Zeige Beiträge 1 bis 10 von 203 »
SWR3 Worte
Margot Friedländer hat als Jüdin den Holocaust überlebt. Seit 2010 lebt sie wieder in Deutschland. Seitdem hat die 103-jährige Zeitzeugin unermüdlich das Gespräch mit Schulklassen gesucht und dort aus ihrem Buch mit ihrer Lebensgeschichte vorgelesen. Ihre Begründung dafür:
„Was gewesen ist, das können wir nicht mehr ändern. Was war, war. Ich konzentriere mich auf das Jetzt, besonders auf die jungen Menschen. Denn sie sind die Zukunft. Die sind die, auf die wir hoffen. […]
Sobald ich das Buch zumache, sage ich immer Folgendes zu ihnen: ‚Ich bin zurückgekommen, um mit euch zu sprechen. Euch die Hand zu reichen und euch zu bitten, dass ihr die Zeitzeugen sein werdet, die wir nicht mehr lange sein können. […] Es gibt kein christliches Blut, kein jüdisches Blut, kein muslimisches Blut – es gibt nur menschliches Blut, und wir müssen die Menschen respektieren. Was war, war. Das können wir nicht ändern. Aber es sollte nie, nie, nie wieder passieren.‘“
Margot Friedländer im Gespräch mit Barbara Witting, „Margot Friedländer: ‚Ich spreche für die, die nicht mehr sprechen können.‘ Engagement gegen das Vergessen, Bundeszentrale für politische Bildung, https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/506886/margot-friedlaender-ich-spreche-fuer-die-die-nicht-mehr-sprechen-koennen/ (zuletzt abgerufen am 17. November 2024)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41085SWR3 Worte
Musik öffnet Türen und kann einfach guttun. Pfarrer Jens Rembold erzählt davon, wie er einen Mann bei seiner ersten Gospelchorprobe erlebt hat:
„Nach zwei Stunden in dieser fröhlich singenden, tanzenden und lachenden Gemeinschaft fällt ihm auf: Das Singen hat ihm gutgetan und der Sound des großen Chores war gewaltig. Gemeinsam war etwas entstanden, und er war Teil davon, und keine Rolle gespielt hatten sein Einkommen, Familienstand, Lebensentwurf, seine Bildung, Eloquenz, Wohngegend, Konfession, musikalische Vorbildung, [oder] Frömmigkeit.“
Jens Rembold, „Gospelkirche Stuttgart – Größter Gospelchor Deutschlands und landeskirchliche Gemeinde“, in: Mittendrin – Impulse von Evangelium und Kirche
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41084SWR3 Worte
Ist der eigene Glaube etwas für die Öffentlichkeit oder etwas Persönliches? Jürgen Klopp findet, sein Glaube ist schon sehr persönlich. Er trägt ihn auch nicht vor sich her. Aber wenn er danach gefragt wird, antwortet er:
„Gläubig sein, aber nicht darüber reden wollen – ich wüsste überhaupt nicht, wie das gehen sollte! Wer mich nach meinem Glauben fragt, dem gebe ich Auskunft. Nicht, weil ich einen missionarischen Anspruch hätte. Der Glaube ist ja schon etwas sehr Persönliches, weil man ihn mit sich selbst ausmacht. Aber wenn ich im Glauben auf mich und mein Leben schaue – und die Zeit dafür nehme ich mir jeden Tag –, dann fühle ich mich einfach sensationell gut aufgehoben. Und ich finde es schade, wenn anderen Leuten dieses Gefühl der Geborgenheit fehlt – ohne es zu wissen, logischerweise, denn sonst würden sie wahrscheinlich danach suchen.“
Jürgen Klopp im Gespräch mit Joachim Frank und Andreas Hunzinger, „Gott, Klopp, bist du ein Penner!“, Frankfurter Rundschau, 20. Januar 2019, https://www.fr.de/sport/sport-mix/gott-klopp-bist-penner-11356415.html (zuletzt abgerufen am 17. November 2024)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41083SWR3 Worte
Cordula Stratmann ist Familientherapeutin. Bekannter ist sie als Komikerin. Beides hat für sie aber auch miteinander zu tun:
„Ich empfinde gute Komiker tatsächlich als therapeutisch, ja. Diese Menschen sind gut für das Seelenheil eines Landes. Weil wir friedlicher sind, wenn wir lachen. […] Es ist für eine funktionierende Gesellschaft unabdingbar, dass man dieses ‚Wir‘ nicht aufgibt. Deshalb haben Menschen, die in der Lage sind, Heiterkeit zu entfachen, genau diese Aufgabe. Davor darf man sich nicht drücken. Wer Heiterkeit in sich trägt, sollte sie nicht nur allein im Wohnzimmer ausleben.“
Cordula Stratmann im Gespräch mit Katharina Raskob, „Wir sind friedlicher, wenn wir lachen“, Galore Interviews 67
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41082SWR3 Worte
Im Mannschaftssport lernen Kinder, dass es auf das Miteinander ankommt, auf das Team – und das eben nicht nur im Sport. Trotzdem gibt es Auszeichnungen für Einzelspieler, wie z.B. die Wahl zur Weltfußballerin oder zum Weltfußballer. Weltmeister Toni Kroos findet das falsch. Er sagt:
„Was soll ich sagen? Ich finde, dass alles um diesen Preis ein wenig aufgebauscht ist. Ich fand diesen Preis noch nie wichtig. Weil ich aus tiefstem Herzen der Meinung bin, dass individuelle Auszeichnungen nichts verloren haben im Fußball. Das kannst du im Tennis machen, wenn der eine wirklich alleine das Ding gewinnt.“
Toni Kroos zum Ballon d’Or, zitiert nach: Christian Guinin, „‚Ich finde, dass alles um diesen Preis ein wenig aufgebauscht ist‘: Toni Kroos spricht Klartext zum Ballon d’Or, https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/2410/Artikel/haben-im-fussball-nichts-verloren-toni-kroos-gibt-deutliches-statement-zur-ballon-dor-wahl-ab.html (zuletzt abgerufen am 17. November 2024)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41081SWR3 Worte
Comedian Moritz Neumeier steht auf großen Bühnen und tourt quer durchs Land. In der Schulzeit fühlte er sich unsicher und hatte kein Selbstwertgefühl. Woran das lag und wie sich das geändert hat, beschreibt er so:
„Ich glaube, Sicherheit erfährt man durch menschliche Nähe und Geborgenheit. Und das Gefühl kannte ich damals nicht. Und heute kenne ich das so ein bisschen und deswegen, glaube ich, sorgt das dafür, dass ich so ein bisschen innerlich ruhiger werde und merke, das ist eigentlich alles gar nicht so wichtig da draußen und du kannst ein bisschen runterkommen, Moritz.“
Moritz Neumeier im Gespräch mit Michel Abdollahi bei „Käpt’ns Dinner“, https://www.ardmediathek.de/video/kaept-ns-dinner/michel-abdollahi-trifft-moritz-neumeier/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM1NzcxM19nYW56ZVNlbmR1bmc, (zuletzt abgerufen am 17. November 2024)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41080SWR3 Worte
„Manchmal hilft nur beten.“ Für solche Momente hat Pfarrerin Theresa Brückner ein Gebet geschrieben. Ein Gebet im Blick auf die politische Lage weltweit, wenn die Welt und alles um einen herum im Chaos zu versinken scheint:
„Gott, heute stehe ich da, mit meiner ganzen Fassungslosigkeit. Mit einem Blick auf die Welt, der mich an allem zweifeln lässt. Ich kann das nicht begreifen was gerade passiert. All das macht mir Angst.
Glaubst du noch daran, dass das Gute gewinnt?
Ich möchte heute daran glauben können. Weil du das Gute bist. Weil Du größer bist, als all die Worte und Taten der Mächtigen.
Es wird irgendwann gut. Das ist meine Hoffnung. Irgendwann. Lass mich das heute fühlen.
Amen.“
Theresa, Brückner, Post auf Instragram (@theresaliebt) vom 6. November, https://www.instagram.com/theresaliebt/p/DCBXkKpN5Ek/ (abgerufen zuletzt am 17.11.2024)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41079SWR3 Gedanken
„Gott ist die Liebe“, so heißt es in der Bibel. Wie man zu dieser Aussage kommt, zeigen andere Stellen und Geschichten in der Bibel: Allein schon, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist. Damit hat er vorgelebt, wie Gottes Liebe ganz alltäglich werden kann. Und so, wie er beschrieben wird, hat er gezeigt: Diese Liebe Gottes gilt allen Menschen.
Gehe ich also mal davon aus, dass das stimmt, „Gott ist die Liebe.“ Dann habe ich eine große Frage: Warum glauben dann viele an so etwas wie die Hölle? Denn die gilt dabei als der Ort, an dem Gott nicht ist. Für mich passt das nicht mit der Vorstellung zusammen, dass Gott die Liebe ist. Warum sollte die endlich sein? Was für ein Gott, was für eine Liebe wäre das denn?
Kleine Kinder fangen irgendwann an, Türme zu bauen – nur, um sie wieder einzureißen. Bei Kindern ist das ganz normal. Sie lernen dadurch viel. Die Motorik der Hände wird geschult. Sie lernen die Schwerkraft kennen. Und sie lernen über sich: Ich kann etwas herstellen, etwas erreichen – und ich kann es wieder kaputt machen. Wenn Erwachsene sich noch so verhalten, etwas aufbauen, nur um es kaputt zu machen, gelten sie als nicht gesund.
In der Bibel wird Gott so vorgestellt, dass er seine Finger im Spiel hatte, als die Welt entstanden ist. Dass er alle Menschen kennt und gut findet, bevor es sie gibt. Was wäre das für ein Gott, der dafür sorgt, dass es einen Menschen gibt – nur, um ihn dann in die Hölle zu schicken?
Für mich passt das nicht zusammen. Aber natürlich weiß ich nicht, wie es nach dem Leben hier auf der Erde wirklich sein wird. Aber ich hoffe darauf, dass Gott die Liebe ist und dass sie auch nach dem Tod trägt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40516SWR3 Gedanken
„Jemand ist auf einem Truck irgendwo auf der Welt in das Dorf gekommen, in dem man lebt. Er sagt, er hätte Arbeit. Der Typ sieht komisch aus, nicht vertrauenswürdig. Aber die Kinder haben Hunger. Also steigt man auf. Zehn oder hundert oder tausend Kilometer weiter steigt man ab und nimmt die dreckige, gefährliche, menschenverachtende Arbeit auf. Eine Zeit lang denkt man, man würde noch bezahlt. Irgendwann versucht man, zu gehen. Und PENG, der Hammer fällt – und man merkt, dass man versklavt wurde.“
Diese Worte vom Aktivisten Kevin Bales, der sich gegen Sklaverei einsetzt, haben mich sehr bewegt. Denn sie haben mir mal wieder bewusst, gemacht, wie aktuell das Problem der Sklaverei doch ist.
Denn Menschen, die für andere schuften, nicht anständig dafür bezahlt werden und am Gehen gehindert werden, das gibt es auch heute. Die meisten betroffenen Menschen „werden in Fabriken, Steinbrüchen, auf dem Bau, in der Fischerei oder Landwirtschaft ausgebeutet“. So schreibt es eine NGO, die sich gegen moderne Sklaverei einsetzt.
Ich finde es schrecklich, dass es Sklaverei heute noch gibt! So viel spricht dagegen, Menschen derart auszubeuten. Und doch mache ich selbst auch mit. Weil ich oft gar nicht weiß, in welchen Produkten Zwangsarbeit drinsteckt. Palmöl, Baumwolle, sogenannte „Konfliktmineralien“ und vieles mehr – in so vielen alltäglichen Produkten steckt die Arbeit von ausgebeuteten Menschen.
Gerade weil sie in so vielen Produkten enthalten ist, braucht es deswegen politische Anstrengungen dagegen. Die können wir nicht einzelnen und NGOs überlassen. Und darum fordere ich alle Politikerinnen und Politiker dazu auf. Ich könnte das mit meinem Glauben begründen, auch wenn die Christinnen und Christen selbst lange gebraucht haben, um gegen Sklaverei zu sein. Bindend für die Politik ist aber unser Grundgesetz. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So lautet dort der erste Satz. Und der gilt doch für alle Menschen.
Quellen:
https://ijm-deutschland.de/sklaverei-heute
https://www.spiegel.de/panorama/moderne-sklaverei-wie-viele-sklaven-arbeiten-fuer-dich-a-3bb55ef5-61dc-442c-9cd7-6188e27b700a
https://www.freedomunited.org/de/Freiheit-Universit%C3%A4t/Produkte-der-Sklaverei/
SWR3 Gedanken
Fast vier Wochen ist es her und mich lässt es immer noch nicht los: Nach der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris haben sich einige Christinnen und Christen echauffiert und „Blasphemie“ gerufen. Denn sie hatten eine aus ihrer Sicht anstößige Anspielung auf das Abendmahl entdeckt. Besser gesagt: auf das Gemälde „Das Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. In Paris bildeten Dragqueens die Szenerie, dazu ein Sänger. Komplett blau angemalt und weitgehend nackt.
Jetzt war es nur so: Die Vorlage für die Feier war ein ganz anderes Bild, nämlich ein Fest der Götter auf dem Olymp. Das haben viele kunsthistorisch Gebildete und auch der Regisseur selbst betont.
Aber selbst wenn es eine Anspielung auf das Abendmahl gewesen wäre: Was wäre der Skandal? Jesus wurde zu seiner Zeit als Säufer oder Fresser verrufen, weil er mit den Ausgegrenzten oder sogenannten „sündigen Menschen“ gegessen, getrunken und gefeiert hat. Das zeigt doch: Bei Jesus sind alle Menschen eingeladen. Natürlich auch Dragqueens und halbnackte, blau angemalte Sänger.
Denn Jesus hat einmal gesagt, dass es auf genau eine Sache ankommt: „Liebt Gott. Und eure Nächsten wie euch selbst. Und wenn euch jemand feindlich gegenübertritt, dann liebt auch sie.“ Diese Liebe zu allen Menschen hat er auch vorgelebt. Er konnte trotzdem zornig werden, natürlich. Immer dann, wenn Menschen ausgegrenzt wurden oder sie zu Schaden gekommen sind. Der katholische Publizist Erik Flügge hat es deswegen sehr hart formuliert: „Wenn Christen eine Drag-Show bei Olympia mehr stört als ein ertrinkendes Kind im Mittelmeer, dann sind es keine Christen.“
So weit möchte ich nicht gehen, anderen ihren Glauben abzusprechen. Aber es lässt mich darüber nachdenken, wofür Christinnen und Christen stehen sollten. Für Blasphemierufe? Oder doch für die eine Sache, auf die es Jesus angekommen ist: die Liebe zu Gott und den Menschen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40514Zeige Beiträge 1 bis 10 von 203 »