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SWR4 Abendgedanken BW

Viel Spaß! Das wünsche ich anderen, wenn sie ein schönes Ereignis vor sich haben. Wenn sie in ein Konzert gehen oder ins Kino oder in ein Wellnessbad. Oder wie heute, wenn sie zu einer Faschingsparty eingeladen sind. Vielleicht gucken Sie ja heute abend „Karneval in Köln" im Ersten oder wenn Sie's lieber aus'm Ländle mögen „Bütt an Bord" im SWR-Fernsehen. Das sind Sendungen, die sind immer für einen Lacher gut. Oder auch mehrere.
Menschen, die ein Spässle machen aber auch vertragen können, sind mir gleich sympatisch. Wer auch mal über sich selber lachen kann, nimmt sich nicht so bierernst und ist oft eine Frohnatur. Menschen, die Spaß haben im Leben, leben leichter. Solange sie es nicht auf Kosten anderer tun. Ich mag das, wenn mir einer wünscht: „Viel Spaß!" Ich liebe Spaß. Aber noch mehr liebe ich Freude. Freude geht für mich tiefer. Spaß ist für mich eher oberflächlich. Klar kann das Leben nicht immer nur Tiefgang haben. "M'r schwätzt viel, wenn der Tag lang ist." Ich auch. Aber Menschen, die bei jeder Gelegenheit einen flotten Spruch auf den Lippen  haben, gehen mir mit der Zeit auf den Zeiger. „Haben die denn nicht mehr auf Lager?" denke ich dann.
Freude geht für mich tiefer, weil sie länger anhält. Und weil sie immer wieder aufleuchtet. Als unsere Söhne geboren wurden, war das zum Beispiel so. Da sind mir vor Freude die Tränen über die Backen gelaufen, als die Hebamme sie auf den Bauch meiner Frau legte. Wie oft habe ich mich seitdem schon über unsere Söhne gefreut?!
Ich freue mich ganz oft über neu Geschaffenes - wie bei der Geburt unserer Söhne. Oder etwas, was neu anfängt - wie eine aufflammende Liebe, die ich beobachte. Ich finde, die Wunder der Schöpfung sind ganz oft Anlass zur Freude. Wenn ich auf einem Berg stehe, und bei klarer Sicht die vielen Berggipfel um mich herum genieße oder den Blick in die Täler. Dann vermischt sich die Freude mit einem Gefühl von Erhabenheit. Für mich als Nordlicht stellt sich das gleiche Gefühl aber auch im Urlaub an der Nordsee ein, wenn das Meer gegen den Strand rauscht.
So wunderbar ist die Schöpfung, dass alles Geschaffene sich darüber freuen soll, heißt es in den Psalmen der Bibel:

Der Himmel soll sich freuen, die Erde soll jauchzen,
das Meer soll tosen mit allem, was darin lebt!
Der Ackerboden soll fröhlich sein samt allem, was darauf wächst; alle Bäume im Wald sollen jubeln!
(Psalm 96,11f - Gute Nachricht Bibel)

Also - wenn der heutige Abend mit viel Spaß vorbei ist, und Sie wollen es mal wieder ein bisschen tiefgründiger: Dann gehen Sie raus in die Natur, in Ihren Garten, auf eine Wanderung oder eine Spaziergang. Und dann wünsche ich ihnen: Viel Freude!

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wie will ich einmal sein, wenn ich alt werde? Welche Grundhaltungen und Verhaltensweisen sollen mich dann prägen? Mein Vater, der nun auch schon eine Weile im Ruhestand ist, schickt zu dieser Frage gerne das Gebet einer Äbtissin an seiner Freunde. Dieses Gebet wird Teresa von Avila zugeschrieben, die im 16. Jahrhundert gelebt hat. Aber ich finde, es hat auch heute noch seine Gültigkeit. Sie hat folgendes geschrieben: „Herr, du weißt, dass ich altere und bald alt sein werde. Bewahre mich davor, schwatzhaft zu werden, und besonders vor der fatalen Gewohnheit, bei jeder Gelegenheit und über jedes Thema mitreden zu wollen. Befreie mich von der Einbildung, ich müsse anderer Leute Angelegenheiten in Ordnung bringen. Bei meinem ungeheuren Schatz an Erfahrungen und Weisheit ist's freilich ein Jammer, nicht jedermann daran teilnehmen zu lassen.
„Du weißt, Herr, am Ende brauche ich ein paar Freunde. Ich wage nicht, dich um die Fähigkeit zu bitten, die Klagen meiner Mitmenschen über ihre Leiden mit nie versagender Teilnahme anzuhören. Hilf mir nur, sie mit Geduld zu ertragen, und versiegle meinen Mund, wenn es sich um meine eigenen Kümmernisse und Gebrechen handelt. Sie nehmen zu mit den Jahren, und meine Neigung, sie aufzuzählen, wächst mit ihnen.
Ich will dich auch nicht um ein besseres Gedächtnis bitten, nur um etwas mehr Demut und weniger Selbstsicherheit, wenn meine Erinnerungen nicht mehr mit der anderer übereinstimmt. Schenke mir die wichtige Einsicht, dass ich mich gelegentlich irren kann.
Hilf mir, einigermaßen milde zu bleiben. Ich habe nicht den Ehrgeiz, eine Heilige zu werden. Mit manchen von ihnen ist es so schwer auszukommen. Aber ein scharfes altes Weib ist eins der Meisterwerke des Teufels.
Mache mich teilnehmend, aber nicht sentimental, hilfsbereit, aber nicht aufdringlich. Gewähre mir, dass ich Gutes finde, wo ich es nicht vermutet habe, und Talente bei Leuten, denen ich es nicht zugetraut hätte. Und schenke mir, Herr, die Liebenswürdigkeit, es ihnen zu sagen. Amen"
So möchte ich auch mal sein, wenn ich alt werde. Am besten, ich fange heute schon an, zu üben.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Meine Omi wird heute 90 Jahre alt. Ein mehr als biblisches Alter. In Psalm 90 steht über das Lebensalter. „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur Mühe und Kummer gewesen.". Ein bisschen was davon spiegelt sich in ihrem Leben wieder. Sie wurde mit 20 Jahren schon Witwe. Ihr Mann ist beim Russlandfeldzug vor Moskau gefallen. Da war ihre gemeinsame Tochter  - meine spätere Mutter - 2 Jahre alt. Über 40 Jahre hat sie als Sekretärin gearbeitet. So hat sie sich und ihre Tochter durchgebracht. Dann, mit Mitte sechzig erfuhr sie neu die Liebe des Alters und hat noch mal geheiratet. In der Zeit ihrer Ehe starb ihre einzige Tochter mit 56 an Krebs. Das hat sie schwer mitgenommen. Und auch ihr 2. Mann ist nach 13 Jahren Ehe gestorben. Nun lebt sie in einer Kleinstadt in Rheinland-Pfalz mit einem netten Freundeskreis. Aufgrund des Alters wird ihr Freundeskreis immer kleiner. Und auch die Beschwerden des Alters nehmen zu. Sie kann schlechter hören und nicht mehr so gut sehen. Aber sie ist noch geistig fit und kann sich mit Hilfe ihrer Nachbarschaft noch selbst in ihrer Wohnung versorgen. Trotzdem kommt sie sich manchmal nicht nur allein sonder auch einsam vor.
Darum versuchen wir als Enkelkinder mit ihr immer wieder zu telefonieren oder sie zu besuchen.
Was mich an meiner Omi beeindruckt sind zwei Dinge: Zum einen, wie wichtig ihr die Fürsorge für ihre Familie ist. Sie interessiert sich für unser Ergehen und für das, was wir so machen. Und ihr ist es sehr wichtig, dass auch jeder zu Weihnachten und zum Geburtstag sein Geschenk bekommt.
Zum anderen beeindruckt mich, dass sie trotzdem dass sie zwei Ehemänner und ihre Tochter überlebt hat, sie ihr Gottvertrauen nicht verloren hat. Meine Omi ist keine große Kirchgängerin gewesen. Aber sie liest jeden morgen einen Zettel mit einer Kurzandacht von ihrem christlichen Abreißkalender. Und sie betet - für uns als Familie und so manches andere. Außerdem: Sie strahlt eine gewisse Gelassenheit aus. „Mühe und Kummer", das ist gewiss eine Erfahrung die sie mit vielen Menschen ihrer Generation teilt.
Ich weiß nicht, was mein Leben mir noch an Mühe und Kummer bereit hält. Aber ich wünsche mir, dass ich auch mit diesem Gottvertrauen und dieser Gelassenheit alt werden kann.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Meine Omi wird morgen 90 Jahre alt. 2052 wird es bei mir auch soweit sein - wenn ich dann noch lebe. Dann wird es außer mir noch rund 10 Millionen weitere über 80-Jährige geben - sagt das Statistische Bundesamt. Heute sind es noch 4 Millionen. Das heißt, wenn die statistische Prognose Recht behält, dann rollt eine gewaltige Alterswelle auf uns zu. Und ich werde mittendrin mitrollen.
Die Frage ist, wie wollen wir mit den immer mehr werdenden alten Menschen umgehen?
Zum einen betrifft das natürlich die Frage der Pflege. Ich weiß, dass viele Familien versuchen, das so weit wie möglich selber zu tun. Ich weiß auch aus Erfahrung in unserer eigenen Familie, wie schwierig das dann werden kann. Wenn alte Leute mürrisch werden oder vergesslich. „Du warst auch schon lange nicht mehr da", heißt es dann, obwohl man sie letzte Woche erst besucht hat.
Irgendwann werden mobile soziale Dienste in Anspruch genommen. Und wenn es gar nicht mehr zu Hause geht, kommt eine stationäre Pflege in Frage. Wozu hat man schließlich die Pflegeversicherung?
Den Umgang mit den alten Menschen betrifft zum anderen aber auch unsere Haltung. Wie wir ihnen begegnen. Sind sie uns eine schier unerträgliche Last? Oder sind sie uns eine Mühe, die wir gern auf uns nehmen? Wohl wissend, das wir selber einmal alt werden und womöglich auf Hilfe von anderen angewiesen sind.
Das 4. Gebot fordert uns auf Vater und Mutter zu ehren. Wohlgemerkt: zu „ehren", nicht zu „lieben". Ehren ist eine Haltung der Hochachtung vor der Weisheit und Lebenserfahrung der Alten. Die Verheißung, die uns das 4. Gebot dafür mitgibt, lautet „Wenn du das tust, wirst du lange leben, und es wird dir gutgehen in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt."
Das heißt, wenn ich heute meine alt werdenden Eltern ehre, dann wir es mir selber gut gehen. Denn so wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus. Wenn ich zu ihnen freundlich bin, werden sie es - hoffentlich - auch zu mir sein. Wenn sie vergesslich werden und ich ihnen helfe, wird mir - hoffentlich - auch geholfen. Wenn ich sie so gut wie möglich ins Leben einbeziehe, werden das - hoffentlich - auch meine Kinder mit mir tun. Und - hoffentlich - nicht erst dann , wenn ich 90 bin.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wie kann ich Gott begegnen? Manche Menschen denken, sie müssten sich auf die Suche nach Gott machen, um ihn zu finden. Das ist natürlich auch o.k, denn ich meine schon, dass in uns eine Sehnsucht nach Gott, nach unserem Schöpfer, nach unserer Herkunft angelegt ist. Und Gott sagt ja auch in der Bibel: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, dann will ich mich von euch finden lassen. (Jeremia 29,13f)
Aber meine Erfahrung ist, dass die Hauptbewegung bei der Begegnung von Gott und mir von ihm ausgeht. Er sucht nach mir und möchte mich berühren. So, wie er in der Bibel einen Mose gesucht und berührt hat
Aber weil wir unterschiedliche Menschen sind, berührt er uns auch auf unterschiedliche Weise. Eine dieser Zugangsweisen Gottes zu uns läuft über das Gefühl. Ich habe das zu verschiedenen Gelegenheiten erlebt. Zuletzt beim Gospelkirchentag in Karlsruhe vor ein paar Wochen. Da habe ich bei vielen Gospelchören gespürt, mit welcher Leidenschaft, Professionalität und Ehrlichkeit sie singen. Und plötzlich fing mein Herz an, mitzuschwingen. Es zog so eine fröhliche Leichtigkeit ein. Meine Füße konnten nicht anders als mitzuwippen. Und mein Mund hat die Lieder mitgesungen, die er kannte.
Meine Gefühle werden ganz oft durch Musik berührt. Das kann aber auch bei Jazz sein oder bei Klassik wie z.B. dem große Halleluja aus Händels „Messias", oder dem Schluss-Chor aus Haydns „Schöpfung".
Die Musik bringt etwas in mir zum Klingen. Und oft habe ich den Eindruck, dass auch Gott mich durch Musik berührt. Manchmal hat mich Gott auch schon in meinem Gefühl berührt, indem er mich zum Weinen gebracht hat - mal bei einem Vortrag, mal bei einem Abendmahl, mal bei Fotos in einer Power-Point-Präsentation. Oder er hat mich angerührt, wenn ich sehr traurig war.
Meine Erfahrung ist, Gott berührt unser Gefühl dort, wo wir empfänglich sind.
Wenn Sie also ein Gefühlstyp sind, dann spüren Sie doch einfach mal hin, ob da nicht Gott in Ihrem Gefühl etwas zum Klingen bringt! Sei es Freude oder Trost oder Verliebtsein oder was auch immer.
Ich bin überzeugt, er kann sich Ihnen zeigen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9254
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wie kann ich Gott erfahren? Oder andersrum gefragt: Wie begegnet mir Gott? Viele Leute suchen nach  ihm. Aber gerade dabei geht man leicht an ihm vorbei.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott nach mir sucht. Dass Gott die Initiative ergreift und mit mir in Beziehung kommen will. Mich berühren will. Und das sieht für jeden anders aus.
Ich glaube, weil Gott uns Menschen unterschiedlich geschaffen hat, geht er auch unterschiedliche Zugangswege zu uns. Einer davon ist z.B. über den Verstand.
Mir geht es z.B. so, dass Gott mir begegnet, wenn ich Bücher lese. Oft, wenn ich in der Bibel lese. Dann wird mir etwas über Gott klar. Dann beginnen die Worte lebendig zu werden. Weil sie etwas mit meinem Leben zu tun haben. Dann fällt mir etwas auf und beginne mehr von Gott zu verstehen. Oder von dem, wie er sich unser Leben vorgestellt hat. Oft sind es auch andere Bücher. Vor zwei, drei Jahren habe ich wieder mehr begonnen, Romane zu lesen. Und die müssen gar nicht mal unbedingt fromm sein, wie z.B. „Die Hütte", die ich gerade angefangen habe. Auch bei ganz normaler Belletristik geht es mir manchmal so, dass mir da plötzlich was von Gottes Wesen aufgeht.
Vor anderthalb Jahren habe ich mal eine Begegnung mit Gott bei einer Podiumsdiskussion gehabt. Da hat eine Kollegin ein paar kluge Dinge gesagt. Und ich hatte den Eindruck: Ja, durch sie hat mir Gott etwas deutlicher und klarer vor Augen gestellt.
Überhaupt, finde ich, sind Diskussionen oder Gespräche gute Möglichkeiten, dass Gott mir über den Verstand begegnet. Ich gehe oft ohne fertige Meinung in Diskussionen. Das heißt: meine Meinung entsteht, indem ich zuhöre und abwäge, sie mit eigenen Erfahrungen und Überlegungen in Verbindung bringe. Dann erst merke ich im Gespräch mit anderen, was ich wirklich dazu denke und gut und richtig finde. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass Gott mir durch Gesprächbeiträge von anderen zu einer weisen Erkenntnis verhilft.
Wenn Sie eher ein Verstandestyp sind, dann hören Sie demnächst doch mal genauer hin, ob Sie Gott  nicht in einem Gespräch reden hören. Oder vielleicht springt Sie ja ein Satz oder eine Passage in einem Buch an.
Manchmal begegnet Gott einem über den Verstand. Oft im Gespräch mit anderen. Und der andere kann auch ein Buch sein oder eine Zeitung. Davon bin ich überzeugt.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Wie soll ich wissen, ob es Gott gibt. Ich habe ihn noch nie persönlich erfahren", hat mir vor ein paar Wochen jemand im Gespräch gesagt. „Er hat sich mir noch nicht gezeigt."
Ich kann mir vorstellen, dass es vielen ähnlich geht. Trotzdem glaube ich, dass Gott sich auf irgendeine Weise zu erkennen gibt. Nur so kann Glauben entstehen. Ich kann den Glauben in mir nicht selber machen. Ich bin überzeugt, der Glaube an Gott ist vor allem etwas, was von Gott selber ausgeht. Wenn jemand zum Glauben an Gott findet, dann bewirkt das Gott selbst.
Und weil wir Menschen unterschiedlich sind, ist meine Erfahrung, dass Gott auch unterschiedliche Zugangsweisen zu Menschen sucht.
Eine Art, sich Menschen zu zeigen ist zum Beispiel über die Sinne. Wenn ich an der Nordsee stehe und das weite, bewegte Meer sehe, die salzhaltige Luft rieche und der Wind meine Haare zerzaust, dann offenbart sich mir etwas von Gottes Schöpfung.
Einen ähnlichen Eindruck erleben Bergwanderer, wenn sie an einem herrlichen Tag neben einem Gipfelkreuz stehen und einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge haben.
Wieder andere spüren etwas von Gottes Schöpfung, wenn sie im Wald spazieren gehen, die Vielfalt der Pflanzen bewundern, über das Moos streicheln, den würzige Tannenduft einatmen und ein leckeres Vesperbrot in der Pause essen.
Dies alles sind schöpferische Hinweise, die manche Menschen an Gott denken lassen und ihm gegenüber Dankbarkeit empfinden. Die Schönheit an Gottes Schöpfung kann ich mit meinen Sinnen wahrnehmen. Und wer ein feines Gespür dafür hat, kann in Ihnen Gott selbst entdecken.
Probieren Sie es doch mal aus, wenn Sie das nächste Mal auf einen Berg steigen, eine Waldwanderung machen oder im Meer schwimmen.
Vielleicht begegnen Sie ja dabei Gott!
Und wenn's nicht so ist, dann hat Gott bestimmt andere Zugangsweisen zu Ihnen als über die Sinne.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten - sagt ein göttliches Gebot in der Bibel. Heißt das dann, dass ich immer und in jedem Fall die Wahrheit sagen muss? Von meinem Vater habe ich gelernt: „Alles was ich sage, soll wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, muss ich auch sagen". Diese Lebensweisheit habe ich mir angeeignet. Denn ich finde, Diplomatie und Höflichkeit helfen oft mehr im menschlichen Zusammenleben, als wenn man alles gerade heraus sagt.
Wenn ich in einen Kinderwagen mit einem Neugeborenen hineinschaue und finde das Kind nicht besonders schön, sondern ein bisschen schrumpelig, dann werde ich das der Mutter doch nicht sagen. Oder wenn ich an einer Supermarktkasse stehe, an der gerade eine Auszubildende eingelernt wird, brauche ich auch nicht herum zu mosern, dass alles so langsam geht.
Die Wahrheit immer und bei jeder sich bietenden Gelegenheit auszusprechen macht oft mehr in menschlichen Beziehungen kaputt, als dass sie weiter hilft.
Wenn ich meine, jemanden die Wahrheit sagen zu müssen, dann macht vor allem der Ton die Musik. Es kommt also darauf an, wie ich die Wahrheit sage. Bei einem Streit funktioniert das meistens nicht. Da wird sie oft so laut und dreist gesagt, dass der andere sie nicht oder nur ganz schwer annehmen kann. Die Wahrheit sollte man jemandem eher wie einen warmen Mantel hinhalten, dass er hineinschlüpfen kann und nicht wie einen nassen Waschlappen um die Ohren schlagen. Wahrheit in Liebe gesagt, kann zum Umdenken und zu einer Veränderung im Verhalten führen. Dazu gehört auch ein guter, geeigneter Zeitpunkt, an dem der Betroffene offen und aufnahmebereit ist.
Ich kenne Leute, die meinen, Wahrheiten, die nicht ausgesprochen werden, seien wie eine Lüge. Entsprechend rau und lieblos geht es bei denen zu Hause auch zu. Für solche Leute ist die sogenannte Ehrlichkeit das höchste Gut. Für mich ist sie das nicht. Ich finde, die Liebe steht über der Ehrlichkeit. Manchmal darf man aus Liebe und Barmherzigkeit auch einfach mal still sein. Höflichkeit ist eben nicht die Unehrlichkeit wohlerzogener Leute. Sondern sie hat etwas mit dem Respekt vor der Würde des anderen Menschen zu tun. Sie sagt zum Beispiel: Du Ich finde, ein weißes Hemd würde dir zu diesem Sakko besser stehen. Oder: Meinst du nicht, ein anderes Fernsehprogramm würde uns heute Abend besser tun? Mit einer solchen Haltung kann man dann auch eine Wahrheit sagen, die angenommen werden kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8900
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten" heißt eines der 10 Gebote Gottes. Leichter gesagt als getan. Denn wir lügen bis zu 200-mal am Tag, haben Forscher herausgefunden. Wobei Männer wohl bis zu 20% mehr lügen als Frauen. Männer lügen gerne bei Themen wie Karriere, Autos oder Hobbys. Frauen lügen gerne bei Themen wie Gewicht, Alter oder Angaben über ihre Beziehungen. Dabei sind es oft die kleinen Dinge, bei den wir die Unwahrheit sagen, die Wirklichkeit leicht verzerren und sie so darstellen, dass es für uns vorteilhafter wird. Am meisten belügen wir uns selbst. Das fängt schon beim Schminken morgens an und hört beim Spätfilm abends auf, wenn wir uns einreden, die Horrorszenarien, die wir dort sehen, würden schon keine Spuren in unserer Seele hinterlassen.
Zu lügen lernen wir ab einem Alter von etwa 4 Jahren. Dann, wenn wir anfangen, uns in andere Menschen hineinversetzen zu können. Wer lügt, muss nämlich ahnen können, was sein Gegenüber denkt, um dann entsprechend reden oder handeln zu können. Lügen erfordert eine gewisse Intelligenz. Denn ein Lügner muss seine Gefühle im Zaum halten können um nicht nervös zu erscheinen. Notorische Lügner haben etwa ein Viertel mehr weiße Gehirnmasse in einem Gehirnbereich, der für die Verknüpfung der Nervenzellen zuständig ist. Die weiße Gehirnmasse ist für die Informationsübermittlung zuständig. Genau an dieser Stelle setzen die Lügendetektoren an, wenn dort mehr Gehirntätigkeit gemessen werden kann.
Mit anderen Worten: Lügen ist anstrengend! Wenn Gott uns das Gebot „Du sollst nicht lügen" mit auf den Weg gibt, dann ist das offenbar nicht in erster Linie eine Einengung. sondern eine Befreiung. Wer lügt, schleppt immer eine gewisse Last mit sich herum. Sie setzt sich in den Gedanken fest. Und begleitet uns immer wieder. Schlechtes Gewissen nennt man das.
„Ich glaube, davor will mich das 8. Gebot bewahren. Und darum hat jemand mal die „10 Gebote" die „10 großen Freiheiten" genannt. Ist doch schön, wenn die Wissenschaft so was wie hier beim 8. Gebot einige Jahrtausende später auch noch biologisch-psychologisch bestätigt.
Ich meine nicht, dass ich von den kleinen Lügen des Alltags frei bin. Vielleicht noch nicht einmal von großen Lebenslügen. Aber ich will nicht, dass mir das egal ist. Und darum will ich es mir bewusst machen, wenn ich lüge. Und es immer wieder und immer öfter ganz bewusst lassen. Denn ich will leichter leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8899
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Du sollst nicht lügen!" heißt eines der 10 Gebote Gottes - meinen viele. Im genauen Wortlaut in der Bibel aber heißt es: „Du sollst nicht falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten".
Es geht also zunächst mal um Zeugenaussagen in einem Rechtsverfahren und nicht um das Lügen im Alltag. Ich soll nicht etwas Falsches über jemanden aussagen, damit ich selber oder andere einen Vorteil davon haben.
Dabei ist die Wahrheitstreue von Zeugenaussagen ganz schön schwer herauszufinden. Man braucht bloß mal 4 verschiedene Personen aus 4 verschiedenen Blickwinkeln den Hergang eines Unfalls schildern lassen. Dabei braucht keiner ein eigenes Interesse zu haben, dass einer der Unfallgegner besser weg kommt. Man bekommt trotzdem 4 Varianten des gleichen Unfalls.
Zeugenaussagen sind also immer nur eine Teilwahrheit. Jeder macht seine Aussage aus seiner Perspektive. Das Gericht muss sich aus diesen Teilaussagen dann ein Gesamtbild machen.
Das Gebot will, dass keiner der Zeugen gegen irgendjemanden der Beteiligten etwas Unwahres aussagt um ihn bewusst zu schädigen. Es geht also um Rechtssicherheit. Niemandem soll Unwahres zum Nachteil werden.
Ich finde, das gilt für unseren Alltag auch. Auch da kann es nicht sein, dass über Menschen etwas Unwahres gesagt wird.
Wie leicht kann ein Mensch in der Wertschätzung seiner Verwandten, Nachbarn oder Freunde sinken, nur weil jemand Halbwahrheiten über ihn verbreitet? Wie leicht kann mein Ruf geschädigt werden, nur weil jemand Kokolores über mich erzählt? Ich will nicht, dass mir das passiert. Und darum mahnt mich das Gebot, auch über andere nur Wahres zu sagen.
Das Gebot „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten" will also das Ansehen und die Würde von Menschen schützen.
Ich will, dass mein Ruf geschützt bleibt. Deswegen bin ich dankbar wegen der Schutzbemühungen Gottes in diesem Gebot. Und ich will versuchen, mich daran zu halten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8898
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