Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das war knapp! Was wäre gewesen, wenn… nach brenzligen Situationen schwirren diese Gedanken in meinem Kopf herum. „Gott sei Dank“, sagen dann manche. Ehrlich gesagt, in Extremsituationen fehlt es mir oft an Gottvertrauen. Denn gerade wenn es hart auf hart kommt, werde ich zum Einzelkämpfer. Statt um Hilfe zu rufen, beiße ich die Zähne zusammen und will alles alleine schaffen. Ein Stoßgebet schicke ich meist erst dann los, wenn die Lage schon aussichtslos ist. Gott wirklich vertrauen, dass ist gar nicht so einfach.
Selbst den Jüngern, also den 12 Männern, die Jesus jahrelang auf seinen Reisen begleitet haben, fiel es schwer ihm zu vertrauen. Einmal gerieten sie auf einem See in ein heftiges Unwetter. Die Männer waren wirklich keine Angsthasen, aber der grünlich-schwarze Himmel über ihnen wurde immer dunkler, eisige Sturmböen peitschten ihnen ins Gesicht und die Wellen schleuderten das Boot so heftig hin und her, dass sie sich nur noch mit Mühe an Bord halten konnten. An Jesus dachte niemand. Was sollte er auch damit zu tun haben? Schließlich fand ihn ein Jünger, selig schlafend! Dass sie gerade um das nackte Überleben kämpften, schien Jesus nicht zu interessieren. Die Jünger weckten ihn; wütend, verwirrt und sicherlich auch enttäuscht. Sie schrien ihm zu: „Herr, wir gehen unter, tu doch was!“
Aber Jesus fragte nur: „Warum habt ihr solche Angst, wo ist euer Vertrauen?“ Dann sprach er etwas in Richtung Wind und Wellen und urplötzlich wurde es still. Dass Jesus sogar der Sturm und das Meer gehorchen, damit hatten die Jünger nicht gerechnet. Ein Happy End.
Trotzdem frage ich mich: „Was wäre gewesen….wenn“ die Jünger Jesus nicht geweckt hätten? Wären sie alle gestorben, oder hätte Gott noch rechtzeitig eingegriffen? Jesus hat mehr Vertrauen von ihnen gefordert, aber kann man Gott vertrauen, wenn man in Lebensgefahr ist? Vielleicht ging es den Jüngern da genau wie mir, sie kamen gar nicht auf die Idee, Jesus gleich um Hilfe zu bitten, denn die Situation erschien ihnen einfach unlösbar, eben übermenschlich.
Trotzdem war ihnen klar, dass hier nur noch einer helfen kann. Da hatten sie schon viel von Gott verstanden. Denn er gibt uns keine Garantie, dass wir vor allen Schwierigkeiten des Lebens verschont bleiben. Aber Gott hat versprochen immer bei uns zu sein und die Stürme und Wellen unseres Lebens zu beruhigen, wenn wir ihm vertrauen. Natürlich klappt das nur, wenn wir ihn auch ans Ruder lassen. An welchem Ufer unser Schiff später landen wird, bleibt dann zwar eine Überraschung, aber in einem können wir uns sicher sein: kentern lässt Gott uns nicht.
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