Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Warum um Himmels willen machen die beiden das? Ist es gedankenlos, oder boshafte Absicht? Oder macht es uns Spaß, andere unter Druck zu setzen?
Die zwei spielen nur kleine Rollen in der Geschichte, die an diesem Gründonnerstag vor fast 2000 Jahren passiert ist und die sich seither millionenfach wiederholt hat:
Jesus ist verhaftet und abgeführt worden. Petrus, einer seiner Jünger folgt, von weitem. Draußen, im Hof vor dem Gebäude, in dem sie Jesus verhören, setzt er sich ganz unauffällig an ein Feuer, das die niederen Chargen angezündet haben.
Und da kommen die zwei und setzen Petrus ganz schnell unter Druck:
Da sah ihn eine Magd am Feuer sitzen, sah ihn genau an und sprach: Dieser war auch mit ihm. Er aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. Und nach einer kleinen Weile sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von denen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht. (Lk 22,56ff)
Warum machen die beiden das? Petrus hat ihnen persönlich nichts getan. Macht es einfach Spaß, andere unter Druck zu setzen? Wahrscheinlich, weil es das Gefühl von Macht geben kann, wenn man die Angst des anderen spürt. Verräterisch ist, was der Mann am Feuer sagt: Du bist auch einer „von denen“. Damit sagt er zugleich: Ich gehöre zu den Guten, zu denen, die Macht haben.
Er ist zwar eine kleine Nummer, aber er wächst, weil er das Gefühl hat, dazu zu gehören. Und wer sich am Drücker fühlt, der macht auch gern Druck. Spürt in sich die Lizenz zum verpetzen und denunzieren. Vielleicht sogar die Pflicht. Dass er damit einen anderen Menschen unter Druck setzt, beschädigt, verletzt vielleicht sogar ans Messer liefert. Das spielt keine Rolle. Er spielt seine Rolle im Apparat. Im System. Ohne groß zu denken. Er kommt sich wichtig und gut vor, weil er dem, der nicht dazugehört, Böses antut.
Ganz banal ist das Böse oft. Es ist nichts Großes, was die beiden machen. Ein bisschen verdächtigen, ein bisschen streng gucken, bohren. Gerade mit den Kleinigkeiten des Alltags können wir böse Wirkung erzielen.
Und was wäre gut in so einer Situation? Die beiden müssten bloß still sein.
Das Gute ist manchmal genauso einfach, wie das Böse banal ist. Still sein. Man muss doch nicht die, die eh schon unter Druck stehen, auch noch bedrängen. Sie könnten den Petrus einfach am Feuer sitzen lassen. Das wäre gut.

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