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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Spenden kann man üben. Das hat zumindest Maimonides gesagt, ein jüdischer Gelehrter, der im 12. Jahrhundert gelebt hat. Er war kein reicher Mann. Aber der Glaube war für ihn sehr wichtig. Und für ihn war klar: Glaube und Nächstenliebe, das gehört zusammen. Heißt auch: Spenden ist nicht Kür, sondern Pflicht.
Die Bibel spricht oft davon, dass wir Menschen miteinander teilen sollen. Beim Propheten Jesaja klingt das z.B. so: „Teil dein Brot mit dem Hungrigen, nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf.“ Der Glaube an Gott zeigt sich auch darin, wie wir mit Menschen umgehen, die nicht genug zum Leben haben. Also: Spenden. Etwas abgeben. Und das kann man üben!
Maimonides hat ein ganzes Stufenprogramm entwickelt, von Level 1 bis Level 8.
Level 1 ist die unfreundliche Gabe. Also wenn ich zwar etwas abgebe, aber dabei knurrig oder gönnerhaft auftrete. So beschäme ich den, der etwas von mir braucht. Obwohl wir doch beide Menschen sind, beide Gotteskinder - und damit auf einer Augenhöhe. Egal, wer von uns beiden mehr Geld hat.
Auf Level 2 in Maimonides‘ Programm bin ich schon so weit, dass ich gern spende. Aber leider nicht hilfreich. Denn ich weiß zu wenig, was der andere Mensch wirklich braucht. Auf Level 3 gebe ich etwas, weil ich darum gebeten worden bin. Auf Level 4 gebe ich unaufgefordert, weil ich aufmerksam genug war, um die Not anderer mitzubekommen.
Auf den nächsten Stufen geht es darum, dass der Mensch, der etwas bekommt, nicht abhängig wird von dem, der etwas gibt. Maimonides findet: es ist gut, wenn einer der beiden anonym bleibt, oder beide. Sie sollen einander auf der Straße unbefangen begegnen können.
Die höchste Stufe wäre dann mit Level 8 erreicht: das ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Menschen, die zunächst auf eine Spende angewiesen sind, werden so nachhaltig unterstützt, dass sie künftig auf eigenen Beinen stehen können. Als Beispiel dafür ist mir ein Hilfsprojekt in Afrika eingefallen, bei dem mittellosen Frauen eine Ausbildung zur Näherin finanziert worden ist. Seither können sie ihre Familien selbst versorgen. Der alte Maimonides wäre begeistert. Zu Recht.
Ich lerne von ihm: Spenden ist wichtig. Und: Spenden kann man üben. Ich bin sicher, da geht noch was.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37435Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Spenden kann man üben. Das hat zumindest Maimonides gesagt, ein jüdischer Gelehrter, der im 12. Jahrhundert gelebt hat. Er war kein reicher Mann. Aber der Glaube war für ihn sehr wichtig. Und für ihn war klar: Glaube und Nächstenliebe, das gehört zusammen. Heißt auch: Spenden ist nicht Kür, sondern Pflicht.
Die Bibel spricht oft davon, dass wir Menschen miteinander teilen sollen. Beim Propheten Jesaja klingt das z.B. so: „Teil dein Brot mit dem Hungrigen, nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf.“ Der Glaube an Gott zeigt sich auch darin, wie wir mit Menschen umgehen, die nicht genug zum Leben haben. Also: Spenden. Etwas abgeben. Und das kann man üben!
Maimonides hat ein ganzes Stufenprogramm entwickelt, von Level 1 bis Level 8.
Level 1 ist die unfreundliche Gabe. Also wenn ich zwar etwas abgebe, aber dabei knurrig oder gönnerhaft auftrete. So beschäme ich den, der etwas von mir braucht. Obwohl wir doch beide Menschen sind, beide Gotteskinder - und damit auf einer Augenhöhe. Egal, wer von uns beiden mehr Geld hat.
Auf Level 2 in Maimonides‘ Programm bin ich schon so weit, dass ich gern spende. Aber leider nicht hilfreich. Denn ich weiß zu wenig, was der andere Mensch wirklich braucht. Auf Level 3 gebe ich etwas, weil ich darum gebeten worden bin. Auf Level 4 gebe ich unaufgefordert, weil ich aufmerksam genug war, um die Not anderer mitzubekommen.
Auf den nächsten Stufen geht es darum, dass der Mensch, der etwas bekommt, nicht abhängig wird von dem, der etwas gibt. Maimonides findet: es ist gut, wenn einer der beiden anonym bleibt, oder beide. Sie sollen einander auf der Straße unbefangen begegnen können.
Die höchste Stufe wäre dann mit Level 8 erreicht: das ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Menschen, die zunächst auf eine Spende angewiesen sind, werden so nachhaltig unterstützt, dass sie künftig auf eigenen Beinen stehen können. Als Beispiel dafür ist mir ein Hilfsprojekt in Afrika eingefallen, bei dem mittellosen Frauen eine Ausbildung zur Näherin finanziert worden ist. Seither können sie ihre Familien selbst versorgen. Der alte Maimonides wäre begeistert. Zu Recht.
Ich lerne von ihm: Spenden ist wichtig. Und: Spenden kann man üben. Ich bin sicher, da geht noch was.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37430Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Was ist für Sie wirklich wichtig?
Ich bin an der Frage hängen geblieben, als ich ein Interview mit dem Fußballspieler Nicklas Füllkrug gehört habe. Das war letztes Jahr vor der Fußball-WM. Nicklas Füllkrug hatte bis dahin eine prima Saison gespielt. Er war allerdings noch nicht in die Nationalmannschaft berufen worden. Und halb Fußballdeutschland hat sich gefragt: Sollte der Bundestrainer ihm nicht eine Chance geben und ihn zur Weltmeisterschaft mitnehmen?
In besagtem Interview wollte die Reporterin aus Nicklas Füllkrug herausbekommen, was er darüber denkt. Nach ein wenig Smalltalk wollte sie elegant zum Thema Weltmeisterschaft überleiten mit dem Satz: „Und jetzt zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens“. Und er hat spontan geantwortet: „Meinem Kind geht‘s gut. Danke.“ 1:0 für ihn, finde ich. Und für seine kleine Tochter auch.
Was gehört für mich zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens? Meine Familie, mein Beruf, die Karriere, eine Freundschaft, bestimmte Werte, mein Glaube, ein Hobby, ein Thema, das mich beschäftigt? Ich vermute, dass Nicklas Füllkrug das so geistesgegenwärtig beantworten konnte, weil er darüber schon in Ruhe nachgedacht hatte und es für sich entschieden hat.
Wofür will ich mir Zeit nehmen? Für wen will ich da sein? Wofür mich einsetzen? Und was sollte in meinem persönlichen Ranking vielleicht nicht mehr so weit nach oben gehören wie bisher?
In der Bibel wird von Jesus erzählt, dass er sich manchmal gerade in besonders stressigen Zeiten seines Lebens aus allem zurückgezogen hat, um für sich zu sein. Manchmal zusammen mit seinen Freunden, manchmal ganz allein. Und egal, wer alles in dem Moment noch etwas von ihm wollte und welche Aufgaben noch auf ihn gewartet haben. Ich glaube, da ging es für ihn nicht nur darum, Pause zu machen. Da ging es auch darum, aus dem Hamsterrad rauszukommen, Abstand zum Alltag zu gewinnen und neu für sich zu klären, was wichtig ist und was nicht.
Das nehme ich mir vor. Gerade wenn viel auf mich einstürmt, will ich mir solche Auszeiten nehmen. Und mit etwas Abstand zum Trubel für mich wieder klarbekommen: Was ist wichtig in meinem Leben?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37434Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Was ist für Sie wirklich wichtig?
Ich bin an der Frage hängen geblieben, als ich ein Interview mit dem Fußballspieler Nicklas Füllkrug gehört habe. Das war letztes Jahr vor der Fußball-WM. Nicklas Füllkrug hatte bis dahin eine prima Saison gespielt. Er war allerdings noch nicht in die Nationalmannschaft berufen worden. Und halb Fußballdeutschland hat sich gefragt: Sollte der Bundestrainer ihm nicht eine Chance geben und ihn zur Weltmeisterschaft mitnehmen?
In besagtem Interview wollte die Reporterin aus Nicklas Füllkrug herausbekommen, was er darüber denkt. Nach ein wenig Smalltalk wollte sie elegant zum Thema Weltmeisterschaft überleiten mit dem Satz: „Und jetzt zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens“. Und er hat spontan geantwortet: „Meinem Kind geht‘s gut. Danke.“ 1:0 für ihn, finde ich. Und für seine kleine Tochter auch.
Was gehört für mich zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens? Meine Familie, mein Beruf, die Karriere, eine Freundschaft, bestimmte Werte, mein Glaube, ein Hobby, ein Thema, das mich beschäftigt? Ich vermute, dass Nicklas Füllkrug das so geistesgegenwärtig beantworten konnte, weil er darüber schon in Ruhe nachgedacht hatte und es für sich entschieden hat.
Wofür will ich mir Zeit nehmen? Für wen will ich da sein? Wofür mich einsetzen? Und was sollte in meinem persönlichen Ranking vielleicht nicht mehr so weit nach oben gehören wie bisher?
In der Bibel wird von Jesus erzählt, dass er sich manchmal gerade in besonders stressigen Zeiten seines Lebens aus allem zurückgezogen hat, um für sich zu sein. Manchmal zusammen mit seinen Freunden, manchmal ganz allein. Und egal, wer alles in dem Moment noch etwas von ihm wollte und welche Aufgaben noch auf ihn gewartet haben. Ich glaube, da ging es für ihn nicht nur darum, Pause zu machen. Da ging es auch darum, aus dem Hamsterrad rauszukommen, Abstand zum Alltag zu gewinnen und neu für sich zu klären, was wichtig ist und was nicht.
Das nehme ich mir vor. Gerade wenn viel auf mich einstürmt, will ich mir solche Auszeiten nehmen. Und mit etwas Abstand zum Trubel für mich wieder klarbekommen: Was ist wichtig in meinem Leben?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37429Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
„Ich war’s nicht. Sie war’s!“
Ein Satz wie aus einer Streiterei auf dem Schulhof unter Kindern oder im Konfliktgespräch am Arbeitsplatz. Aber er kommt tatsächlich auch schon bei Adam und Eva vor. So erzählt es die Bibel. Schon Adam, der erste Mensch, hat wenig Lust gehabt, für das geradezustehen, was er falsch gemacht oder – auf gut Deutsch – was er verbockt hatte. Als Gott ihn direkt darauf angesprochen hat, da hat Adam einfach auf seine Frau gezeigt: „Ich war’s nicht. Sie war’s!“ Super für Eva. Aber die hat den schwarzen Peter gleich weitergereicht, an die berühmte Schlange. „Ich war’s nicht. Sie war’s.“ Das könnte eine unendliche Geschichte werden. Hauptsache, ich war’s nicht.
Das ist aber auch schwer, ganz ohne Ausreden Verantwortung zu übernehmen und zu sagen: „Ich war’s. Und es tut mir leid.“ Wer weiß, wie andere darauf reagieren? Und bekommt mein eigenes Ego einen Knacks weg? Mich vor der Verantwortung drücken ist vielleicht doch einfacher. Bequemer.
Mein persönliches Vorbild in diesem Punkt ist ein Mann, der mich – sagen wir – zufällig getroffen hat. Ich hatte mein Auto daheim an der Straße geparkt und war dabei, Getränkekisten auszuladen und ins Haus zu tragen. Wie ich aus dem Haus komme, steht ein mir unbekannter Mann neben meinem Auto und sagt vorsichtig: „Entschuldigung. Ich bin Ihnen gerade voll ins Auto gerauscht.“ Ich war völlig perplex. Nicht nur, weil er mir ins Auto reingefahren war. Sondern auch, weil er sofort dazu gestanden ist. Der hat sich nicht davongeschlichen. Er hat sich neben das verbeulte Auto gestellt, und hat gesagt: „Ich war’s.“ Er hat keine Sekunde drumherumgeredet oder Ausreden gesucht. Und er hat ja nicht gewusst, ob ich ihm jetzt wütend ins Gesicht explodiere. Der hat mich beeindruckt. Was für ein Mut, Verantwortung zu übernehmen. Er ist für den Schaden aufgekommen, wir sind im Frieden auseinander.
„Ich war’s.“ Es war super, einem Menschen zu begegnen, der das sagen kann. Ich will üben, selbst so ein Mensch zu sein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37433Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
„Ich war’s nicht. Sie war’s!“
Ein Satz wie aus einer Streiterei auf dem Schulhof unter Kindern oder im Konfliktgespräch am Arbeitsplatz. Aber er kommt tatsächlich auch schon bei Adam und Eva vor. So erzählt es die Bibel. Schon Adam, der erste Mensch, hat wenig Lust gehabt, für das geradezustehen, was er falsch gemacht oder – auf gut Deutsch – was er verbockt hatte. Als Gott ihn direkt darauf angesprochen hat, da hat Adam einfach auf seine Frau gezeigt: „Ich war’s nicht. Sie war’s!“ Super für Eva. Aber die hat den schwarzen Peter gleich weitergereicht, an die berühmte Schlange. „Ich war’s nicht. Sie war’s.“ Das könnte eine unendliche Geschichte werden. Hauptsache, ich war’s nicht.
Das ist aber auch schwer, ganz ohne Ausreden Verantwortung zu übernehmen und zu sagen: „Ich war’s. Und es tut mir leid.“ Wer weiß, wie andere darauf reagieren? Und bekommt mein eigenes Ego einen Knacks weg? Mich vor der Verantwortung drücken ist vielleicht doch einfacher. Bequemer.
Mein persönliches Vorbild in diesem Punkt ist ein Mann, der mich – sagen wir – zufällig getroffen hat. Ich hatte mein Auto daheim an der Straße geparkt und war dabei, Getränkekisten auszuladen und ins Haus zu tragen. Wie ich aus dem Haus komme, steht ein mir unbekannter Mann neben meinem Auto und sagt vorsichtig: „Entschuldigung. Ich bin Ihnen gerade voll ins Auto gerauscht.“ Ich war völlig perplex. Nicht nur, weil er mir ins Auto reingefahren war. Sondern auch, weil er sofort dazu gestanden ist. Der hat sich nicht davongeschlichen. Er hat sich neben das verbeulte Auto gestellt, und hat gesagt: „Ich war’s.“ Er hat keine Sekunde drumherumgeredet oder Ausreden gesucht. Und er hat ja nicht gewusst, ob ich ihm jetzt wütend ins Gesicht explodiere. Der hat mich beeindruckt. Was für ein Mut, Verantwortung zu übernehmen. Er ist für den Schaden aufgekommen, wir sind im Frieden auseinander.
„Ich war’s.“ Es war super, einem Menschen zu begegnen, der das sagen kann. Ich will üben, selbst so ein Mensch zu sein.
Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Was ist Ihr Kraftort? Der SWR hat letztes Jahr dazu aufgerufen, ein Foto einzuschicken. Thema: „Mein Kraftort“. Man konnte auch etwas dazu schreiben, wenn man wollte. Ich habe mich im Internet durch die Bilder durchgeklickt und war ganz fasziniert: Was für eine Vielfalt.
Ein Foto von einem Wald war dabei, mit dem Kommentar: „Da kriege ich den Kopf frei.“ Ein Bild vom Frühstück mit der Familie. Der Innenraum einer Kirche, stellvertretend für die Gottesdienste und die Gemeinschaft, die einem Kraft geben. Das Motorrad. Ein Musikinstrument. Die Parkbank auf dem alten Friedhof.
Ich bin natürlich bei dem Bild von dem Kirchenraum hängen geblieben: mit anderen zusammen singen und beten– das bedeutet mir viel. Und die Worte aus der Bibel geben mir auf sehr unterschiedliche Weise Kraft: mal nehme ich da etwas Tröstliches mit, mal etwas, was mich inspiriert, oder auch etwas, was mich hinterfragt. In alten Kirchenräumen denke ich auch daran, zu welch unterschiedlichen Zeiten Menschen hier gesessen haben, mit welchen Fragen und welchen Themen sie früher hier waren. Dieser Raum verbindet mich mit ihnen. Das gibt mir Kraft.
Und wenn ich selbst ein Foto eingereicht hätte, dann wären da wahrscheinlich auch die Bistrotische mit drauf, die bei uns im Eingangsbereich der Kirche stehen. Die gehören für mich zum Kraftort tatsächlich auch dazu. Da können Leute nach dem Gottesdienst einfach noch stehen bleiben, einen Kaffee trinken und mit anderen reden. Also auch nach dem Gottesdienst noch Gemeinschaft erleben, einander erzählen und zuhören und andere kennenlernen.
Die Frage nach den Kraftorten beschäftigt mich. Wir erleben so viel, was uns anstrengt, wofür wir Kraft brauchen. Wie gut, wenn ich dann weiß, wo meine Kraftorte für Leib und Seele sind. Woraus ich schöpfen kann, was mir Energie gibt. Diese Orte will ich aufsuchen.
Was ist Ihr Kraftort?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37432Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Was ist Ihr Kraftort? Der SWR hat letztes Jahr dazu aufgerufen, ein Foto einzuschicken. Thema: „Mein Kraftort“. Man konnte auch etwas dazu schreiben, wenn man wollte.
Ich habe mich im Internet durch die Bilder durchgeklickt und war ganz fasziniert: Was für eine Vielfalt.
Ein Foto von einem Wald war dabei, mit dem Kommentar: „Da kriege ich den Kopf frei.“ Ein Bild vom Frühstück mit der Familie. Der Innenraum einer Kirche, stellvertretend für die Gottesdienste und die Gemeinschaft, die einem Kraft geben. Das Motorrad. Ein Musikinstrument. Die Parkbank auf dem alten Friedhof.
Ich bin natürlich bei dem Bild von dem Kirchenraum hängen geblieben: mit anderen zusammen singen und beten– das bedeutet mir viel. Und die Worte aus der Bibel geben mir auf sehr unterschiedliche Weise Kraft: mal nehme ich da etwas Tröstliches mit, mal etwas, was mich inspiriert, oder auch etwas, was mich hinterfragt. In alten Kirchenräumen denke ich auch daran, zu welch unterschiedlichen Zeiten Menschen hier gesessen haben, mit welchen Fragen und welchen Themen sie früher hier waren. Dieser Raum verbindet mich mit ihnen. Das gibt mir Kraft.
Und wenn ich selbst ein Foto eingereicht hätte, dann wären da wahrscheinlich auch die Bistrotische mit drauf, die bei uns im Eingangsbereich der Kirche stehen. Die gehören für mich zum Kraftort tatsächlich auch dazu. Da können Leute nach dem Gottesdienst einfach noch stehen bleiben, einen Kaffee trinken und mit anderen reden. Also auch nach dem Gottesdienst noch Gemeinschaft erleben, einander erzählen und zuhören und andere kennenlernen.
Die Frage nach den Kraftorten beschäftigt mich. Wir erleben so viel, was uns anstrengt, wofür wir Kraft brauchen. Wie gut, wenn ich dann weiß, wo meine Kraftorte für Leib und Seele sind. Woraus ich schöpfen kann, was mir Energie gibt. Diese Orte will ich aufsuchen.
Was ist Ihr Kraftort?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37427Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Ostern entwaffnet. Das ist ein kleines, feines Detail der Ostergeschichten in der Bibel. Da steht nicht nur etwas von Engel, leerem Grab, Licht und überraschten Jüngerinnen und Jüngern Jesu. Da wird auch erzählt, dass die bewaffneten Wächter des Grabes Angst bekommen und ohnmächtig umfallen. Ostern, der Aufstand des Lebens: das haut sie schlicht um. Gerade die Leute mit den Waffen stehen an Ostern auf verlorenem Posten.
Ostern entwaffnet.
Das ist naiv, könnte man sagen. An vielen Orten der Welt sind Waffen im Einsatz. Auch an Ostern. Und im kleinen - in unsren Familien oder in der Nachbarschaft – da gehen Menschen womöglich mit Worten aufeinander los.
Seit ich vor ein paar Jahren auf einer Reise durch Nordirland war, beschäftigt mich, wie Versöhnung gehen kann. Nordirland ist im 20. Jahrhundert über viele Jahrzehnte ein Ort der Gewalt gewesen. Zwei Gruppierungen sind einander unversöhnlich gegenübergestanden. Unzählige Menschen sind bei Terror-Anschlägen oder durch Gewalt der britischen Armee gestorben. Aber auch die ganz normalen Leute auf der Straße haben sich angefeindet. Und sogar auf Kinder auf dem Weg zur Schule sind Steine geworfen worden, einfach weil sie zur „anderen Seite“ gehört haben. Erst 1998 ist das Karfreitags-Abkommen unterschrieben worden, mit klaren Absprachen, wie Frieden geschlossen und künftig eingehalten werden sollte.
Wenige Jahre vor dem Abkommen hat ein Künstler in der nordirischen Stadt Derry eine Skulptur geschaffen: 2 Menschen, ganz normale Leute, die aufeinander zugehen. Sie schauen einander an und strecken dem andern aus etwas Entfernung einen Arm entgegen. Vorsichtig und entschieden zugleich. Wir gehen aufeinander zu. Wir suchen Frieden. Wir schauen, ob es nicht anders weitergehen kann als bisher.
Von Umarmung ist keine Rede. Und beim genauen Hinsehen habe ich gemerkt: die Hände der beiden berühren sich nicht. Der Künstler hat dazu gesagt, dass er zuerst einen Handschlag im Sinn hatte, aber dann hat er sich überlegt: So weit sind wir noch nicht. Nicht nach allem, was geschehen ist. Aber aufeinander zugehen, das geht. Und das muss auch sein. Dafür ist es höchste Zeit.
Sucht Frieden. Schritt für Schritt, jeden Tag. Im Großen wie im Kleinen. Auch das ist eine Botschaft von Ostern.
Skulptur „Hands across the Divide” von Maurice Harron
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37431Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Ostern entwaffnet. Das ist ein kleines, feines Detail der Ostergeschichten in der Bibel. Da steht nicht nur etwas von Engel, leerem Grab, Licht und überraschten Jüngerinnen und Jüngern Jesu. Da wird auch erzählt, dass die bewaffneten Wächter des Grabes Angst bekommen und ohnmächtig umfallen. Ostern, der Aufstand des Lebens: das haut sie schlicht um. Gerade die Leute mit den Waffen stehen an Ostern auf verlorenem Posten.
Ostern entwaffnet.
Das ist naiv, könnte man sagen. An vielen Orten der Welt sind Waffen im Einsatz. Auch an Ostern. Und im kleinen - in unsren Familien oder in der Nachbarschaft – da gehen Menschen womöglich mit Worten aufeinander los.
Seit ich vor ein paar Jahren auf einer Reise durch Nordirland war, beschäftigt mich, wie Versöhnung gehen kann. Nordirland ist im 20. Jahrhundert über viele Jahrzehnte ein Ort der Gewalt gewesen. Zwei Gruppierungen sind einander unversöhnlich gegenübergestanden. Unzählige Menschen sind bei Terror-Anschlägen oder durch Gewalt der britischen Armee gestorben. Aber auch die ganz normalen Leute auf der Straße haben sich angefeindet. Und sogar auf Kinder auf dem Weg zur Schule sind Steine geworfen worden, einfach weil sie zur „anderen Seite“ gehört haben. Erst 1998 ist das Karfreitags-Abkommen unterschrieben worden, mit klaren Absprachen, wie Frieden geschlossen und künftig eingehalten werden sollte.
Wenige Jahre vor dem Abkommen hat ein Künstler in der nordirischen Stadt Derry eine Skulptur geschaffen: 2 Menschen, ganz normale Leute, die aufeinander zugehen. Sie schauen einander an und strecken dem andern aus etwas Entfernung einen Arm entgegen. Vorsichtig und entschieden zugleich. Wir gehen aufeinander zu. Wir suchen Frieden. Wir schauen, ob es nicht anders weitergehen kann als bisher.
Von Umarmung ist keine Rede. Und beim genauen Hinsehen habe ich gemerkt: die Hände der beiden berühren sich nicht. Der Künstler hat dazu gesagt, dass er zuerst einen Handschlag im Sinn hatte, aber dann hat er sich überlegt: So weit sind wir noch nicht. Nicht nach allem, was geschehen ist. Aber aufeinander zugehen, das geht. Und das muss auch sein. Dafür ist es höchste Zeit.
Sucht Frieden. Schritt für Schritt, jeden Tag. Im Großen wie im Kleinen. Auch das ist eine Botschaft von Ostern.
Skulptur „Hands across the Divide” von Maurice Harron
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