SWR4 Abendgedanken BW

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Was haben wir Älteren weiterzugeben, wenn wir den nachfolgenden Generationen die Hand reichen, im 'Bund der Generationen'? Das ist wohl einiges an Wert, nicht umsonst spricht man von der kommenden als der "Generation der Erben". Wir hinterlassen unseren Kindern wohl vieles, von dem sie leben können, aber auch so manche "Altlast":
Viele von uns Älteren verstehen zu einseitig, dass nur durch materiellen Wohlstand 'gutes Leben' möglich sei. Was nichts kostet, ist nichts wert. Und umgekehrt: Wer sich was leisten kann, der lebt gut!
Gern haben wir angenommen, dass für wachsenden Wohlstand Luft und Wasser umsonst, also 'kostenlos', verbraucht werden. Wir haben nicht groß protestiert, weil wir ja alle etwas davon hatten.
Jetzt werden Wohlstand oder auch Luft und Wasser ein knappes Gut, für die nachfolgenden Generationen.
Diese aber müssen Fehler und Sünden der vorangegangenen 'ausbaden'. Der Prophet Jeremia beschreibt das mit einem Bild: "Die Väter haben saure Trauben gegessen, und den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden" (Jer. 31,29). Zum Glück geht der Bibeltext noch weiter: Gott verspricht den Vätern damals und uns heute (und selbstverständlich auch den Müttern) "einen neuen Bund". Den will er in ihr Herz und ihren Sinn schreiben. Ob wir uns zu diesem "neuen Bund" anregen lassen, einem 'neuen Bund der Generationen'? Und auch zu einer anderen Weise, mit unseren 'Altlasten' umzugehen?
Wie das aussehen kann, hat mir neulich ein Bekannter klar gemacht:
Beim Eintritt in den Ruhestand hat er in seiner Abschiedsrede gemeint:
"Jetzt, wo wir 'alles' haben: Haus, (große oder kleine) berufliche Karriere, die Kinder sind nicht mehr finanziell von uns abhängig, jetzt also haben wir doch nichts mehr zu verlieren. Wir können ohne große Rücksichten zu nehmen für eine gerechtere Politik eintreten und unsere 'Altlasten' aufarbeiten."
Ich hoffe darum auch auf einen neuen "Bund der Generationen": Wir Älteren können vielleicht lernen, den jüngeren vorzuleben, dass 'gutes Leben' nicht automatisch 'mehr haben' bedeutet und auch Verantwortung für nachfolgende Generationen einschließt.
Wir können unseren Lebensstil gelassen vereinfachen. Beim renovieren vom "Häusle" können wir auf 'Nachhaltigkeit' sehen und beim Autokauf vor allem auf die Umweltfreundlichkeit.
Und gerade wir Älteren müssten es nicht mit dem bitteren Gesicht des Verzichts tun können, sondern mit der gewissen - ja - "Leichtigkeit des Seins", weil 'der neue Bund' doch in unser Herz und Sinn geschrieben ist ...
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3532
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