Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich glaub das einfach nicht! Zweifel und Bedenken machen sich in meinem Kopf oft breit. Warum sollte ich gerade diesem Menschen glauben, dass er mich liebt, jenem Shampoo, dass es meine Haare glänzender macht, dem Politiker, dass er ehrlich ist und dann noch einem Gott, den ich nicht sehen kann? Kennen Sie das auch? Wir Menschen suchen immer nach Beweisen, Bestätigungen, Sicherheit.
Bei einem physikalischen Experiment ist das kein großes Problem, aber wie kann Gott bewiesen werden? Einen echten naturwissenschaftlichen Beweis gibt es nicht. Spannend zu sehen ist aber, wie Gott Menschen begegnet, die an ihm Zweifeln, vielleicht sogar verzweifeln, aber trotzdem nach ihm fragen.
Thomas ist so einer. Er gehört zu den Jüngern von Jesus, sozusagen zum persönlichen Mitarbeiterstab. Thomas kann einfach nicht glauben, dass Jesus nach seinem Tod auferstanden und wieder lebendig sein soll. Das ist auch einfach unfassbar! Die anderen Jünger erzählen ihm zwar davon, was sie erlebt haben, aber Thomas ist das nicht genug. „Erst wenn ich die Spuren der Nägel in seinen Händen sehen und die Hand in seine Seitenwunde legen kann, dann glaube ich das. Vorher nicht!“
Ganz schön frech, was er da fordert! Aber Thomas will keine halben Sachen, er glaubt nur, was er sieht. Er zweifelt und grübelt. So wie ich und Sie das vielleicht auch oft tun. Jesus hätte eingeschnappt sein können, dass Thomas nicht an seine Auferstehung geglaubt hat. Oder zu stolz, um ihm noch ein zweites Mal ganz persönlich zu beweisen, was passiert ist. Doch er tut es trotzdem und zeigt Thomas seine Wunden. Warum? Weil er vermutlich ganz genau weiß, wie wichtig dieser sinnliche Eindruck für Thomas ist. Er hat ihn ernst genommen und in seiner ganzen Persönlichkeit respektiert: als einen Verstandesmensch mit allen seinen Zweifeln.
Jesus gibt Thomas die Gelegenheit, seine Zweifel auszuschalten, indem er auf seine ganz persönlichen Bedürfnisse eingeht. Er begegnet ihm gerade mitten in seinem Zweifel. Und er zeigt ihm deutlich: Wir dürfen zweifeln, sogar an Gott. Denn er liebt uns so sehr, dass er auch unsere Skepsis akzeptiert. Gerade der Umgang mit dem zweifelnden Thomas zeigt, wie wichtig Gott die Beziehung zu jedem Einzelnen von uns ist.
Gott gibt uns niemals auf, zweifellos.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=73
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