Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Moral ist zurück. Ohne sie, läuft anscheinend gerade gar nichts mehr in Deutschland. Ob in der Politik, in der Kultur, in der Wissenschaft oder der Religion…überall wird die Rückkehr zu Anstand, Disziplin und Rücksicht gefordert.
Viele Deutsche sind z.B. der Meinung, dass straffällig gewordene Ausländer, möglichst schnell aus unserem Land abgeschoben werden sollten. Denn wer sich nicht an die Spielregeln hält, der fliegt raus, heißt die Begründung. Das ist doch gerecht so. Prominente, die Steuern hinterziehen oder von ihrer Frau betrogen werden, sind überall auf den Titelseiten der Klatschblätter. Wir reden doch gerne über Moral….vor allem wenn sie andere und deren Schwächen betrifft.
Was wäre gewesen, frage ich mich dann manchmal…wenn Jesus genauso „gerecht“ gehandelt hätte, wie wir heute. Denn schon zu seinen Zeiten war es mit der Moral nicht so weit her. Da ist z.B. die Ehebrecherin, der er begegnet. Sie wurde beim Seitensprung ertappt, in flagranti. Da war was los! Die Zeugen schleppen die Frau mit viel Getöse zu Jesus. Sie wollen von ihm nur eins hören: Jesus soll sie schuldig sprechen, dann soll sie, wie es das Gesetz fordert, gesteinigt werden.
Das Volk fordert Gerechtigkeit, menschliche Gerechtigkeit und eine saftige Strafe zu seiner Genugtuung. Aber was tut Jesus? Er dreht den Spieß komplett um. Es ist ihm nicht wichtig, diese Frau bloßzustellen, denn sie hat längst erkannt, dass sie Fehler gemacht hat. Aber die, die sie für ihren Seitensprung verurteilen wollen, halten sich für perfekt und makellos. Ihnen hält Jesus den Spiegel vor, als er sagt: „Wer frei von Sünden ist, der soll den ersten Stein werfen“. Kein einziger wagt es. Jesus verurteilt die Frau nicht. Er bestraft sie nicht. Trotzdem begreift sie, dass sie falsch gehandelt hat.
Jesus ist nicht in diese Welt gekommen, um uns zu zeigen, wie schlecht und unfähig wir sind. Im Gegenteil, er will uns helfen, das Beste aus uns herauszuholen und uns von dem zu trennen, was uns und anderen schadet. In der Geschichte begegnet er der Frau auf eine sehr ermutigende und positive Weise. Auch uns traut er zu, dass wir unser Leben verändern können und verdammt uns nicht, für das, was bisher war. Gerade mit unseren größten Problemen und Nöten dürfen wir zu Gott kommen und ihn um Hilfe bitten. Denn eins ist sicher: Bei ihm fliegen wir nicht gleich wieder raus.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=72
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