dass sie einer Sekte angehören und sich in ihrem Glauben irren. So steht es in der Bibel.

Aber dann verändert sich alles. Saulus stürzt vom Pferd und hat eine Vision: ein Fremder erscheint ihm und erzählt ihm von Jesus Christus und seinen Worten und Taten. Und genau in dem Moment weiß Saulus: Hier passiert was Besonderes. Die Energie, die er spürt, haut ihn um und verändert sein Leben für immer. Er ändert sogar seinen Namen: aus Saulus wird Paulus.

Von da an ist Paulus der wichtigste Prediger für die Sache von Jesus Christus. Er besucht viele Regionen in Südeuropa und Kleinasien. Er begegnet Menschen in Städten und auf dem Land und gründet Gemeinden. Dabei ist ihm eines immer besonders wichtig: Er ermahnt die Menschen und sagt: Christinnen und Christen soll man an ihren Taten erkennen. Sie sollen sich gegenseitig unterstützen und anderen gegenüber respektvoll sein: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst!“ Dieses höchste Gebot von Jesus nimmt er ernst.

Dafür ist Paulus sogar ins Gefängnis gegangen. Die Römer haben ihn eingesperrt.
Und obwohl er selbst Gewalt erlebt, hält Paulus daran fest: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde es durch das Gute!“  (Römer 12,21) Das schreibt er in einem seiner Briefe. Und hat dabei seine eigene Geschichte vor Augen.

Früher ist er derjenige gewesen, der grausam gehandelt hat. Im Gefängnis hat er Zeit, sich an sein früheres Ich zu erinnern und zu begreifen, wie sehr er sich damals geirrt hat. Gleichzeitig ist er dankbar, dass er die Chance bekommen hat, sich zu ändern. Er hat eingesehen: Nächstenliebe ist der bessere Weg und führt zu einem guten Leben für alle.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

02JAN2023
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Ein ganzes Dorf ist aufgeregt, weil Jesus vorbeikommen wird. So erzählt es die Bibel. Viele wollen ihn sehen und nach Hause einladen. Dafür haben sie einiges vorbereitet, eingekauft, geputzt und organisiert. Auch Zachäus will Jesus sehen. Ihn einzuladen traut er sich nicht. Denn er schämt sich für seinen Beruf als Zöllner. Das heißt: Steuereintreiber für die Besatzungsmacht der Römer. Er ist isoliert im Dorf und gilt als Außenseiter. Da will er sich nicht vordrängeln. Außerdem ist er klein von Statur. Deshalb klettert er auf einen Baum am Wegesrand. Von dort kann er alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

Dann ist es endlich soweit: Jesus geht durchs Dorf und kommt tatsächlich an dem Baum vorbei, auf dem Zachäus sitzt. Plötzlich schaut er nach oben und sieht Zachäus direkt in die Augen. Zachäus kann sich nicht vor Jesus verstecken. Und Jesus sagt ihm laut und deutlich, dass er am gleichen Abend gerne mit ihm Essen möchte. Zachäus ist sprachlos. Mit ihm will Jesus zu Abend essen? Die anderen Leute sind wütend und neidisch auf ihn. Wieso will sich Jesus ausgerechnet mit dem Zöllner treffen? Der hat doch gar nichts vorbereitet, während sie schon alles zuhause fein gemacht haben.

Aber Jesus bleibt dabei. Zachäus soll nach Hause gehen und alles für ein Abendessen vorbereiten. Da klettert Zachäus hastig vom Baum und läuft voller Freude nach Hause.

Dass Jesus ihn ansieht und anspricht reicht aus, um ihn in Bewegung zu setzen.
So sehr, dass er schließlich sein Leben komplett verändert. Er verspricht Jesus, die Hälfte seines Besitzes zu verschenken und allen, die er jemals übervorteilt hat, das Vierfache zurück zu zahlen. Und das bleiben keine leeren Versprechungen, sondern er tut, was er sagt. Denn Jesus hat ihm eines klar gemacht: Zachäus ist immer ein Teil von Gottes Gemeinschaft gewesen. Und endlich kann das auch Zachäus spüren. Das gibt ihm den Mut, sein Leben zu verändern.

Und diesen Mut wünsche ich auch Ihnen zu Beginn des neuen Jahres.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36809
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

02JAN2023
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Ein ganzes Dorf ist aufgeregt, weil Jesus vorbeikommen wird. So erzählt es die Bibel. Viele wollen ihn sehen und nach Hause einladen. Dafür haben sie einiges vorbereitet, eingekauft, geputzt und organisiert. Auch Zachäus will Jesus sehen. Ihn einzuladen traut er sich nicht. Denn er schämt sich für seinen Beruf als Zöllner. Das heißt: Steuereintreiber für die Besatzungsmacht der Römer. Er ist isoliert im Dorf und gilt als Außenseiter. Da will er sich nicht vordrängeln. Außerdem ist er klein von Statur. Deshalb klettert er auf einen Baum am Wegesrand. Von dort kann er alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

Dann ist es endlich soweit: Jesus geht durchs Dorf und kommt tatsächlich an dem Baum vorbei, auf dem Zachäus sitzt. Plötzlich schaut er nach oben und sieht Zachäus direkt in die Augen. Zachäus kann sich nicht vor Jesus verstecken. Und Jesus sagt ihm laut und deutlich, dass er am gleichen Abend gerne mit ihm Essen möchte. Zachäus ist sprachlos. Mit ihm will Jesus zu Abend essen? Die anderen Leute sind wütend und neidisch auf ihn. Wieso will sich Jesus ausgerechnet mit dem Zöllner treffen? Der hat doch gar nichts vorbereitet, während sie schon alles zuhause fein gemacht haben.

Aber Jesus bleibt dabei. Zachäus soll nach Hause gehen und alles für ein Abendessen vorbereiten. Da klettert Zachäus hastig vom Baum und läuft voller Freude nach Hause.

Dass Jesus ihn ansieht und anspricht reicht aus, um ihn in Bewegung zu setzen.
So sehr, dass er schließlich sein Leben komplett verändert. Er verspricht Jesus, die Hälfte seines Besitzes zu verschenken und allen, die er jemals übervorteilt hat, das Vierfache zurück zu zahlen. Und das bleiben keine leeren Versprechungen, sondern er tut, was er sagt. Denn Jesus hat ihm eines klar gemacht: Zachäus ist immer ein Teil von Gottes Gemeinschaft gewesen. Und endlich kann das auch Zachäus spüren. Das gibt ihm den Mut, sein Leben zu verändern.

Und diesen Mut wünsche ich auch Ihnen zu Beginn des neuen Jahres.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

15OKT2022
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Small Luk ist eine von 4000 Teilnehmenden auf dem christlichen Weltkirchenrat Anfang September in Karlsruhe gewesen. Sie kommt aus Hong Kong und ist intergeschlechtlich. Das heißt, sie ist mit männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren worden. Bis zu ihrer Pubertät wurde sie mehr als 50 Mal operiert. Das alles geschah ohne ihr Einverständnis. Auch die Eltern wussten viel zu wenig. Vor allem die Ärzte haben über ihr Schicksal bestimmt. Small Luk wäre an den Operationen fast gestorben und hat unendlich viel Schmerzen und Leid erfahren.

Auf dem Weltkirchenrat hat sie in Workshops von ihrem Leidensweg erzählt.
Sie hat ihre Geschichte auch aufgeschrieben, damit andere intergeschlechtliche junge Menschen, ihre Eltern und die verantwortlichen Ärzte ihre Erfahrungen nachlesen können. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, dass intergeschlechtliche Menschen das Recht haben selbst zu entscheiden, ob sie sich operieren lassen wollen oder nicht. Denn, so sagt es Small Luk, sie sind Teil von Gottes guter Schöpfung, ohne dass an ihnen herumgeschnippelt werden muss.

Small Luk hat viel Häme und Ausgrenzung von anderen erlebt. Aber sie hat sich nicht unterkriegen lassen und hat auch ihren Glauben nicht verloren. Im Gegenteil, ihr Glaube hat sie gerettet, sagt sie heute. Ohne die biblischen Worte, dass alle Menschen, so unterschiedlich sie auch sind, nach Gottes Ebenbild geschaffen worden sind, hätte sie die ganzen Prozeduren nicht ausgehalten. Small Luk hat auch erzählt, wie sie den biblischen Schöpfungsbericht versteht: Gott hat Licht und Finsternis, Tag und Nacht geschaffen - und alles dazwischen wie Morgenröte und Abenddämmerung. Gott hat festes Land geschaffen und Wasser - und alles dazwischen wie Moore und Sumpfgebiete. Gott hat den Menschen männlich und weiblich geschaffen - und alle dazwischen wie trans* und intergeschlechtliche Menschen. Und sie sind alle Gottes Kinder und wunderbar gemacht.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

14OKT2022
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„Ubuntutu!“. Das ist ein Wort, das ich von einigen afrikanischen Geschwistern während des Weltkirchenrats in Karlsruhe Anfang September häufig gehört habe.

Das Wort kommt aus den Bantusprachen der Zulu und der Xhosa in Südafrika. Es bedeutet  „Menschlichkeit“, „Nächstenliebe“ und „Gemeinsinn“. Es beschreibt außerdem die Erfahrung und das Bewusstsein, dass man selbst Teil eines Ganzen ist und nicht für sich alleine steht.

Ich habe mich sofort daran erinnert, wann ich das Wort zum ersten Mal gehört habe. Es war 1996 in Kapstadt in Südafrika. Damals habe ich ein Auslandspraktikum am Anglikanischen Bischofssitz in Kapstadt gemacht. Ich habe in der Zeit an einigen Feierlichkeiten zur Verabschiedung des damaligen Erzbischofs Desmond Tutu teilgenommen. Dabei habe ich bewegende Gottesdienste und Empfänge erlebt, die ihm zu Ehren gefeiert wurden.

Bedeutsam war für mich aber etwas anderes: Desmond Tutu hat trotz aller Feierlichkeiten jeden Morgen um 8 Uhr eine Andacht in der Kapelle des Bischofssitzes gehalten. Alle, von der Reinigungskraft bis zum theologischen Personal, haben daran teilgenommen. Nach der Andacht gab es Tee und Zeit zum Reden. Jeder und jede konnte sagen, wie es gerade ging und was wichtig war für den Tag. Auch ich habe mich daran beteiligt und Desmond Tutu hat mir genauso aufmerksam zugehört wie allen anderen auch.
„Ubuntutu!“, hat mir meine Mentorin später erklärt. „Der ganze Bischofshof ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Egal, welche Position und Aufgabe man hat. Alle ziehen an einem Strang. Sonst funktioniert es nicht.“

Desmond Tutu hat aber nicht nur am Bischofshof nach diesem Prinzip gelebt.

Gemeinsam mit Nelson Mandela ist er zum Symbol und Sprachrohr gegen Rassismus und Menschenhass in Südafrika geworden. Sie konnten das, weil sie sich als Teil einer großen Gemeinschaft gesehen haben. Ubuntutu. Sie waren davon überzeugt, dass Menschen nur dann friedlich und in Würde leben können, wenn alle Mitglieder respektvoll und gleichberechtigt behandelt werden. Und ich denke:
Das Prinzip von Ubuntutu brauchen wir überall auf der Welt – heute mehr denn je.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

13OKT2022
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Christinnen und Christen auf der ganzen Welt leben und glauben sehr unterschiedlich. Das habe ich Anfang September in Karlsruhe erlebt. Dort hat sich der Weltkirchenrat getroffen. 4000 Menschen aus 120 Ländern waren dort und haben 350 verschiedene christliche Kirchen vertreten. Was für eine Vielfalt!
Bunte traditionelle Kleidungen aus afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern waren zu sehen. Verschiedene geistliche Roben und Talare mit bunten Tüchern, Kopfbedeckungen und Stolen gab es zu bewundern. Ganz verschiedene Hautfarben der Menschen haben das Bild geprägt.

Es hat mich begeistert, diese Vielfalt der christlichen Gesänge und Glaubenstraditionen zu erleben. Wir haben in verschiedenen Sprachen gebetet, gesungen, getanzt und gefeiert. Und was ich dabei verstanden habe: Wer sich trifft und miteinander redet, lernt etwas voneinander. Wer miteinander Gottesdienst feiert, zusammen singt und betet, vertraut sich leichter. Diese Einsicht spiegelt sich auch in einem Gruß wieder, den ich in Karlsruhe von einer Gruppe Maoris aus Neuseeland gelernt habe. Dieser Gruß heißt „Tēnā koe!“ Wörtlich übersetzt heißt das so viel wie „Ich sehe dich an!“ „Ich schaue dir in die Augen!“ Einer aus der Gruppe hat uns dazu erklärt: „Wer sich in die Augen schaut, nimmt den anderen wahr, ist bereit wirklich hinzuschauen und hinzuhören und lässt sich nicht von Vorurteilen leiten.“

Für ihn und seine Geschwister aus Neuseeland mit maorischen Wurzeln ist das zentral. Denn Jahrhundertlang haben sie Unterdrückung und Kolonialisierung erlebt. Ihre Traditionen und Ihre Sprache wurden nicht anerkannt oder sogar verboten. Nur mühsam haben sie sich in den letzten zehn bis 20 Jahren davon erholt und lernen ihre Kultur neu zu schätzen. Und den Geist, der dahinter steht:

„Tēnā koe!“ Der Gruß ist ein Ausdruck von Achtung und Respekt. Ich habe das in Karlsruhe erlebt und möchte es auch in meinem Alltag bewahren.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

25JUN2022
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In diesen Tagen Ende Juni finden wieder weltweit Christopher-Street-Paraden statt. Auch hier in Deutschland zeigen Lesben, Schwule, Bi- und Trans*-Personen und ihre Familien, Freundinnen und Freunde Gesicht. Viele verkleiden sich und ziehen sich bunte Regenbogensachen an. Sie erinnern mit den Paraden an Schwule, Lesben und Trans*-Personen, die 1969 in New York gegen die immer wieder stattfindenden Razzien in schwulen Bars demonstriert haben. Eine dieser Bars war die Stonewall Bar in der Christopher Street – daher kommt der Name. Damals sind Polizisten immer wieder in schwule Bars gekommen und haben wahllos auf die Besucher eingeschlagen. Viele sind verhaftet worden, einfach weil sie die waren, die sie waren: lesbisch, schwul, bi, trans*, inter*, queer. Das reichte damals, um verhaftet zu werden. Und das reicht vielerorts auch heute noch, um Menschen zu kriminalisieren oder ihnen Gewalt anzutun. Auch in Deutschland. Queere Jugendliche und junge Erwachsene sind dreimal häufiger als Heterosexuelle gefährdet, Häme, Mobbing und Ausgrenzung zu erleben. Klar, in Westeuropa und Nordamerika ist in den letzten 30 Jahren gesellschaftlich viel passiert – auch in den Kirchen. Aber Gleichberechtigung ist auch hier immer noch nicht selbstverständlich.

Das zeigen auch die 125 queeren Gläubigen und ihre vielen Unterstützerinnen und Unterstützer in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Mit der Aktion #OutInChurch haben sie auf ihre schwierige Situation aufmerksam gemacht.
Seitdem sich die katholischen Geschwister so mutig öffentlich gezeigt haben, hat sich einiges bewegt. Und das ist gut so. Denn aus christlicher Sicht gibt es dazu nur eins zu sagen: Jeder Mensch ist einzigartig und als Gottes Ebenbild wunderbar gemacht, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung. Damit das überall auf der Welt verstanden wird, feiern Menschen jedes Jahr weltweit den Christopher-Street-Day. Vielleicht haben Sie ja Lust und feiern mit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35609
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