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SWR3 Gedanken

28NOV2023
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„Manchmal fühle ich mich einfach nur schwach“, platzt es aus Kerstin heraus. „Klein“, meint eine andere. „Hilflos“, eine dritte Freundin. Wir sitzen beieinander und schwatzen über das Leben, über den Beruf und die Familie, die Stadt und die Gesellschaft. Bis es aus Kerstin rausplatzt - und alle sich einig sind: Ja, wir fühlen uns alle manchmal schwach, klein und hilflos.

Ich glaube, das ist nicht nur ein Gefühl heutiger Zeit, dieses Gefühl gab es schon immer. In der Bibel wird erzählt, dass Gott in den Schwachen stark ist (2. Kor 12). Und da steht eben nicht: „In den Starken ist Gott stark“ – was ja vielleicht naheliegender wäre. Denn wer will schon schwach sein? Wer gibt schon gerne zu, dass er sich hin und wieder klein fühlt? Was soll an Hilflosigkeit stark sein???

Aber ich glaube auch, dass im Schwachen göttliche Kraft steckt, dass dieses „sich manchmal klein fühlen“ eigentlich eine Superpower ist.

Wie schön wäre das Leben, wenn man immer und überall gesund wäre und erfolgreich und dazu noch gut aussehe! Aber ich glaube, es macht einen Menschen erst zu einem Menschen, wenn er merkt, Gesundheit, Schönheit und Erfolg sind nicht selbstverständlich, da spielt viel Glück und Zufall mit. Wichtig ist, sich seiner Schwächen bewusst zu sein.

Und die Superpower ist es dann, aus dem, was man gerade hat, trotz allem etwas Gutes zu machen. Man staunt ja manchmal, mit welcher Kraft man dann doch trotz allem außergewöhnliche, starke und verrückte Dinge tun kann! Dann ist man doch trotz aller Schwachheit stark - oder gerade deswegen?

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SWR3 Gedanken

27NOV2023
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Es ist selten geworden, dass Menschen zu mir als Pfarrerin kommen und um ein seelsorgerliches Gespräch bitten. Aber nun saß er vor mir und erzählte: Von Corona und diesem Gefühl, dass er hat, diesem Gefühl, dass nichts (mehr) sicher ist.

Kaputt und ausgelaugt. So hatte er sich gefühlt. Und er brauchte einige Zeit, um damit fertig zu werden. Ein paar Wochen. Ein paar Monate. Er war immer eine aktive Person. Immer etwas in der Hand, immer etwas am Machen. Natürlich hatte er sich sofort auf eine neue Arbeitsstelle beworben. Auf viele Arbeitsstellen. Viele Bewerbungen. Natürlich gab es Unterstützung vom Staat. Arbeitslosenhilfe. Aber eigentlich wollte er einfach nur einen neuen Job. Nur gute Arbeitsstellen waren schwer zu finden. Ihm wurde entweder gesagt, dass er überqualifiziert sei oder dass er zu wenig Erfahrungen in bestimmten Bereichen hätte. Für manche Jobs war er sowohl über- als auch unterqualifiziert. Es war manchmal absurd.

Und Covid hatte nicht nur seinen Job auf dem Gewissen. Er hatte den Eindruck, mit Covid sind wir nicht einfach nur zurück ins finsterste Mittelalter gefallen, sondern dass mit Covid ein neues, dunkles Zeitalter angebrochen ist. Das ganze moderne Überlegenheitsgefühl brach zusammen. Denn eins stellte er in dieser Zeit fest: Das Leben ist nicht auch nur ansatzweise so sicher, wie er dachte, dass es wäre.

So saß er vor mir, und erzählt mir von seinem zerbrochenen Sicherheitsgefühl, konnte alles rauslassen, was ihn kaputt und fertig machte.

Und während ich ihm zuhörte, kam mir ein Satz aus der Bibel in den Sinn: „Gott ist nahe bei den Menschen, die im Herzen verzweifelt sind. Er hilft denen, die ihren Lebensmut verloren haben.“ (Psalm 34,19)

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SWR3 Gedanken

26NOV2023
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Ich bin quasi neben einem „Revolutionär der letzten Ruhe“ aufgewachsen. Fritz Roth war Bestatter in Bergisch Gladbach. Und durch seine ungewöhnlichen Ideen hat er einige Bekanntheit erlangt. So konnte er auch mal fünfe gerade sein lassen, wenn es darum ging, Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen und Menschen auf ihre eigene Art trauern zu lassen.

Seine Vorschläge für eine moderne Bestattungskultur sind immer noch DAS Gesprächsthema Nummer Eins in unserer Gegend, und ich diskutiere immer wieder mit Freunden und Familie: wie wollen wir unsere Toten beerdigen?

Für meinen Vater ist es eine klare Sache: so ein Friedwald ist genau der richtige Ort für seine letzte Ruhestätte. Meine Schwester findet die Idee total schön, Särge oder Urnen selbst anzumalen.

Ich glaube, es ist wichtig, über den Tod zu reden. Ihn nicht unter den Tisch zu kehren. In der Bibel steht der so wahre Satz: „Lehre mich bedenken, dass ich sterben muss, auf dass ich klug werde!“ (Psalm 90,12)

Wir müssen dringend darüber sprechen, wie unser Ende aussehen soll, unser Sterben. Und das ist nicht makaber, sondern im Gegenteil höchst realistisch und klug, wenn man Vollmachten und Krankenverfügungen ausstellt. Im Krankenhaus, müssen manchmal ziemlich schnell Entscheidungen in Hektik getroffen werden.

Und es ist hilfreich, wenn Angehörige wissen, WIE man beerdigt werden möchte: Sarg oder Urne? Friedhof, Friedwald oder anonym? Mit einem Pfarrer/einer Pfarrerin? Mit einer Klavierspielerin oder einem Trompeter oder eher doch lieber einem Lied vom Band? Blumen oder Spenden?

Wir müssen reden über den Tod. Denn er gehört ja nun mal zu unserem Leben dazu. Das nimmt ihm ein Stück weit den Schrecken.

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SWR3 Gedanken

12AUG2023
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Ich bin ein großer Fan unserer Demokratie! Denn ich glaube an einen Gott, der alle Menschen in ihrer Vielfalt geschaffen hat. In unserer Vielfalt sind wir alle von Gott gleich gemacht – das ist meine christliche Überzeugung.

Deswegen bin ich ein großer Fan unserer demokratischen Grundordnung! Ich bin davon überzeugt, dass Demokratie die beste Art und Weise ist, wie viele verschiedene Menschen in einer Gesellschaft gut miteinander leben können.

Nur: Einfach ist das nicht. Denn wenn ich von etwas überzeugt bin und der andere an etwas anderes glaubt, dann müssen wir einen Kompromiss finden, wie wir beide trotzdem gut zusammen leben können. Nur leider Kompromisse machen niemanden ganz glücklich. Und perfekt ist es nie. Immer wieder muss am Zusammenleben gearbeitet werden, nachgebessert, verändert. Das ist anstrengend.

Und deswegen brauchen wir alle! Damit möglichst viele Menschen gut leben können
Um mal in der Politik zu bleiben: wir brauchen Liberale, die sich für Freiheit einsetzen; wir brauchen Konservative, die gute, alte Werte hochhalten; wir brauchen Sozialdemokraten, die für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen kämpfen; wir brauchen Grüne, die im Namen von Klima, Tieren und Natur „Halt!“ rufen; und wir brauchen so viele mehr, die für ihre Überzeugungen eintreten. Nur so kann Gesellschaft gut gelingen.

Deswegen sage ich hier und heute:
Ein Halleluja für alle, die für unsere Demokratie leben!
Ein Halleluja für alle Politikerinnen und Politiker!
Ein Halleluja auf unsere freie Gesellschaft, auf uns!

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SWR3 Gedanken

11AUG2023
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Schwestern… und Brüder auch… das ist so eine Sache. Wenn sich Geschwister verstehen, dann muss man fast dankbar sein, denn selbstverständlich ist das nicht. Wenn sich Geschwister verstehen, dann haben sie Glück.

Realität ist leider oft auch: Neid und Eifersucht, Fragen nach Gerechtigkeit und ein Buhlen um Liebe und natürlich der ewige Streitpunkt Geld. Und ich befürchte, das war schon immer und überall so.

In der Bibel wird berichtet, dass selbst Jesus ein, ich sage mal vorsichtig: distanziertes Verhältnis zu seinen Geschwistern hatte. „Wer sind meine Mutter und meine Brüder?“, fragt Jesus und zeigt auf seine Freunde und die, die um ihn saßen: „Das sind meine Mutter und meine Brüder.“ (Markus 3,31ff)

Annerose lag im Sterben. In ihren letzten Wochen hatte sie so eine Art Tagträume und rief immer wieder nach ihren Schwestern. Diese Schwestern hatten sich schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesprochen, geschweige denn gesehen. Aber sie kamen, setzten sich sofort in Busse und Bahnen, nahmen den langen Weg auf sich. Und waren erschrocken, ihre kleine Schwester so auf dem Sterbebett zu sehen. Und Annerose sagte zu ihren Schwestern einen ganz wunderbaren Satz: „Ich wusste gar nicht, wie sehr ich euch vermisst habe.“ Ich glaube, diesen Satz wird die Familie so schnell nicht mehr vergessen.

- Und an diesen Satz denk ich, wenn ich von Streit unter Geschwistern höre: „Ich wusste gar nicht, wie sehr ich euch vermisst habe.“

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SWR3 Gedanken

10AUG2023
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„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Dieser kleine, sehr wahre Satz steht in der Bibel (1. Mose 2, 18) „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ – wird gerne auf kirchlichen Trauungen gelesen.

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Das ist nicht nur ein wichtiger Satz für Lebenspartnerinnen und Ehemänner. Sondern auch für die eigenen Kinder oder Nichten und Neffen oder die Nachbarskinder. Wichtig für Familie und Verwandte. Das gilt für Nachbarn und Kollegen. Für entfernte Bekannte und enge Freunde. Wichtig ist, dass der Mensch nicht allein ist.

Nicht alleine zu sein, also in Gemeinschaften zu leben, ist aber auch immer ein bisschen schwierig. Wenn Menschen beisammen sind, kommt es natürlich auch zu Zank und Streit. Aber halt auch zu Versöhnung, Trost und Vertrauen, zu echter Freundschaft.

 „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Manchmal kann ich dem Satz auch gar nicht zustimmen. Manchmal brauche ich das: die Tür hinter mir zumachen. Manchmal braucht man Zeiten der Ruhe und des Alleinseins. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass der Satz - aufs Ganze gesehen - wahr ist.

Das Einzige: ich muss aktiv werden. Denn ja, es ist einfacher auf dem Sofa vorm Fernseher sitzenzubleiben. Aber gut ist es, wenn man sich mal vors Haus setzt und Schwätzchen mit den Nachbarn hält. Gut ist es auch, wenn man den Kollegen mal fragt: Geht’s?

Es ist gut, wenn man mit anderen zusammen Fußball spielt oder gemeinsam Flammkuchen backt oder ins Kino geht oder… denn: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ 

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SWR3 Gedanken

09AUG2023
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Wie bist du zum Glauben gekommen? Und: Waren deine Eltern gläubig? Das waren die ersten Fragen von Chiara an mich. Meine vierzehnjährige Nachbarin Chiara sollte jemanden interviewen, der an Gott glaubt. Das war das Projekt ihrer Religionsklasse. Praktisch, dass ich, eine Pfarrerin, in der Nachbarschaft wohne. So haben wir uns zusammengesetzt, sie hat ihre Aufnahme gestartet und los ging es mit den Fragen.

Gegen Ende stellte sie dann noch eine Frage, die ihr besonders am Herzen liegt: Wie steht der Glaube eigentlich zu den Naturwissenschaften?

Wusstest Du, frage ich Chiara, dass es in der Bibel gleich zwei unterschiedliche Schöpfungsgeschichten gibt, aus unterschiedlichen Epochen und von unterschiedlichen Menschengruppen niedergeschrieben?

Warum?, fragte sie mich erstaunt.

Vielleicht um zu zeigen: Es sind Geschichten, wir wissen nicht genau, wie die Welt und die Menschen entstanden sind, und jede Geschichte hat ihr Stärken und Schwächen. Die Geschichten sind geschrieben, um eins zu zeigen: Gott hat uns geschaffen, wie auch immer. Und: Gott war ganz am Anfang und Gott ist ganz am Ende und dazwischen auch.

Für mich ist es völlig unproblematisch, das mit einer naturwissenschaftlichen Erklärung der Entstehung der Welt zu vereinbaren. Ich bin dankbar dafür, dass wir die Entstehung der Welt und so viel anderes durch die Naturwissenschaften erklären können. Und genieße, was für Annehmlichkeiten wir durch die Naturwissenschaften haben.

Aber das naturwissenschaftliche Weltbild hat sich absolut gesetzt – und das ist meiner Meinung nach nicht gut. Denn unser Wissen hat Grenzen: es gibt Dinge, die wir noch nicht verstehen, es gibt Dinge, die wir nie verstehen werden. Und diese Erkenntnis macht mich dankbar und demütig. Dankbar, dass wir die Naturwissenschaften haben. Aber alles andere lege ich demütig in die Hände Gottes. Das ist mein Glaube.

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SWR3 Gedanken

08AUG2023
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Lesbisch sein – d.h. in unserer aufgeklärten Gesellschaft immer noch und bis heute Anfeindungen ausgesetzt sein, dummen Witzen, manchmal auch regelrechtem Haß.
Lesbisch und Pfarrerin sein – das ist verschärfte Diskriminierung, weil einem von manchen Christen abgesprochen wird, was einem heilig ist: „So, wie du bist, bist Du Gott nicht recht.“

Und genau darüber hat Sibylle Biermann-Rau ein Buch geschrieben. Angenehm unaufgeregt schreibt sie über Worte und Beschlüsse der Kirche in den letzten Jahren und deren Auswirkungen auf ihr Leben als lesbische Pfarrerin.

Jetzt ist die große Frage: Wen interessierts?!? Man könnte ja das jetzt einfach abtun: ist ja wirklich das Problem einer kleinen Minderheit.

Lesbische Frauen gibt es nicht so viele, lesbische Pfarrerinnen gibt es noch weniger.
Und trotzdem. Mir ist ihre Geschichte wichtig. Schon als Kind habe ich mich instinktiv auf die Seite derer geschlagen, die von den anderen gehänselt und gemobbt wurden.

Und ich glaube an einen Gott, der es zu seinem Grundsatzprogramm gemacht hat, Anwalt für die zu sein, die von der Gesellschaft ausgegrenzt, entrechtet und angefeindet werden.

Und mit solchen Geschichten wird die Frage durchgespielt: in welcher Gesellschaft will ich leben? Wie eine Gesellschaft ist und wie sie sein möchte, entscheidet sich daran, wie wir mit denen umgehen, die von ihren Mitmenschen gerne an den Rand gedrängt werden.

Für mich ist das auf jeden Fall eine Gesellschaft, in der Sibylle Biermann-Rau einen festen Platz als lesbische Pfarrerin hat.

→ Sibylle Biermann-Rau „Pfarrerin mit Frau – Eine (un)mögliche Geschichte“

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SWR3 Gedanken

07AUG2023
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Xenia ist selig! Die Ferien sind gerettet. Wegfahren in den Urlaub geht nicht, haben ihr ihre Eltern erklärt, kein Geld. Aber jetzt ist Xenia für zwei Wochen Tierpflegerin: sie passt auf die Tiere der Nachbarn auf, während die im Urlaub sind. In kürzester Zeit ist sie Expertin für Meerschweinchen und Wellensittiche, Fische und Katze.

Und dann ist ja noch das Gütle! Xenia ist nämlich verantwortlich für die Tomaten. Unter ihren grünen Händen wachsen die Tomaten in Massen. Und Xenia liebt es, mit ihrer sizilianischen Oma stundenlang, also wirklich: stundenlang Tomatensauce einzukochen. Es gibt nicht leckereres als Tomatensauce mit Spaghetti, ein bisschen Sommer und Sonne im Teller. Also. Ihre Ferien sind gerettet, Xenia ist selig!

Am Anfang der Sommerferien gibt es in der Kirche, in der ich Pfarrerin bin, immer einen ganz besonderen Gottesdienst: jede und jeder bekommt einen Sommersegen zugesprochen. „Gott stärke dich, Gottes Geist erfülle dich, geh deinen Weg in Freude.“ Als ich Xenia segne, flüstert sie mir zu: „Ich freue mich jetzt schon!“

Ich wünsche allen viel Freude in dieser Sommerzeit! Ob zuhause oder unterwegs. „Gott stärke dich, Gottes Geist erfülle dich, geh deinen Weg in Freude“!

Tipps für Ferienfreude zuhause:
Mit Freunden und Nachbarn ein Sommerfest feiern.
Leute besuchen z.B. die Oma oder den alten Mann in der Nachbarschaft.
Sommermode selbst batiken.
Jongliermeister*in oder eine Eins im Tischtennis werden oder…
Eine Nacht draußen, unter Sternenhimmel schlafen. Ich bin sicher, es kommen noch ein paar regenfreie!
Ein richtig gutes Buch lesen, z.B. Völlig messchugge?! von Andreas Steinhöfel.

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SWR3 Gedanken

06AUG2023
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Lieber nichts riskieren! Bloß keine Veränderungen… Das gab es doch noch nie! Es gibt da eine ziemlich krasse Geschichte in der Bibel, die auf eine eher abenteuerliche Art und Weise erzählt, von Neuanfängen, von ungewöhnlichen Methoden und vom Weiterdenken.

Jesus spuckt auf den Boden, macht eine Paste aus Spucke und Dreck, schmiert sie einem blinden Mann auf die Augen und siehe da, der kann wieder sehen. Aber dann erst geht die Geschichte eigentlich los: denn die Familie und die Nachbarn finden das gar nicht lustig. Sie reagieren nach dem Motto: was nicht sein kann, das nicht sein darf. Der Ex-Blinde ist gar nicht mehr er selbst, überhaupt ist er an allem schuld, und da es keine gute Erklärung für das Wunder gibt, wird der Ex-Blinde aus der Gemeinschaft halt rausgeschmissen.

Mich erinnert das an meinen Beruf. Wenn da mal ein Wunder passiert, jemand eine Idee hat, die total anders ist und das bisherige in Frage stellt, oder wenn ein glücklicher Zufall passiert, der die Karten neu mischt und einen etwas anderen Neuanfang in Aussicht stellt – dann, ja dann höre ich ganz oft: „Das gab es ja noch nie!“ Und dann ist klar: es soll doch bitte alles schön beim Alten bleiben. Jemand mit einer kreativen Idee wird als Gefahr wahrgenommen

Aber auch im Privatleben passiert es: ein Neuanfang?! Um Gottes Willen, dann doch lieber in dem Elend bleiben, das man kennt! Lieber nichts riskieren.

Ich glaube, es ist menschlich, Neuem gegenüber erst einmal misstrauisch zu sein. Vielleicht aber sollten wir es so machen, wie der ehemals blinde Mann in der Bibel: Vertrauen. Vertrauen darauf, dass es auch anders geht. Und ab und zu auch mal auf die hören, die mit ungewöhnlichen Methoden um die Ecke kommen. Gott sei Dank gibt’s die Menschen ja auch!

→ Johannes 9.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38179
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