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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Bis Mitternacht saß ich neulich am Küchentisch mit meinem Versicherungsberater. Stundenlang haben wir über Verträgen, Kleingedrucktem und Zahlenkolonnen gebrütet. Damit ich für den Fall der Fälle abgesichert bin.
So viele Pläne, Sicherheitskonzepte und Vorsichtsmaßnahmen. Immer ging es nur um mich, mich, mich. Falls meine Wohnung abbrennt, falls meine Rente nicht reicht, falls ich berufsunfähig werde. Klar, treffen kann es jeden. Aber hilft es wirklich für alles vorzusorgen? Ein Blick in die Zeitung holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn spätestens, wenn ich über die Situation in anderen Ländern lese, wird mir wieder klar: Es geht mir wirklich gut. Kaum ein anderes Land der Welt ist so reich wie Deutschland. Bei uns können Menschen ohne große Gefahren leben und alt werden. Ich also auch. Trotzdem gehört es zu meiner Verantwortung selbst vorzusorgen. Aber wenn mein Denken und Handeln nur noch um mich selbst kreist, dann läuft etwas schief. Und wenn ich Jesus in der Bibel richtig verstehe, ist das auch gar nicht nötig.
 „Sorgt euch vor allem um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem anderen versorgen."
Gottes neue Welt. In der soll es keine Einsamen mehr geben, keine Traurigen und Hoffnungslosen. Keine Kinder, um die sich niemand kümmert. Keine Sterbenden, die alleine bleiben. Armut, Ungerechtigkeit und Krieg sollen beseitigt werden. Dort soll Frieden herrschen und alle sollen genug zum Leben haben, Menschen und Tiere, die ganze Natur. Bis diese neue Welt da ist, muss noch viel passieren. Aber wenn ich mich um sie sorge, merke ich: meine eigenen Sorgen sind plötzlich nur noch halb so groß. Weil es mir auf einmal viel wichtiger ist, dass ein Hauptschüler dank meiner Unterstützung endlich einen Ausbildungsplatz gefunden hat oder dass eine Freundin in ihrer Krise neuen Lebensmut bekommt, weil ich sie regelmäßig anrufe. Es macht unglaublich viel Freude, solche Veränderungen mitzuerleben. Oft habe ich erlebt, dass ich dabei mehr zurückbekommen habe, als ich selbst geben konnte: Dankbarkeit, Liebe, Kontakte, neue Perspektiven. Ja, ich glaube das wirklich: Gott versorgt uns mit allem, was wir brauchen, wenn wir uns um seine neue Welt sorgen.  

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Trau Dich! Die Plakate für die Hochzeitsmesse hängen überall in der Stadt.
Hunderte Paare werden der Aufforderung folgen und heute dorthin strömen. Aufgeregt, gespannt und neugierig. Sie suchen nach dem schönsten Kleid, nach Ringen, nach der perfekten Dekoration und DEM Ort für die Feier an ihrem „schönsten Tag des Lebens". Ich finde es toll, wenn zwei Menschen sich trauen und ganz offiziell ja zueinander sagen. Ich selbst habe es auch schon getan. Der Tag, die Trauung, die Feier - alles war toll und spannend, aber auch sehr, sehr anstrengend. Vor allem die Vorbereitung! Monatelang haben wir geplant und organisiert, gerechnet, gesucht, dekoriert und uns Gedanken gemacht. Und trotzdem bleiben die Sorgen: Klappt alles? Was, wenn es regnet, wenn einer von uns krank wird, werden die Gäste sich wohlfühlen? Eine Hochzeit ist eine große Sache. Aber auch eine Wunderschöne.
Trau Dich! Das Plakat für die Hochzeitsmesse und die Bibel haben einiges gemeinsam. Beide werben für eine Hochzeit. Denn ja, auch im Himmel wird eine Hochzeit stattfinden, lese ich da. Diesmal aber ohne Planungsstress, Sorgen vor zu hohen Kosten und Ärger mit der Verwandtschaft. Und das Beste ist: Alle sind eingeladen! Egal, ob wir jemals verheiratet waren oder nicht. Der Termin ist noch nicht bekannt. Aber ich bin mir sicher: Sie kommt! Und ich freue mich heute schon darauf. Auf ein rauschendes Fest ohne Ende, auf fröhliche Gäste, Jubel, Trubel, ein Festessen und große Gefühle. Die Bibel macht nur vage Andeutungen, aber schon die sind vielversprechend. Dieses Fest wird schöner als alles, was wir uns heute vorstellen können! Wer mitfeiern will, muss nur eine einzige Bedingung erfüllen: Er muss Jesus sein Ja-Wort gegeben haben. Ja, ich glaube, dass du mich liebst. Ja, ich vertraue darauf, dass du mir Gutes willst und mir meine Schuld vergibst. Ja, ich will, dass du zu meinem Leben gehörst. Gott hat uns sein Ja-Wort durch Jesus schon längst gegeben. Bevor wir auf der Welt waren, bevor wir auch nur über ihn nachdenken konnten hat er sich für uns entschieden. Jetzt wartet er auf unsere Antwort. Trau Dich! Der schönste Tag unseres Lebens, der kommt erst noch!

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Mein Sofa, mein Bett, meine Lieblingstasse. Vertraute Gerüche und Geräusche. Hier bin ich zuhause, hier geht's mir gut. Letztes Wochenende war ich auch „zuhause", in meinem Heimatort. Wenn meine Oma von „bei uns zuhause" erzählt, dann meint sie den Ort, in dem sie aufgewachsen ist. Vor über 60 Jahren ist sie von dort geflohen und sie war seitdem auch nicht mehr da. Trotzdem ist es ihr Zuhause geblieben. Sie strahlt, wenn sie davon erzählt. Zuhause, was ist das eigentlich? Was ist es für Sie? Ihre Wohnung, der Ort wo Sie Blumen gießen und abends erschöpft den Schlüsselbund aufs Regal werfen? Oder die Familie, liebe Freunde, oder eine faszinierende Aufgabe?
Ich bin gespannt, wann ich wieder umziehen muss. Neuer Job, neue Stadt, vielleicht sogar ein neues Land. Flexibel und mobil sein, das erwartet man heute von uns. Aber kein Grund zum Jammern, Jesus hat von seinen Anhängern damals noch viel mehr gefordert. Sie sollten wirklich ALLES zurücklassen. Ihre Arbeit, sogar ihre Familien, alle Verpflichtungen. Und vollkommen frei sein, für ihre Aufgabe, so wie er selbst. Ohne Zuhause, aber nicht heimatlos. Jesus wusste genau, wo er hingehört. Schon als Zwölfjähriger. Auf einer Reise geht er verloren. Tage später finden ihn seine Eltern im Tempel in Jerusalem wieder. Als wäre es das Normalste der Welt, diskutiert er dort mit den Schriftgelehrten. Seine Mutter, mit den Nerven am Ende, stellt ihn zur Rede. Und er antwortet ganz cool: Warum habt ihr mich denn gesucht? Es ist doch klar, dass ich hier bin, im Haus von meinem Vater."
Jahre später, kurz vor seinem Tod spricht Jesus noch einmal sehr deutlich über sein Zuhause. Er sagt: „Habt keine Angst. Vertraut Gott und vertraut mir. Ich werde dorthin gehen, aber wiederkommen. Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Dort bereite ich alles für euch vor. Und dann komme ich wieder und hole euch. Dann seid ihr dort, wo ich auch bin." Tür an Tür mit Jesus. Das ist uns versprochen. Wann der Umzug sein soll? Keine Ahnung. Aber es wird definitiv unser letzter sein. Ohne Kistenpacken, Umzugschaos und Eingewöhnungs-Schwierigkeiten. Sehr tröstlich, finde ich. Wie man dorthin kommt, das hat Jesus seinen Jüngern gegenüber auch noch mal betont: „Ich bin der Weg. Nur durch mich könnt ihr zum Vater kommen." Er bringt uns nicht irgendwohin, sondern nach Hause.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Neues Jahr, neues Motto. Klar, haben auch die Christen eins. Die Jahreslosung aus der Bibel. Die für 2011 haben Sie vielleicht schon gehört: Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem. Mir klingt das fast ein bisschen zu platt. Nach schwarz und weiß, Engelchen und Teufelchen. Sollte die Welt so einfach sein und wenn ja, auf welcher Seite stehe ich? Klar, will ich auch zu den „Guten" gehören. Wenigstens solange, bis jemand einen fiesen Kommentar auf meine Kosten macht. Und dann? Pampe ich natürlich sofort zurück. Man kann sich doch nicht alles gefallen lassen! Der andere hat mich schließlich provoziert. Schon wird aus meiner weißen Weste ein hässliches schmuddelgrau. Ob ich will oder nicht, „Böses" begegnet mir auch in meinem Leben. Böse Blicke, gemeines Getratsche hinter meinem Rücken, vielleicht auch Mobbing. All das meint der Lebenshilfetipp aus der Bibel vermutlich, mit dem Bösen. Aber wie überwindet oder besiegt man das? In dem großen Mietshaus, in dem ich wohne, versuchen es manche Nachbarn über Zettel im Hausflur. Ein Nachbar hat sich da beschwert, jemand hätte seine Pflanzen im Flur kaputt gemacht. Vergiftet sogar. „Wir wissen, wer das war", steht auf dem Zettel. Dahinter viele Ausrufezeichen. Man kann dem Bösen in aller Offenheit drohen. Aber, hilft das? Wochen später, ein anderer Zettel. Diese Nachbarin schreibt: Ich bin enttäuscht, wie in meiner Wahlheimat Konflikte ausgetragen werden. Wenn Sie, sehr geehrter Herr Nachbar, etwas gegen mich oder meine Familie haben, kommen Sie bitte direkt auf uns zu, statt uns anonym bei der Hausverwaltung anzuschwärzen. Wir laden Sie auch gern zum Essen ein, dann können Sie selbst probieren, wie toll das schmeckt, was ihnen bisher so stinkt. Darunter, keine Drohung, sondern ein Name. Respekt. So könnte es gehen, mit der Überwindung des Bösen. Das Böse nicht mit gleicher Münze zurückzahlen, sondern selbst nach einer Ohrfeige immer noch nach dem Guten suchen, nach einer Lösung. So weit ihr es in der Hand habt, versucht friedlich mit all euren Mitmenschen zu leben. Das steht, wenn man weiter liest, auch noch in dem Jahresmottoabschnitt der Bibel drin. Nicht, weil Christen sich alles gefallen lassen müssten. Aber Böses mit Bösem besiegen, das funktioniert nicht. Rache und Vergeltung sollen wir getrost Gott überlassen. Und uns darin üben, das Gute zu tun. Versöhnung anzubieten. Ich wüsste brennend gern, ob der Nachbar die Einladung zum Essen angenommen hat.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Amerikaner müsste man heute sein. Die meisten von ihnen müssen heute nämlich nicht arbeiten, sondern könnten zumindest gemütlich ausschlafen. Heute ist „Martin Luther-King-Tag", ein staatlicher Feiertag. Er erinnert an den Mann, der als Pastor und Bürgerrechtler unermüdlich gegen den Rassismus und die soziale Unterdrückung gekämpft hat. Am Samstag wäre er 82 geworden. Leider war er nicht mal halb so alt, als er erschossen wurde. Ein großes Ziel hat er trotzdem noch erreicht: die Rassentrennung in den USA wurde 1964 per Gesetz aufgehoben. Deshalb steht Martin Luther King für viele in einer Reihe mit Mutter Teresa und Mahatma Gandhi. Martin Luther King hat laut geträumt. Von einer gerechten Welt, in der Menschen aller Nationalitäten, Hautfarben und Religionen friedlich und fair miteinander umgehen. Ein Traum, der sich bis heute nicht erfüllt hat, im Gegensatz zu vielen anderen: Deutschland ist wiedervereint, Frauen und Männer haben gleiche Rechte, wir können viele schwere Krankheiten heilen... Der Mensch kann so viel, wenn er will. Aber in Sachen Frieden, Gerechtigkeit oder Rassismus, da sind wir nicht viel weiter. Ist das Schicksal oder einfach nur unser Egoismus? Die Angst, dass der andere ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen könnte als ich, die gab es schon immer. Martin Luther King hat den Amerikanern damals klar gemacht: „So kommen wir nicht weiter. Wir müssen umdenken, uns endlich wie Brüder behandeln!" Das hat er von Jesus gelernt. Schon der hat gesagt:„Wer von euch der Größte, der Anführer sein will, der soll den anderen dienen!" Anderen dienen, das klingt auf den ersten Blick nicht wirklich verlockend und das wusste auch Martin Luther King. Trotzdem hat er diese Worte von Jesus weitergegeben. Und noch hinzugefügt: „Jeder von euch kann groß und bedeutend werden - denn jeder kann dienen." Viele hunderttausende Amerikaner machen damit heute Ernst, am Martin-Luther-King-Day. Statt auszuschlafen arbeiten Kinder und Erwachsene einen Tag lang freiwillig. Sie legen im Stadtpark neue Beete an, renovieren Kindergärten oder starten einen Chor im Altersheim. Viele der Projekte bleiben keine Eintagsfliegen, sondern haben sich zu Dauerbrennern entwickelt. Warum? Weil Dienen offensichtlich auch Spaß macht. Und die Welt verändert, uns eingeschlossen.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Nach zwei Wochen ist das neue Jahr längst nicht mehr neu. Dafür ist der Kalender noch recht leer. Das fühlt sich gut an. Meine guten Vorsätze für 2011 fühlen sich leider nur noch schwach an. Mehr Sport, besseres Zeitmanagement im Job, endlich die Briefe schreiben, die schon seit Monaten auf Halde liegen... Vielleicht teilen Sie mein Leid. Abnehmen und mehr Zeit für die Familie, das sind die typischen guten Vorsätze der Deutschen. Leider werden sie nur selten umgesetzt, Frust ist vorprogrammiert. Von wegen, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne! Ich spüre vor allem Druck und ein schlechtes Gewissen. Jetzt hat es schon zwei Wochen lang nicht geklappt, ist dann nicht alles zu spät? Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler im Nachkriegsdeutschland soll gesagt haben: „Man darf niemals „zu spät" sagen. Es ist immer Zeit für einen neuen Anfang".
Eigentlich muss mir das kein Adenauer sagen. Trotzdem scheitere ich an diesem Punkt immer wieder. Denn alles soll bitte sofort neu und anders sein. Die kleinen Schritte in die richtige Richtung übersehe ich meistens:
Zum ersten Mal wieder mit dem Fahrrad ins Büro gefahren z.B. 20 min, nichts weltbewegendes. Aber ein Anfang, der sich gut anfühlt! Oder, der erste Brief nach Monaten, an einen alten Freund. Mit vielen Entschuldigungen, aber endlich abgeschickt! Oder wenn ich in einem stillen Moment vor Gott endlich laut ausgesprochen habe, was mich schon viel zu lange belastet hat. Danach kann ich viel entspannter und gelöster weitermachen. Auch noch im März oder im August. Gott ist ohnehin ein Experte für Neuanfänge. Vor ihm muss ich mich nicht genieren, wenn ich mal wieder eingeknickt bin. Zu faul, zu müde, zu ängstlich. Er weiß ja, warum es mir so geht. Und im Gegensatz zu mir selbst, erwartet Gott keine Wunder von mir. Stattdessen bietet er an: Ich begleite dich. Ich will dich motivieren, stützen und wieder aufrichten. Und dir helfen, die kleinen Veränderungen in deinem Leben wahrzunehmen. Dich über sie zu freuen und sie wachsen zu lassen. Erinnern Sie sich, wo Sie noch vor einem Jahr standen, mit Ihren Plänen und guten Vorsätzen? Bevor Sie Ihren alten Kalender wegschmeissen, blättern Sie ihn doch noch mal durch. Für mich war das oft Aha-Moment und Ermutigung zugleich. Oder, wie es der dänische Theologe und Philosoph Sören Kierkegaard beschreibt: „Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts."

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Feste muss man feiern wie sie fallen. Und im Sommer fallen sie ständig.
An jeder Ecke ein Stadtfest, eine Hocketse oder private Grillpartys.
Wenn der Duft von Nachbars Grill wieder über den Gartenzaun zieht, müsste man sich dort einfach mal selbst einladen. Man müsste mal...aber wer macht das schon? Das wäre doch zu dreist, irgendwo anzuklopfen und zu fragen: „Hallo, könnte ich heute vielleicht bei Ihnen mitessen?" Ich kenne nur einen, der sich das getraut hat. Jesus! Klar, als Wanderprediger war er ständig unterwegs, bestimmt hatte er wenig Gelegenheit in Ruhe zu kochen und zu essen. Aber essen war schon damals viel mehr, als pure Nahrungsaufnahme.
Wo Menschen gemeinsam essen und trinken, da wird es sehr persönlich. Man kommt sich nahe, ins Gespräch, man teilt das Essen, reicht sich die Soße weiter. Essen verbindet.
Deshalb essen Freunde oder Geschäftspartner miteinander, verabreden sich Frischverliebte zum Candlelightdinner. Und Jesus? Geht auf einen wildfremden Mann zu, den die ganze Stadt als Finanzbetrüger kennt, den sie deswegen hasst und meidet und sagt ihm ins Gesicht: „Hallo Zachhäus, ich würde heute gern zu dir zum Essen kommen, geht das?" Zachhäus muss völlig perplex gewesen sein. Natürlich hat er schon einiges über diesen Jesus gehört. Dass er Wunder bewirken kann, dass er Kranke gesund macht und dass er den Frommen ein Dorn im Auge ist. Auch ein Außenseiter, dieser Jesus, wird er gedacht haben. Aber warum will er ausgerechnet zu mir und woher kennt er meinen Namen? Egal, Zachhäus freut sich riesig. Na klar kann Jesus bei ihm essen! Aber er spürt auch das Getuschel hinter seinem Rücken: „Ausgerechnet zu diesem Kriminellen geht Jesus, weiß er denn, was er da tut?" Jesus weiß es genau. Wo er sich einlädt, lädt er auch Menschen ein, ihr Leben zu überdenken. Aber zuerst ist er einfach nur da, schenkt dem, bei dem er doch eigentlich zu Gast ist, seine volle Aufmerksamkeit und Zeit. Zachhäus ist nach dieser Begegnung ein anderer. Er verspricht, den angerichteten Schaden auszubügeln, sogar sein Leben will er komplett ändern. Und das alles, nur durch ein gemeinsames Essen? Das bekannte Tischgebet ist für mich die Lösung: „Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast und segne was du uns bescheret hast." Wo Menschen echte Gemeinschaft und gute Gespräche erleben, da ist Gott mittendrin. Da berührt und verändert er Menschen. Gucken Sie doch mal, wer bei Ihrem nächsten Grillfest am Zaun steht.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Feste muss man feiern wie sie fallen. Und im Sommer fallen sie ständig.
Wer mal ein paar Feste hintereinander erlebt hat merkt schnell: zu einem gelungenen Fest, gehört ganz entscheidend ein guter Gastgeber. Einer, der sich wirklich um seine Gäste kümmert, der auch im größten Gewühle noch den Überblick behält: hat jeder genug zu trinken, zu essen, fühlen sich alle wohl? Je nachdem wie viele Gäste man hat, kann das ein richtig anstrengender Job werden. Aber deshalb feiert man ja auch nicht täglich. Außer man heißt Gott. Ich habe neulich eine nagelneue Bibelübersetzung geschenkt bekommen und darin stand: „Gott ist mein Dauergastgeber, er führt mich zu einer All-you-can-eat-Bar". Also zu einem Büffet, von dem ich essen kann, so viel ich will. Sie kennen die Bibelstelle vielleicht in einer klassischeren Übersetzung: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser..."Das ist eine der bekanntesten Bibelstellen überhaupt, der Psalm 23 von König David. Auch wenn die zweite Version vielleicht die geläufigere ist, sie meint eigentlich nichts anderes als die Sache mit dem Dauergastgeber. David hat die Erfahrung gemacht: Gott will sich um mich kümmern, nicht nur dann, wenn gar nichts mehr geht, sondern einfach immer! Er speist mich nicht mit einem Schnellimbiss zwischen Tür und Angel ab, sondern nimmt sich Zeit für mich, er schenkt mir seine volle Aufmerksamkeit. Als wäre ich sein einziger Gast. Dazu gehört auch Großzügigkeit. „Du schenkst mir voll ein", schwärmt David. Ich sehe ein Glas vor mir, das fast überschwappt. Gott spart nicht an uns, im Gegenteil. Er hat Freude daran, uns zu verwöhnen. Und offensichtlich keine Angst davor, dass seine Gäste zu einem überkandidelten, dekadenten Partyvolk werden. Die Lösung ist relativ einfach: Wer einmal gemerkt hat: „Gott versorgt mich wirklich mit allem, was ich brauche!" Der gewinnt Sicherheit und verliert die Angst, selbst zu kurz zu kommen. So kann er selbst zu einem großzügigen Gastgeber für andere werden. Und für sich selbst entdecken: Mein Leben ist in Gottes Augen ein Fest. Ich darf mir trotz aller Arbeit, allem was mich vorwärts drängt, auch mal Zeit für Genuss und Muße lassen. Mich bewusst hinsetzen für einen Kaffee, einen Bus vorbeifahren lassen, statt ihm nachzurennen. Gott ist ein perfekter Gastgeber. Sein Büffet findet sich immer irgendwo in meinem Alltag.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Feste muss man feiern wie sie fallen. Und im Sommer fallen sie ständig.
Wenn ich selbst zu Festen eingeladen werde freue ich mich sehr, aber selber einladen, finde ich ja noch viel spannender. Wen lade ich ein und überhaupt: wie viel Besuch traue ich mir zu...habe ich genug Platz für alle und was wird mich das kosten? Was mache ich, wenn nur wenige kommen? Unangenehm wäre es auf jeden Fall.
So wie bei dem Mann, von dem Jesus erzählt. Er hat ein rauschendes Fest geplant und dazu großzügig eingeladen. Dann ist endlich alles soweit: die Tische gedeckt, das Essen fertig, die Kerzen brennen. Aber kein einziger Gast ist da. Also schickt der Mann einen Freund los. Er soll den Gästen sagen: Bitte kommt, wir wollten doch feiern! Aber die haben plötzlich alle fadenscheinige Ausreden: der eine hat ein neues Haus, der Zweite nur Augen für seine neue Frau und auch der Dritte hat wichtige Geschäfte zu erledigen. Entschuldigung, irgendwas ist ja immer. Als der Gastgeber das hört, wird er wütend. Die Party fällt nicht aus, entscheidet er und schickt seinen Freund noch einmal los: „Geh in die Stadt, zum Bahnhof und in die Unterführungen und lade sie alle ein: die Obdachlosen, die vom Leben enttäuschten, die Punker und schrägen Gestalten. Dann feiern wir mit ihnen!" Viele von ihnen kommen, aber weil immer noch viele Plätze frei sind, schickt er den Freund noch einmal: „Geh auf die Landstraßen und zu den Autoraststätten. Und hol sie alle...jeden, der dir über den Weg läuft, bring her. Es soll rappelvoll werden. Nur die ursprünglich eingeladenen Gäste, die bleiben draußen."
Ein bisschen überempfindlich, der Gute? Es ist Gott, von dem Jesus hier spricht. Sein Fest ist das Leben mit Ihm, in seiner Nähe. Und das schon jetzt, hier auf der Erde. Das zu verschieben geht einfach nicht. Dieses Fest hat absoluten Vorrang! Und jeder Eingeladene muss selbst entscheiden, wie wichtig ihm das ist. Denn Wohnungen, Beziehungen und Jobs, die werden uns immer beschäftigen. Und damit auch von Gott fernhalten. Das Leben mit Gott kann aber nicht das Sahnehäubchen obendrauf sein, ein nettes Extra, falls gerade nichts Besseres anliegt. Es soll die Basis für alles sein, was wir tun. Gott wünscht sich, dass wir seine Einladung ohne ein „vielleicht" annehmen. Sondern mit einem „unbedingt"!

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Feste muss man feiern wie sie fallen. Und im Sommer fallen sie ständig.
Musstest du gestern wieder feiern? Hat mich neulich eine Kollegin grinsend gefragt, als ich montags kleine Augen hatte. Jein. Ich wollte, aber ein bisschen müssen war auch dabei. Denn obwohl alles perfekt organisiert war, tolles Essen, viele Gäste, wunderschöne Dekoration, war das Fest selbst eine blutleere und oberflächliche Angelegenheit. Schade. Was macht ein richtiges Fest, richtiges Feiern eigentlich aus, hab ich mich da gefragt? Die schönsten, lebendigsten Feste, die ich bisher erlebt habe, waren nicht unbedingt die am besten Organisierten. Aber die Freude und das Herzblut dabei war echt und natürlich der Anlass: eine Hochzeit, Geburtstage, bestandene Prüfungen oder ein Umzug. Entscheidende Wegmarken im Leben. Auch Dankbarkeit hat eine große Rolle gespielt. Der Rückblick auf das was war und das Bewusstsein „selbstverständlich ist das nicht" hat die Freude, das Mitfreuen, oft noch verdoppelt.
Feste, die wir ganz bewusst feiern, können eine echte Lebenshilfe sein.
Weil sie Abstand zum Alltag verschaffen und trotzdem den Blick auf ihn zurück lenken. Wie von einer Insel mit Ausblick auf den Heimathafen. Besonders gutes Essen, festliche Kleider, Musik und Geschenke sind nur äußere Zeichen für das, was in uns passiert: Wem bin ich dankbar, für dieses Ereignis, für die zurückliegenden Jahre? Woher kommt meine Kraft und mein Mut für den neuen Lebensabschnitt? Oft muss ich mich selbst daran erinnern: Es lag und es liegt nicht alles in deiner Hand. Die wirklich wichtigen Dinge meines Lebens liegen bei Gott. Ein Glück! Aber Menschen sind vergesslich und auch das weiß Gott. Wahrscheinlich hat er den Israeliten, seinem auserwählten Volk, deshalb eine ganze Liste mit Festen mitgegeben. Die sollten sie tatsächlich feiern, so sagte er das ihrem Anführer Mose damals. Als regelmäßige Erinnerung an wichtige geschichtliche Ereignisse, wie den Auszug aus Ägypten am Passahfest oder den Sabbat, als regelmäßigen Tag der Ruhe und Erholung. Und als Erinnerung daran, dass auch Gott nach sechs Tagen Schöpfung ausgeruht hat. Feste gehören für Gott genauso zum prallen Leben, wie der Alltag selbst. Häufig sagt Gott in der Bibel: Freut euch - und er meint damit nicht, ihr müsst, weil ich es so will, sondern: „ihr habt allen Grund dazu". Ich sorge für euch und ich meine es gut. Wer das spürt, der kann wirklich und aus vollem Herzen feiern und leben.

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