Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Manchmal sind es die scheinbaren Nebensächlichkeiten, die hängen bleiben. Bei einem Geschäftstermin entdeckte ich einen Text. Er stand hinter dem Besprechungstisch auf einem Flip-Chart, also diese Metall-Tafeln, auf denen die Ergebnisse eines Gesprächs festgehalten werden können. Das Gespräch hatte kein Ergebnis, oder zumindest kein gutes für mich. Dafür schrieb ich mir aber den Text ab. Er ist von Ivan Svitak, einem tschechischen Philosophen. Der Text heißt die Botschaft und geht so:
Sei ein Mensch
liebe
Vermehre die Freiheit
Begreife
Tu was Du willst,
Fürchte Dich nicht
Geh vorwärts
Denke
Sei glücklich
Du wirst sterben
Also lebe


Ich mag diesen Text. Weil er so knapp und gleichzeitig eine so umfassende Mahnung zum bewussten und guten Leben ist.
„Sei ein Mensch“, sei menschlich heißt das für mich, geh gutmütig mit Dir selbst und den Anderen um.
„Liebe!“ – puh, nicht mehr und nicht weniger, dieses kleine große Wort. Die Welt mit anderen Augen sehen. Mit liebenden Augen. Das ist leicht und schwer. Nicht verklärt, sondern klar sehen, so sehen wie sie sind, die Dinge und die Menschen. Und sie damit auch ein Stück weit „begreifen“. Wenn Herz und Verstand zusammen kommen. Sich einfühlen, einfinden in Andere und Anderes um zu verstehen. Verstehen und lieben hängen eng miteinander zusammen.
(Vermehre die Freiheit – ja, klar und gern, aber nicht nur die eigene, sondern auch die der anderen.)
„Tu was Du willst“ – gefährlich! Denn Egoisten gibt’s schon genug. Aber es ist schon auch wichtig erst mal rauszufinden was ich denn will. Und es dann auch zu tun, so zu tun dass es für mich selbst, aber auch für die Anderen passt...
„Fürchte Dich nicht“ oh ja, ein wunderbarer Satz, ein Schlüsselsatz der Christen eigentlich. Denn mit einem solchen Gott wie Jesus von Nazareth ihn der Welt gezeigt hat müsste ich mich als Christ eigentlich vor nichts und niemandem mehr fürchten.
„Geh vorwärts“, jawoll geh voran, entwickle Dich, tu was, aber „denke“ auch, damit Du nicht in die falsche Richtung gehst.
„Sei glücklich“, ja danke, aber als Imperativ, als Befehl geht das nicht, nur als ständiger, manchmal mutiger, manchmal verzweifelter Versuch nicht aufzugeben und verwöhnt oder verbittert zu werden.
Denn „Du wirst sterben – also lebe!“
(Dem ist nichts hinzuzufügen.)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6338
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