Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Von Ostern, von der Auferweckung Jesu gibt es leider kein Video. Keinen Handyfilm für das Internet. Und trotzdem verbreitet sich die Geschichte vom leeren Grab rasend schnell. Sie zieht Kreise, weil sich dieser Jesus sehen lässt. Er ist, wenige Tage nach seinem Tod, sichtbar für die Menschen: Die Frauen treffen ihn am leeren Grab, zwei Jünger gehen mit ihm spazieren, er isst mit seinen Freunden.
Jesus lässt sich sehen. Und ‚Sehen’ heißt hier: mit den Augen sehen – und mit dem Herzen erkennen. Den anderen sehen, ihn mit neuen Augen sehen, das erfahre ich, wenn ich jemanden liebe. Die Ostertexte lassen sich deshalb auch als eine Art Liebesgeschichte lesen. Nicht von ungefähr erzählt das Johannesevangelium: Einmal sitzt Jesus nach der Auferweckung mit seinen Freunden beim Essen. Und er fragt Simon Petrus: „Simon, liebst du mich?“ Der antwortet: „Selbstverständlich“. Aber Jesus lässt nicht locker und fragt ein zweites und drittes Mal: „Simon, liebst du mich?“ Und der sagt immer wieder: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Da sagt Jesus zu ihm: „Folge mir nach!“ (Joh 21,15-19)
Hier wird ganz deutlich, dass die Ostergeschichten auch Liebesgeschichten sind. Und was heißt das?
Zunächst einmal: Liebe macht Menschen lebendig. Und genau das passiert auch an Ostern. Jesus hatte Gott zeit seines Lebens als liebenden Gott verkündigt. Und Gott macht Jesus jetzt lebendig, weil er liebt. Ich glaube, dass Jesus deshalb von Petrus so eindringlich wissen will, ob er ihn liebt. Weil die Liebe lebendig macht.
Die Auferstehungsgeschichte erzählt aber auch: Liebe fordert Konsequenzen. Wer liebt, der handelt auch entsprechend. Deshalb sagt Jesus: „Folge mir nach.“ Und das heißt: Lebe in meinem Sinn, lebe Gerechtigkeit, lebe ein Leben, dass nicht vor dem Tod kapituliert.
Von Ostern gibt es kein Video. Aber wenn heute Menschen so handeln, wie Jesu gehandelt hat, sich für andere einsetzen, für Gerechtigkeit kämpfen, dann sind das Bilder von der Auferstehung – davon lassen sich viele Filme drehen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3365
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