SWR3 Worte

SWR3 Worte

18AUG2009
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Als ich vor 35 Jahren als Seelsorger in einer Großstadt begann, hatte ich keinen Terminkalender. Die festliegenden Daten hatte ich im Kopf. Den ersten Terminkalender habe ich Jahre später bekommen. Inzwischen hat er für jeden von uns einen hohen Stellenwert. Mindestens einen Monat im Voraus stellen wir uns unsere Zeit mit Terminen zu. So gewöhnen wir uns an, Termine wahrzunehmen, und außer Terminen nehmen wir fast nichts mehr wahr: nicht die traurigen Augen einer Mitarbeiterin; nicht das leichte Zögern in der Stimme eines Kranken, das uns sagen könnte, dass das Eigentliche noch gar nicht ausgesprochen ist; nicht den Jungen, der ein wenig abseits steht, weil er sich nicht traut. Wir sind ständig in Betrieb. Was richten wir damit aus – oder besser: Was richten wir an? Bei den Menschen, die uns begegnen? Und bei uns selbst?

Bischof Franz Kamphaus „Termine“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6613
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