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SWR4 Abendgedanken BW

Wann haben Sie zum letzten Mal ein gutes Buch gelesen? Eins, das Ihr Herz berührt oder Ihren Verstand angeregt hat. Eins das sie aufgeregt oder Ihnen neue Einsichten geschenkt hat. Eins, das Sie in Frage gestellt oder Sie in ihrem Verhalten ermutigt hat. Eins, das sie zum lachen gebracht oder Sie getröstet hat.
Ich ermutige meine Kinder immer wieder zum Lesen. Ich schenke ihnen gerne mal ein Buch - bewusst als Kontrast zu ihrem Computer-Konsum. Und tatsächlich - sie lesen diese Bücher auch. Denn ich finde, Lesen bildet nicht nur. Lesen ist auch Teil der Kommunikation. Lesen fördert die Ausdrucksfähigkeit und erweitert den Wortschatz.
Für uns Christen hat das Lesen eine hohe Bedeutung.
John Wesley, der Begründer der methodistischen Bewegung zum Beispiel, hat von seiner Mutter an einem Tag sämtliche Buchstaben des Alphabets gelernt. Am Abend konnte er schon seine erste kleine Geschichte aus der Bibel vorlesen. In der Folge haben die Methodisten im 18. Jahrhundert in ihren Sonntagsschulen die Bibel als Vorlage verwendet, um Kindern aus ärmeren Familien Lesen und Schreiben beizubringen.
So zum Beispiel die Geschichte von dem Zöllner Zachäus, der ein kleiner Mann war, der mit den Besatzern zusammengearbeitet hat, viele Menschen übervorteilt hat und deshalb aus der Gesellschaft ausgestoßen war. Gerade bei ihm wollte Jesus zu Gast sein. Er macht damit deutlich, dass Gott mit jedem Menschen Gemeinschaft haben will, egal wie weit unten angekommen er sich fühlt.
Menschen damals wie heute lesen die Bibel, weil sie den Eindruck haben, dass Gott selber sie dadurch anspricht. Darum wird die Bibel nicht nur als „Heilige Schrift" sondern auch als „Wort Gottes" bezeichnet. Ich fühle mich von Gott durch sein Wort immer mal wieder persönlich angesprochen. Manchmal korrigiert er mich in meinen Ansichten. Manchmal ändert sich im Laufe der Zeit mein Verhalten. Aber immer wieder spüre ich, wie wertvoll ich Gott bin und wie sehr er mich schätzt und liebt - auch und gerade wenn ich mich im Moment selber nicht so toll finde. Darum liegt die Bibel bei mir auf dem Frühstückstisch und nach der Zeitung lese ich darin.
Vielleicht nehmen Sie den heutigen Tag des Buches zum Anlass, mal eine Bibel zu kaufen und zu verschenken. Auch, weil jetzt die Zeit der Konfirmationen, Kommunionen und Einsegnungen ist. Aber warum nicht auch mal eine Kinderbibel zum Geburtstag, eine Volxbibel für Jugendliche oder eine Bibel in gerechter Sprache für Intellektuelle. Hauptsache, die Leute lesen drin. Und dann werden sie spüren, dass Gott ihnen durch sein Wort etwas zu sagen hat.

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SWR4 Abendgedanken BW

In 175 Ländern der Erde wird heute der Earthday, der Tag der Erde gefeiert. Die Idee dazu hatte vor 40 Jahren ein Senator in den Vereinigten Staaten. Dort wurde der 22. April zum weltlichen Feiertag erhoben. Es sollte darum gehen, das Umweltbewusstsein zu stärken und ein Nachdenken über den Verbrauch an Bodenschätzen und Energie anzuregen.
Seither gibt es vielerlei Bemühungen, Natur und Umwelt zu erhalten. Aber das ist mühsam. Im vergangenen Jahr haben wir das erleben müssen, als die Weltklimakonferenz in Kopenhagen gescheitert ist. Damals hat der bolivianische Präsident für den nächsten Tag der Erde zu einer „Weltkonferenz der Völker über den Klimawandel und die Rechte der Mutter Erde" nach Cochabamba eingeladen. Diese Konferenz fand von vorgestern bis heute statt. Staatsvertreter sollten gemeinsam mit Experten und Nichtregierungsorganisationen Wege aus der Klimakrise suchen.
Ich meine, es ist absolut notwendig, dass sich Staatsregierungen einer Lösung dieses Problems annehmen. Da helfen in vielen Fällen nur noch staatliche Verordnungen, Regelungen und gegebenenfalls auch Einschränkungen.
Als Christ finde ich es ganz selbstverständlich, unsere Lebenswelt zu schützen. Schreibt uns doch schon der Psalmdichter König David ins Stammbuch: „Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen." (Psalm 24,1). Die Erde gehört Gott, der sie geschaffen hat, das ist jüdische und christliche Grundüberzeugung. Deshalb können wir nicht mit ihr umgehen, als wenn sie uns selbst gehörte. Gott, ihr Schöpfer, hat sie uns Menschen als Lebensraum zur Verfügung gestellt. Er hat die eigentlichen Grundrechte daran. Er hat uns nur das Recht verliehen, diese Erde zu bebauen und zu bewahren, wie es in der Schöpfungsgeschichte heißt.
Für uns wünschte ich mir, dass wir so viel wie möglich vermeiden, was die Umwelt belasten könnte. Geben Sie einfach in Ihrer Internetsuchmaschine die Frage ein: „Umweltschutz: was kann ich tun" Da bekommen Sie eine Menge guter und praktischer Tipps für Ihr Verhalten im Alltag.
Als Familie haben wir uns entschieden, möglichst Lebensmittel aus unserer Region und jahreszeitlich passend zu kaufen. Außerdem rüsten wir die Beleuchtung bei uns zu Hause so nach und nach auf Energiesparlampen um - auch wenn uns die Lichtfarbe nicht so gut gefällt.
Ob Christ oder nicht, ich finde, wir haben eine ganz besondere Verantwortung für diese gottgeschaffene Erde. Daran erinnert uns heute auch der Earthday, der Tag der Erde.

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SWR4 Abendgedanken BW

Wissen Sie genau, wo Sie hingehören? Oder geht es Ihnen wie mir: in gewisser Weise bin ich heimatlos. Ich bin jetzt Mitte 40 und habe in meinem Leben an sieben verschiedenen Orten gewohnt. Was ja nichts Ungewöhnliches ist in einer Gesellschaft, die berufliche Flexibilität erwartet.
Bei vielen Menschen um mich herum ist das anders. Sie sind hier geboren, sind vielleicht zur Berufsausbildung an einen anderen Ort gegangen, aber sind nun zu ihren Wurzeln zurück gekehrt. Manche sind auch die ganze Zeit hier geblieben, weil sie vor Ort einen Ausbildungsplatz gefunden haben. Sie wissen, wo sie hingehören. Ich weiß das noch nicht. Ich weiß noch nicht, wo ich mal für immer bleiben will. Aber manchmal packt mich eine Sehnsucht danach.
Interessanterweise fühle ich mich an meinem Geburtsort sehr wohl, obwohl ich dort seit meinem 3. Lebensjahr nicht mehr lebe und er über 500 Kilometer von meinem jetzigen Wohnort entfernt ist. Gibt es so was wie eine Verwurzelung, die etwas mit dem Geburtsort zu tun hat? Manche lehnen das ab. Sie sagen: Heimat ist da wo deine Familie ist und deine Freunde sind. Vielleicht ist da ja was dran. Ich lebe nun schon über die Hälfte meines Lebens in Baden-Württemberg. Meine Frau ist Schwäbin. Unsere Kinder sind hier geboren. Vermutlich werde ich auch beruflich die nächsten knapp 20 Jahre noch hier bleiben. Ob ich dann im Ruhestand noch mal woanders hin will und woanders hin kann, wird sich zeigen.
Was vermittelt mir eigentlich ein Heimatgefühl? Ist es das, was in Schlagern besungen und in Heimatfilmen gezeigt wird. Ist es die innere und gefühlsmäßige Bindung an einen Landstrich und deren Menschen, an ihre Sprache und Mentalität?
Oder ist es die Erinnerung an Kindheitserfahrungen, an Großmutters duftenden Apfelkuchen, an große, leuchtende Augen am Heiligen Abend, an fröhliche Familienausflüge Großvaters Gute-Nacht-Geschichten und Mutters liebevolle tröstende Worte.
Ich glaube, die Sehnsucht nach Heimat ist die Sehnsucht, da zu sein, wo man herkommt. Weil man da wirklich hingehört. Und diese Sehnsucht wird auf dieser Erde nie ganz erfüllt. Denn irgendwann müssen wir mal sterben und unsere irdische Heimat verlassen. Darum spricht die Bibel davon, dass unsere wahre Heimat im Himmel ist. Dass wir dorthin zurück kehren, wo wir her kommen. Ich glaube, ich bin von Gott geschaffen - und zu ihm kehre ich auch wieder zurück. Denn im Himmel ist Gott. Und er hat für mich dort eine Wohnung bereit. Das verheißt Jesus allen, die an ihn glauben. Mir hilft das, meine irdische Heimatlosigkeit besser auszuhalten. Denn ich weiß, dass die Aussicht auf eine Heimat im Himmel es mir leichter macht, hier auf der Erde im Vorläufigen zu leben.

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SWR4 Abendgedanken BW


„Was Gastfreundschaft wert ist, weiß nur, wer von draußen kommt, aus der Fremde." Das hat Romano Guardini gesagt, der große katholische Theologe.
Deshalb macht es mich im Urlaub immer ein bisschen nachdenklich, wenn irgendwo steht: „Fremdenzimmer zu vermieten". Dann weiß ich schon gleich, wer ich bin. Und was ich wohl auch bleiben soll.
Im Winter fahren wir dagegen seit gut 15 Jahren eine Woche zum Skifahren in immer den gleichen Ort in die gleiche Ferienwohnung. Mit den Vermietern duzen wir uns. Sie kennen mich schon, als ich als Kind mit meiner Eltern dorthin gefahren bin. Wir schreiben uns zum Geburtstag und rufen uns ab und zu mal an. Dort sind wir keine Fremden mehr sondern Gäste, ja geradezu Freunde.
Durch Gastfreundschaft werden eben aus Bekannten Freunde.
Aber woran spüre ich, dass ich gastfreundlich willkommen bin?
Für mich ist das weniger das perfekte Abenddiner mit stilsicherer Tischdekoration und exzellentem Wein. Diese Art von Gastfreundschaft drückt zwar aus, wie sehr ich von den Gastgebern wertgeschätzt werde. Zugleich aber kann sie mich auch auf Distanz halten. Denn ich komme in einen Zugzwang, beim nächsten Mal eine ähnlich perfekte Gegeneinladung auszusprechen. Und das wollen oder können manche nicht leisten. Also kommt es eher nicht zu einer zweiten Einladung und man kann sich nicht näher kommen.
Nein, ich finde, wahre Gastfreundschaft lebt mehr von der Einfachheit. Natürlich gehört auch Essen und Trinken und eine warme Atmosphäre mit dazu. Gastfreundlich ist für mich aber vor allem ein Ort, an dem ich verschnaufen, Atem holen und zur Ruhe kommen kann. Wo ich spüre, dass mich die Gastgeber an ihrem Leben teilhaben lassen. Wo ich einfach dabei sein kann. Wo ich nichts besonderes sein und schon gar nichts leisten muss. Ich möchte, dass sie sich wirklich für mich interessieren und sie mich einen Blick in ihr Leben nehmen lassen. Denn so lernen wir unsere Lebenseinstellungen und Überzeugungen besser kennen. So werden Schranken und Vorurteile abgebaut. So wird Schubladendenken eingedämmt. So wird Unverständnis, ja sogar scheinbar Feindseliges klein gehalten. Was ich mir als Gast wünsche, das möchte ich auch bei mir daheim als Gastgeber anbieten. Denn Gastfreundschaft lerne ich zwar in der Fremde, aber üben muss ich sie zu hause.
Und dann, so ganz nebenbei, gewinne ich vielleicht einen Mehrwert, mit dem ich gar nicht gerechnet habe. Und den beschreibt die Bibel so: „Gastfrei zu sein vergesst nicht, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt." (Hebr. 13,2)

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SWR4 Abendgedanken BW


Wie kann man verloren gegangenes Vertrauen zurück gewinnen?
Vertrauensverluste können ja an verschiedenen Stellen entstehen: In der Familie zum Beispiel, wenn etwa ein Ehepartner betrogen worden ist. Das muss nicht immer was mit außerehelichen Affären zu tun haben. Das kann auch im Bereich Geld passieren. Oder wenn jemand nie oder selten seine Versprechen einhält. Wenn man sich einfach nicht auf ihn verlassen kann.
Auch in der Geschäftswelt funktioniert vieles auf Vertrauen hin. Ein Hersteller liefert seine Ware und vertraut darauf, dass sein Kunde das auch bezahlen kann.
Vertrauensverlust ist etwas, das wir in der Öffentlichkeit in letzter Zeit öfters als Thema hatten: Etwa bei der Bankenkrise oder nun bei den Missbrauchsfällen.
Es ist ganz schön schwer, dieses verloren gegangene Vertrauen zurück zu gewinnen. Aber ich meine, es gibt ein paar Wege dazu:
Das eine ist ein schonungsloses zu dem stehen, was man getan hat. Nichts vertuschen, nichts unter der Decke halten. Schuld zugeben. In der Kirche nennen wir das Sündenbekenntnis. Jede Art von Taktiererei untergräbt das Vertrauen nur wieder neu. Wenn ich Schuld zugebe, übernehme ich Verantwortung für meine Tat und bin bereit, mich damit auseinander zu setzen. Wer Schuld zugibt, der versetzt sich in die Lage des Opfers. Der versucht, die Sache aus dem Blickwinkel des Geschädigten anzugucken. Und das ist schon mal ein erster, guter Schritt zur Veränderung.
Das zweite ist die Bitte um Entschuldigung. Wohl gemerkt, die Bitte darum. Ich finde, man kann sich nicht selber entschuldigen. Eine Entschuldung kann immer nur das Opfer gewähren. Darum die Bitte um Verzeihung oder um Vergebung - wie wir in der Kirche sagen. Eine Entschuldigung bewirkt vor allem eine Entspannung im Verhältnis von dem, der Vertrauen gebrochen hat und dem der darunter zu leiden hat.
Das dritte ist ein offenes Gespräch mit den Enttäuschten, was denn da eigentlich falsch gelaufen ist. Was die Ursachen für den Vertrauensverlust sind. Welche Verärgerungen da sind. Wenn ich einen Vertrauensverlust aufheben will, tue ich gut daran zu wissen, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Eine Chance zum Neuanfang hat jeder verdient.
Und das Vierte und Letzte: Es darf einfach nicht wieder passieren. Vertrauen gewinnt man nur wieder, wenn begangene Fehler nicht wiederholt werden. Die Auseinandersetzung mit dem Vertrauensverlust indem ich Schuld eingestehe, um Entschuldigung bitte und das offene Gespräch suche, sollte eigentlich dazu führen, dass ich mein Fehlverhalten nicht wiederhole. Entscheidend ist eine veränderte innere Haltung. Und dann auch ein verändertes vertrauenswürdiges Verhalten.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW


Die Adventszeit soll still sein. Besinnlich. Das hoffen viele. Aber meistens hat man dafür zu viel zu tun. Die meisten Menschen sind damit beschäftigt, Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Sie gehen auf die eine oder andere Weihnachtsfeier. Sie bereiten sich auf das Weihnachtsfest vor. Aber von Stille keine Spur. Viele bedauern das.
Deshalb gefällt mir, dass verschiedene Freikirchen und evangelische Einrichtungen 2010 zum Jahr der Stille ausgerufen haben. Denn ich muss es zugeben: Ich bin auch kein großer Held der Stille. Eigentlich sollten wir Pfarrerinnen und Pastoren das ja können: Aus der Stille leben. In der Stille uns auf Gott einlassen. Auf ihn hören. Von ihm her die Kraft und Gelassenheit empfangen, die wir für die Predigt und die Seelsorge brauchen. Aber mir gelingt das nicht sehr gut.
Lieber fange ich an und nehme die Dinge in die Hand. Ich weiß schon, wie das geht, denke ich oft. Und bin manchmal schon nach kurzer Zeit ausgelaugt und mutlos, weil es doch nicht so einfach ist und meine Kraft zu Ende geht.
Deshalb glaube ich, dass die Stille und darin das Hören auf Gott mir etwas geben könnte, was nicht einfach nur aus meinen Begabungen kommt, die Gott mir geschenkt hat. Ich ahne, dass die Stille eine Quelle der Kraft und Vollmacht sein könnte, die ich aus mir selber heraus nicht gewinnen kann. Ja, ich habe die Sehnsucht danach, dass Gott mich inspiriert und berührt, dass er mit mir redet und mir Dinge klar macht, für mich selber und für andere. Für mein Privat- und meine Berufsleben.
Und weil ich es von allein nicht so gut kann, brauche ich Anleitung zum still sein. Ich habe in dem Ideenheft vom Jahr der Stille ein paar ganz praktischen Anregungen gefunden:
Zum Beispiel mal Autofahren ohne Musik oder Radiountermalung. Oder ein Mittagschläfchen machen, wenn es geht. „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf steht ja schon in der Bibel. Eine Freundin von mir geht spazieren und betet dabei. Andere nutzen offene Kirchen in Städten, setzen sich für ein paar Minuten still auf einen Platz und sind offen für eine Begegnung mit Gott.
2010 als Jahr der Stille: Ich bin gespannt darauf was ich dabei entdecken werde. Wenn Sie auch zu denen gehören, die sich in diesem turbulenten Advent nach Stille sehnen und nach Besinnlichkeit: Vielleicht versuchen Sie es jetzt schon mit einem dieser Praxistipps. Damit die Adventszeit für Sie zu einer Quelle der Kraft wird.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW


Ich kenne viele, die machen viele Worte und tun wenig. Manche sagen auch, bei uns Pastoren und Pfarrerinnen wäre das so. Es ist ja auch wahr – wir haben einen Beruf, in dem man viel reden muss: im Gottesdienst im Kirchlichen Unterricht, in der Seelsorge, bei Mitarbeiterge-sprächen und vielen mehr. Gerade deshalb unterhalte ich mich mit einem älteren Ehepaar die mich daran erinnern: „Das was du tust redet lauter, als das was du sagst. Aber lebe so, dass man dich nach deinen Überzeugungen fragt“.
Die beiden kommen aus der Landwirtschaft.
Sie haben zweimal für mehrere Jahre in einem afrikanischen Land gelebt. Sie haben dort eine Farm geleitet und ein landwirtschaftliches Pilotprojekt aufgebaut. Junge Männer konnten dort eine Ausbildung machen, damit sie mit ihrem landwirtschaftlichen Können ihre eigenen Famili-en ernähren konnten.
Die beiden Deutschen haben sich dort nie als die weißen Herren aufgespielt. Sie haben ver-sucht, „die afrikanische Seele“ zu verstehen. Sie haben sich auf die Menschen dort mit ihrer Mentalität eingelassen. Haben nicht versucht, das erstmal in Frage zu stellen, sondern die Menschen mit ihrer Haltung bewusst ernst genommen. Sie haben sich mit ihrem Wissen zur Verfügung gestellt und haben sehr oft auch ganz praktische Hilfe geleistet.
Und sonntags sind sie ganz selbstverständlich in die nächstgelegene Kirche gegangen. Sie ha-ben niemanden versucht zu missionieren. Aber irgendwann haben ihre afrikanischen Mitarbei-ter sie gefragt, warum sie das machen? Und dann haben sie von ihrem Glauben an Jesus Christus erzählt. Und davon, dass Jesus auf die Welt gekommen ist, um uns Menschen zu hel-fen, uns zur Seite zu stehen und unser Leid und unsere Not zu wenden. Einige der Afrikaner sind dann auch mit in ihre Kirche gekommen. Und heute, wo die beiden schon lange wieder in Europa leben, sind sie immer noch in Kontakt mit manchen ihrer afrikanischen Freunde.
Und auch hier spürt man ihnen ab, dass es ihnen wichtig ist, dass ihr Glaube in ihren Taten spürbar werden muss. Sie kümmern sich viel um ihre alt gewordenen Nachbarn, deren Kinder weit weg wohnen. Sie sind insgesamt sehr hilfsbereit. Und viele in Ihrer Umgebung wissen, dass die beiden an Gott glauben. Manchmal kommen sie dann sogar mit in die Kirche.
Als Wortmensch möchte ich mir von meinem älteren Ehepaar deshalb immer wieder ins Ge-dächtnis rufen lassen, dass meinen Worten auch Taten folgen müssen, damit ich glaubwürdig bin.
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW


„Das was du tust, redet lauter als das was du sagst.“ Der Heilige Nikolaus hat diesen Satz zwar noch nicht gekannt. Aber gehandelt hat er danach. An ihn haben wir uns gestern am Nikolaus-tag erinnert. Nikolaus war im 3. Jahrhundert Bischof der Hafenstadt Myra in der heutigen Tür-kei. In einem Winter geriet diese Stadt in eine Hungersnot. Im Hafen aber lagerten Schiffe, die Korn für den Kaiser in Byzanz geladen hatten. Nikolaus bat die Kapitäne, die Stadt von dem Korn zu versorgen. Die lehnten ab. Das Korn sei genau abgewogen und es dürfe nichts davon fehlen. Nikolaus versprach Ihnen, dass Ihnen nichts passieren würde und so stimmten sie zu. Als die Kapitäne später das Korn in der Hauptstadt anlieferten, stellen sie erstaunt fest, dass kein einziges Kilogramm fehlte. Die Stadt Myra aber wurde zwei Jahre mit dem Korn versorgt und hatte sogar noch etwas übrig für Aussaat.
„Das was du tust, redet lauter als das was du sagst.“ Nikolaus hat beides getan. Geredet und gehandelt. Als Bischof hat er in der Kirche in Myra über seinen Glauben an Jesus Christus ge-predigt. Aber er hat seinen Worten immer auch Taten folgen lassen. Für ihn war es wichtig, dass sein Glaube Hand und Fuß bekam. Dass Reden und Handeln zusammen passen – einan-der ergänzen.
Glaubwürdig sind Christen immer dann, wenn sie sich auch so verhalten wie sie reden. Wenn sie sich zum Beispiel für Klimaschutz einsetzen und dann auch einen emissionsarmen Kleinwa-gen fahren, oder noch besser: meist öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
Glaubwürdig sind Christen dann, wenn sie Nächstenliebe predigen und sich dann auch tatsäch-lich um ihre Nachbarn kümmern.
Der Heilige Nikolaus ist für mich ein Vorbild dass beides zusammengehört: Reden und Han-deln. Er ist für mich ein Vorbild dafür, dass das Evangelium auch eine soziale Seite hat. Glaube spielt sich eben nicht nur in meinem Inneren ab. Sondern er wirkt sich nach außen aus, wenn er die von Gott erfahrene Liebe auch an andere weiter gibt. Ganz handfest und praktisch im Alltag.
Nikolaustag ist deshalb mehr als ein netter Brauch für Kinder und ein Vorgeschmack auf Weih-nachten.
Nikolaus von Myra erinnert bis heute daran: Das was wir als Christen sagen, sollen wir auch tun. Denn das, was wir tun redet lauter als das was wir sagen. Nikolaus ist dafür ein Beispiel – nicht bloß an dem einen Tag im Jahr.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7281
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SWR4 Abendgedanken BW


„Politik hat in der Kirche nichts zu suchen“ sagen manche, die Glauben auf bloße Innerlichkeit beschränken wollen. Oder die sich von kritischen kirchlichen Äußerungen auf den Schlips getreten fühlen. Ich behaupte: Ohne die Kirche und ihre Pfarrer wäre die Wende in Deutschland nicht möglich gewesen. Heute vor 20 Jahren hat in Leipzig die erste große Montagsdemonstration mit über 70.000 Menschen stattgefunden. Sie schloss sich an das montägliche Friedensgebet in der Nicolaikirche an. Schon seit Mitte der 1980er Jahre wurden sie maßgeblich von den Pfarrern Christian Führer und Christoph Wonneberger geleitet. Und auch der sächsische Landesbischof Dr. Johannes Hempel hat neben dem Dirigenten Kurt Masur und dem Kabarettisten Bernd-Lutz Lange seinen Beitrag dazu geleistet, dass die Demonstrationen friedlich verliefen. Nicht umsonst spricht man bei der rund einen Monat später eingetretenen Wende von einer „gewaltlosen Revolution“.
Und auch danach saßen viele Kirchenmänner und – frauen in den verschiedenen Städten an den runden Tischen – um die Geschicke ihres Ortes mitzubestimmen. Geleitet wurden sie da auch von dem Bibelwort: Suchet der Stadt Bestes. (Jer 29,7) Leider sind dabei viele gute Ansätze bundesrepubikanischen Begehrlichkeiten und Gewohnheiten zum Opfer gefallen.
Trotzdem ist für mich das Beispiel dieser Kirchenleute ein Vorbild dafür, dass der Glaube sehr wohl in der Politik etwas zu suchen hat. Dass biblische Werte und Überzeugungen das Leben positiv beeinflussen können. Das gab es in der Bibel mehrfach auch schon. Im alten Testament hat Gott zum Beispiel seine Propheten Amos oder Jeremia geschickt, um den Königen die Leviten zu lesen. Im Neuen Testament wiesen Petrus und andere Apostel die falschen Machtansprüche der Führungsschicht in ihre Schranken, als sie sagten: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29) Und in den folgenden 3 Jahrhunderten hat das Christentum dann den Marsch durch die Institutionen angetreten. Der Glaube war also immer schon politisch. Und deswegen finde ich es hilfreich, wenn sich Christen in der Politik engagieren und sich für die Umsetzung christlicher Werte und Überzeugungen einsetzen. Zum Beispiel für mehr Gerechtigkeit zwischen Völkern, Oder im Bereich Familie . Dazu gehört vom Schöpfungsglauben her auch der Einsatz für einen nachhaltigen Umweltschutz. Oder jetzt ganz aktuell die Förderung der Zivilcourage Darum: Politik gehört in die Kirche! Und der Glaube gehört in die Politik!
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SWR4 Abendgedanken BW


Wir leben in einer Welt der vielen Möglichkeiten – der sogenannten. Multi-Options-Gesellschaft. Dieses Thema greift auch die Jahreslosung für 2009 auf:
„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“. Dieses Jesuswort besagt ja nicht, dass ich keine Möglichkeiten habe. Es besagt nur, dass an den Grenzen
meiner Möglichkeiten Gott ins Spiel kommt. Vorher aber habe ich noch ganz schon viel Spielraum im Rahmen meiner Möglichkeiten. Denn Gott hat mir meinen Verstand, meine Begabungen und meine Herkunftsfamilie gegeben.
Wie kann ich die für meine Möglichkeiten nutzen?
Ich finde es wichtig, sich zunächst über eigene Ziele klar zu werden: Was möchte ich wirklich?
Als zweites finde ich wichtig, sich zu fragen: Was kann ich wirklich gut? Wozu habe ich Lust? Wo steckt meine Energie? Auch die Frage: Welche Talente hat Gott mir mitgegeben? ist an dieser Stelle hilfreich.
Helfen können mir da auch Freunde und Verwandte, die es gut mit mir meinen. Sie kann ich fragen: „Was kannst du dir für mich vorstellen? Was traust du mir zu? Wo siehst du meine Stärken? In welche Richtung sollte ich weiter suchen, mich weiter entwickeln?
Die vielen Möglichkeiten sind eine Herausforderung, das ist wahr. Aber zugleich auch eine Chance, die Gott uns bietet. Worauf es ankommt, ist, sich dieser Herausforderung wirklich zu stellen und sie anzunehmen. Aktiv zu suchen, sich Unterstützung zu holen – auch Klarheit von Gott her, z.B. durch das Gebet. Und nicht wie der Ochs vor diesem Berg zu stehen und sich lethargisch zurück zu ziehen und zu stöhnen: „Ach, ich weiß nicht …“
Wenn ich dann tatsächlich an die Grenzen meiner Möglichkeiten stoße, dann ist Gott auch noch da. Dann kann ich ihn bitten, mich aus meinen Schwierigkeiten herauszuholen – so wie es uns die Jahreslosung nahe legt: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“.
Aber vorher kann und soll ich alle Kräfte ausschöpfen, die Gott mir gegeben hat und das Beste aus dem machen, was Gott mir vor die Füße legt.
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