SWR4 Abendgedanken BW

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König Adalbert III. von Ungarn beauftragte einst einen Gelehrten, die Geschichte des Landes zu schreiben. Es wurde ein für Ungarn bedeutendes Werk. Aber den Namen des Gelehrten wissen wir bis heute nicht. Denn er gab als Verfasser nur an: „Anonymus“ – der Anonyme, der Ungenannte. Ein Mann, der Großes wirkte, sich aber bescheiden hinter seinem Werk verbarg. Ungenannt und doch bekannt durch das, was er schrieb. Im Stadtpark von Budapest steht sein Denkmal. Das Gesicht verschwindet im Dunkel der über den Kopf gezogenen Kapuze. Am Sockel steht „Anonymus.“ Ein aussagekräftiges Symbol – dieser Anonymus – für so manches Gute, das Menschen in aller Stille wirken. Für mich hat das Wörtchen „anonym“ eine neue Bedeutung erhalten. Wird es ansonsten eher negativ verwendet: Wenn ich mich in der großen Masse verstecke. Wenn ich nicht Farbe bekenne oder mich ins rein Private zurückziehe. Wenn ich tue, was man halt tut. Hingegen scheint von Wert und Bedeutung das zu sein, was im öffentlichen Rampenlicht geschieht und Schlagzeilen macht. Doch ist das die ganze Wirklichkeit? Menschliches Leben und Zusammenleben gelingt dann, wenn wir im Alltag aufmerksam füreinander sind, miteinander ins Gespräch kommen, wenn wir einander vertrauen und behilflich sind, uns mitfreuen. Großes geschieht dort, wo Menschen verzeihen können, einander Mut machen und trösten, für ein menschenfreundliches Klima sorgen. Menschliches Mut machen und trösten, für ein menschenfreundliches Klima sorgen. Menschliches Leben und Zusammenleben gelingt dann, wenn wir im Alltag aufmerksam füreinander sind, miteinander ins Gespräch kommen, wenn wir einander vertrauen und behilflich sind, uns mitfreuen. Großes geschieht dort, wo Menschen verzeihen können, einander Mut machen und trösten, für ein menschenfreundliches Klima sorgen. Aber all das geschieht weithin in der Stille und bleibt zumeist „anonym“. Das Wort kommt aus dem Griechischen: „onoma“ – und bedeutet: ungenannt, namenlos, unbekannt. Doch: „Die wahre Würde des Menschen ermisst sich nicht am Flittergold betörender Erfolge, sondern an der inneren Ordnung und am guten Willen.“ Das sagte der unvergessene Papst Johannes XXIII. https://www.kirche-im-swr.de/?m=176
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