SWR3 Worte

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In der „Birthlerbehörde", die Dokumente aus der DDR-Zeit aufbewahrt und bearbeitet, wurde ein Aktenstück gefunden mit dem Titel: „Verordnung zum Schutz des Sozialismus vor heidnischem Spuk und christlichem Mummenschanz." Tatsächlich sollte versucht werden, die Durchführung des Weihnachtsfestes zu verbieten.

Walter Ulbricht hatte erklärt, er wolle nicht länger mitansehen, „wie - Zitat - erwachsene Menschen ein grünes Kroppzeug in ihre Stube schleifen, dort mit Stanniol und Krimskrams behängen und einen Götzendienst davor tun". Dieser „unwürdige Spuk" müsse ein Ende haben.

Und Jesus, dieser - so Ulbricht - „junge Mann ohne festen Wohnsitz", habe sein Land aus egoistischen Motiven verlassen, einem solchen Republikflüchtling müsse man nicht huldigen. So wurde in der DDR ab November der Handel auf Mangelwirtschaft umgestellt, die Fortwirtschaft durfte keine Bäume fällen und in der „Operation Federvieh" wurde versucht, in Polen das „Gänsefleisch" rar zu machen.

aus: Margot Käßmann: Wenn die Dunkelheit leuchtet. Auf Weihnachten zugehen. Kreuz-Verlag, Freiburg 2010, S. 19

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