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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

03FEB2024
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Singen: das beflügelt. Es tut der Seele gut. Und dem Körper auch. Egal, ob man toll singen kann oder eher so vor sich hinbrummt. Tief einatmen, dann lossingen und rauslassen, was mich gerade bewegt. Singen kann mich auf andere Gedanken bringen, mich vielleicht auch aufheitern oder trösten, wenn ich gerade traurig bin

Vor ungefähr 500 Jahren hat Martin Luther zu denen gehört, die gesagt haben: Menschen sollen singen – am besten zusammen, auch im Gottesdienst. Die Leute sollen im Gottesdienst mitmachen können. Nicht nur dasitzen und zuhören.

So kam es zu der Idee, ein Gesangbuch zu drucken. In diesem Jahr feiert das evangelische Gesangbuch seinen 500. Geburtstag. Das erste war eher ein Büchlein als ein Buch: da standen gerade mal 8 Lieder drin. Aber immerhin. Der Anfang war gemacht. Im Laufe der Zeit sind noch viele Lieder dazu gekommen. Vielleicht haben Sie eines im Ohr, das Sie mögen? „O du fröhliche“ in der Weihnachtszeit, oder „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ oder „Danke für diesen guten Morgen“ oder „Großer Gott, wir loben dich“?

Wir singen fröhliche Lieder und traurige, Lieder, mit denen wir um Frieden bitten, und Abendlieder, nicht nur für die lieben Kleinen vor dem Einschlafen.

Wenn wir zusammen mit anderen singen, stärkt das das Gemeinschaftsgefühl. Das kennen auch die, die beim Wandern singen, oder im Stadion. Wenn wir zusammen singen, machen wir manchmal Kompromisse, weil nicht jeder Mensch jedes Lied gleich gern mag. Vielleicht ist das Evangelische Gesangbuch auch deshalb im Verlauf von 500 Jahren ziemlich dick geworden: Damit die Auswahl größer ist. Da steht dann die Melodie aus dem 15. Jahrhundert neben der deutschen Fassung von „Morning has broken“. Und in den letzten Jahren sind viele christliche Lieder entstanden, die das Lebensgefühl unserer Zeit aufnehmen. Auch die werden in den Gottesdiensten gesungen.

Außerdem schauen wir immer mehr über unsre nationalen Grenzen hinweg: längst stehen manche Liedtexte in mehreren Sprachen im Gesangbuch und die Melodie eines Osterliedes stammt aus Tansania. Wir lernen dazu und weiten unseren Horizont. Auch das geschieht, wenn wir zusammen singen.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

02FEB2024
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Heute ist Mariae Lichtmess. Meine Oma, eine Bäuerin im Schwarzwald, hat mir als Kind die alte Bauernregel beigebracht: „Mariae Lichtmess, bei Tag Nacht ess.“ Das sollte bedeuten: Jetzt beginnt die Zeit, in der es noch hell ist, wenn man zu Abend isst. Die Tage werden länger. Das Licht setzt sich durch. Nicht sofort, aber nach und nach.

Aber was ist eigentlich eine Lichtmess? Und was hat das alles mit Maria zu tun? Das habe ich als Kind nicht verstanden. Erst später habe ich herausgefunden, dass an Maria Lichtmess früher Gottesdienst gefeiert worden ist. Dabei ist eine Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorgelesen worden, die nicht sehr bekannt ist. Die spielt erst nach den vertrauten Geschichten von der Geburt im Stall. Als Jesus einige Wochen alt war, haben Maria und Josef ihn in den Tempel gebracht. So war es damals Brauch. Sie haben ihn Gott anvertraut und ein Opfer dargebracht. Dabei sind sie einem älteren Mann begegnet: Simeon.

Simeon hat den kleinen Jesus auf den Arm genommen. Er hat offenbar mehr gesehen als nur ein süßes Baby. Er hat angefangen zu beten und hat zu Gott gesagt: „Jetzt kann ich im Frieden sterben. Ich habe gesehen, dass dir die Welt nicht egal ist. Ich habe den gesehen, der Licht in die Welt bringen wird. Ich habe etwas von diesem Licht abbekommen, hab‘ Wärme in meiner Seele gespürt. Als hätte ich jetzt einen Lichtfunken in mir. Einen Hoffnungsfunken.“

Eine lichtvolle Geschichte also. Eine hoffnungsvolle Geschichte. So gesehen passt sie gut in die Zeit, in der die Tage wieder länger werden. Früher hat man an Mariae Lichtmess in den katholischen Gottesdiensten Kerzen geweiht. Die sollten einem dann daheim leuchten. Vielleicht gerade in Momenten, in denen es im eigenen Herzen nicht so recht Tag werden will. Ein Lichtfunke für daheim. Ein Hoffnungsfunke für das, was ich heute erlebe und was mich beschäftigt, wenn ich an morgen denke.

Das Licht war nicht nur für einen selbst gedacht. Es hat auch Lichterprozessionen gegeben. Da sind die Leute mit ihren Kerzen durch den Ort gegangen, damit viele es sehen können. Es ist gut, das Licht nicht für sich zu behalten. Die Welt kann Menschen gut gebrauchen, die hoffnungsvoll unterwegs sind. Nicht nur an Mariae Lichtmess.

Bibelstelle: Lukas 2, 22ff

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

01FEB2024
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Die Stadt, in der ich wohne, bietet jeden Winter einen Mittagstisch an. Die Grundregel dabei lautet: Alle sind zum Essen eingeladen. Wirklich alle. In anderen Städten heißt das Vesperkirche. Eine Aktion, die von den christlichen Gemeinden im Winter über einige Wochen hinweg angeboten wird. Und alle sind willkommen. Hier kann sich der wohnungslose Gast mit anderen an den Tisch setzen. Auch ältere Menschen schauen vorbei, die es gut finden, nicht allein daheim am Küchentisch zu sitzen. Ein paar Kinder, deren Mutter froh ist, ein bisschen Geld einsparen zu können. Und Leute wie Sie und ich sind auch willkommen. Wer kann, legt etwas Geld in eine Spendenbüchse. Aber die steht bewusst ganz am Rand.

Ein Team von Ehrenamtlichen bereitet alles vor. Sie kochen und backen, decken den Tisch und stellen ein paar Blumen dazu, organisieren Beratungsangebote von Diakonie und Caritas. Einige Kleiderspenden liegen auch bereit. Warme Jacken und Schuhe sind wichtig, gerade für die, die auf der Straße leben. Und manchmal spielt jemand spontan am Klavier. Oder es wird ein kleines Konzert organisiert, für das man keinen Eintritt bezahlen muss.

Eine warme Mahlzeit tut gut. Aber manche Gäste sagen: fast noch wichtiger ist es, sich mit anderen zu treffen. Einander zu erzählen und zuzuhören. Etwas Schönes zu erleben. Und dass man höflich behandelt wird, gastfreundlich aufgenommen wird. Hier sind alles geladene Gäste. Alle herzlich willkommen.

„Wir gehören zusammen.“ Das ist den Ehrenamtlichen wichtig, die sich hier engagieren. Das wollen sie den Gästen vermitteln.

Es passt ganz gut, dass es oft die christlichen Gemeinden sind, die sich da engagieren. Weil der Glaube sich gerade darin zeigen soll, wie ich mit anderen umgehe. Dass ich nicht neben den anderen her lebe, sondern dass wir zusammengehören. Und dass ich deshalb auch mitbekomme, wo Menschen in Not sind und welche Unterstützung Menschen in meiner Stadt gebrauchen können.

Natürlich wünsche ich mir, dass solche Angebote irgendwann nicht mehr nötig sind. Aber jetzt sind sie nötig. Und ich bin froh, dass es sie gibt. Sie tun gut – für Leib und Seele.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

31JAN2024
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Auf einem Fußball-Trikot habe ich den Spruch gelesen: „Gegner ja, Feinde nein!“ Ich vermute, die Mannschaft wollte ein Zeichen setzen. Jawohl, wir wollen gewinnen und dafür tun wir eine Menge. Aber wir hauen euch hier nicht um. Und ein Gruß an die Zuschauer: Ihr haut gefälligst auch keinen um. Das wollen wir hier nicht.

Ich finde den Spruch richtig gut. Ich wünsche ihn mir als Überschrift in aufgeregten Diskussionen. „Gegner ja, Feinde nein!“ Wenn ich das ernst nehme, bedeutet das, ich rüste sprachlich gleich mal ab. Die anderen mit Worten fertig machen und herabwürdigen, das geht nicht. Natürlich kann ich mich an anderen Leuten und dem, was sie vertreten, abarbeiten. Und womöglich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich recht habe, und will mich gern durchsetzen. Aber im demokratischen Umfeld gehört bei jeder Diskussion der Respekt dazu.

In der Bibel wird erzählt, wie in einer Diskussion zwei Alphatiere aneinander geraten sind. Petrus und Paulus. Beides wichtige Personen in den Anfängen der Christenheit. Paulus berichtet, dass er sich über Petrus heftig aufgeregt hat und ihn deshalb zur Rede gestellt hat. Gut so, denke ich mir. Man kann nicht einfach über alles eine Harmonie-Soße kippen und so tun, als sei alles egal. Ist es nicht. Und Petrus und Paulus streiten sich da nicht über irgendwelche Belanglosigkeiten, sondern über entscheidende Grundregeln für das Zusammenleben!

Wenn es die Sache wert ist, ist es gut, zu streiten, Argumente anderer anzuhören und so auch dazuzulernen. Wenn wir uns mit anderen auseinandersetzen, nehmen wir einander ernst. Wir nehmen auch ernst, dass wir selbst nicht das Maß aller Dinge sind. Und wir ringen darum, dass die bestmögliche Entscheidung getroffen wird. Auch wenn das am Ende nicht unbedingt die Entscheidung ist, die wir uns am Anfang gewünscht haben.

Wie Petrus und Paulus ihren Streit genau gelöst haben, das erzählt die Bibel nicht. Aber sie haben um der Sache willen gestritten und auf der Suche nach der besten Lösung. Darum haben sie sich offenbar wieder zusammengerauft. Und auch, wenn sie nicht immer einer Meinung gewesen sind: Sie haben einander respektiert und sind entsprechend miteinander umgegangen. Das hat geholfen. Bestimmt auch beim nächsten Streit.

Bibelstelle: Galater 2, 11ff

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

30JAN2024
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Tom und Florian sind 2 frühere Schüler von mir, um die 15 Jahre alt. Sie haben mich keck gefragt: „Können Sie mal kurz sagen, was Sie so ganz genau glauben?“ Erwartungsvoll haben mich die beiden Jungs angeschaut.

Wir waren uns zufällig in der Stadt über den Weg gelaufen, hatten über die Bundesliga, unsre Lieblingsvereine und ein mir unbekanntes, scheinbar cooles neues Mountainbike geplaudert. Außerdem wollten sie noch wissen, wie ich auf die aus ihrer Sicht etwas schräge Idee gekommen war, Pfarrerin zu werden. Und dann, eigentlich schon im Weggehen, hat mich Tom mit dieser Frage überrascht. „Können Sie mal kurz sagen, was Sie so ganz genau glauben?“

Kurz sagen, was ich so ganz genau glaube? Das kann ja heiter werden. Aber die beiden sind so hartnäckig stehen geblieben und haben ernsthaft auf meine Antwort gewartet. Ich habe innerlich geseufzt und vorsichtig angefangen.

Also, ich glaube, dass es Gott gibt. Und dass er die Welt erfunden hat. Die Jungs haben bedächtig ihr Haupt gewiegt. Und dass er uns auch erfunden hat. Gnädiges Kopfnicken.

Ich glaube auch, dass er Menschen liebt. Und Euch zwei Schlawiner aus völlig unerfindlichen Gründen auch. (Beide haben vergnügt von einem Ohr bis zum andern gegrinst.

Und ich glaube, dass Jesus hier unterwegs war, damit wir das mitbekommen. Tom sagt energisch: „Aber ich glaube nicht, dass der auferstanden ist!“ Und schon waren wir mittendrin in einer Diskussion über Auferstehung und was nach dem Tod ist und überhaupt… Irgendwann sind sie halbwegs zufrieden abgezottelt.

In der Bibel steht der Gedanke: „Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn jemand fragt, warum ihr so von Hoffnung erfüllt seid.“ Ob der, der das damals geschrieben hat, an 15-jährige Jungs wie Tom und Florian gedacht hat? Oder an das Gespräch mit Mahmoud, einem Moslem, der mir erzählt hat, wie er den Ramadan feiert, und wissen wollte, welches christliche Fest für mich wichtig ist?

Es ist ja etwas ungewöhnlich, mit anderen Leuten über den Glauben zu reden. Schade eigentlich. Wir könnten einander wieder fragen. Und wenn wir gefragt werden, einander etwas davon erzählen, was wir glauben. Muss ja nicht gleich „ganz genau“ sein.

Bibelstelle: 1. Petrus 3, 15

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

29JAN2024
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Manche Menschen sitzen zwischen allen Stühlen. Auch dann, wenn andere streiten und finden, man müsste für sie Partei ergreifen.

Jonathan war so ein Mensch. In der Bibel wird von ihm erzählt. Auf der einen Seite des Konfliktes: Jonathans Vater. Das war Saul, der König von Israel. Auf der anderen Seite Jonathans bester Freund: David, ein junger, erfolgreicher Feldherr. Und dazwischen Jonathan. Zwischen allen Stühlen.

König Saul ist neidisch gewesen auf den erfolgreichen, belieben David. Und er hat Angst gehabt, dass David ihn vom Thron stürzen könnte. Darum wollte er David umbringen lassen. Für Saul ist selbstverständlich gewesen: „Natürlich steht Jonathan auf meiner Seite. Kann man von seinem Sohn ja wohl erwarten.“

Für Jonathan ist das aber nicht so klar gewesen. Einerseits hat er sich seinem Vater verpflichtet gefühlt. Andererseits hat er gewusst, dass die Vorwürfe gegen David nicht gestimmt haben. Und David: der hat längst geahnt, was los ist, und hat Jonathan sein Herz ausgeschüttet.

Vielleicht wäre Jonathan am liebsten zwischen den Stühlen sitzen geblieben. Aber er hat sich entschieden, einzugreifen und etwas zu tun. Er hat versucht, zu vermitteln. Zuerst hat er mit David geredet und ihm seine Freundschaft zugesagt. Dann ist er zu seinem Vater gegangen. Er hat ihm sachliche Argumente geliefert, um ihn zu überzeugen, dass David loyal ist und zu Unrecht beschuldigt wird. Doch Saul hat nicht auf ihn gehört. Er wollte David nach wie vor umbringen und hat von seinem Sohn erwartet, dass der auf seiner Seite steht.

Da geht Jonathan einen mutigen Schritt: Er entscheidet sich, die Erwartung seines Vaters zu enttäuschen. Er folgt seinem Gewissen, beschützt den Freund und verhilft ihm heimlich zur Flucht. Das war sicher schwer für ihn, sich gegen den eigenen Vater zu stellen. Zugleich verhindert er so aber, dass sein Vater zum Mörder wird. Das ist seine Art, zu seinem Vater zu stehen. Jonathan, der Mann zwischen allen Stühlen, entscheidet sich, seinen eigenen Weg zu gehen. Auch wenn er andere damit enttäuscht. Das wird ihn einige schlaflose Nächte gekostet haben. Aber nur so konnte er tun, was aus seiner Sicht richtig war. Und darum war er am Ende mit sich im Reinen.

Bibelstelle: 1. Samuel 18ff

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Anstöße sonn- und feiertags

28JAN2024
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Manchmal würde man vor Glück am liebsten die Uhr anhalten. In ganz besonderen Momenten. Aber irgendwann heißt es dann doch: Weitergehen. Hinein ins Leben. Auch in die Niederungen des Alltags.

Petrus hatte damit zu kämpfen. So erzählt es eine Geschichte aus der Bibel, die heute in vielen evangelischen Gottesdiensten vorgelesen wird. Petrus war ein enger Freund von Jesus. Einer von seinen Jüngern. Er hatte keine Lust, vielleicht auch keine Energie, um weiterzugehen. Gerade erst hatte er mit Jesus und einigen anderen ein Highlight erlebt. Sie hatten einen Berg erklommen und hatten dort ein beeindruckendes Gotteserlebnis. Jesus war wie in Licht getaucht. Er wurde „verklärt“, so heißt es in der Geschichte. Was auch immer man sich darunter vorstellen mag: Es muss ein toller Moment gewesen sein. Petrus war jedenfalls hin und weg. Am liebsten wäre er hier geblieben. Hier, in diesem Moment, an diesem Ort. Er hat sich nicht gut vorstellen können, jetzt wieder aufzubrechen und weiterzugehen. Wer weiß, was alles kommt, was die Zukunft bringt.

Petrus hätte den Moment gerne festgehalten. Aber dann hört er Jesus sagen: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“

Ich weiß nicht, wie lange Petrus und die anderen damals gebraucht haben, um sich aufzuraffen und tatsächlich weiterzugehen. Jedenfalls durften sie sich nicht auf dem Berg der Verklärung eintopfen. Jesus hat sie mit sich zurückgenommen in die Niederungen des Alltags. Er hat sie ins normale Leben reingeschickt. Wohlgemerkt: er hat sie nicht allein losgeschickt. Nein, er ist mit ihnen mitgegangen, mit ihnen aufgebrochen.

Petrus hat später neue Herausforderungen erlebt. Manches war schwer für ihn, und rätselhaft, anderes schön. Sein Alltag ist nicht „verklärt“ worden durch das, was er auf dem Berg erlebt hatte. Aber er ist weitergegangen, zusammen mit den anderen. Und ich denke, in manchem Moment wird er sie wieder gehört und gebraucht haben: diese Stimme, die ihm Mut gemacht und gesagt hat: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“

Bibelstelle: Matthäus 17, 1-9

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

28OKT2023
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Was steht auf Ihrer Danke-Liste?
Ein kluger Mensch hat dazu geraten, eine Danke-Liste zu schreiben. Zum Beispiel, indem man sich einmal in der Woche hinsetzt und überlegt, was man Schönes erlebt hat, was geklappt hat oder wofür man dankbar ist im Leben. Die nervigen oder bedrückenden Dinge kommen einem ja von alleine in den Sinn. Die verweilen hartnäckig in den Gedanken und machen sich in der Seele breit. Das Gute, wofür ich dankbar werden könnte, das übersehe ich eher. Oder ich vergesse es leicht, weil sich wieder anderes in den Vordergrund schiebt. Darum die Idee mit der Danke-Liste. Den Gedanken hat der kluge Mensch aus der Bibel. Dort steht in Psalm 103: „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Ich fand die Idee super, habe mich hingesetzt, ein Blatt Papier und einen Stift genommen, und habe angefangen, meine persönliche Danke-Liste aufzuschreiben. Sie hat sich unerwartet schnell gefüllt, mit ganz unterschiedlichem, Großem und Kleinem.

Danke, Gott. Danke für den Duft von Zwetschgenkuchen. Danke für den erholsamen Schlaf heute Nacht. Danke für die Bewahrung gestern, als mich der Autofahrer beinah übersehen hat. Das war knapp!

Danke für die Farben - allein schon für die Herbstfarben da draußen, in der Natur.
Danke für mein Leben. Danke, dass wir in diesem schwierigen Arbeitsgespräch letzte Woche doch noch eine Lösung gefunden haben.
Danke für meine Familie, jeden Tag. Für die Sonne auf meiner Haut und den Wind, der meine Haare zerzaust. Danke für das Lachen, das mich aufmuntert.

Für das Fußballspiel, bei dem mein kleiner, heißgeliebter Klub fast gegen den großen gewonnen hat. Danke auch für die schöne Melodie, die ich vor mich hinpfeife, und für den guten Spruch, der mir nicht mehr aus dem Sinn geht.

Danke für das fröhliche Abendessen mit Freunden neulich. Für die munteren Blaumeisen im Garten. Für die Eltern, die ihr Kind liebevoll durch Höhen und Tiefen begleiten.

Meine Danke-Liste. Als ich den Stift weggelegt habe, habe ich selbst gestaunt, was da alles drauf steht. Ich bin noch lange nicht damit fertig. Seite 2 liegt schon bereit.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

26OKT2023
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Was kann ich zum Frieden beitragen?
Vom Heiligen Franz von Sales wird erzählt, dass ihn einmal eine bedeutende Persönlichkeit besuchen wollte. Er ließ den Gast ziemlich lange warten. Zu lange, fand der wichtige Mensch, der mit der Zeit ziemlich erbost war. Als ihm endlich die Tür zum Arbeitszimmer des Heiligen geöffnet wurde, ist er aufgeregt eingetreten und hat die Tür deutlich lauter als nötig hinter sich zugemacht.

Jetzt konnte er endlich sein Anliegen, seine große Frage vortragen: „Was kann ich für den Weltfrieden tun?“ Der Heilige hat ihn eine Weile nachdenklich angeschaut und hat geantwortet: „Vielleicht fängst Du damit an, die Tür leise zuzumachen?“

Ich mag diese Geschichte. So eine große Frage, so eine kleine Antwort.
'Ich würde gern den Terror in Israel und das Elend in Gaza beenden helfen, zum Frieden in der Ukraine beitragen oder die Machthaber in Nordkorea zur Vernunft bringen. Aber das kann ich nicht. Zum Weltfrieden kann ich nichts beitragen. Aber zum Frieden in der Welt schon. Das fängt bei mir an. Bei mir daheim, in meiner Familie, in meinem Freundeskreis. Und in der Nachbarschaft, in meinem Stadtviertel. Es fängt damit an, wie ich auf andere zugehe, dass ich überhaupt auf sie zugehe, gerade wenn ich mich ärger oder wenn sich jemand anderes über mich ärgert.

Eine Bekannte, die sich über mich geärgert hatte, hat mich nach einigen Monaten angesprochen und gesagt: „Wir müssen reden.“ Ich hatte mich auch über sie geärgert, aber ich hatte nicht die Kurve gekriegt, auf sie zuzugehen. Sie hat angefangen. Nicht mit dem Streit, sondern mit dem ersten Schritt auf mich zu. Wir haben offen miteinander geredet, auch Klartext geredet, einander gut zugehört und versucht zu verstehen. Im Nachhinein war ich echt froh, dass sie mutiger gewesen ist als ich. Ich hätte mich noch eine Weile in meinem Schmollwinkel eingerichtet.

„Selig sind, die Frieden stiften“, hat Jesus gesagt. Frieden stiften auf der Welt, und genauso in der kleinen Welt um mich herum.

Das sind die Mutigen: die, die sich aufraffen, den ersten Schritt wagen und anfangen, Frieden zu stiften. Ich will von ihnen lernen. Und die Tür mache ich heute leise zu.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

25OKT2023
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Zweifeln können ist für mich ein hohes Gut. Ja, ich weiß, manche finden, zu einem gläubigen Menschen passt das nicht so gut, aber trotzdem: Zweifeln ist für mich wichtig.

In dem Wort „Zweifel“ ist die Zahl „Zwei“ versteckt. Wer zweifelt, hat also die Wahl zwischen mindestens zwei Möglichkeiten. Und wenn es nicht nur eine Möglichkeit gibt, dann macht es ja Sinn, darüber nachzudenken: Was ist jetzt richtig?

Wenn Eltern sich zum Beispiel fragen, in welche Schule sie ihr Kind schicken wollen: Was ist das Beste für das Kind? Und welche Entscheidungen treffe ich, wenn es um meine Arbeit geht? Oder bei politischen Fragen: wie kann es gut und verantwortungsbewusst weitergehen?

Das wünsche ich mir für unsre Diskussionen, im Großen wie im Kleinen: dass wir nicht gleich sagen „Es geht nur so!“ Wer weiß, vielleicht gibt es noch mehr Möglichkeiten und es geht auch anders.

Wer zweifelt, hinterfragt. Er hinterfragt auch das, was anderen womöglich ganz einfach und klar vorkommt. Wenn mir selbst etwas klar scheint, kann es mich schon nerven, wenn dann jemand um die Ecke kommt mit „Ja, aber“. Das kann anstrengend sein. Aber auch hilfreich. Denn zusammen schauen wir dann einen zweiten Standpunkt an, eine andere Sichtweise.

Verträgt sich der Zweifel mit dem Glauben? Ich denke, ja. Die Bibel ist voll mit Geschichten und Gebeten von Menschen, für die nicht gleich alles klar und einfach ist. Sie fragen und grübeln, ringen um die Wahrheit oder auch nur darum, herauszufinden, was jetzt gerade für sie dran ist. Dem Glauben schadet das nicht. Es tut ihm eher gut und wird ihm manchmal auf die Sprünge helfen.

Es gibt viele Situationen, in denen gibt es keine 100%ige Sicherheit. Das ist beim Glauben so und auch sonst im Leben. Da hilft dann auch der geübten Zweiflerin nur noch, mit den anderen und ihren Sichtweisen im Gespräch zu bleiben und Vertrauen zu riskieren. Das Vertrauen, dass da noch mehr ist als mein Zweifel.

Was Gott angeht: den kann ich ja auch nicht bis ins letzte ergründen. Und vertraue doch, dass er mich hält und aushält. Auch dann, wenn ich zweifel.

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