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SWR2 Lied zum Sonntag

06JUN2021
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Musik


Das Lied zum Sonntag heute ist schon etwa 350 Jahre alt. Der Verfasser heißt Joachim Neander. Er ist mit nur 30 Jahren im Mai 1680 gestorben. Doch unsterblich ist bis heute sein Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“.

Musik  

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebete Seele, das ist mein Begehren.
Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf,
lasset den Lobgesang hören.

Joachim Neander will in und mit der Schöpfung singen. Er hat seine Gemeinde gern in Gottes freier Natur versammelt, manchmal auch in einer Berghöhle. Das Echo, das sich hier in dieser Höhle beim Singen einstellt, hat Neander sogar in sein Lied mit eingebaut. Später ging dieses Echo in den Gesangbüchern leider wieder verloren. Aber gleich hören wir es am Cembalo, sogar als Doppel-Echo! Vielleicht will Joachim Neander uns damit sagen, dass Mensch und Natur so eng zusammengehören wie die Musik und ihr Echo.

Musik 

Als Jugendlicher habe ich in unserem dörflichen Kirchenchor dieses Lied gern gesungen, in Form einer Lied-Kantate des Frankfurter Organisten Helmut Walcha. Wenn der katholische und der evangelische Chor im Kanon gesungen haben, dann hat das sogar eine ökumenische Bedeutung bekommen: Wir singen das Gleiche, aber doch zeitlich gestaffelt. Helmut Walcha komponiert den Kanon kunstvoll bei den Liedworten „Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet“.

Musik

Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet.

Joachim Neander empfiehlt den Sängerinnen und Sängern seines Liedes, wo sie es singen können – nämlich: „im Grünen, auf Reisen und zu Hause“. Die Familie des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer hat „Lobe den Herren“ als festliche Hausmusik gesungen. Und zwar in der Vertonung, die wir gerade gehört haben. Wenige Wochen, bevor die Gestapo ihn verhaftet hat, hat Bonhoeffer am Klavier den Familienchor zum 75. Geburtstag seines Vaters geleitet. Der Vater hat ihm noch einen Dankesbrief ins Gefängnis geschickt. Er schreibt: „Bei all der Unruhe, die wir jetzt haben, ist uns die Kantate über ‚Lobe den Herren‘, die Du für meinen 75sten Geburtstag mit den Enkeln und Geschwistern einstudiert hast, eine schöne Erinnerung, und die wollen wir festhalten.“

Musik

Das schon 350 Jahre alte Lied „Lobe den Herren“ begleitet mich schon lange auf meinem Lebensweg. Immer wieder nehme ich mir Zeit, darüber nachzudenken. Vom ersten Impuls „Lobe den Herren“ bis zum allerletzten Wort im Lied, dem feierlichen „Amen“. Die letzte Strophe gefällt mir am besten in Johann Sebastian Bachs Vertonung: ein krönender Abschluss mit Trompeten und Pauken.

Musik

Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Alles, was Odem hat, lob ihn mit Abrahams Samen.
Er ist dein Licht; Seele, vergiss es ja nicht.
Lobende, schließe mit Amen!

--------

Musikangaben:

„Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“
(Evang. Gesangbuch Nr. 316/317, kath. Gotteslob Nr. 392)
Text: Joachim Neander (1680), Melodie Halle 1741 nach Stralsund 1665

Musik 1+3+5: Improvisationen von Jörg Josef Schwab, Cembalo, über das Lied „Lobe den Herren“ auf der Begleit-CD zum Buch Meinrad Walter: „Geh aus, mein Herz. Lieder der Schöpfung“.

Musik 2: „Lobe den Herren“ (Strophe 1) aus der CD „Aus meines Herzens Grunde“ mit Andreas Weller (Tenor) und Kay Johannsen (Orgel).

Musik 4: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“. Kantate für zwei- bis vierstimmigen Chor, Bläser und Orgel von Helmut Walcha. Chor der Himmelfahrtskirche, München. Leitung: Heinz Schnauffer.

Musik 6: J. S. Bach: Kantate „Lobe den Herren“ (BWV 137), Schlusschoral. Leitung: Ton Koopman.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33297
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SWR2 Lied zum Sonntag

14FEB2021
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(Evang. Gesangbuch Nr. 432, Kath. Gotteslob Nr. 468)

 

Musik 1        Improvisation zum Lied von Jörg Josef Schwab, E-Piano

CD zum Buch „Geh aus, mein Herz. Lieder der Schöpfung“ (2021)

 

Schwungvoll kommt es daher, unser Lied zum Sonntag heute. Jörg Josef Schwab, Münsterorganist in Freiburg, improvisiert darüber auf dem E-Piano. Mich fasziniert es, wenn Musiker nicht nur das spielen, was in den Noten steht, sondern wenn sie frei zu einem Lied improvisieren. Da freuen sich meine Ohren, weil es frisch klingt, spontan und aus dem Moment geboren. Wenn ich höre, was die Finger des Pianisten hier beim Lied „Gott gab uns Atem“ so alles machen, erlebe ich das Lied ganz neu. Und ich bin einfach dankbar, dass es diese Musik gibt!

 

Gott gab uns Atem, damit wir leben.

Er gab uns Augen, dass wir uns sehn.

Gott hat uns diese Erde gegeben,

dass wir auf ihr die Zeit bestehn.

 

Den Liedtext hat der Pädagoge und Liedermacher Eckhart Bücken verfasst. Der Komponist unseres Liedes heißt Fritz Baltruweit. Und so klingt es, wenn Fritz Baltruweit und seine Musiker dieses bekannte neue geistliche Lied singen und spielen, auf einer Schallplatte, die vor fast 40 Jahren herauskam.

 

Musik 2        Studiogruppe Fritz Baltruweit: Strophe 2 des Liedes „Gott gab uns Atem“
aus der LP „Es sind doch deine Kinder“ (1983)

 

Gott gab uns Ohren, damit wir hören,

Er gab uns Worte, dass wir verstehn.

Gott will nicht diese Erde zerstören,

Er schuf sie gut, er schuf sie schön.

 

So mag das vielleicht auch geklungen haben, als das Lied „Gott gab uns Atem“ zum ersten Mal öffentlich zu hören war. Die Uraufführung war im Sommer 1982 auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog, bei einem Radiogottesdienst. Da wäre ich als Liederforscher gern mit dabei gewesen. A propos „Uraufführung“. Unser Lied „Gott gab uns Atem“ erzählt mir, dass mein erster Atemzug auch eine Art „Uraufführung“ war. Die ersten Schritte jedes Kindes sind es, vielleicht sogar die ersten Worte jedes neuen Tages. Auch den heutigen Tag will ich so angehen, wie eine Uraufführung, und mit diesem Lied „neu ins Leben gehn“.

 

Musik 3        Strudiogruppe Fritz Baltruweit: Strophe 3 des Liedes aus der
CD „Gott gab uns Atem. Lieder aus 5 Jahrzehnten“ (2013)

 

Gott gab uns Hände, damit wir handeln,

Er gab uns Füße, dass wir fest stehn.

Gott will mit uns die Erde verwandeln,

Wir können neu ins Leben gehn.

 

Ich bin gespannt, welche „Uraufführungen“ dieser Tag für mich bereithält. Zum Beispiel, wenn ich etwas, was mir längst vertraut ist, ganz neu verstehe: ein Gedicht, eine Musik oder sogar einen Menschen. Oder wenn ich, schlicht und ergreifend, eines der Rezepte ausprobiere aus dem Kochbuch, das ich neulich geschenkt bekommen habe. (Musik Impro beginnt)

Auch das Improvisieren will ich dabei nicht vergessen und im richtigen Moment das Rechte entscheiden, auch mal eine Planung wieder durchstreichen. Ich will nicht konzeptlos handeln, sondern wie Musiker, wenn sie improvisieren: planvoll und zugleich spontan. Das hoffnungsstarke Lied „Gott gab uns Atem“ macht mich zuversichtlich, dass es heute gelingt. Und das wünsche ich allen, die diese Klänge jetzt hören.

 

Musik 1        Improvisation zum Lied von Jörg Josef Schwab, E-Piano (2021)

 

Quellen:

Musik 1+4: Improvisation von Jörg Josef Schwab, E-Piano, über das Lied „Gott gab uns Atem“ auf der Begleit-CD zum Buch Meinrad Walter: „Geh aus, mein Herz. Lieder der Schöpfung“. Verlag am Eschbach 2021. ISBN 978-3-86917-842-4 (der Verlag hat keinen Label-Code).

Musik 2: LP Fritz Baltruweit Studiogruppe: „Es sind doch deine Kinder“ 1983, daraus „Gott gab uns Atem“. tvd-Verlag Düsseldorf. LC 05648.

Musik 3: CD Fritz Baltruweit Studiogruppe: „Gott gab uns Atem. Lieder aus 5 Jahrzehnten“ (2013), daraus das gleichnamige Lied. tvd-Verlag Düsseldorf. LC 05648.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32596
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SWR2 Lied zum Sonntag

20DEZ2020
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(Evang. Gesangbuch Nr. 8, Kath. Gotteslob Nr. 236)

 

 

Musik 1        Intro zum Lied–Les Escapades Gambenconsort

 

„Es kommt ein Schiff geladen.“ Wenn ich diese Klänge höre, erinnere ich mich daran, wie wir als Kinder an einem kleinen Fluss gespielt haben. Selbstgebastelte Schiffe aus Papier oder Holz wurden zu Wasser gelassen. Manche Schiffchen sind im Gebüsch gestrandet oder untergegangen. Andere haben Fahrt aufgenommen, bis man sie nicht mehr sehen konnte. Vielleicht sind sie irgendwo angekommen und jemand hat sich darüber gefreut.

 

Musik 2      

Strophe 1 mit Miriam Feuersinger und Les Escapades

Es kommt ein Schiff, geladen

bis an sein höchsten Bord,

trägt Gottes Sohn voll Gnaden,

des Vaters ewigs Wort.

 

Es waren wohl Ordensschwestern, die dieses Lied zum ersten Mal gesungen haben, vor etwa 600 Jahren. Das Lied drückt aus, wie sehr sie sich im Advent gefreut haben. Sie lebten in Straßburg, in einem Frauenkloster, das schon längst nicht mehr existiert. Dieses Kloster hieß sogar ganz ähnlich wie das Flüsschen aus meiner Kindheit. Das Flüsschen heißt Unditz und das Kloster „St. Nikolaus in undis“. „In undis“ ist lateinisch und bedeutet „in den Wellen“. Jenes Kloster war vom Wasser umgeben, nämlich von Seitenarmen des Rheins. In alter Sprache haben die Nonnen von Jesus gesungen, der sich den Menschen nähert – wie ein Schiff, das auf dem Rhein den Hafen ansteuert:

Das Schiff kommt uns geladen,

Gottvater hat‘s gesandt;

es bringt am großen Gestade       

Jesus, unsern Heiland.

 

Musik 3        Das Schiff kommt uns geladen … mit Regina Kabis und Spielleyt

 

Wer hat unser Lied zum vierten Adventssonntag verfasst? Das bleibt bis heute ein Geheimnis. Vielleicht gehen die Strophen auf Johannes Tauler zurück. Er war ein Mystiker und hat seine letzten Lebensjahre im Gartenhaus jenes Kosters der Dominikanerinnen in Straßburg verbracht. Er hat viel gepredigt und bestimmt auch gesungen. Ganz besonders gelungen ist die Musik seines Liedes. Jede Strophe beginnt im Dreiertakt und wechselt dann in den Vierertakt. Die Zahl drei steht für das Himmlische, für die göttliche Dreifaltigkeit –

 

Musik 4        instrumental (Spielleyt): Es kommt ein Schiff … (Dreiertakt)

 

Die Zahl vier steht für die irdische Welt mit den vier Himmelsrichtungen.

 

Musik 5        Fortsetzung instrumental (Spielleyt): … trägt Gottes Sohn … (Vierertakt)

 

Advent heißt: Hoffen darauf, dass Himmel und Erde sich an Weihnachten begegnen, weil das himmlische Kind zur Welt kommt. Diese Hoffnung erlebe ich, wenn ich Adventslieder singe, was in diesen Tagen ja nur eingeschränkt möglich ist. Aber ich spüre auch Hoffnung, wenn ich über ein Lied nachdenke und mich zum Beispiel frage, was etwa der Anker bedeutet im adventlichen Symbol des Schiffes. Einen Anker brauche ich, wenn alles im Leben stürmisch ist wie auf hoher See. Dann bringt mich oft die Musik zur Ruhe. Und sie sagt mehr über Advent und Weihnachten, als Worte das könnten.

 

Musik 6       

Daniel Schreiber und „Les Escapades“

Der Anker haft‘ auf Erden,

da ist das Schiff am Land;

das Wort tut Fleisch uns werden,

der Sohn ist uns gesandt.

 

 

Quellen:

  • SWR-Archiv:

M0412424     daraus 2‘12‘‘ (freistehend 1‘06‘‘)

„Dass sich wunder alle Welt“ – Lieder zum Advent. Miriam Feuersinger (Sopran), Daniel Schreiber (Tenor), Gambenconsort Les Escapades.

 

M0290922     daraus 1‘56‘‘ (freistehend 0’36)

Weihnacht der Spielleyt. Regina Kabis (Gesang), Albrecht Haaf u. a. (Freiburger Spielleyt).

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32259
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SWR2 Lied zum Sonntag

08NOV2020
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Das Lied zum Sonntag ist heute ein Psalm. Diese Gebete der Bibel sind etwa zweieinhalbtausend Jahre alt. Immer wieder werden sie vertont und in alle Sprachen übersetzt. Der große jüdische Humanist Moses Mendelssohn rät seinen Zeitgenossen um 1790: „Wähle dir jeden Tag einen Psalm.“ Sein Enkel Felix Mendelssohn Bartholdy hat Jahrzehnte später viele Psalmen in Musik gesetzt. Auch diese Verse des Vertrauens aus Psalm 91: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“

 

Musik 1:      

Beginn der Version a cappella (Bernius)

Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir,

dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

dass sie dich auf den Händen tragen

und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. 

Moses Mendelssohn rät uns: „Wähle dir einen Psalm, wie er jetzt mit deinem Gefühlszustande übereintrifft“. Für heute habe ich Psalm 91 gewählt, ein Vertrauenslied. Felix Mendelssohn hat diese Worte direkt nach einem schockierenden Ereignis vertont. Im Juli 1844 war der preußische König Friedrich Wilhelm IV. nur knapp einem Attentat entronnen. Mendelssohn schreibt dem König, dass er davon gehört hat und dass ihm gleich diese Psalmworte in den Sinn gekommen sind: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten.“ Er schreibt sogar, dass er diese Worte jetzt einfach „in Musik setzen musste“. Aber nicht nur Könige kennen die Erfahrung, einer Not entronnen zu sein. In der Bibel erleben die Propheten wie zum Beispiel Elias immer wieder Gefahr und Rettung. Mendelssohn hat deshalb die achtstimmige Psalmvertonung, unser heutiges Lied zum Sonntag, als tröstende Musik in sein Oratorium „Elias“ eingebaut. Elias hört vom Himmel die Zusage der Engel: „… dass sie dich auf den Händen tragen“.

 

Musik 2 aus Mendelssohns Oratorium „Elias“ (Rilling)

… dass sie dich auf den Händen tragen …“
 

Auf schwierigen Wegen wünsche ich mir, dass ich nicht allein bin, sondern begleitet werde. Beruflich hat für mich als Hochschullehrer für Kirchenmusik gerade ein neues Semester begonnen, in dem auch Psalmvertonungen ein Thema sind. Bislang aber ist noch kaum absehbar, wie Vorlesungen und Seminare in Corona-Zeiten gelingen können. Vielen geht es in diesen Wochen so in ihrem Beruf. Uns allen, wie leicht oder wie schwer wir davon betroffen sind, wünscht dieser Psalm wie ein Tagesmotto, dass Engel uns „behüten auf allen Wegen“.

 

Musik 3        Schluss der Version a cappella (Bernius)

                  „… dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“

 

 

Quellen: 

Denn er hat seinen Engeln befohlen. Psalm für achtstimmigen gemischten Chor a cappella – aus: Jauchzet dem Herrn, alle Welt: Geistliche Chormusik - Sacred Choral Music

Mendelssohn Bartholdy, Felix; Unbekannt – Kammerchor Stuttgart; Bernius, Frieder (Dirigent)

 

Nr. 7: Denn er hat seinen Engeln befohlen. Doppelquartett aus: Elias Ein Oratorium nach Worten des Alten Testaments für Soli, Chor und Orchester, op. 70

Mendelssohn Bartholdy, Felix; Bach-Collegium Stuttgart; Rilling, Helmuth (Dirigient)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31996
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SWR2 Lied zum Sonntag

24MAI2020
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Das Lied zum Sonntag heißt heute „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Noch bevor gesungen wird, schlägt der Pianist kraftvolle Akkorde an: 

Musik 1       

Ludwig van Beethoven: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ mit Stephan Genz (Barition) und Roger Vignoles (Klavier) – vier Akkordschläge des Klaviers; alle Klangbeispiele aus dieser Aufnahme 

Da kann man sich förmlich den Komponisten Ludwig van Beethoven am Klavier vorstellen. Ein Wort hebt Beethoven ganz besonders hervor. Beim Wort „Ehre“ verlangsamen Sänger und Pianist das Tempo, ja sie kommen absichtlich aus dem Takt, so als wollten sie plötzlich innehalten und sich vor der göttlichen Majestät verneigen:

Musik 2

Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,

Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.

 

Den Liedtext hat Christian Fürchtegott Gellert verfasst. Er war ein berühmter Dichter und Philosoph der Aufklärungszeit. Ich stelle mir vor, wie Gellert die Bibel zur Hand nimmt und den Psalm 19 aufschlägt. Dort heißt es, dass alle Geschöpfe dem die Ehre geben, der sie erschaffen hat: Sogar „die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Alles auf der ganzen Welt ist da, weil Gott es gewollt hat. Zu jedem Tier und zu jedem Menschen sagt er: Du sollst da sein! Es ist gut, dass es dich gibt. Und wer sollte da seinen Schöpfer nicht rühmen? 

Musik 3

Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere;

Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort! 

Die beiden Lied-Autoren Gellert und Beethoven waren äußerst begabt. Beide hatten aber auch mit Schicksalsschlägen zu kämpfen. Gellert wollte Prediger werden und ist an seiner Schüchternheit gescheitert. Beethoven hat furchtbar darunter gelitten, dass er immer weniger hören konnte. Doch beide haben sich nicht entmutigen lassen, was mir imponiert: Gellert ist ein großer Gelehrter geworden. Er hat nicht auf der Kanzel gewirkt, sondern am Rednerpult. Beethoven hat auch nach dem Verlust seines Gehörs weiter komponiert und seiner Musik anvertraut, wie fasziniert er von Gottes Schöpfung ist. Wer, wenn nicht Gott, so fragt unser Lied, ordnet die Sterne am Himmel und lässt die Sonne jeden Tag neu aufgehen?       

Musik 4

Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne?

Wer führt die Sonn‘ aus ihrem Zelt? 

Aber ist die Natur wirklich immer so schön und der Schöpfer nur zu loben – angesichts von Krankheiten und Naturkatastrophen? In einem Brief schreibt Beethoven wörtlich: „Ich liege im Streit mit meinem Schöpfer.“ Er beklagt sich bei Gott, „dass oft die schönste Blüte vernichtet und zerknickt wird“. Auch mir fehlen kluge Antworten, warum das so ist. Am meisten aber spricht mich an, dass unser Lied am Ende zum Vertrauen aufruft. Die Botschaft heißt: „Mir, ruft der Herr, mir sollst du vertraun“. Ohne Vertrauen kann ich nicht leben. Und wenn es einmal brüchig wird, dann können sogar der Blick zum Himmel und dieses optimistische Lied mir zu Herzen gehen und mir neue Kraft geben. 

Musik 5                

Durch wen ist alles? O gib ihm die Ehre!

Mir, ruft der Herr, sollst du vertraun.

 

-------

Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre

Text: Christian Fürchtegott Gellert 1757 („Geistliche Oden und Lieder“)

Musik: Ludwig van Beethoven 1803 („Die Ehre Gottes aus der Natur“, op. 48,6)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30970
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SWR2 Lied zum Sonntag

26APR2020
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Musik 1 – Johann Sebastian Bach: Leipziger Orgelchoral „Schmücke dich, o liebe Seele“  

Das Lied zum Sonntag heißt heute „Schmücke dich, o liebe Seele“. Es stammt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Viele Komponisten haben diesen Choral vertont. Johann Sebastian Bach hat ein Orgelstück und eine Kantate dazu komponiert. Bachs Orgelklänge wirken auf mich in sich ruhend, erwartungsvoll und tröstlich. Auch der Romantiker Felix Mendelssohn Bartholdy war begeistert von diesem Lied und von Bachs Orgelstück. Er hat dazu gesagt: „Wenn mir im Leben alles genommen würde, dann könnte allein dieser Choral es mir wiederbringen“.

Schmücke dich, o liebe Seele,
Lass die dunkle Sündenhöhle,

Komm ans helle Licht gegangen,

Fange herrlich an zu prangen!

Denn der Herr von Heil und Gnaden

Will dich jetzt zu Gaste laden.

Der den Himmel kann verwalten,

Will jetzt Herberg in dir halten. 

Das Lied erzählt von einer Begegnung, von einem Besuch. Jemand geht zum Abendmahl und empfängt im Gottesdienst die Kommunion. Der Liederdichter –er heißt Johann Frank – greift zur Sprache der Liebenden mit immer neuen Bildern: Jesus klopft an mein Herz und wartet, bis es sich öffnet. Da heißt es: „Ermuntre dich, dein Heiland klopft; ach, öffne, öffne bald die Herzenspforten“. 

Musik 2 – Johann Sebastian Bach: Arie „Ermuntre dich“  

Das Lied „Schmücke dich, o liebe Seele“ ist voller Erwartung. Ein Lied, das meine Sehnsucht ausdrückt, dass ich berührt werden möchte, dass ich anderen begegnen will. Das Lied verschweigt aber auch das Dunkle und Traurige nicht. Der Versuch, jemandem zu begegnen kann auch scheitern. Während der Corona-Krise müssen viele zu Hause bleiben, das kann richtig weh tun. Ich vermeide es schon seit Wochen, meine 90jährige Mutter zu besuchen. Selbst an Ostern war das leider so. Und am heutigen Sonntag fällt in vielen katholischen Kirchen die längst geplante Erstkommunion aus. Statt Freude immer noch Warten! Oder doch vielleicht schon etwas Vorfreude?

Musik 3 – Johann Sebastian Bach: Leipziger Orgelchoral „Schmücke dich, o liebe Seele“ 

Wenn ich das Lied „Schmücke dich, o liebe Seele“ höre oder singe, wird mir bewusst, wie wichtig Begegnungen sind. Meine Vorlesung an der Musikhochschule will ich endlich wieder „live“ halten und nicht für die Studierenden ins Internet stellen müssen, weil wir uns ja noch nicht wieder im Hörsaal treffen dürfen. Manchmal ist meine Ungeduld stärker als die Vorfreude. Aber das Lied hilft mir, das Warten auszuhalten und es in manchen Momenten vielleicht sogar ein bisschen zu genießen. Am Ende spricht der Liederdichter von der intensivsten Begegnung, die es geben kann. Das ist die Berührung von Erde und Himmel. Die letzten Worte sind ein Wunsch. Er heißt:

… dass ich auch, wie jetzt auf Erden
Mög ein Gast im Himmel werden.

Auf für diese Hoffnung hat Johann Sebastian Bach ausdrucksstarke Töne gefunden! 

Musik 4 – Johann Sebastian Bach: letzte Takte des Schlusschorals der Kantate „Schmücke dich, o liebe

 

Quellen: SWR-Archiv: J. S. Bach. Orgelchoral „Schmücke dich, o liebe Seele“ (BWV 654). Ewald Kooiman, Orgel .M0470673(AMS); SWR-Archiv: J. S. Bach: Kantate „Schmücke dich, o liebe Seele“. Bachstiftung St. Gallen unter Leitung von Rudolf Lutz M0392265(AMS)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30788
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SWR2 Lied zum Sonntag

08DEZ2019
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Wie aus weiter Ferne kommt unser heutiges Lied zum Sonntag. Immer näher kommt es, Schritt für Schritt und Ton für Ton. Bald versteht man den Refrain. Es ist ein uralter Ruf, um jemanden zu begrüßen: „Kyrie eleison“ – Herr, erbarme dich. Man könnte auch übersetzen: Wende dich mir zu, gib dich zu erkennen!  

„Jesus und Maria“ gilt der Gruß des Liedes. Ein jüdisches Mädchen mit ihrem noch ungeborenen Kind. Die drei Strophen erzählen die Geschichte, wie Maria ihre Cousine Elisabet besuchen möchte. Aber der „Dornwald“ macht es ihr nicht leicht, ihr Ziel zu erreichen. Ein Dickicht aus Gestrüpp und Dornen, grau und unwegsam. Um diese triste Stimmung zu bekräftigen, singt das Lied davon, dass dieser Wald schon sieben Jahre ohne Laub und gewiss auch ohne Blüten ist.  

Maria durch ein Dornwald ging.

Kyrie eleison.

Maria durch ein Dornwald ging,

der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.

Jesus und Maria. 

Das Lied gleicht einem dreiteiligen Altarbild, einem „Triptychon“: Drei Bilder ergeben eine Einheit. Das erste ist der unfruchtbare Dornwald. Das zweite stellt eine Frage, wie ein Rätsel: „Was trug Maria unter ihrem Herzen?“ Die Antwort heißt: „Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen.“ Das dritte Bild ist dann das wichtigste. Denn nun geschieht etwas Unerwartetes. Urplötzlich antwortet die Natur, wenn die schwangere Maria ihren Weg sucht. Die Dornhecken fangen an zu blühen, Rosen sprießen heraus und begrüßen so „Jesus und Maria“.  

Da haben die Dornen Rosen getragen.   

Kyrie eleison.

Als das Kindlein durch den Wald getragen,

da haben die Dornen Rosen getragen.

Jesus und Maria. 

Beim ersten Hören kann ich kaum glauben, was das Lied erzählt. Erst wenn ich mich in das Bild vertiefe, spüre ich eine Resonanz. Es erinnert mich an schwierige Situationen, mit dornigen Problemen. Auf meinem beruflichen Weg habe ich nicht immer klar gesehen, wo es hingehen soll. Und doch hat sich mancher Umweg im Nachhinein als sinnvoll herausgestellt. Weil irgendwann die Steine aus dem Weg geräumt waren und Fähigkeiten, die jahrelang brach gelegen hatten, plötzlich aufblühen konnten. So wie das Lied sich in der dritten Strophe in höchste Höhen aufschwingt, musikalisch aufblüht, weil die Dornen nun Rosen tragen. Und so erlebe ich auch diese Wochen der Adventszeit: als ein geduldiges Warten, ob manche Dornen nicht vielleicht bald Rosen tragen.  

Da haben die Dornen Rosen getragen.   

Kyrie eleison.

Als das Kindlein durch den Wald getragen,

da haben die Dornen Rosen getragen.

Jesus und Maria. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29938
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SWR2 Lied zum Sonntag

15SEP2019
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(Gotteslob Nr. 478)

Musik 1 – Intro „Ein Haus voll Glorie schauet“  – Klavier 

Das Lied zum heutigen Sonntag klingt festlich und majestätisch. Es heißt „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land“. Und es ist ein Lied der Sehnsucht. Sein Verfasser Joseph Mohr gehörte dem katholischen Jesuitenorden an, der in der Zeit des Kulturkampfes unter Bismarck in Deutschland verboten wurde. Deshalb lebte Mohr im Exil in Belgien, als er 1875 dieses Lied schrieb. Getröstet hat ihn der Gedanke an seine Heimat: Siegburg bei Köln. Dort thront tatsächlich auf dem Michaelsberg die große Benediktinerabtei, die wie ein „Haus voll Glorie“ über die weite Landschaft blickt.

Musik 2 – Strophe 1 (in den Fassungen 1875 und 1972 identisch) – Klavier und Gesang 

Ein Haus voll Glorie schauet

weit über alle Land,

aus ewgem Stein erbauet

von Gottes Meisterhand.

Gott, wir loben dich,

Gott, wir preisen dich.

O lass im Hause dein

uns all geborgen sein. 

Ist die Kirche ein Ort der Geborgenheit? Ja und Nein. Oft habe ich sie so erfahren. Allzu oft aber scheitert sie an diesem Anspruch. Das „Haus voll Glorie“ hat „Leichen im Keller“. Können wir da noch von der Kirche als einem prächtigen Palast singen, oder gar – wie es in einer Strophe von Joseph Mohr heißt - vom „heiligen Streit“ mit bösen Feinden, zu dem wir eilen sollen? 

Musik 3 – Strophe 7 der originalen Fassung 1875 (ohne Refrain) – Klavier und Gesang 

Auf, eilen liebentzündet

auch wir zum heil’gen Streit;

der Herr, der’s Haus gegründet,

uns ew’gen Sieg verleiht. … 

Ich verstehe jeden, dem die triumphierenden Klänge dieses Liedes im Hals stecken bleiben. Dennoch will ich das „Haus voll Glorie“ nicht einfach abreißen. Besser scheint mir, wenn Kirche und Lied von Zeit zu Zeit renoviert werden. Eine solche „Renovation“ unseres Liedes gab es tatsächlich vor etwa fünfzig Jahren. Etliche alte Strophen mussten damals weichen und Platz machen für ein neues Bild von der Kirche: Sie ist „Gottes Zelt auf Erden“. 

Musik 4 – Strophe 4 der erneuerten Fassung 1972 (ohne Refrain) – Klavier und Gesang 

Seht Gottes Zelt auf Erden!

Verborgen ist er da;

in menschlichen Gebärden

bleibt er den Menschen nah. … 

Dieses Lied singe ich gern. Es erinnert mich daran, dass es viele Bilder von der Kirche geben darf: die schützende Burg, aber auch das Zelt. Meine Lieblingsstrophe nimmt die Zukunft, das „Ziel“ der Welt in den Blick. Die Bibel nennt es das „himmlische Jerusalem“. Und das ist wirklich ein „Haus voll Glorie“, in dem das „Halleluja“ ohne Ende erklingt. Eine himmlische „Haus“-Musik, auf die ich mich freue. 

Musik 5 – Strophe 5 der erneuerten Fassung 1975 – Klavier und Gesang 

Sein wandernd Volk will leiten

der Herr in dieser Zeit;

er hält am Ziel der Zeiten

ihm dort sein Haus bereit.

Gott, wir loben dich,

Gott, wir preisen dich.

O lass im Hause dein

uns all geborgen sein.

 

Titel/Lied:

Ein Haus voll Glorie schauet

Text: Joseph Mohr 1875 und Hans W. Marx 1972 (= Pseudonym für eine von Friedrich Dörr geleitete Liederkommission zum Gotteslob 1975;

Musik: Joseph Mohr 1875

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29394
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SWR2 Lied zum Sonntag

Heute früh, seit sechs oder sieben Uhr, ist an manchen Orten schon recht viel los. Fleißige Hände bauen im Freien Altäre auf und legen davor farbenfrohe Teppiche mit den Blüten von Blumen. Darauf sind biblische Motive zu sehen: zum Beispiel Brot in einer Schale, oder ein Kelch, gefüllt mit Wein. All dies prägt das Fest Fronleichnam, das ich nicht missen will im Kirchenjahr. Eigentlich war es schon am vergangenen Donnerstag. An vielen Orten aber feiern katholische Gemeinden es erst heute, so auch in dem kleinen Schwarzwalddorf, in dem ich wohne. Und mit dazu gehört Mozarts Chorstück „Ave verum corpus“, die berühmteste Fronleichnamsmusik aller Zeiten.

Musik 1 –
W. A. Mozart: „Ave verum corpus“ (Beginn)
Ave verum corpus natum
de Maria virgine …

Sei gegrüßt, wahrer Leib,
den die Jungfrau Maria geboren hat …

Das Wort „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und heißt wörtlich übersetzt: lebendiger, herrlicher, wahrer Leib. Nichts Totes also, sondern das pralle Leben. Gern würde ich eine Fronleichnams-Zeitreise unternehmen. Mein Ziel wäre die Uraufführung von Mozarts Fronleichnamsmusik im Jahr 1791 in der Kirche St. Stephan im kleinen Kurort Baden, südlich von Wien. Für diesen dörflichen Kirchenchor hat Mozart das mittelalterliche Gebet „Ave verum corpus“ – „Wahrer Leib, o sei gegrüßet“ – in verhaltene, ja ehrfürchtige Töne gefasst. Welche feierliche Stimmung hat damals die Uraufführung geprägt? Bestimmt war Weihrauch zu riechen und die Schellen der Ministranten waren zu hören, vielleicht auch das Geläut der Glocken. Und die Gemeinde hat gewiss gekniet, als Mozarts musikalischer Gruß an die Hostie erklungen ist, in der uns Christus begegnet.

Musik 2 –
„Ave verum corpus“ mit Vienna chamber ensemble (instrumentale Version),

dazu die freie Übertragung ins Deutsche:

 „Ave verum corpus“ – Sei gegrüßt, wahrer Leib,
den die Jungfrau Maria geboren hat,
sei gegrüßt, du Leib, der gelitten hat und
am Kreuz gestorben ist für uns Menschen.
Leib, am Kreuz mit einer Lanze durchbohrt,
so dass Wasser aus der Seitenwunde floss und Blut;
Leib, an den die kostbare Hostie uns heute erinnert,
Brot, das uns stärken will, auch am Ende des Lebens,
in der Prüfung des Todes – „in mortis examine“.

In dieser Musik höre ich den Sinn für das Kostbare. Kostbar ist der „Leib des Herrn“, den Mozart hier so innig begrüßt. Kostbar sind Leib und Leben jedes Menschen, auch das unausweichliche Sterben, das in den letzten Takten der Musik so ausdrucksvoll anklingt. Ein halbes Jahr vor seinem eigenen frühen Tod vereint Mozart hier Lebenslust und Sterbekunst. So wie das Fest Fronleichnam die Erinnerung an Jesu Leiden, an seinen Tod und seine Auferstehung, mit den hellen Farben des Sommers malt.

Musik 3 –
W. A. Mozart: „Ave verum corpus“ (Schluss)
 … esto nobis praegustatum in mortis examine.

… sei uns ein Vorgeschmack (auf das himmlische Gastmahl)
in der Prüfung des Todes.

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Wolfgang Amadeus Mozart: „Ave verum corpus“ KV 618
(eine deutsche Übertragung des Textes im Gotteslob, Eigenteil Freiburg/Rottenburg Nr. 877)

Quellen:       

CD W. A. Mozart. Requiem und Ave verum corpus. Chor des Bayerischen Rundfunks und Münchener Kammerochester. Leitung: Alexander Liebreich.
SWR-Archiv. W. A. Mozart. Ave verum corpus. The Vienna chamber ensemble.

 

 

 

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SWR2 Lied zum Sonntag

Musik 1 – Refrain „Halleluja“ – Klavier, Gesang, Klavier

„Halleluja“ ist ein Jubelruf, ein besonderes Wort. Es ist hebräisch und bedeutet „Lobt Gott“. Man kann es aber ganz unterschiedlich betonen: Heißt es „Hallelúja“? Oder „Hálleluja“ wie in Georg Friedrich Händels „Messias“? Oder „Hallelujá“ wie im heutigen Lied zum Sonntag. Die Betonungen werden „ver-rückt“. So wie am Ostermorgen der Stein vor Jesu Grab – auch er ist weggerückt.

Musik 2 – Strophe 1

Seht, der Stein ist weggerückt,
nicht mehr, wo er war;
nichts ist mehr am alten Ort,
nichts ist, wo es war.
Halleluja, halleluja, …

Lothar Zenetti, der „Frankfurter Dichter-Pfarrer“, der vor wenigen Wochen gestorben ist, hat vor bald 50 Jahren diesen Text verfasst. Ostern heißt für Zenetti, dass alles, was vertraut ist, ins Wanken gerät: „Grab“ ist „nicht mehr Grab“, und „nichts ist“ mehr so, „wie es war“. Da frage ich mich: Woran kann ich mich noch festhalten, wenn sich nicht nur dies oder jenes verändert, sondern schlichtweg alles?

Musik 3 – Strophe 2

Seht, das Grab ist nicht mehr Grab,
tot ist nicht mehr tot.
Ende ist nicht Ende mehr,
nichts ist, wie es war.

„Ende ist nicht Ende mehr“, behauptet dieses Lied. Wenn ich zurückblicke auf eigene Erfahrungen, dann war manches Ende ein schmerzlicher Verlust. Beruflich zum Beispiel, als ich mit der Wissenschaft an der Universität aufgehört habe. Aber mancher Schlusspunkt hat den Weg frei gemacht für einen neuen Anfang. Weil ich frei wurde für Neues, ohne es schon zu kennen. Das Neue war dann eine gute, eine österliche Erfahrung.

Musik 4: Klavier Refrain

In unserem Lied spielen sogar einige Töne verrückt. Der Rottenburger Kirchenmusiker Walter Hirt führt die Melodie auf neue Wege. Eigentlich klingt die Tonleiter so:

Musik 5 – D-Dur

Doch wenn die Töne „weggerückt“ werden, etwa so wie Jesu  Grabstein, dann klingt es so:

Musik 6 – Fis-Dur

Ostern ist für mich wie eine neue Melodie. Im Halleluja höre ich sie besonders klangvoll. So ein Halleluja, das immer wieder anders betont werden kann, ermutigt mich, auch die Schwerpunkte in meinem Leben zu verrücken. Im Büro etwa stürzt so manches auf mich ein, was möglichst sofort erledigt werden muss, und ich will ja nicht „Nein“ sagen. Dabei wäre es besser, wenn ich mir selber klare Ziele setze und dran bleibe, Schritt für Schritt. Mit diesem Lied hoffe ich, dass Jesus mit mir geht, auch auf steinigen Wegen, und dass er uns allen vorausgeht. Grund genug, ins „Halleluja“ mit einzustimmen.

Musik 7 – Strophe 3  mit Nachspiel

Seht, der Herr erstand vom Tod,
sucht ihn nicht mehr hier,
geht mit ihm in alle Welt,
er geht euch voraus.
Halleluja, halleluja, …

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Lothar Zenetti / Walter Hirt: „Seht, der Stein ist weggerückt“
(Gotteslob, Eigenteil Freiburg/Rottenburg Nr. 800)
SWR-Aufnahme im Studio Freiburg, Schlossbergsaal, am 24. April 2019 mit Eduard Wagner (Gesang) und Jörg Josef Schwab (Klavier)

 

 

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