SWR1 3vor8

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Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr A

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ – Dieser Satz aus dem Johannes Evangelium wird heute in den katholischen Gottesdiensten gelesen. Ein Text mit einer schweren, verhängnisvollen Hypothek. Die Christenheit hat sich geradezu eingeschworen auf die Vorstellung: Der Tod Jesu war ein Sühne-Tod, ein Opfer-Tod. Am Kreuz hat Jesus seinem Gott gegenüber alles wieder gut gemacht, worin die Menschheit untreu und schuldig geworden ist. Eine grausame Vorstellung. Da darf man schon fragen: Wie konnte Gott von seinem geliebten Sohn diesen entsetzlichen Tod verlangen? Schon der Gedanke daran ist sadistisch. Welche Genugtuung könnte er dabei empfinden? Viele lässt das an Gott zweifeln, erst recht an einem Gott der Liebe. Wäre die Vergebung erst durch den Sühne- und Opfertod Jesu am Kreuz bewirkt worden – dann wäre alles umsonst und ohne Bedeutung gewesen, was Jesus an Gutem gesagt und getan hat. Nein. Ich bin davon überzeugt: Gott konnte diesen Tod nicht gewollt haben. Und Jesus hat ihn auch nicht gesucht. Er ging seinen Weg der Liebe und der Leidenschaft für Gott und für die Menschen bis zur letzten Konsequenz, bis zum Tod am Kreuz. Dahin wurde er reingezwungen – weil die religiöse und die politische Elite seine Botschaft von Gott nicht verstanden hat oder nicht verstehen wollte. Und was ist das für ein Bild, das Jesus von Gott zeichnet? – Mit geradezu revolutionärer Kühnheit macht er Schluß mit dem gängigen Gottesbild, nach dem Gott liebt und gütig ist und dann wieder zürnt und straft und richtet. Jesus erkannte – so verstehe ich die Evangelien – dass die Menschheit auf Dauer mit diesem zwiespältigen, doppeldeutigen Gott nicht selig werden kann. Der Gott, den Jesus meint, möchte Erkenntnis und Liebe, aber er verlangt keine Opfer. (Hosea 6,6) In Jesu Gottesbild ist nichts mehr, was bedroht, was Angst einjagt und Schrecken verbreitet. Für Jesus ist Gott eindeutig und bedingungslos Liebe, Liebe ohne Schatten. Das hat er selbst erfahren. Das hat er gelebt in dem, was er gesagt und getan hat und wie er mit den Menschen umgegangen ist. Und das bis in seinen Tod hinein. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3718
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