SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

28SEP2020
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Ich spreche im Religionsunterricht mit der Abschlussklasse über Entscheidungen. Denn zum Ende der Schulzeit stehen davon eine Menge an. Wir gehen dabei verschiedene Strategien durch, wie man sich gut entscheiden kann, und die Jugendlichen überlegen, was sie selbst schon ausprobiert haben.

Ich kann zum Beispiel spontan entscheiden und auf mein Bauchgefühl hören. Das klappt bei manchen Menschen gut.

Wem das zu intuitiv ist, dem hilft vielleicht das Rezept vom „80. Geburtstag“ weiter. Dabei stellt man sich vor: Ich feiere meinen 80. Geburtstag und ein Gast hält eine Rede über mein Leben. Darüber, was ich wann, wie entschieden habe. Wann würde ich da feuchte Augen bekommen? Weil es um ein schönes Erlebnis geht oder weil ich etwas verpasst habe? Was ich in so einer Rede über mein Leben hören möchte, das sollte ich dann auch so entscheiden.

Ein anderes Rezept, das bei mir selbst gut funktioniert, ist der „Telefon-Joker“: Ich spreche mit Freunden über eine anstehende Entscheidung oder mit jemandem, der sich mit dem Thema gut auskennt. Mit dem, was ich da zu hören bekomme, sehe ich klarer und kann dann besser wählen. Und manchmal ist Gott für mich sowas wie ein Telefon-Joker. Wenn ich eine Entscheidung mit ins Gebet nehme und schaue, wie sich das anfühlt. Die Frage, auf welche neue Arbeitsstelle ich mich bewerben soll, habe ich zum Beispiel lange im Gebet mit mir rumgetragen. Und dann irgendwann gewusst, was der nächste Schritt ist.

Entscheidungen prägen unseren Alltag. Wir alle müssen uns ja ständig entscheiden. Und wenn es nur die kleine Frage ist: „Welches Dressing zum Salat?“. Aber es gibt auch die großen Entscheidungen, wenn es um Beziehungen, Familie oder Beruf geht. Da hilft es, wenn ich weiß, was mir wichtig im Leben ist. Habe ich sowas, wie ein Lebensziel? Wie sieht es aus? Will ich zum Beispiel eine große und bunte Familie, so dass immer was los ist? Will ich Karriere machen und beruflich ganz viel erreichen? Oder will ich einfach das Glück genießen, wenn es da ist?

Es ist gut, wenn in meinen Entscheidungen dieses Ziel durchschimmert. Denn dann weiß ich, ich bin auf der richtigen Spur. Und das wünsche ich mir nicht nur für meine Schülerinnen und Schüler, sondern für uns alle.

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