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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

24FEB2023
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Gleich werden hier im Radio die Nachrichten gesendet. Sicher wird es auch um den Jahrestag des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gehen. Viele Gedanken gehen mir da durch den Kopf.

Ja, es ist unglaublich, dass schon ein Jahr lang dieses völlig sinnlose Töten andauert und keine Lösung in Sicht ist. In den letzten Wochen habe ich einige Bekannte getroffen, die mir immer wieder gesagt haben, wie sehr sie die ganzen traurigen und schrecklichen Nachrichten belasten. Sie möchten es einfach nicht mehr hören und schalten das Radio oder den Fernseher um, weil die grauenhaften Ereignisse mitten in Europa für sie nicht mehr auszuhalten sind.

Mir geht es oft auch so. Und doch höre ich nicht weg. Ich möchte das Leid nicht ignorieren. Nicht weghören, wenn Menschen verzweifelt weinen, klagen und trauern. Wenn Freiheit und Demokratie in Gefahr sind und Menschen dafür ihr Leben einsetzen. Ja, es macht mich auch ohnmächtig und traurig. Aber die Menschen in der Ukraine verdienen mein Ohr.

Einige Frauen und Männer meiner Kirchengemeinde sehen das auch so. Seit einem Jahr kommen sie Woche für Woche zusammen, um ihre Verbundenheit mit dem ukrainischen Volk zum Ausdruck zu bringen. Sie klagen Gott all das Unrecht und die Ohnmacht und beten für den Frieden. Sie halten ihre Bitten und Klagen wach und lassen ihr Gebet auch nach einem Jahr nicht verstummen.

Und dann gehen mir die Frauen aus der Ukraine durch den Kopf, die hier in meinem Ort mit mir leben. Ich denke an ihre Suppen, die sie vor Weihnachten gekocht haben und mit denen sie die Besucher unseres kleinen Adventsmarktes gewärmt und gesättigt haben. Sie haben Soljanka und Borschtsch und andere traditionelle Eintöpfe und Suppen aus ihrer Heimat gekocht. Gerichte, die sie früher ihren Männern und Söhnen gekocht haben.

Nein, ich werde die Nachrichten gleich nicht abschalten. Ich werde auch heute hören, was geschehen ist und mich verbinden mit den Menschen, die ihr Leben riskieren für Werte, die auch mir unsagbar wichtig sind.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

23FEB2023
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Das Aschenkreuz ist abgewaschen. Aber die Worte, mit denen es mir gestern in der Kirche auf die Stirn gezeichnet wurde, klingen mir noch im Ohr: „Bedenke, dass du Staub bist und zum Staub kehrst du zurück.“

Zu Beginn der Fastenzeit werde ich daran erinnert, dass mein Leben endlich ist. Klipp und klar wird mir zugesagt, dass ich irgendwann Staub bin. Da wird nichts beschönigt.

Das trifft mich. Ich werde nicht gerne daran erinnert, dass ich einmal sterben werde.

Und doch finde ich wichtig, dass ich das nicht verdränge. Denn das Leben ist nun mal begrenzt. Ist zerbrechlich. Von der einen auf die andere Minute kann alles anders sein. Eine Diagnose, die das Leben radikal verändert. Ein Unfall, nach dem nichts mehr ist wie zuvor. Ein Leben, das viel zu früh endet.

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist!“ Ich höre das als eine Aufforderung, sehr existentiellen Fragen nachzugehen: Was ist wesentlich in meinem Leben? Was trägt und zählt am Ende wirklich? Und: Was bleibt, wenn mein Körper zu Staub zerfällt?

Manchmal komme ich mit Menschen bei Trauerbesuchen darüber ins Gespräch. Wenn wir über den verstorbenen Angehörigen sprechen. Was ihn ausgemacht hat. Was sie einzigartig werden ließ.

Dann wird von dem Menschen erzählt, der einfach immer für einen da war. Vom Freund, der mit seinem Humor so manchen Streit in Luft aufgelöst hat. Der Oma, deren Hefekuchen die Familie an einen Tisch gebracht hat. Ganz oft kommen die Liebe und die Freundschaft, die Nähe und Herzlichkeit zur Sprache, die die Verstorbenen verbreitet haben. Bleibt das? Ich denke schon. Es bleibt, weil da Menschen sind, die diese Liebe und Freundschaft empfangen haben. Und weil weiterwirkt, was sie in sich tragen.

Mehr noch: Als Christin vertraue ich darauf, dass bleibt, was mich ausmacht und einzigartig macht. Dass all das über meinen Tod hinaus aufgehoben ist bei Gott.

Liebe und Freundschaft, die ich verschenkt habe, zerfallen nicht zu Staub.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

19NOV2022
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In einer Gesprächsgruppe geht es um die Frage: „Was macht mich satt?“

Die herzhafte Kartoffelsuppe wird da genannt. Der Sonntagsbraten. Das Glas frische Milch. Alles nahrhaft und sättigend. Aber dann reden wir weiter. Und schnell wird klar: Das ist längst nicht alles. „Was nützt mir der Sonntagsbraten, wenn ich alleine am Tisch sitze und davon essen soll. Ne, das macht mich nicht satt. Im Gegenteil, da bekomm ich kaum ein Stück runter,“ meint eine ältere Frau. „Aber ein Tisch voller Leute, die mir Gesellschaft leisten, ja das sättigt mich. Davon zehre ich ein paar Tage.“

An das Gespräch denke ich heute, am sogenannten „Elisabethtag“. Die Heilige Elisabeth lebte im 13. Jahrhundert und war mit dem Landgrafen Ludwig von Thüringen verheiratet.  Als Adlige war sie privilegiert und wohlhabend. Doch sie zieht sich nicht auf die Wartburg, wo sie damals lebt, zurück und badet in Reichtum und Macht. Nein, ganz im Gegenteil. Die Not, die sie in ihrer Umgebung wahrnimmt, berührt sie zutiefst. Und sie kann gar nicht anders, als zu helfen und zu teilen. Sie verteilt Korn aus der Vorratskammer des Hofes, verleiht Geld aus der Staatskasse – tut alles, damit die Menschen satt werden. Den Ärger der Familie nimmt sie dafür in Kauf.  

Und eine Legende erzählt noch etwas Anderes: Elisabeth wird mit einem Korb erwischt. Ein Tuch verbirgt, was sie davonträgt. Klar, kann ja nur Brot für die Armen sein. Aber als sie aufgefordert wird, zu zeigen, was im Korb liegt, kommen Rosen zum Vorschein.

Ich mag dieses Rosenwunder der Heiligen Elisabeth. Elisabeth stillt die ganz elementaren Bedürfnisse der Menschen in Not. Sie will, dass alle satt werden. Dafür riskiert sie einiges. Aber sie sieht auch, dass die Menschen nicht nur vom Brot satt werden. Sie brauchen auch Zuneigung. Menschen, denen sie wichtig sind. Denen sie am Herzen liegen. Und genau das drücken für mich die Rosen in der Legende aus: Die Rosen stillen den Hunger nach Ansehen. Nach geborgen und geliebt sein. Denn das macht eben auch satt.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18NOV2022
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Ein Krippenspiel für Weihnachten. In den meisten Kirchengemeinden ist das selbstverständlich.  Dieses Wochenende proben wir wieder. Die Rollen sind verteilt. Maria, Josef, die Erzählerin, die Hirten und Sterndeuter. Und natürlich die Engel. Die Kinder sind mit Begeisterung dabei. Erste Texte sind bereits auswendig gelernt. Die neuen Lieder schon ein Ohrwurm.

Ein Krippenspiel darf einfach nicht fehlen. Und gerade in diesem Jahr spüre ich, wie gerne ich die alten biblischen Texte höre und wie gut sie mir tun. Und: Wie schön es ist, diese Texte mit Kindern zu üben. Da sind die Hirten, die Kälte und Dunkelheit aushalten müssen und plötzlich aufbrechen, weil sie einer fast unglaublichen Botschaft trauen. Der Botschaft, dass Gott in einem Kind zu finden ist. Das ändert ihr Leben. Das bewegt die Hirten und schenkt ihnen Mut und Hoffnung. Davon lass ich mich gerne anstecken.

Da sind die Sterndeuter, die einem Stern trauen und solange suchen, bis sie in einem Stall ankommen und entdecken: Hier geht es nicht um Macht und Reichtum. Hier geht es um Ohnmacht. In der Armseligkeit zeigt sich Gott. Das berührt mich bei jeder Probe.

Und da sind Maria und Josef, die ihre Pläne über Bord werfen, annehmen und vertrauen, was ein Engel ihnen sagt: Dass sie ein Kind bekommen werden und mit ihrem Kind Gott zur Welt kommt.

Das Krippenspiel macht mir jedes Jahr Mut und ich erlebe, was Hoffnung schenkt: Wenn kein starker Mann, sondern ein ohnmächtiges und wehrloses Kind die Hauptrolle spielt und zeigt, wie Gott ist: Einer, der liebt und sich uns Menschen ganz und gar zuwendet. Einer, der mitten unter uns leben möchte. Einer, der Frieden will.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

17NOV2022
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Der Mann hinter mir an der Supermarktkasse hatte nur einen Beutel mit Kartoffeln in der Hand. Ich einen vollen Einkaufswagen vor mir. „Ich lass sie gerne vor“, sag ich. Denn oft genug bin ich selbst genervt, wenn ich wegen ein, zwei Dingen, die ich vergessen habe, ewig an der Kasse warten muss. Der Mann bedankt sich fast überschwänglich und sagt dann: „Ich schließe Sie in mein Abendgebet ein. Versprochen!“ Das hat mich überrascht und auch ein bisschen berührt. Dieser wildfremde Mann verspricht also, für mich zu beten.

Für Menschen beten. Das hat auch die Heilige Gertrud versprochen, deren Gedenktag heute ist. Ihr ganzes Leben hat Gertrud in einem Kloster verbracht. Schon mit fünf Jahren kommt sie in das Kloster in Helfta, im heutigen Sachsen-Anhalt. Für die noch junge Gertrud ist das ein sicherer Ort. Eine ältere Nonne des Klosters übernimmt die Erziehung und unterrichtet sie. Von klein auf ist ihr Leben geprägt von der klösterlichen Gemeinschaft. Und vor allem vom gemeinsamen Gebet für die Menschen und all die Not, die es in der Welt gibt. Die täglichen Gebetszeiten gehören zu ihrem Alltag dazu. Das hat sie genau wie alle anderen Ordensfrauen so versprochen. Den Dank für das, was Gertrud erlebt, bringt sie ins Gebet. Aber auch genauso die vielen Sorgen und Ängste, die sie bedrücken. Nach vielen Jahren im Kloster schreibt Gertrud auf, was sie durch das Beten erfährt und welch große Kraft das Beten entfaltet. Dort heißt es:

 

Ein Gebet macht

ein bitteres Herz süß,

ein trauriges froh,

ein törichtes weise,

ein schwaches stark,

ein blindes sehend,

Ein Gebet zieht den großen Gott in das kleine Herz.

 

Kein Wunder, dass ich gerne höre, wenn mir jemand verspricht: „Ich schließe Sie in mein Gebet ein.“  Es tut gut, zu hören und zu spüren, dass Menschen an mich denken. Für mich beten und mit ihrem Herzen bei mir bleiben, auch wenn wir auseinandergehen. Deshalb hab ich dem Mann im Supermarkt auch geantwortet: „Ich kann ihr Gebet gebrauchen.“

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

10AUG2022
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In einem Reiseführer über Amsterdam lese ich: Wenn Sie der Hauptstraße folgen, kommen Sie auf einen der schönsten Plätze der Stadt. Hier können Sie sich auf eine Bank setzen und die Leute beobachten. Ich muss schmunzeln als ich das lese. Neben anderen Sehenswürdigkeiten, Bauwerken, Brücken, Museen und Grachtenfahrten wird mir empfohlen, an einem schönen Platz die Menschen zu beobachten.

Ich gebe zu, ich mache das auch gerne, wenn es nicht extra im Reiseführer steht. Einfach mal da sitzen und schauen, was um mich herum so passiert und wer da so unterwegs ist. Manche haben viel Zeit und schlendern gemütlich durch die Straße, schlecken ein Eis oder machen ein Foto. Andere huschen eilig an mir vorbei, Handy am Ohr oder Aktentasche unterm Arm. Die einen gepflegt und akkurat gekleidet, die andern sportlich und lässig. Ich beobachte die Menschen und überlege, wie es ihnen wohl gerade geht, ob sie traurig oder glücklich, unsympathisch oder nett sind.

Der Reiseführer hat recht. Menschen sind wirklich eine Sehenswürdigkeit. Weil sie so verschieden und einmalig sind. Und weil es der Würde jedes Menschen entspricht, ihn anzusehen, zu beachten und wahrzunehmen. Es tut gut, von anderen gesehen zu werden. An-gesehen zu sein! Das merke ich ja auch bei mir selbst. Wie schön es ist, wenn mich jemand wahrnimmt und sieht, ob ich müde oder auch gut gelaunt bin. Oder wenn ich einen Rat brauche. Oder auch nur so. Wenn das Herz mal ausgeschüttet werden muss. Und ich mit all meinen Eigenheiten trotz allem liebevoll gesehen werde.

Ja, dann erlebe ich am eigenen Leib: Jeder Mensch ist eine Sehenswürdigkeit!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

09AUG2022
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Heute Morgen stecke ich mir eine Handvoll bunter Perlen in die Hosentasche. Sie sollen mir helfen, gut durch den Tag zu kommen. Die vielen erschütternden Nachrichten beuteln mich. Die Welt könnte so schön sein. Wenn nicht eine Krise nach der nächsten den Tag trübt. Der schreckliche Krieg. Das aus dem Takt geratene Klima. Die nicht enden wollende Pandemie. Hinzu kommen die Belastungen aus dem privaten Umfeld. Die Nachbarin, die schwer gestürzt ist. Die Bekannte, die es zuhause nicht mehr ausgehalten hat und ausgezogen ist. Der Streit, der so schnell nicht geklärt werden kann. Die Liste ist lang und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir ein und belastet mich.

Heute will ich dagegenhalten. Und die bunten Perlen in meiner Hosentasche sollen mir dabei helfen. Sie sollen mir helfen, sehr bewusst und aufmerksam durch den Tag zu gehen. Und mich erinnern, das Schöne wahrzunehmen und das, was mir Freude schenkt, zu beachten. So darf immer dann, wenn ich etwas entdecke und bewusst wahrnehme, wenn etwas besonders schön ist, eine Perle von der einen Hosentasche in die andere wandern. Zum Beispiel, wenn ich morgens die Vögel zwitschern höre. Oder mich der Kaffeeduft erfreut, der in der Luft liegt. Das frische Brötchen mit der selbst gekochten Marmelade. Oder die Kinder, die lachend und gut gelaunt mit dem Fahrrad Richtung Freibad fahren. Ja, das gibt es auch neben all dem anderen. Und ich spüre, wie mir das gut tut, darauf zu achten.

Das Wandern der Perlen löst keine Krisen. Aber es stärkt mich in all den vielen Herausforderungen. Ich bin mir sicher, dass heute Abend einige bunte Perlen die Hosentaschenseite gewechselt haben. Bunt schimmern sie dann durch das Grau der Krisen hindurch.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08AUG2022
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Kurz vor ihrem Urlaub kommt meine Kollegin zu mir, legt noch ein paar Briefe und Papiere auf meinen Schreibtisch und sagt fast nebenbei: „Ich möchte, dass du mich morgen segnest.“ Huch! Das kam jetzt aber aus heiterem Himmel. Am nächsten Morgen will sie los. Auf dem Franziskusweg nach Assisi pilgern. Immer wieder haben wir mal darüber gesprochen. Was wohl alles in den Rucksack muss. Welche Schlafmatte leicht und trotzdem bequem ist. Ob die Schuhe gut eingelaufen sind, damit es keine Blasen gibt. Wieviel Kilometer sie wohl jeden Tag schafft und ob die Kondition für die Etappen ausreicht.

Ich hatte den Eindruck, sie ist wirklich gut vorbereitet und hat an alles gedacht. Und dann wünscht sie sich noch den Segen für ihre Pilgerwanderung. Ich freue mich darüber. Denn ich habe in den letzten Wochen gespürt, wie wichtig ihr diese Pilgertour ist. Ganz alleine unterwegs sein. Die Gedanken kommen und gehen lassen und nur für sich selbst verantwortlich sein. Büro und Familie mal eine Zeitlang hinter sich lassen und ein Stück weit vom Weg, vom Unterwegs sein und von der Begegnung leben. Dazu gebe ich gerne meinen Segen. Denn Segnen kommt von benedicere, und heißt so viel wie jemandem etwas Gutes sagen. Zusagen, dass Gott nahe ist.

So war es ein ganz besonderer Moment am nächsten Morgen, als ich die Kollegin gesegnet habe. Ihr zusage, dass Gott sie begleitet und ich ihr wünsche, dass sie das auch erfahren darf. In der Stille. In den Begegnungen. In der Natur. In der Einfachheit. Und auch in den Beschwernissen, die der Weg sicher mit sich bringen wird. Dieser Segen hat uns beiden einfach gutgetan. Auch wenn Sie heute nicht auf eine Pilgerreise losziehen, möchte ich Ihnen dennoch einen Segen für diesen neuen Tag mitgeben:

„Segen komme über dich. Der Segen des Himmels und der Segen der Erde. Fröhliches Lachen, ehrliche Blicke, mutige Worte. Eine starke Hand, eine tröstende Umarmung. Nährendes Brot, friedvolles Leben. Segen komme über dich!“

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Anstöße sonn- und feiertags

07AUG2022
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Kurz vor den Ferien habe ich mit einigen Schulabgängern über ihre Schulzeit gesprochen. Was einfach gut war in den vielen Jahren. Woran sie gerne denken und auch, was sie nicht vermissen werden. Es sind Schüler einer Förderschule, die sehr direkt und meistens spontan aus dem Bauch heraus antworten. Und so ist für Philipp ganz klar: „Das Beste waren eindeutig die Pausen! Da war Zeit für die Freunde und auch mit den Lehrern konnte man mal Quatsch machen.“ Die Pausen, also. Und ich dachte, das aufwendige Zirkusprojekt käme zur Sprache, in dem eine ganze Woche lang jede Menge ausprobiert und gelacht werden konnte. Die Klassenfahrten und Ausflüge. Das Fußballturnier oder die Auftritte mit der Schulband. „Ja“, sagt Philipp, „das war echt auch alles schön, aber das Beste waren die Pausen.“ Er bleibt dabei.

Jetzt in den Ferien ist mir das wieder eingefallen und ich gebe Philipp recht. Auch mir sind Pausen sehr wichtig. Zeiten, die unverplant sind. In denen ich keine Uhr und keinen Kalender brauche. Zeiten zum Abschalten und gerne auch mal zum Quatsch machen. Gerade diese Sommertage wecken in mir den Wunsch nach Pausen. Die gereizte Stimmung in der Gesellschaft. Die aufgewühlte Welt, die uns jeden Tag mit neuen Problemen konfrontiert. Ja, das beschäftigt mich. Ich will mich davon aber nicht ganz gefangen nehmen lassen. Von all den negativen Nachrichten, die uns Tag für Tag überfluten. Pausen sind da wichtig! Pausen für das Schöne und Unbeschwerte.

Auch in der Bibel wird erzählt, dass Jesus immer wieder mal Pausen einlegt. Wenn es ihm zu viel wurde, stieg er auf einen Berg oder fuhr im Boot auf einen See hinaus. Um allein zu sein. Um zu beten. Um Kraft zu sammeln.  So wünsche ich Ihnen ausreichend Pausen für alles, was Sie aufleben lässt – nicht nur heute am Sonntag.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18MAI2022
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In dieser Woche treffe ich mich wieder mit Jugendlichen, die sich auf die Firmung vorbereiten. Die Firmung ist ein Fest, das die jungen Menschen stärken soll. Ihren Glauben und ihr Christsein. Bei unseren Treffen geht es um Gott und die Welt: Wir diskutieren und bedenken. Halten fest, was wertvoll und kritisieren, was längst veraltet ist.

Immer wichtiger wird mir, mit den Jugendlichen gegen Ende eines Treffens das Vater unser zu beten. Und das hängt auch mit meinen Besuchen im Seniorenheim zusammen. Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig, aber wenn ich mit den alten Menschen im Seniorenheim zusammen bin, geht es auch oft um Gott und die Welt. Ich erfahre so manche Geschichte aus früheren Zeiten. Was einfach gut war, was Lebensfreude und Halt geschenkt hat und eben auch, was sie heute vermissen. Und fast immer kommen wir auch auf ihren Glauben und auf Gott zu sprechen. Für viele ist es wichtig, ihren Herrgott mit ins Gespräch zu bringen. Und so verabschiede ich mich so gut wie nie ohne, dass wir vorher ein Vater unser zusammen beten. Das darf einfach nicht fehlen. Und was mich selbst immer wieder bewegt: Wie dankbar, ja gerührt die alten Menschen nach dem Gebet sind. Es rührt sie tief in ihrem Innern. Das Gebet verbindet sie mit ihren Glaubenserfahrungen, verbindet sie mit Gott.

Doch am meisten berührt mich, wenn es demente Menschen sind. Frauen und Männer, die scheinbar kaum noch etwas von ihrem Umfeld mitbekommen. Die die meiste Zeit schlafen und selten Worte finden. Aber wenn ich mit dem Vater unser beginne, das sie von frühester Jugend an kennen, sprechen sie fast immer aufgewacht und klar mit. Und nicht selten fließen Tränen.

Diese Erfahrung versuche ich auch den Firmlingen weiterzugeben: Wie hilfreich es sein kann, wenn wir ein Gebet ein Leben lang zusammen beten können, selbst wenn vieles andere vergessen ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35403
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