SWR3 Worte

SWR3 Worte

… Bei einer (Polonäse im Freien) gelang es mir, meine etwa gleichaltrige Dame zu verlieren. Da entwich ich von den Menschen in die warme, wunderbare Sternennacht ganz allein. Das Erlebnis einer solchen (Sommer-)Nacht kann man in Worten nicht wiedergeben, wohl aber den Gedanken, der mir aufstieg, als das Erlebnis abklang.
In der unaussprechbaren Herrlichkeit des Sternhimmels war irgendwie Gott gegenwärtig. Zugleich aber wusste ich, dass die Sterne Gaskugeln sind, aus Atomen bestehend, die den Gesetzen der Physik genügen. Die Spannung zwischen diesen beiden Wahrheiten kann nicht unauflöslich sein. Wie aber kann man sie lösen? Wäre es möglich, auch in den Gesetzen der Physik einen Abglanz Gottes zu finden?

Carl Friedrich von Weizsäcker: Sternenhimmel

zitiert aus: Süddeutsche Zeitung, 30.4.2007 –
dort zitiert: "Philosophie in Selbstdarstellungen II" - 1975

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