Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eine Familie zu haben kann ein Glück sein. Dazugehören, geliebt werden, angenommen sein.
Manche aber haben keine Familie oder sie haben eine und sind gar nicht glücklich. Sie machen verletzende Erfahrungen, wie Rita, die mir erzählt hat: Plötzlich nach elf Jahren ist ihr Mann ausgezogen. Ich halte das nicht mehr aus, hat er gesagt.
Oder Krankheit wird so gelebt, dass nicht nur alle mitleiden, sondern alle darunter zu leiden haben. Dann wird das Leben zu einer schweren Last für alle. 

Jesus kannte solche Konflikte in der Familie. Es wird erzählt, dass er mit seiner Mutter gar nicht zimperlich umgegangen ist. Einmal bittet sie ihn, den Leuten aus der Verlegenheit zu helfen, als der Wein ausging. Er antwortet abweisend: Was habe ich mit dir zu tun. Ich stelle mir vor, das hat ihr weh getan.
Aber Jesus war nicht einfach ein schlechter Sohn. Noch im Sterben zeigt er sich besorgt um seine Mutter. Er bittet einen Freund: Sorge du jetzt für sie.

Jesus hat erklärt, wie das für ihn ist mit der Familie:
Wer ist meine Mutter, wer sind meine Geschwister? Hat er gefragt. Und seine Antwort war: Männer und Frauen, Kinder auch, die nach Gottes Willen leben, die tun was das Gemeinsame stark macht, was dem Leben dient. Die sind meine Familie. Jesus lehnt Familie als Lebensform nicht ab. Ich vermute, es waren oft Familien, bei denen er einkehrte. Denn wer alleine lebt, wie kann der so mir nichts dir nichts eine Mahlzeit für 13 Personen zubereiten. Soviel waren es mindestens, die mit Jesus unterwegs waren.

Jesu Worte helfen mir, in eine gesunde Distanz zu kommen zur eigenen Familie. Sie weisen darauf hin: Es gibt außer Herkunft und Heirat noch eine andere Art, wie Menschen zusammengehören, und eine andere Kraft, die sie zusammenhält. Das ist die Familie, wo Gott Vater und Mutter ist. Und wo die Menschen seine Kinder sind. Da gehörst du auch hinein.

Ich kann meine Familie nicht abwählen. Sie kann mein Glück sein. Sie kann mir aber auch Kummer machen. Meist hat es von beidem. Neue Beziehungen aber finde ich durch meinen Glauben. Der sagt: du gehörst dazu, hinein in die weite Familie der Menschen, ja sogar der ganzen Schöpfung, deren Vater und Mutter wir Gott nennen. Das gibt mir Luft zum Atmen. Das lässt mich manchen Frust und manche Enttäuschung besser ertragen, ohne bitter zu werden. Ich weiß, es gibt ja noch die andere Familie.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8169
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