SWR4 Abendgedanken BW

SWR4 Abendgedanken BW

Guten Abend, liebe Hörerinnen und Hörer!
„Entdeck den roten Faden deines Lebens – Gottes Ruf auf der Spur“. So heißt das Leitwort für das „Jahr der Berufung“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Bei meiner Spurensuche verdichtet sich der rote Faden am Ende der Schulzeit. Als Zwanzigjähriger habe ich Abitur gemacht. Beruf, Berufung – das stand an. Doch ich ließ mich nicht gerne darauf ansprechen. Zu persönlich und intim war für mich die Frage nach dem, was ich gerne werden möchte. Irgendwie hatte ich ein Traumbild vor mir. Ob ich dieses Ziel erreichen würde?
Damals redete man noch nicht von „Jobsuche“. Beruf und Berufung lagen nahe beieinander, egal ob jemand Lehrer, Arzt, Jurist, Berufssoldat oder Pfarrer werden wollte. Eine innere Neigung war maßgebend für die Berufswahl. Wer nach einigen Semestern des Studiums gemerkt hat, dass der eingeschlagene Weg für ihn nicht der richtige sei, der hat noch einmal von vorne angefangen.
Was Berufung bedeutet, war für mich besonders wichtig, als ich mich entschlossen habe, Geistlicher zu werden. Pfarrer, die mich im Studium begleitet haben, haben mich nach meiner Berufung gefragt. Doch woher sollte ich wissen, ob ich berufen sei? Berufungsgeschichten in der Bibel wurden uns als Modell vorgestellt. Doch darin konnte ich mich nicht wieder finden. Mir war weder ein Engel erschienen noch habe ich Stimmen gehört. Alles, was da nach Berufung aussah, war weit weg von mir. Daneben aber verstärkte sich in den Jahren des Studiums und der Ausbildung die innere Gewissheit, dass der eingeschlagene Weg richtig sei. Heute, nach 40jähriger Wegstrecke in meinem Beruf, wächst die Überzeugung, dass ich nur mit Gottes Geleit den Weg zum Priestertum habe gehen können. Und das mit allen Konsequenzen, die diese Berufswahl im persönlichen Bereich kennzeichnet. Denn ich gehe meinen Lebensweg ohne Ehepartner, ohne Familie und Kinder. Trotzdem bin ich nicht zur Einsamkeit verurteilt., Viele Menschen, Männer, Frauen und Kinder sind mir zu guten Weggefährten geworden. Ohne sie hätte ich nicht gehen können, durch die Höhen und Tiefen eines solchen Berufsweges. So ist mein Beruf wirklich eine Berufung geworden, wie bei Ärzten, Pädagogen, Psychologen, Krankenpflegern, Sozialarbeitern und anderen Berufen. Man muss viel geben und man bekommt noch viel mehr zurück.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=170
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