SWR3 Worte

SWR3 Worte

Einmal in einer Nacht voller Blütenduft und Sternengeflimmer,
ging der kleine Nachtwächter mit seiner Laterne am Rande der Wiesen entlang.
Da sah er plötzlich, genau vor seinem rechten Fuß,
ein vierblättriges Kleeblatt.
„Oh“, sagte er erfreut.
Und pflückte es ab.
Weil ein vierblättriges Kleeblatt Glück bringt, beschloss er,
die Leute zu wecken.
Denn das Glück ist schöner, wenn man es mit anderen teilt.
„Steht auf!“ rief er. „Ich habe ein vierblättriges Kleeblatt gefunden!“
Da kamen die Leute zu ihm heraus.
Die Blumenfrau, der Dichter, der Drehorgelmann,
das Luftballonmädchen und der Bauer.
Sie setzten sich vor ihre Häuser und hielten Ausschau nach dem Glück.
Sie ließen die Blicke wandern und lauschten in die Nacht.
Ganz in der Nähe geigte eine Grille, und der sanfte Nachtwind pflückte Blütenflocken von den Bäumen und ließ sie über die Dächer rieseln...
Die Leute waren ganz still...
„Wann kommt endlich das Glück?“ fragte da plötzlich das Ballonmädchen.
„Pst“, antwortete der Nachtwächter und legte den Finger auf den Mund.
„Es ist längst da. Die ganze Nacht ist angefüllt mit Glück.
Spürt ihr es denn nicht?“

Gina Ruck Pauquet

(Wenn der Mond auf dem Dach sitzt, Gina Rauck-Pauquet, Recklinghausen 1968)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3999
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