SWR1 3vor8

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11. Sonntag im Jahreskreis (B)

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – sagt man und hört es auch oft. Aber entspricht das wirklich der Einstellung vieler? Wenn ich mich so umschaue, dann fällt mir oft etwas anderes auf: Nicht wenige junge Leute sind unmotiviert und gelangweilt, ohne Perspektiven und Ziele. Und immer auf der Suche, wo irgend etwas los ist, was Spaß macht und ablenkt. Erwachsene und alte Leute erlebe ich des öfteren unzufrieden und ständig am Jammern. Das hört und sieht sich oft so negativ an und eher hoffnungslos. Da scheint so manche Hoffnung bereits gestorben zu sein. Vielleicht hat sich manch einer übertriebene Hoffnungen gemacht – im Blick auf das große Glück, das schnelle Geld oder den Traumberuf. Vielleicht resignieren junge Leute auch deshalb, weil sie nach hundert Bewerbungen immer noch keine Stelle bekommen haben. Oder ist jemand von seiner Lebenssituation enttäuscht. Vielleicht ist Hoffnung ein zu erhabenes Wort, oft verbunden mit hohen Erwartungen und um so bittereren Enttäuschungen. Solche Erfahrungen sind nicht neu. Vor 2000 Jahren musste der Apostel Paulus Menschen in seiner Gemeinde in Korinth Mut machen. Weil sie sich im eigenen Leben fremd gefühlt haben, innerlich heimatlos . Weil sie sich gesehnt haben nach besseren und schöneren Zeiten. Und Paulus hat ihnen Mut gemacht. Nicht mit dem großen Wort „Hoffnung“, sondern mit einer kleineren Münze. Realistisch optimistisch sagt er: „Trotz allem sind wir zuversichtlich.“ Heute ist von dieser „Zuversicht“ in den katholischen Gottesdiensten zu hören. Paulus sagt das, weil er davon überzeugt ist, dass Gott durch alle Höhen und Tiefen hindurch zu uns steht und uns gut will. Das heißt für mich: Wenn ich es schaffe zuversichtlich zu sein, dann möchte ich - auch wenn es schwer fällt – nicht aufgeben, sondern mich immer wieder aufraffen und neu anfangen: in Zielen, die ich mir gesteckt habe: beruflich oder für den Ruhestand. Zuversicht bekomme ich, wenn ich spüre, dass ich begleitet werde, dass ich angenommen bin – von der Partnerin, vom Freund, vom eigenen Chef. Dann habe ich auch andere im Blick, die mich brauchen. Und Zuversicht hat für mich zu tun mit Sehnsucht. Ich sehe am Horizont Schöneres, Größeres. Ich sehne mich nach Leben und Liebe, nach Unverfälschtem und Ursprünglichem. Eine Sehnsucht, die irgendwie nicht gestillt wird. Ich möchte mich in all der ungestillten Sehnsucht mit Gott einlassen. Und ihm vertrauen, dass er sie einmal für immer stillt – in seiner neuen Welt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6129
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