SWR3 Gedanken

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20OKT2020
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„Niemand möchte von zuhause weg.“ Mike Ehrmantraut, der ehemalige Cop, sagt das in der amerikanischen Serie „Better Call Saul“. Die Tage habe ich sie mal wieder geschaut. Mike sagt den Satz auf der Suche nach einer Familie: „Niemand möchte von zuhause weg.“

Daran musste ich denken, als Moria gebrannt hat. Das Lager auf Lesbos. Im neu errichteten Lager sind noch immer tausende Menschen. Noch immer auf viel zu wenig Fläche, ohne medizinische Versorgung, ohne warmes Wasser, ohne ausreichende Nahrung. Warum? Denn: „Niemand möchte doch einfach so von zuhause weg.“ Da ist die Familie, da sind die Freunde. Da ist Heimat, zuhause einfach. Das gibt Halt. Man kann sich gegenseitig unterstützen. Zusammen lachen und weinen.

„Niemand möchte von zuhause weg.“ Und trotzdem machen sich so viele auf den Weg. Verlassen ihre Heimat. Familie. Freunde. Weil alles besser ist als ihr Zuhause. Weil es dort Bomben hagelt. Weil sie mit dem Tod bedroht werden oder die Dürre alles dahinrafft.

So brechen viele auf. Wollen einfach nur ein Leben ohne Krieg, ohne Todesangst, ohne Unterdrückung, ohne Hunger oder Durst. „Niemand möchte von zuhause weg.“ Es sei denn, zuhause ist Leben nicht möglich.

Ich glaube an einen Gott, der das Leben schenkt. Und der will, dass Menschen leben. Deswegen frage ich mich: Wie können wir Menschen das hinbekommen, dass ein Leben ohne Krieg und Entbehrung für alle normal ist?

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